Jedenfalls muss man Tribolet, der sich zuvor auch schon in anderen Sportarten engagiert hat zu Gute halten, dass er mit seiner konsequenten Politik den in Europa vorherrschenden Teams aus Deutschland und Österreich einen richtig starken Gegner hingestellt hat. Auch wenn das Etikett „Schweiz“ dann nicht mehr als ein solches auch ist, aber zumindest „Made in Switzerland“ bleibt man. Da passt, im Gegensatz zu 2011 wo man noch knapp den Vikings im Viertelfinale unterlag, auch das Umfeld und der Coaching Staff jetzt.
Die im Anreißer gestellte Frage, was die Broncos eigentlich antreibt, lässt sich nur mir der Gegenfrage beantworten, was sie sich als Effekt eines möglichen Eurobowl Titels eigentlich erhoffen und erwarten? Genugtuung – Ja, sicher. Man weiß dann, man kann sich ein Team zusammen kaufen und diese Amateur-Chose mit Profis gewinnen. Gratulation. Nur wer profitiert davon? Der Schweizer Football wir nicht durchstarten, denn er ist in Medien kein Thema der Seite eins und wird es alleine deswegen auch nicht werden. Eine Profiliga wird auch nicht stattfinden. Auch eine Entwicklung dahingehend wird ausbleiben, es sind einfach zu wenige potentielle Protagonisten dafür da. Bleibt eigentlich nur das Ego übrig. Das soll es von mir aus sein, nur das halte das für langweilig, weil es nicht nachhallen wird. Warum erinnert mich das Unterfangen so sehr an die Blue Devils der Nuller-Jahre?
Schweizer Blogger, verbreitet seine Ansicht, dass die oftmals hernieder prasselnde Kritik an den Broncos seinen Ursprung darin hat, dass man in Deutschland und Österreich große Angst verspürt, sich den europäischen Geldtopf nun mit den Schweizern teilen zu müssen. Da kann man volle Entwarnung für den guten Mann geben. Es gibt keinen Topf, aus dem man sich Geld nehmen kann bei der EFAF, nur einen, in dem man hinein zahlen darf. Soweit Tribolet auch ein europäisches Umdenken in Richtung Professionalität einleiten möchte, was wohl deshalb schwierig wird, da die Churer eine derzeit einzigartige Position einnehmen. Auch Swarco ist keine end- und bedingungslos sprudelnde Goldquelle. Die Kritik richtet sich überhaupt nur indirekt an die Churer, direkt vielmehr an die EFAF, deren Bestreben es sein müsste, den europäischen Football in seinem derzeitigen und wohl auch zukünftigen Status als Amateursport voran zu bringen. Das Wegschauen hat bei der EFAF aber bereits Tradition, denn schon bei Bergamo wollte man vor Jahren lieber nicht wissen, wie das alles genau geht. Damals habe ich den Italienern ihre Spieler mit Pässen aus dem Taka-Tuka-Land in den akuten Krankenstand geschrieben, Fälle die es in Chur zum Glück nicht gibt. Darauf („wie die Vikings“) berufen sich aber die Broncos (und ihr Mr. Blogger), die meinen, die Vikings hätten das ja niemals anders geschafft, was sich quantitativ und auch chronologisch nicht nachvollziehen lässt. Standen die Wiener 2004 bis 2007 mit einem halben Dutzend Duals auf dem Platz, ließ man Europa aber Europa sein. Dieses System hat man eben nicht 1:1 übernommen, sondern hoch³ potenziert.
Und das bleibt, selbst wenn man es in ein matt beleuchtetes Science Fiction-Profifootball-Szenario für Europa dreht, eine schwache Ausrede für fehlendes Potential aus den eigenen Reihen. Die Schweizer müssen sich daher zumindest gefallen lassen, dass Resteuropa darüber hinweg ist und – bei aller Gefahr (das so viele Geld teilen zu müssen!) – auch schmunzelnd den Kopf schüttelt.
JCL Giants Graz vs. Calanda Broncos
Samstag, 26.5.2012, 15:00 Uhr, Stadion Eggenberg Graz















