PRE GAME:
Im Duell der Rekordmeister geht es heute um den Einzug in die Austria Bowl. Mit Aleksandar Milanovic (out) und Valentin Gruber angeschlagen haben die Vikings Verletzungspech in der O-Line, was dazu führen, wird dass Roman Meklau in beiden Lines (also durch-) spielen wird. Außerdem ist Tony Hunt nicht mehr im Lande, was die Rückkehr von Fan-Favorit Josiah Cravalho ins Wiener Backfield bedeutet. Bei den Grazern ist das Team unverändert, Chris Gunn, der AFL-Leader in Offense, wird versuchen den ersten Giants-Sieg auf der Hohen Warte seit 2008 zu orchestrieren.
1st QUARTER:
Und damit begann er gleich beim ersten Drive fleißig: Durch Laufspiel über Charles McCrea und präzisem Kurpassspiel versuchte Gunn sofort dem Druck der Vikings-Defense einen Riegel vorzuschieben, aber ein toller tackle for loss von Brandon Collier führte zu einem 3rd and 17, das Gunn nicht verwerten konnte. Der folgende 49 Yards FG-Versuch von Raimund Winkler war aber zu kurz. Die Vikings setzten daraufhin auf FB Florian Hiess als ihren primären Ballträger, erreichten aber kein First Down und mussten punten. Auch im nächsten Drive der Grazer schien das Kernduell Collier gegen Gunn zu sein, und Gunn tat sich anfangs zwar schwer einen Rhythmus zu finden, ging dann aber auf medium distance Pässe, und bewegte die Offense plötzlich problemlos über das Feld: Armando Ponce de Leon fing den ersten TD (35 Yards) des Spiels zum 7:0 für die Grazer – auch dank eines großartigen Blocks von Wolfrum Hofbauer an Daniel Auböck. Dank eines kurzen Kickoffs von Winkler, starteten die Vikings daraufhin bereits im Territorium der Grazer. Das Laufspiel über Hiess kam und kam nicht in die Gänge, was Christoph Gross dazu verlockte, mehr zu passen – und hin und wieder auch zu scramblen, was immer für Herzklopfen sorgt. Er improvisierte damit einen Drive, der die Vikings zumindest in FG-Range brachte, aber Peter Krambergers Versuch aus 40 Yards ging rechts daneben. Gunn kehrte daraufhin zum Mittelpassspiel zurück, aber die Vikings Secondary stellte sich schnell um, und gute Coverage führte zum three and out.
2nd QUARTER:
Gross traute sich daraufhin nicht wirklich die gute Giants Secondary zu testen, was – ohne Laufspiel – zu mehr Improvisation und Scrambles führte. Alles in allem wirkte die Vikings Offense noch sehr unrund und inkonsistent zu dem Zeitpunkt, und die Wiener mussten punten. Die Giants setzten daraufhin auf Lauf und Kurzpassspiel, da der mittellange und lange Pass sowohl schlecht kommuniziert wird intern (Routen sind nicht abgestimmt z.B.) als auch gut verteidigt wird von den Vikings. Aber Gunn kann in der Defensivschlacht nicht jedes 3rd and long im Alleingang entscheiden: Punt der Grazer, und die Wiener antworteten plötzlich mit einer deep bomb von Chauncey Calhoun auf Valentin Schulz, der an der 1 zu Boden geht. Josiah Cravalho brachte den Ausgleich zum 7:7, und die Vikings rüttelten sich gehörig wach. Die Giants bleiben daraufhin beim Lauf und Kurzpassspiel, und es war plötzlich ihre Offense die träge wirkte. Ohne erreichtem First Down mussten sie punten: Die Vikings schienen immer die Kontrolle über das Spiel zu übernehmen, tricksten sich aber etwas selbst aus als Chauncey Calhoun incomplete warf bei 3rd Down. Die Giants spürten den Druck, den Spielfluss wieder zu ihrem Gunsten lenken zu müssen, und bemühten sich, Abwechslung in ihr Playcalling zu bringen, aber es gab kaum Vorwärtskommen gegen die druckvolle Vikings Defense. Die Vikings blieben auch bei der Abwechslung, wir sahen Shovel Passes und mehr Gross-Scrambles, und es war ein durch schöne Fakes von Gross und Cravalho ermöglichter Sweep von Stefan Holzinger, der den TD aus 20 Yards erlief: 13:7 für die Vikings nach einer incomplete 2-Point-Conversion. Die Giants kamen dann mit der Aufgabe, auch einen tiefen Ball zu finden, noch nicht zurecht, aber eine Pass Interference von Daniel Auböck gab ihnen den Ball in der gegnerischen Häfte, mit 22 Sekunden auf der Uhr. Aber die bereits erwähnten Abstimmungsprobleme zwischen Gunn und seinen WRs, sowie die enge Coverage der Wikinger erzwangen einen punktelosen Drive, weil die Giants an der gegnerischen 16 mit 6 Sekunden auf der Uhr noch erfolglos ausspielten, anstatt das FG zu kicken.
HALFTIME:
Das 13:7 ist verdient und spiegelt wieder, welches Team sich besser um- und einstellen konnte. In einem großartigen Schlagabstauch der Coordinators sahen wir konstant strategische Shifts und Überraschungen, die den Gegner ständig zum Mitdenken zwangen. Dank der großartigen Defenses, die hier am Feld stehen, kam keine der beiden Offenses zu einem sonderlich beachtenswerten Spielfluss, aber das Resultat erklärt sich vor allem aus zwei Blickwinklen: Die Giants blieben eine Spur träger in ihrem Playcalling, und ihre O-Line schien in Hälfte eins athletisch nicht mithalten zu können. Sollten sie diese zwei Aspekte noch durch schematische Kniffe in den Griff kriegen, ist der Rückstand hier nicht erwähnenswert. Das Spiel ist immer noch mehr als offen. Aber wenn die Giants ihre üblichen Probleme in der zweiten Hälfte haben, wird Gunn zaubern müssen, um die Grazer hier im Spiel zu halten.


