Hinter den formidabeln Falcons Imports des Vorjahres sind die Scouts diverser AFL Teams her, doch der Präsident macht keine Anstalten diese zu halten. Ganz im Gegenteil startet er eine Rückrufaktion, vorerst im Kleinformat, welche am Ende alle Kärntner Größen des Footballs wieder vereinigen soll. Einen ersten Schritt hat er mit der Verpflichtung des D-Liners Hans Seppele gemacht, welcher die vergangenen vier Jahre bei den Danube Dragons im Einsatz war. Football-Austria.com sprach mit Manfred Mocher und seinem alten und auch neuen Defensive Tackle über Zukunftspläne, Vergangenheitsbewältigung und Gegenwartsrealitäten.

„Das werden die besten Imports sein, welche jemals in Österreich gespielt haben.“ (Manfred Mocher, März 2005). So sprach der Vater von Bernd Leitsoni vor 9 Monaten, damals noch Präsident der Falcons, über seine Neuzugänge und nicht wenige haben ihn dafür an- oder besser gesagt ausgelacht. Eine ganze Schwangerschaft später sieht die Sache freilich komplett anders aus. Die Falcons gibt es nicht mehr, dafür die mit den Cowboys fusionierten Black Lions und das Schmunzeln ist so manchen Mitstreitern aus dem Gesicht gewichen, denn die Herren Richmond Appiah, Leroy Brooks & Co haben die Zweifler eines Besseren belehrt. Ob es sich dabei nun tatsächlich um die besten Imports aller Zeiten gehandelt hat sei dahingestellt. Fakt ist aber – soweit sind sich Experten, Gönner und auch Gegner einig – es waren sicher nicht die Schlechtesten. Wie sonst könnte es wohl sein, dass, kurz nachdem bekannt wurde die Black Lions werden sich diese Spieler nicht mehr leisten wollen oder können, die Telefone bei diesen heiß liefen. An den Männern dran an vorderster Front sind die Raiders, aber wir verdächtigen hier auch noch andere Teams. Wenn uns Herr Piringer (Blue-Devils) erzählen mag, er hätte die Leute ja gerne kontaktiert, hatte aber (leider, leider) keine Telefonnummer von ihnen parat, dann glaubt man auch spontan den neuesten UFO Sichtungen bei Dornbirn. Also sind auch die Emser hier emsig am Verhandeln, wie man auch davon ausgehen kann, dass diese freien Agenten in Graz und Wien nicht unbemerkt an den Fühlern der Scouts vorbeigekommen sind. Derzeit pokern die Mannen um die Rosinen im Dual Passport Kuchen. Sollte dieses beharrliche Picken lästig werden, kann es aber durchaus so sein, dass sie nirgendwo mehr unterkommen.

Mocher kostet das alles nur einen Lacher. „Ich hab es ja schon vorher gesagt die sind gut! Warum hat mir niemand geglaubt?“ Er weiß, dass man sich solche Dinge nicht mehr leisten kann, will man einen ernsthaften Weg in die Zukunft einschlagen. 2005 hat man probiert, nicht bar jeder Ironie, mit einem „künstlichen“ Team in der AFL mitzuspielen. Das ist den Kärntnern gelungen, sieht man sich vor allem deren Auswärtsmatches gegen die Dragons, Devils und Raiders an. Am Ende ging dem kleinen Team dann aber doch die Luft aus, gegen die wiedererwachten Graz Giants setzte es eine Heimniederlage – gleichzeitig flog man aus den Playoffs. Aber lustig war das schon…irgendwie. Auch ein wenig desillusionierend. Mit dem Schwank hat es nach der Fusion nun ein Ende und man stellt das Haus Kärnten nun auf ein wetterfestes Fundament.

