Auf Grund diverser Stadienumbauten wird am Hauptplatz mit dem runden Leder gespielt, die Titans müssen bis dahin auf einen eher desolaten Nebenplatz ausweichen. Das Spiel selbst hätte sich einen besseren Platz verdient.

Der SK Rapid ist mit seinem Nachwuchs in der Südstadt gelandet, da der eigene Platz auf EM-Tauglichkeit umgebaut wird. Was unserem Nationalteam sportlich wohl eher nicht mehr gelingen wird, nämlich gut auszusehen, soll wenigstens bei den Stadien der Fall sein. Perlen für die Fußballer. Daher werden diverse Nachwuchs-Cups in Maria Enzersdorf gespielt. Die Titans wurden hochoffiziell Ende August darüber informiert, dass sie die meisten ihrer Heimspiele am "Platz ganz hinten" absolvieren müssen. Der Zustand des Feldes ist suboptimal, statt einer Tribüne gibt es einen Erdwall. Für die Spiele der Kampfmannschaft im kommenden Frühjahr wird man sich eine Alternative überlegen müssen.

Blitzstart in Rotgold
Die Gäste aus St. Pölten überraschten den Titelverteidiger mit der frühen Führung. Johannes Liedler bediente Namensvetter Johannes Mathois mit einem 65-Yards-Pass zum 0:7 (PAT good, Mathois) gleich zu Beginn des Spiels. Die Gastgeber fanden offensiv vorerst nicht ins Spiel, gingen 4 & out. Sie verzichteten prinzipiell auf Punts, sondern spielten ihre vierten Versuche aus. So auch in einer Situation in der das eher exotisch wirkte. Bei 4th & 12 an der eigenen 35-Yard-Linie ein turnover on downs ohne Not zu produzieren darf man getrost als sehr eigenwilliges Playcalling bezeichnen. Der Schaden wurde durch eine starke Defensivleistung minimiert.

Auch in der Offensive tat sich ab dem zweiten Viertel bei den Titans dann einiges. Runningback Florian Gebhart, der die von der konsequent agierenden O-Line der Südstädter aufgerissenen Lücken immer wieder fand, konnte ein sehenswertes Laufspiel etablieren. Er alleine machte 197 Yards in dieser Begegnung und krönte die Leistung mit zwei Besuchen in der Endzone. Auch Markus Bernas bekam viele Carries und konnte zwei TDs erzielen, ebenso Gabriel Platzer eine permanente Gefahr für die Invaders-Defense darstellte. Bernas schlug als erst Titan mit einem 4-Yards-Rush zum 6:7 zu. Kurz danach erzielte Gebhart mit einer 2-Point-Conversion (ebenfalls ein Lauf) die erstmalige Führung für die Hausherren.

Vergebene Chancen
Die Invaders, die sich gegenüber der Saison 2006 in allen Belangen stark verbessert zeigten, steckten aber nicht auf. Ganz im Gegenteil, hielten sie das Spiel nicht nur offen, sondern sahen bei einigen Aktionen sogar besser als der favorisierte Gegner aus. So zum Beispiel beim Kickoff-Return durch Johannes Liedler, wo sich zwei Schwächen der Titans auftaten. Die Special Teams sind ihre Sache nicht, ebenso haperte es gegen die Gladiators schon mit der Spieldisziplin – heute gab es schon weit weniger Strafen gegen die Titanen, aber ein late hit nach diesem Return brachte die angreifenden Invaders schon an die Titans 35. Die arbeiteten sich noch 20 Yards vor, gingen aber an der 15 dann 4 & aus. Kein Versuch eines Fieldgoals zur Führung – Football ist im Cup eben nicht ganz komplett.

So hatten die Titans die Chance die Führung auszubauen. Florian Gebhart war auch weiterhin für die Invaders kaum zu bremsen, abwechselnd über Markus Bernas und Gabriel Platzer überquerten die Titans das Feld per pedes. Pässe von Quarterback Martin Maw hatten Seltenheitscharakter. Ein wenig kurios, aber auch für das starke Laufspiel der Gastgeber bezeichnend, fielen (im wahrsten Sinn des Wortes) die nächsten sechs Punkte. Die Invaders hatten Gebhart schon vor der Goalline gestoppt, fielen aber als Traube auf dem Runningback mit selbigen in die Endzone um – Touchdown. Martin Maw’s Versuch einer weiteren Conversion brachte keine weiteren Punkte –14:7. Die Invaders machten sich auf um bis zur Pause vielleicht noch den Ausgleich zu schaffen. Schöne Pässe von Johannes Liedler auf Tight End Klemens Gloimüller und Johannes Mathois brachte die Titans-Secondary zwar kurzfristig in Verlegenheit, aber erneut scheiterten die St. Pöltener an der Red-Zone-Verteidigung der Heimischen. Zwei Mal befand man sich in Schlagdistanz – zwei Mal schlug man daneben. Das tat den einen weh, der Moral der anderen natürlich gut, denn mit dieser knappen Führung für die Titans ging es auch in die Kabinen.

