Viking Mario Floredo entschied das Match, Ex-Viking Michael Werosta wurde ausgeschlossen.

Wunderbares Wetter, die der Papierform nach zwei besten Teams der AFL am Platz, viele Zuschauer im Stadion – alle Voraussetzungen für ein Klassematch waren gegeben. Das Spiel konnte am Ende in punkto Spannung die hohen Erwartungen auch erfüllen, das Spielniveau blieb aber mäßig. Von einem match of the year war über weite Strecken wenig zu sehen.

In ihrer ersten Angriffsserie kamen die Gäste über Joe Widner, nach Pass von Luke Atwood zu den ersten sieben Punkten. Die Defense der Wiener kontrollierte die Giants-Offensive bis dahin und auch im nächsten Drive machte die Blaugolde Offensive keine Meter. Nach einem Fumble, den Philipp Grassegger recovern konnte, kamen aber auch die Hausherren zu den ersten Punkten. Armando Ponce de Leon erzielte das 6:7, den Extrapunkt vergaben die Grazer wegen eines zu hohen Snaps. Auch der nächste Angriff der Vikings endete mit einem Fumble – drei Yards vor der Giants-Endzone gaben sie den Ball ab.

Die Defense rettete den Wikingern die Führung im zweiten Viertel, Roman Floredo zwang mit einem Quarterback-Sack die Giants zu punten. Kurz danach erhöhte Clinton Graham auf 6:14. Der Legionär machte nicht nur den zweiten Score, sondern trug die Drives der Wikinger immer wieder entscheidend voran.

Werosta wollte sein Facemask wieder

Postwendend kamen die Giants aber mit einem Lauf von Martin Grassegger zum 12:14– Anschluss. Der Versuch einer 2-Point-Conversion missglückte. Michael Werosta griff zum zweiten Mal bereits in das Gesichtsgitter eines Spielers seiner ehemaligen Mannschaft, was auch dem Platzsprecher auffiel. Der Raumgewinn brachte die Vikings in Fieldgoal-Distanz und Peter Kramberger stellten per Fuß den Halbzeitstand von 12:17 her.

Kramberger war nach der Pause gleich noch mal im Einsatz. Nachdem die Vikings einen vierten Versuch erfolglos ausspielten, die Giants mit ihrem Angriff nicht vorankamen, brachte ein Pass von Luke Atwood auf Joe Widner sie zwar an die Giants 15, wo man aber hängen blieb. Krambergers gelber Schuh machte das 12:20.

Blitzangriff durch die Luft

Postwendend kamen die Giants aber wieder heran. Christian Kranz fing einen Pass von Thomas Ricks – 68 Yards zum Touchdown und zum 18:20. Das Spiel wurde in Folge hektisch. Nach einer Rauferei wurde auf Seite der Giants Martin Grassegger und auf jener der Vikings Philipp Stojaspal vom Platz gestellt. Die Hausherren spielten einen vierten Versuch erfolglos aus, das letzte Quarter stand vor der Tür.

Luxus für die Ohren

Im letzten Spielabschnitt hatte jedes Team zwei Offensive Drives. Die Vikings beendeten ihr erstes mit einem Fumble an der Giants 2. Insgesamt verloren die Vikings fünf Mal den Ball, drei Mal holten sich ihn die Giants, deren erster Drive im letzten Viertel mit einem Punt endete. Die Vikings kamen in ihrem zweiten Drive bis an die Giants 20, der Versuch eines Fieldgoals scheiterte diesmal jedoch.

Während der letzten zwölf Minuten stand das Publikum Kopf, der Lärm von den Vikings-Fans (auf der linken Seite von der Tribüne aus betrachtet) war auch durch Ohropax Soft (-32 dB – Luxus für die Ohren, ÖKO-Test sehr gut), im wahrsten Sinne des Wortes noch ohrenbetäubend. Womöglich einer der Gründe dafür, dass Thomas Ricks einen Pass ganz genau in die Hände von Mario Floredo spielte? Wie auch immer, retournierte der Vikings-Safety das Ei für 40 Yards in die Giants Endzone zum 18:27-Endstand. Michael Werosta verließ dann als zweiter Grazer das Feld Richtung Dusche, als er beim Extrapunkt Kicker Peter Kramberger einfach ummähte. ‚Eine Dummheit‘, wie Werosta später sagte. Insgesamt brachten seine Dummheiten den Vikings 60 Yards an Raumgewinn. Nur Clinton Graham, Luke Atwood und Chris Rosier waren ‚besser‘ als ‚Rotzi‘ und brachten es auf mehr Yards für die Wiener.

