Die Giants sind als Halbfinalist der EFL-Saison 2011 fix für das Viertelfinale 2012 gesetzt, die Broncos setzten sich im Grunddurchgang mit 49:6 (heim) und 36:52 (auswärts) überdeutlich gegen den finnischen Champions aus Helsinki durch.
Die Schweizer gelten als der FC Chelsea des europäischen Footballs. Ihr Roman Abramowitsch heißt Walter Tribolet. Der Multimillionär ist Präsident und Mäzen des Klubs in Personalunion. Die Churer lockten mit lukrativen Verträgen Spieler aus ganz Europa an, darunter auch ein Quartett aus Österreich, angeführt vom ehemaligen AFL MVP Christian Steffani. Aber auch an der Sideline vertrauen die Broncos mit Jakob Dieplinger auf Knowhow aus Österreich. Dort traf der ehemalige Spieler und nun Trainer des heimischen Nationalteams mit Geoff Buffum (Headcoach der Broncos) auf einen alten Bekannten aus Raiders Tagen. Und auch ehemalige Gegner tauchten dort auf, wie Defense-Liner James Canetti (der zwei Jahre in Graz spielte) oder Dave Likins, ehemals Coach der Berlin Adler. Mit Pascal Maier und Robert Zernicke sind auch jene Spieler beim Schweizer Geldadel gelandet, die zuvor noch Amateure in Innsbruck waren und das auf Grund der verschärften Importregelung in Österreich nicht mehr sein können. Zu diesen Spielern gesellen sich illustre Namen, wie die GFL-Liner Florian Emslander (Berlin), Steven Tang und Christian Mohr (beide Gladbach). Selbst auf der Kicker Position überließ man nichts dem Zufall und engagierte Holger Hempel von den Dresden Monarchs. Rund die Hälfte des Kaders kommt nicht aus der Schweiz, wobei die US-Amerikaner Marko und Sasha Glavic als Doppelstaatsbürger bereits dem helvetischen Kontingent zuzurechnen sind. Schweizer Spieler nehmen in aller Regel Aufgaben als Bankwärmer und Wasserträger wahr. Ausnahmen wie Tino Muggwyler bestätigen diese. Die Broncos sind der Ansicht, dass sie dem Football in der Schweiz damit viel Gutes tun würden, aber selbst in der Schweiz sieht man das nicht überall und immer so. Boss Tribolet gilt als streitbarer Zeitgenosse, der, laut dem damaligen Verbandssekretär Christoph Piringer, bei der Ligasitzung mit Klagen gedroht hätte, würden sich die anderen Teams der nationalen Liga nicht seinen Wünschen fügen.
Starke Mannschaft, starker Tobak
Jedenfalls muss man Tribolet, der sich zuvor auch schon in anderen Sportarten engagiert hat zu Gute halten, dass er mit seiner konsequenten Politik den in Europa vorherrschenden Teams aus Deutschland und Österreich einen richtig starken Gegner hingestellt hat. Auch wenn das Etikett „Schweiz“ dann nicht mehr als ein solches auch ist, aber zumindest „Made in Switzerland“ bleibt man. Da passt, im Gegensatz zu 2011 wo man noch knapp den Vikings im Viertelfinale unterlag, auch das Umfeld und der Coaching Staff jetzt.

Die im Anreißer gestellte Frage, was die Broncos eigentlich antreibt, lässt sich nur mir der Gegenfrage beantworten, was sie sich als Effekt eines möglichen Eurobowl Titels eigentlich erhoffen und erwarten? Genugtuung – Ja, sicher. Man weiß dann, man kann sich ein Team zusammen kaufen und diese Amateur-Chose mit Profis gewinnen. Gratulation. Nur wer profitiert davon? Der Schweizer Football wir nicht durchstarten, denn er ist in Medien kein Thema der Seite eins und wird es alleine deswegen auch nicht werden. Eine Profiliga wird auch nicht stattfinden. Auch eine Entwicklung dahingehend wird ausbleiben, es sind einfach zu wenige potentielle Protagonisten dafür da. Bleibt eigentlich nur das Ego übrig. Das soll es von mir aus sein, nur das halte das für langweilig, weil es nicht nachhallen wird. Warum erinnert mich das Unterfangen so sehr an die Blue Devils der Nuller-Jahre?

Ein den Churern nahe stehender und (vielleicht auch daher) etwas entrückter Schweizer Blogger, verbreitet seine Ansicht, dass die oftmals hernieder prasselnde Kritik an den Broncos seinen Ursprung darin hat, dass man in Deutschland und Österreich große Angst verspürt, sich den europäischen Geldtopf nun mit den Schweizern teilen zu müssen. Da kann man volle Entwarnung für den guten Mann geben. Es gibt keinen Topf, aus dem man sich Geld nehmen kann bei der EFAF, nur einen, in dem man hinein zahlen darf. Soweit Tribolet auch ein europäisches Umdenken in Richtung Professionalität einleiten möchte, was wohl deshalb schwierig wird, da die Churer eine derzeit einzigartige Position einnehmen. Auch Swarco ist keine end- und bedingungslos sprudelnde Goldquelle. Die Kritik richtet sich überhaupt nur indirekt an die Churer, direkt vielmehr an die EFAF, deren Bestreben es sein müsste, den europäischen Football in seinem derzeitigen und wohl auch zukünftigen Status als Amateursport voran zu bringen. Das Wegschauen hat bei der EFAF aber bereits Tradition, denn schon bei Bergamo wollte man vor Jahren lieber nicht wissen, wie das alles genau geht. Damals habe ich den Italienern ihre Spieler mit Pässen aus dem Taka-Tuka-Land in den akuten Krankenstand geschrieben, Fälle die es in Chur zum Glück nicht gibt. Darauf („wie die Vikings“) berufen sich aber die Broncos (und ihr Mr. Blogger), die meinen, die Vikings hätten das ja niemals anders geschafft, was sich quantitativ und auch chronologisch nicht nachvollziehen lässt. Standen die Wiener 2004 bis 2007 mit einem halben Dutzend Duals auf dem Platz, ließ man Europa aber Europa sein. Dieses System hat man eben nicht 1:1 übernommen, sondern hoch³ potenziert.

Und das bleibt, selbst wenn man es in ein matt beleuchtetes Science Fiction-Profifootball-Szenario für Europa dreht, eine schwache Ausrede für fehlendes Potential aus den eigenen Reihen. Die Schweizer müssen sich daher zumindest gefallen lassen, dass Resteuropa darüber hinweg ist und – bei aller Gefahr (das so viele Geld teilen zu müssen!) – auch schmunzelnd den Kopf schüttelt.

EFL Viertelfinale powered by Energie Steiermark
JCL Giants Graz vs. Calanda Broncos
Samstag, 26.5.2012, 15:00 Uhr, Stadion Eggenberg Graz
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments