Fünf Spiele lang rotierten die Wiener auf der Quarterback Position, wechselten manchmal sogar mitten in einem Drive zwischen Jobstmann und Gross hin und her, im sechsten Spiel, letzten Sonntag auf der Hohen Warte gegen die Dragons, zeichnete sich erstmals eine Tendenz in eine Richtung ab. In Richtung des Jüngeren der beiden, den 20-jährigen Christoph Gross.

Diese Tendenz war nicht zufällig, wie die Vikings heute bestätigten.

Im Euro Bowl Viertelfinale gegen Flash la Courneuve wird der ehemalige Baden Bruins-Juniorenspieler erstmals explizit als Starter der Vikings in das Stadion Hohe Warte einlaufen. Und Philipp Jobstmann zum ungezählten Male nur mehr als Backup.

Der – wenn man so will – ‚Leidensweg‘ des 23-jährigen Nationalteam-Quarterbacks geht damit weiter. Als Held von Junioren-Europameisterschaften (MVP in Moskau), stand er in seinem Klub aber trotzdem stets im Schatten von US-Spielmachern, bis ein gewisser Steve Levy die Vikings in einer Nacht & Nebel-Aktion verließ und Jobstmann einen Tag später unverhofft ‚das vollste Vertrauen‘ seines Vereins genießen durfte. Dieses rechtfertigte der nur 1.71m große Jobstmann mit vernünftigen Leistungen in der AFL und EFL in einem auf ihn zugeschnitten Offense-System. Beinahe glückte sogar die Euro Bowl-Titelverteidigung mit einem Österreicher under center, als man den Raiders am Ende dann doch noch knapp unterlag. Alles in allem schien man zufrieden mit ihm gewesen zu sein.

Österreicher under center
Als vor dieser Saison die Vikings verkündeten, mit einem Österreicher als Quarterback ins Rennen gehen zu wollen, konnte er sich gute Chancen ausrechnen derjenige zu sein, denn Christoph Gross ist ihm zwar athletisch überlegen, die Erfahrung sprach aber für den 17 Zentimeter kleineren Mann.

Die Vikings rotierten auf der Position, was auch viele Kritiker auf den Plan rief. So könne das nicht (weiter) gehen, eine Entscheidung müsse her.

Und die ist nun gefallen.

Vikings Head Coach Chris Calaycay erklärt die für viele vielleicht nicht sofort verständliche Vorgehensweise der Rotation:
‚Ich wusste vor der Saison natürlich schon viel über Philipp, allerdings weit weniger über Christoph. Er hatte noch nie ein AFL-Spiel bestritten, noch nie auf der Hohen Warte gespielt, daher war es klar, dass er (Gross) wenn, dann nur langsam herangeführt werden kann und Philipp vorne stehen wird. Wir haben beide eingesetzt, um auch herauszufinden wie der Unterschied tatsächlich aussieht. Ich denke, Christoph hat dadurch auch Selbstvertrauen gewonnen. Er hat uns in der ersten Hälfte gegen die Dragons wirklich beeindruckt, in der zweiten Halbzeit unterliefen ihm Fehler. Okay. Aber er zeigte, dass er in der Lage ist auch lange Bälle zu werfen. Wir mussten heuer drei Runningbacks vorgeben – jeder weiß daher, was los ist. Wir müssen mehr auf das Passspiel setzen.‘

Felix Hoppel, der sportliche Leiter der Vikings streut Jobstmann Rosen:
‚Es hat sich zuletzt ja – siehe Dragons Spiel – abgezeichnet, in welche Richtung es geht. Für Philipp Jobstmann sprach seine Erfahrung, für Christoph Gross sein guter Wurfarm. Um es verkürzt zu sagen. Wir werden aber natürlich weiterhin beide Quarterbacks brauchen, auch jetzt, wo eine Entscheidung die Starter Rolle betreffend gefallen ist. Philipp hat das sehr professionell aufgenommen, er wurde weder ‚abgesägt‘, noch gab es Differenzen mit dem Coaching-Staff, wie oft kolportiert wird.‘

Derzeit in Österreich verweilt auch der ehemalige Vikings Nachwuchs-Quarterback Bernd Dittrich, der in Kanda in der abgelaufenen College-Saison für Furore sorgte. Das ist aber nur ein Heimaturlaub, denn Dittrich wird mindestens noch zwei Jahre lang in Nordamerika studieren und spielen.

Interessant wird es dadurch auch für den neuen Teamchef Rick Rhoades, denn Jobstmann, der jetzt einen Österreicher im eigenen Verein vor sich hat, war der letzte Starting Quarterback des Nationalteams bei der C-EM 2007.

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