Fazit

Für die Mehrheit des Publikums sicher ein schöner Nachmittag, allerdings hatte das Hinspiel in Wien sicher mehr Klasse. Die Vikings machten am Feld einen leicht überlegenen Eindruck, was die Statistik allerdings nicht bestätigt. Hier haben die Wiener die Nase nämlich deutlich vorne. 31 zu 15 First Downs, 470 zu 292 offensive Yards. Der Grund für den knappen Sieg liegt wohl in der Turnover-Statistik versteckt. Die Wiener gaben den Ball vier Mal an die Giants ab, drei Mal durch einen Fumble, ein Mal durch einen ausgespielten vierten Versuch. Die Giants spielten zwei Mal einen vierten Versuch erfolglos aus. Der Sieg für Wien wäre wohl höher ausgefallen, hätte man nicht zwei Mal kurz vor der Endzone den Ball mit einem Fumble hergegeben. Diese Szenen sollte man in der nächsten AFL-Crush-Sendung aus einigen Blickwinkeln sehen. Könnte sich hier ein nicht gegebener Touchdown für die Vikings im Bild verstecken?

Individuell wieder eine Klasse für sich war Vikings Runningback Clinton Graham mit 187 Rushing Yards, 23 Receiving Yards und einem Touchdown. Luke Atwood komplettierte 17 von 27 Pässen für 243 Yards und einen Touchdown. Er spielte dabei sieben verschiedene Receiver an.

Die Giants hatten erneut kein gutes Laufspiel, obwohl sie Darwin Lewis brachten. Fünf Rusher brachten es in Summe auf 70 Yards. Atwood und Graham, die einzigen beiden Herren der Wikinger die mit dem Ball liefen, kamen im Vergleich dazu auf 234 Yards. Ein doch gravierender Unterschied. Bester Mann in der Giants Offensive war Quarterback Thomas Ricks. 12 von 27 Pässen komplett für 227 Yards und zwei Touchdwons. Allerdings warf er auch eine Interception, die zum spielentscheidenden Vikings-Touchdown führte. Einen Ricks-Touchdown-Pass fing Christian Kranz, der mit vier Receptions und 106 Yards der beste steirische Receiver war. Ein Highlight in der Giants-Defensive war DB Christoph Schreiner mit elf Solo-Tackles und vier Assits.

Rückfall auf Platz vier

Da die Raiders und Dragons ihre Spiele gewannen, fielen die Giants in der Tabelle auf Platz vier zurück. Sie können aus eigener Kraft nicht mehr in die Austrian Bowl einhziehen, müssen ihre beiden letzten Spiele im Grunddurchgang (vs. DRA & DEV) gewinnen und darauf hoffen, dass die Vikings die Raiders auf der Hohen Warte schlagen. Pikant: Im Vorjahr hievten die Vikings die Raiders mit einem Sieg in Eggenberg gegen die Giants in letzter Sekunde in das Finale, heuer könnten sie sich "revanchieren", indem sie sie Raiders zu Gunsten der Giants rausboxen. Aber Vorsicht ist für die großen Tiere geboten. In Klosterneuburg pfeift ein Ivan Zivko mit seinen Dragons gemeinsam das Lied der harmlosen Unbeteiligten. Die Drachen stehen auf Platz drei in der Tabelle. Die Black Lions und Blue Devils Teams spielen ab heute nicht mehr um die Austrian Bowl mit.

Der Gameday der Grazer war sehr bemüht, leider gab es technischen Pannen beim Einlauf des eigenen Teams. Der Platzsprecher war des Öfteren sprachlos, was vermutlich nicht immer mit der Funkverbindung zu tun hatte. In Summe wurde das Publikum, welches, so schien es an dem Nachmittag zumindest, mehrheitlich aus dem Wiener Raum kam, in Graz Eggenberg gut bedient.

AFL
Turek Graz Giants vs. Dodge Vikings 18:27
(6:7/6:10/6:3/0:7)
19. Mai 07 | Kickoff 16:00
Stadion Eggenberg, Graz
Officials: Edelmüller / Fritz / Wahl / Tadic Z. / Hölbling / Leue

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