3rd QUARTER:
Die Vikings machten mit dem ersten Play – einem Shovel Pass for no gain – klar, dass die unberechenbar bleiben wollen, aber die Giants Defense kam auch frisch und wach aus der Kabine, und setzte mehr Pressure aus der Box dagegen. Einen Punt später hatten Gunn den Ball at midfield und fand aber immer noch keine saubere Abstimmung mit seinen Receivern: Wiederum 3rd and long, wieder muss Gunn zaubern, wieder hält die Vikings D. Die Vikings packten daraufhin ihren letzten TD-Spielzug aus: Der Sweep über Holzinger (diesmal über links) ging 40 Yards weit, bevor er unachtsam den Ball fumblete: Giants‘ Ball. Das Momentum des Turnovers nahm Gunn sofort mit schönen First Down Pässen auf McCrea, Ponce de Leon und Maximilian Herdey (sein Lieblingstarget bei 3rd Downs) auf, auch wenn er meist eben den besagten dritten Versuch brauchte, da die Abstimmung noch immer nicht für einen flüssigen offensiven Spielfluss reichte. Super Coverage von Peter Tutsch, der das ganze Spiel über dominant spielte, erzwang aber ein 4th Down deep in Vikings territory, und das folgende 4th and 13 konnte Gunn zwar kurz an Herdey anbringen, aber der schaffte nicht die nötigen Yards nicht erreichen: Turnover on Downs. Die Vikings griffen weiter in ihre Trickkiste (Wildcat mit Calhoun, Sweeps über Holzinger), was eine Spur zu selbstsicher wirkte in Anbetracht das immer noch knappen Spielstands, aber es war dann eben großartiger- und überraschenderweise ein simpler run-up-the-middle, mit dem Cravalho über 60 Yards zum TD zurücklegte. 19-7 für die Vikings, nach einer erneut gescheiterten 2-Point-Conversion. Die Giants setzten daraufhin wieder auf Draws und Kurzpassspiel, was einen langwierigen Drive zur Folge hatte.
4th QUARTER:
Aber besagter Drive führte zu einem 3rd Down-Fumble von Gunn, der zwar von den Giants erobert wurde, aber trotzdem einen Punt erzwang. Die Vikings griffen daraufhin abermals (und abermals erfolglos) auf einen Sweep über Holzinger zurück, und die mittlerweile fehlende Kreativität (auch WR-Sweepts können zum Gähn-Standard werden) führte auch bei ihnen zum three and out. Gunn lief daraufhin fast alles im Alleingang und trug die Giants in die gegnerische Hälfte. Er hatte noch immer 2 TDs aufzuholen, und musste einen Hit nach dem anderen einstecken. 30 Yards for der Endzone ging er endlich tief auf McCrea, der den Ball an der 3 fing, und sich fantastisch mit ausgetrecktem Ball zum TD drehte: 7 Minuten vor Schluss stand es 19:14 für die Vikings, und alles war offen. Die Vikings stellten daraufhin auf ball-control und chewing up the clock um, was viele Carries für Cravalho bedeutete. Die Giants Box, an der es läge, die Grazer im Spiel zu halten, wirkte aber müde, und ließ anfangs ein First Down nach dem anderen zu. Erst in der eigenen Häfte stoppte man die Vikings mit 1:30 noch auf der Uhr. Der folgende 40 Yards FG-Versuch von Kramberger war zu kurz, und Gunn hatte das Spiel wiede in seiner Hand an der eigenen 23 Yard-Linie. Ein First Down von Ponce de Leon später wurde Gunn von Dustin Illetschko gesackt. 1 Minute vor Schluss stand er bei 2nd and 15 an der eigenen 29. Eine Facemask von Johannes Neusser hielt de Drive am Leben. Einen First Down Pass auf Wolfrum Hofbauer später standen die Grazer in der gegnerischen Hälfte mit 49 Sekunden auf der Uhr, als Gunn entschied tief auf Ponce de Leon in double coverage zu gehen. Chauncey Calhoun fing aber den Ball ab, und entschied das Spiel zu Gunsten der Vikings.

Interview Videos:


SYNOPSIS:
Wir sahen ein großartiges Spiel zweier Rekordmeister auf Augenhöhe. Strategisch und schematisch eine Augenweide, ging es hier um defensive Dominanz und mentale Stärke. Die Vikings hatten die Vorteile den Großteil des Spiels über in ihrer Hand, und konnten sich auf das meiste, was die Grazer brachten, einstellen. Sie selbst konnten an den nötigen Stellen überraschen und wirkten am Ende, frischer und wacher als die Giants. Man kann diese Niederlage der Grazer aber nicht in die Reihe der üblichen second-half-meltdowns einordnen: Sie kämpften beherzt bis zum Schluss und hielten das Spiel offen bis zur letzten Sekunde. Für die Vikings heißt es jetzt, im Happel-Stadion mit quasi-Heimrecht die Raiders (wie schon einmal heuer) auf Wiener Boden zu schlagen. Für die Giants endet die Saison ohne Titel, wie schon die zwei Jahre zuvor.
AFL Halbfinale
Raiffeisen Vikings vs. Graz Giants 19:14

(0:7/13:0/6:0/7:0)
12. Juni 11 | 15:00
Hohe Warte | Wien
»Spielstatistiken«

Game Film:

Fotogalerie (Hannes Kopp):

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