Von der Mozartstadt zum Dorfklub
Als im September 2006 fünf Spieler der Salzburg Bulls den Verein verließen und in Kirchdorf anheuerten, stellte das doch für viele eine kleine Überraschung dar. Ein Dorfverein als Alternative zu Salzburg? Neben Quarterback Andreas Diwald und Runningback Lukas Miribung (beide am aktuellen 45-Mann-Roster des Nationalteams), gingen auch die Linebacker Tobias Khilan und Johannes Geser, sowie Wide Receiver Max Seitner zu den Bayern. Seitner ist im aktuellen Aufgebot der Wildcats allerdings nicht mehr zu finden. Samir Farghali, der es vom 75-Mann Roster des österreichischen Nationalteams knapp nicht in die 45-Mann-EM-Equipe schaffte, verrichtet sein Tagwerk schon länger als bavarische Wildkatze.

Der Traditionsverein hat neben einem schönen Sportplatz, einen bekannt guten Coaching Staff vorzuweisen. Zusätzlich wird die Förderung des Nachwuchses dort ernst genommen. Die Belohnung wurde heuer eingefahren mit dem Gewinn der bayrischen Meisterschaft beim Jugend Football.

Das erste Jahr in Kirchdorf
Die Ambitionen der neuen Spieler und des bayrischen Vereins vor dem Jahr waren sehr hoch. Der erstmalige Aufstieg in die German Football League (GFL) war das erklärte Ziel. In den ersten drei Spielen blieb man auch unbesiegt (zwei Siege, ein Unentschieden), gewann aber seit dem nur mehr zwei Spiele bei fünf Niederlagen. Am Wochenende verlor man das Heimspiel gegen die Munich Cowboys mit 13:27, womit der Zug Richtung Titelgewinn und Aufstieg endgültig abgefahren ist. Erneut spielten Österreicher dabei eine Hauptrolle, denn beide Touchdowns erzielten Austro-Legionäre (Diwald & Farghali). Kein Einzelfall, die Alpennländer zählen offensiv wie defensiv zu den Schlüsselspielern des Cat-Clubs.

Viele Verletzungen von Startern und Sperren konnten im Laufe der Meisterschaft nicht mehr kompensiert werden. Auch Lukas Miribung musste zwei Spiele nach einem Late Hit aussetzen. Trotzdem fällt die persönliche Bilanz der ehemaligen Stiere positiv aus.

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Beide Spieler sind froh diesen Schritt getan zu haben. Für ihre Weiterentwicklung als Spieler hat es auf alle Fälle gut getan. Nach eigenem Empfinden hat sich Backup Nationalteam Quarterback Andreas Diwald im Bereich ‚decision making‘ sowie Spielverständnis verbessert. Was hier zu erwähnen wäre, dass die Wildcats über einen guten und erfahrenen Coaching Staff verfügen, der von Headcoach Jürgen Roßmanith geleitet wird. Roßmanith besitzt einen enorm guten Ruf als Offensive Line Coach und hat auch GFL-Erfahrung.

Kirchdorf Wildcats vs. Munich Cowboys
Touchdown-Pass von Andreas Diwald auf Samir Farghali

Vorfreude nach der Niederlage
Das bisherige Karrierehighlight für beide Spieler wird die EM in Kärnten und Wien sein, die sehr gut vorbereitet und topfit wirken. Beide Spieler sind Leistungsträger. Miribung bekam fast alle carries im letzten Spiel vor der EM gegen die Munich Cowboys. Ein Touchdown und 120 Yards waren die Ausbeute und eine erkleckliche Anzahl erlaufener First Downs. Einzig ein Fumble im ersten Ballbesitz des Spiels ist als Schönheitsfehler einer ansonsten sehr starken Leistung anzuführen. Andreas Diwald hatte am Samstag einen langen Touchdown Pass auf Samir Farghali, brachte aber in Summe weniger als 50 Prozent seiner Pässe an den Mann. Häufig waren es jedoch die Receiver, die das Ei fallen ließen. Auf der Position fehlen den Bayern noch Österreicher.

Rückkehr nach Salzburg ist offen
Ein Comeback bei den Bulls ist offen, oder wie es die Spieler im O-Ton ausgedrückt haben: ‚Sag niemals nie‘. Aus den beiden Alternativen, in Kirchdorf zu bleiben oder nach Salzburg zurückkehren, die richtige zu wählen, ist nicht ganz einfach. Ein Kriterium wird der Faktor Zeit sein. In Süddeutschland zu spielen bedeutet auch einen höheren zeitlichen Aufwand. Das spricht für Salzburg. Ein zweiter wichtiger Punkt wird sein, ob die Bulls sich im Bereich Coaching besser aufstellen können und ihr Ziel AFL nicht nur in der grauen Theorie besprechen, sondern auch in die Praxis umsetzen wollen. Bislang führte man bei den Bulls einen Eiertanz diesbezüglich auf, der auch schlußendlich für das Fremdgehen der Spieler maßgeblich verantwortlich war.

Die Entscheidung wird aber definitiv erst nach dem letzten Spiel am 8. September bekannt gegeben. Man wird sich also noch in Geduld üben müssen, ob es ein Comeback bei den Bulls geben wird und viel wird davon abhängen wie sich die Mozartstädter 2008 aufstellen werden. Die Zeit des Erträumens von Möglichkeiten ist definitiv abgelaufen. Bulls-Boss Alexander Narobe wird schon ein nachhaltiges Konzept bei der Hand haben müssen um ’seine Buben‘ zurück in den Stall holen zu können.

Die Wildcats-Saison bisher:
28. April @ Aschaffenburg Stallions 15:32 won
06. Mai @ Hanau Hornets 0:51 won
12. Mai vs. Wiesbaden Phantoms 33:33 tie
20. Mai @ Munich Cowboys 20:13 lost
26. Mai vs. Königsbrunn Ants 20:22 lost
02. Juni @ Plattling Black Hawks 26:34 won
16. Juni vs. Franken Knights 7:35 lost
21. Juli vs. Hanau Hornets 37:10 won
28. Juli @ Wiesbaden Phantoms 27:6 lost
04. August vs. Munich Cowboys 13:27 lost

Noch zu spielen:
12. August @ Königsbrunn Ants
25. August vs. Plattling Black Hawks
02. September @ Franken Knights
08. September vs. Aschaffenburg Stallions

Text: Wagner/Reiterer
Fotos/Video: Wagner

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