Die Ziele waren klar gesteckt – alles andere als ein Platz unter den ersten drei wäre eine große Enttäuschung gewesen. Beiden Coaches war klar, so eine gute Mannschaft hatten wir noch nie! Betreut wurde die Mannschaft wie immer von Jürgen Gatterbauer in der Offense und von Michael Kipar in der Defense. Als Unterstützung waren noch meine Frau und der Direktor der Schule mitgereist.
Die Organisation vor Ort war großartig, die Unterbringung in einem 4 Sterne Hotel mit Vollpension ein Luxus, den wir noch bei keinem internationalen Turnier genossen hatten, nicht einmal bei der Flag WM in Vancouver im letzten Jahr.
Die Auslosung ergab für uns Gruppenspiele gegen Italien, Frankreich und Großbritannien. Italien und Frankreich waren die Zweiten und Dritten der letztjährigen EM. Am Freitag war ein lockeres Training angesagt, um sich an die Temperaturen von an die 30 Grad zu gewöhnen und an den Astro-Turf.
Die Anspannung war groß und der Beginn gegen Italien auch noch etwas nervös. Dabei hatten wir dieses Team bei einem Vorbereitungsturnier in Triest drei Wochen zuvor im Finale klar besiegt. Erst bei einem Stand von 14:13 gelang es uns, die gegnerische Offense zu stoppen und am Ende kam ein nie gefährdeter 45:27 Sieg zustande. Gegen Frankreich lief es dann ausgezeichnet, und zur Pause stand es 27:0, Endstand 39:20. Aber interessanterweise war dies die einzige Niederlage der Franzosen im ganzen Turnier. Eigentlich dachten wir, wir haben damit den Gruppensieg in der Tasche, aber dann schlugen die Schotten Italien und plötzlich sahen wir im vermeintlich schwächsten Gegner unserer Gruppe plötzlich den schärfsten Konkurrenten um den Gruppensieg. Und es wurde eine extrem knappe Angelegenheit. Nachdem wir bereits zehn Punkte zurück lagen, gewannen wir mit nur einem Punkt Vorsprung 41:40. Der Gruppensieg war geschafft und um Halbfinale wartete Deutschland. Das zweite Halbfinale bestritten Frankreich und Titelverteidiger Holland.
Wir hatten das Spiel Holland gegen Deutschland gefilmt und am Abend analysiert. Die Deutschen hatten das natürlich mitbekommen und waren schon vor Spielbeginn nervös. Nachdem wir bei einer Führung von 20:12 den 4. Versuch der Deutschen abgewehrt hatten, kam es zur kuriosesten Entscheidung des Spiels. Der Schiedsrichter gab wieder vierter Versuch, alle Proteste halfen nichts – und wir kassierten im fünften Versuch den Ausgleich. Danach war kurzfristig die Konzentration weg und wir gerieten das erste und einzige Mal in Rückstand, schafften aber mit auslaufender Uhr den Ausgleich vor der Pause und – nächste kuriose Entscheidung – durften zuerst den Extrapunkt nicht mehr spielen, da die Zeit abgelaufen war. Erst eine Intervention durch den Oberschiedsrichter machte das Ausspielen des Extrapunktes möglich. 27:26 zur Pause, und nach dem Wechsel ließen wir den Schiedsrichter und die Deutschen hinter uns und gewannen 48:32. Ein Schreck fuhr uns noch in die Glieder, als Laurenz Berger kurz vor Schluss am Knie von einem Gegner getroffen wurde und verletzt liegen blieb. Er musste vom Feld getragen werden und es schien als ob wir unseren Topscorer für das Finale verloren hatten. Glücklicherweise halfen ein paar Eisbeutel, ihn bis dorthin wieder fit zu bekommen.
Im Finale trafen wir auf Titelverteidiger Holland und die erste Hälfte verlief gar nicht nach Wunsch. Eine Interception und ein gescheiterter Angriff brachten uns 14:28 in Rückstand. Zur Halbzeit stellten wir die Defense um und die ersten beiden Angriffe der Holländer in der zweiten Hälfte endeten mit Interceptions durch Laurenz Berger und Boris Resetarits. Innerhalb von drei Minuten hatten wir ausgeglichen. Dann kam auch die Offense wieder ins Rollen und wir scorten bei jedem Angriff, verwerteten jeden Extrapunkt und konnten 42:34 gewinnen. Es war geschafft, das erträumte Ziel erreicht. Als Draufgabe wurde Boris Resetarits zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt und Laurenz Berger war mit 95 Punkten der Topscorer der Europameisterschaft. Ein Jahr lang ist das Gymnasium Wenzgasse aus Wien nun regierender Europameister im Flag Football. Die Siegesfeier dauerte klarer Weise bis in die Morgenstunden, Details werden hier nicht verraten.

Ergebnisse:

Gruppe B
Österreich – Italien 45:27
Frankreich – Großbritannien 20:18
Österreich- Frankreich 39:20
Italien – Großbritannien 24:31
Italien – Frankreich 27:31
Österreich – Großbritannien 41:40
Semifinale:
Österreich – Deutschland 48:32
Niederlande – Frankreich 47:33
Finale:
Österreich – Niederlande 42:34 (14:28)
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