Ausgebesserte und ausgenutzte Fehler
Nach Wiederbeginn passierte der bereits angesprochene ausgespielte vierte Versuch in der eigenen Hälfte bei 12 Yards zu gehen. Die Invaders bekamen den Ball dadurch in guter Feldposition in die Hände. Gabriel Platzer verhinderte aber einen weiteren Score der Gäste mit einer Interception und einem fabelhaften Return. Martin Maw sneakte sich kurze Zeit danach zur 20:7-Führung. Auch der nächste Conversion-Versuch ging daneben. So kann es gehen. Die Invaders verschossen ihr Pulver und nutzten die Fehler des Gegners nicht konsequent aus – die Titans waren umgekehrt aber genau dazu in der Lage.

Kurze Zeit später schien sich das zu wiederholen. Die Titans eroberten einen Fumble der Invaders, standen schon wieder kurz vor deren Endzone. Doch dieses Mal kam es anders. Ein Pass von Martin Maw wurde abgefälscht, der Ball fiel in die Hände von Johannes Mathois und der returnte ihn für 92 Yards zum Touchdown. Kurios der Extrapunkt – ein "Lattenpendler" von Mathois. Doch das Ballglück war auf Seiten der Gäste, als das Ei sich über die Querstange nach hinten bequemte – nur mehr 20:14.

Quarter 4 – Der Sack wurde zugemacht
Bis dahin war das Spiel der beiden Mannschaften völlig offen. Von Favorit und Underdog war drei Viertel lang nichts zu sehen, im letzten Spielabschnitt tat sich dann aber doch ein gap zwischen Gut und Durchschnittlich hervor. Johannes Mathois, der in allen Gassen unterwegs war, gelang zwar eine weitere Interception, aber der Motor der Invaders-Offense stotterte gegen Ende hin gewaltig. So spielten auch sie einen vierten Versuch und lange erfolglos aus – turnover on downs. Gabriel Platzer, der einzige Mann am Feld mit einem alten, roten Bruins-Helm, machte das First Down, Florian Gebhart danach seinen zweiten Touchdown und zweite Conversion zum 28:14. Das ganze Spiel wiederholte sich noch einmal. Turnover on downs der Invaders – Touchdown Markus Bernas zum 34:14 und auch Gabriel Platzer durfte scoren. Die letzten zwei Punkte dieser Partie gehörten ihm als er den dritten von insgesamt fünf Versuchen einer Conversion der Titans zum Endstand von 36:14 verwertete.

Fazit
Ein abwechslungsreiches und bis zum Schlussabschnitt auch spannendes Junioren-Cup-Spiel mit überraschend starken Invaders und außergewöhnlichen Einzelleistung auf beiden Seiten. Das Team der Invaders hat sich gegenüber dem Vorjahr aber deutlich gesteigert. Es mangelt ihnen ein wenig an Cleverness und Kaderdichte. Spielerisch wären sie wohl in der Lage auch ein Team wie die Titans an einem guten Tag zu biegen, wobei die Spielanlagen der beiden Teams unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Titans sind am Boden eine Macht, bei den Invaders wusste das Passspiel in manchen Phasen zu gefallen. Ein Blick auf die Statistiken (Danke an Dipl. Ing. Christian Hauser an dieser Stelle für die freundliche Unterstützung) untermauert das.

Die Titans erzielten famose 408 Rushing-Yards (Gebhart 197, Bernas 94, Platzer 78, Maw 25, Berger 14) und machten alle 36 Punkte am Boden. Von sieben Passversuchen kamen zwar fünf an (für 59 Yards), zwei davon allerdings beim Gegner. Bei den Invaders sah es beim Lauf finster aus. Fünf verschiedene Ballträger brachten 43 Yards in 15 Versuchen. Acht komplette Pässe (von 24) für 135 Yards und einen Touchdown die Ausbeute durch die Luft (bei einer Interception). Mann des Spiels auf Seiten der Invaders war eindeutig Johannes Mathois. Zwei Receptions für 90 Yards und einen Touchdown, dazu zwei Interceptions mit anschließenden 92 Returning-Yards und einen weiteren TD – den hätte wohl gerne jeder Fantasy-Spieler am Roster.

Noch weit mehr Spannung der Art darf man sich nach diesem ersten Auftritt der Invaders bei der Cup-Begegnung am kommenden Wochenende erwarten, wenn die Vienna Knights am Anheuser-Busch-Field in St. Pölten gastieren. Die Coaches der Wiener beobachteten dieses Spiel und werden wohl einige neue Erkenntnisse gewonnen haben.

Junioren-Cup
LA Titans vs. St.Pölten Invaders 36:14
(0:7/14:0/6:7/16:0)
15. September 07 | 15:00
Maria Enzersdorf, Südstadt
Officials: Bremser K. / Bremser D. / Koller F. /Kainhofer / Koller E.

Weiteres Samstag-Spiel:

Schüler
Turek Graz Giants vs. Swarco Raiders Tirol 6:43
(0:0/6:22/0:6/0:15)
15. September 07 | 14:00
Graz-Liebenau, Murfeld ASKÖ Sportzentrum
Officials: Wahl / Kreimel / Hölbling / Lair / Albrecht / Leue

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