So richtig an einen Finaleinzug glauben mochte Florian Windisch, General Manager der Alpin Schwaz Hammers, nicht. Zu stark war noch die Erinnerung an die Niederlage gegen die Amstetten Thunder aus dem Vorjahr. In der Challenge Bowl VII unterlagen die Knappenstädter den Niederösterreichern im Umdasch-Stadion mit 0:61. „Ich bin jetzt unglaublich erleichtert nach etlichen schlaflosen Nächten. Es war heute eine unglaubliche Teamleistung“, so Windisch nach dem Halbfinalerfolg.
Doch „much has changed“ in Schwaz seither. US-Import Nick Battle brachte den Hammers nicht nur am Feld Vorteile, sondern vor allem frischen Wind ins Training. Die Beteiligung wuchs mit dem ehemaligen College-Spieler schlagartig an, die Mannschaft von Ekrem Tara befreite sich im Halbfinale gegen Amstetten endgültig aus dem Treibsand des Mittelmaß der vergangenen Jahre. Die Höhe des Erfolgs kommt dabei ebenso überraschend, wie die Tatsache, dass Tara in der Lage war seinen nordamerikanischen Kollegen Gavin Lake im direkten Vergleich zu outcoachen. 
„Ein großes Lob geht an unseren Headcoach Ekrem Tara. Er hat uns in der Defense perfekt eingestellt und auch die Offense hat super gepasst“, streut Quarterback Lukas Hütter dem Coach Lobesworte.
Deniz Bucaga erzielte den ersten Touchdown für die Tiroler, danach kam die große Zeit von Markus Windisch. Drei Touchdown Pässe von Lukas Hütter gingen auf ihn. Als Passverteidiger gelangen ihm zwei Interceptions, darunter ein Pick Six. Die Defense der Gäste fand dagegen nie ein funktionierendes Rezept und bekam mit ihrer Offense kaum ein Bein auf den Boden. Ein Fieldgoal beim Stand von 14:0 war die gesamte Ausbeute für die Amstettner in diesem Halbfinale, die im Grunddurchgang pro Spiel im Schnitt noch 40 Punkte erzielten und dabei nur vier zuließen. Allerdings war die Defense der Hammers bis dahin auch die beste der Liga, die in sechs Spielen ebenso viele Punkte kassierte. Einen Touchdown gab man auf (gegen die Bulls²), die restlichen Spiele gewann Schwaz zu Null. Einziger Wermutstropfen: Runningback Bucaga fiel kurz vor Ende der Partie mit der ernüchternden Diagnose Mittelfußknochenfraktur aus und wird damit im Finale nicht spielen können.
Hammers Headcoach Tara nach dem Spiel: „Der Einzug ins Finale, fünf Jahre nach Vereinsgründung, ist die Belohnung für die harte Arbeit der letzten Jahre und vor allem Monate. Vor allem durch eine gute Nachwuchsarbeit konnte sich das Team kontinuierlich verbessern und dadurch der Einzug ins Iron Bowl Finale heute umgesetzt werden.“ Team Manager Roger Hütter sprach sogar vom „besten Spiel, seit es die Hammers gibt“.

Division 2 Iron Bowl Playoff
Alpin Hammers Schwaz vs. Amstetten Thunder 35:3
(14:0/14:3/7:0/0:0)
18. Juni 11 | 13:30
Sportzentrum | Schwaz
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Ohne großem Nachwuchsprogramm keine Division 1
Für Windisch ist ein Aufstieg in die zweithöchste Klasse zur Zeit kein Thema. „So lange wir nicht zwei funktionierende Nachwuchsmannschaften stellen können, sehe ich uns nicht in der Division 1.“ Die Kadergröße ist nach wie vor eine Schwachstelle der Hammers und gleichzeitig des Pudels Kern für ihren GM. „Wenn wir ausschließlich gegen starke oder sehr starke Gegner spielen müssen, dann muss sicher gestellt sein, dass wir bei einer Verletzungsserie, wie sie jedem Team passieren kann, die kommenden Saison auch noch spielen können. Dazu braucht es eine vernünftige Anzahl an Spielern, die aus dem Nachwuchsbereich in die Kampfmannschaft jedes Jahr aufrücken.“ Derzeit stellen die Hammers ein Jugendteam.
Kurioses Annabichl
Viel spannender verlief das Halbfinale in Annabichl, wo zwischen den Black Lions² und den Budapest Hurricanes Führung und Momentum zig mal wechselten. Die Hausherren überlegten sich für den Kickoff Return etwas gar Ungewöhnliches. Peter Hailiman überraschte auch sein eigenes Team mit einem Vorwärtspass, der von den Ungarn abgefangen wurde. Kurz danach stand es bereits 0:7 aus Sicht der Löwen, die dann früh damit begannen, in Kühbauer’scher Manier das Quintett der Schiedsrichter mit mündlichen Eingaben zu sekieren. 13:14 stand es nach einem gespielten Viertel, in dem Defense wie Offense der Zweier-Löwen scorte und sich das Kärntner Team ohne Coach an der Sideline langsam wieder fing. 
Die erste Führung für die Gastgeber besorgte ein Pass über 39 Yards von Bernhard Kamber in die Endzone auf Peter Hailiman (20:14). Der war an dem Tag ansonsten bei Hurricanes Verteidiger Patrick Babatunde Ogunji gut aufgehoben. Eine Vorentscheidung fiel kurz vor Halbzeit. Hannes Kamber lief über das halbe Feld und danach vermeintlich in die Hurricanes Endzone. Der Ball wurde aber von den Referees an der 1 der Ungarn gespottet. Das brachte den Kärntner derart in Rage, dass er nicht nur ausgeschlossen wurde, sondern eine Serie von 15-Yards-Strafen kassierte, während er seine Ausrüstung Stück für Stück ablegte, das Feld dabei nicht verließ und seinem Ärger verbal Luft machte. Eine weitere Flag kassierte sein Bruder Bernhard Kamber, der zu den Referees meinte, dass die Flags von ihnen provoziert würden, da sein Bruder gar nicht nicht die Möglichkeit gehabt hätte das Feld sofort zu verlassen, da der einzige Ausgang auf der anderen Seite liegt. Das sah alles einigermaßen skurril aus. Der Ball wurde am Ende der hitzigen Debatte und nach dem Abgang des ausgeschlossenen Kambers schließlich frisch gespottet. Statt 1st & Goal gab es allerdings ein 1st & 10 gute 70 Yards von der Endzone der Ungarn entfernt.

Statt einem Vorsprung von zwei Scores, gingen die Kärntner damit mit einem von nur sechs Punkten in die Pause. In mehrfacher Hinsicht schade. Zum einen war der TD von Hannes Kamber regulär und zu geben, auch wenn die Referees das anders sahen – da sahen sie halt um gute zwei Yards falsch – zum anderen hätte Kamber diese krasse Fehlentscheidung einfach hinnehmen sollen und den Ball im nächsten Versuch über die Linie drücken. Nur dazu mangelte es den Kärntnern an Coolness, die wieder einmal auch „gegen die Referees“ spielen zu müssen glaubten.

Nach dem Pausentee fiel dann noch Manuel Houtz (Rippe) bei den Lions² aus, die im dritten Quarter die Führung wieder an die Gäste abgeben mussten. Nach einem riskant ausgespielten vierten Versuch erzwangen die Hurricanes ein Turnover on downs in der Kärntnerischen Red Zone, machten den Touchdown plus Conversion und lagen ihrerseits plötzlich zwei Scores vorne. Die Black Lions² kamen im Verlauf noch einmal auf 34:36 heran und hatten danach sogar noch die Chance das Spiel zu gewinnen, doch die Verteidigung der Ungarn hielt dem letzten Angriff der Löwen stand. So merkwürdig das Spiel mit der Interception beim Kickoff Return begann, noch bemerkenswerter ging es zu Ende: Die Kärntner hatten kein Timeout mehr, die Ungarn ein 2nd down und es waren nur noch 50 Sekunden auf der Uhr. Trotzdem spielten die Hurricanes noch zwei (!) Laufspielzüge. Das war zumindest ein faires Angebot an die Kärntner Verteidigung ihnen vielleicht doch noch den Ball wegzunehmen, ganz sicher aber nicht alltäglich und passte so gut zum gesamten Spielverlauf.

Division 2 Iron Bowl Playoff
Black Lions² vs. Budapest Hurricanes 34:36
(13:14/7:0/0:7/14:15)
19. Juni 11 | 16:00
ASV Annabichl | Klagenfurt
»Live Reportage«

Spielbewertung: 
Spielniveau: 
Ambiente: 
Unterhaltungswert: 
Bratwurst Test: 

Die Paarung des Finales der Division 2 – die Iron Bowl IV – lautet damit Alpin Schwaz Hammers vs. Budapest Hurricanes. Das Spiel wird am 3. Juli im regionalen Sportzentrum von Schwaz über die Bühne gehen.


Die Schüssel des ersten Verlierers

Die große Challenge bei der Challenge Bowl ist auch heuer wieder diese zu erklären. Während die Saison der Thunder und Black Lions² – immerhin die jeweiligen Top Teams ihrer Conference – zu Ende ist, spielen sich die Zweitplazierten noch eine Bowl aus. Auch bei der dritten Wiederholung des Modus Operandi ergibt der Inhalt und das Ansinnen zwar einen Sinn (zusätzliche Spiele), die Würdigung als Bowl-Spiel muss man aber nicht verstehen und in Frage stellen. In der Theorie gibt es in Österreich vier Spielklassen, in der Praxis eben nur drei. Diese Diskrepanz wird mit der Challenge Bowl seit drei Jahren „gefeiert“, in dem man die erstbesten Verlierer ihrer Konferenz auch noch in ein Playoff und ein „Finale“ schickt.
Heuer wurde diese „Ehre“ den Zagreb Patriots, Styrian Bears, Hohenems Blue Devils und Vienna Warlords zuteil. In den „Halbfinali“ setzten sich die Zagreb Patriots gegen die Styrian Bears (35:7) ebenso klar durch wie die Blue Devils gegen die Warlords (36:0). Die achte Challenge Bowl (fünf Mal wurde sie als richtiges Finale ausgetragen), wird daher am 3. Juli in Hohenems zwischen den Blue Devils und den Patriots aus Zagreb stattfinden.
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