„In weiser Voraussicht auf das Jahr 2007 und nach der Fusion in Kärnten werden wir im kommenden Jahr nicht mehr mit so vielen Importspielern an den Start gehen (müssen). Unser Ziel ist es langfristig ein Team aus „echten Kärntnern“ zu formen. Ich betone: EIN Team und damit in Österreich unter den gegeben Vorraussetzungen (Anm.: 6 Imports am Roster, 3 am Feld) in der höchsten österreichischen Liga mitzuspielen. Das ist im Bereich des möglichen und daran arbeiten wir zur Zeit. 2006 wird für uns ein „ruhiges“ Jahr. Wir werden versuchen mit unseren Möglichkeiten, sprich dem fusionierten Kader der Österreicher, welches nicht so schlecht ist wie viele meinen, zusammen mit ein paar amerikanischen Spielern, eine gute Figur zu machen. Das wird uns auch gelingen. Das Reden darüber, wie schlecht wir dann nicht sein werden überlassen wir anderen und ist gleichzusetzen mit dem des Vorjahres. Da sagten auch alle wir werden untergehen. Sind wir aber nicht.“, so ein fürderhin betont gelassener Manfred Mocher.

Tatsächlich häufen sich die Anzeichen dahingehend, dass die Fusion in Kärnten nicht nur am Papier stattfinden wird. Die Trainingsbeteiligung ist im Steigen begriffen, jetzt ködert man Exil Kärntner zurück in den Süden. Mocher abschließend: „Wir müssen unsere Kräfte bündeln wenn wir erfolgreich sein wollen. Es geht nicht an, dass unsere Spieler in der Ferne ihr Heil suchen. Wir müssen ihnen zu Hause wieder eine Perspektive bieten. Hier ist nicht der einzelne Spieler gefragt, sondern der Verein. Wir müssen etwas tun. Und wir werden etwas tun!“

Die Trainerfrage in Kärnten, von der auch abhängig ist wie gut sich die Kärntner Fusion weiterentwickeln wird, ist angeblich bereits geklärt. Die Black Lions werden demnächst ihren Head Coach für 2006 bekannt geben. Es wird sich dabei wahrscheinlich weder um Bob Bradley noch um Jeff King handeln. Wir sind gespannt und tippen mal blind auf einen alten Bekannten.

Hans, come back
Das erste Modell der Rückrufaktion aus der Reihe Kärntner Footballspieler ist der Defensive Tackle Hans Seppele. Der Mitbegründer der Falcons, zweifache Gewinner der Silver Bowl und ehemalige Nationalteamspieler, verlässt die Danube Dragons und wird in der kommenden Saison wieder dort spielen, wo er es auch in den Jahren 1991-2001 getan hat. In Klagenfurt. Football-Austria.com sprach mit dem 29-jährigen Hünen- und Kraftpaket (196cm, 130 kg) über seine Rückkehr, seine Ziele, das Nationalteam und auch über seinen Ex-Verein, den Dragons.

F.A.: Was sind die Ziele des Hans Seppele 2006 bei den Black Lions?

Hans Seppele: „Die Situation jetzt, daß die Cowboys und die Falcons wieder zusammengefunden haben, müssen wir unbedingt nutzen. Ich glaube, daß wir damit im nächsten Jahr einen ganz guten Eindruck hinterlassen werden. Darum geht es – was wir damit erreich können, werden wir sehen.“

Stichwort: Hans Seppele und Integrationsfigur? Fehlte es einer solchen nicht in diesem Team?

„Ich hoffe natürlich auch, gerade in der Situation jetzt, dass ich dazu mit beitragen kann das Team zu einen. Es gibt, wie man sich sicher vorstellen kann, Annäherungsschwierigkeiten. Ich war ursprünglich ja einer der Mitgründer der Falcons. Ich kenne die ganzen Streitereien und Kamellen nur allzu gut. Das wollen wir beenden. Es soll nicht mehr so sein, daß sich ein Vorstand des Vereins über die Meinung der Mehrheit der Spieler hinwegsetzten kann. Das ist nämlich die Krux an der ganzen Streiterei gewesen und das betrachte ich nun als beendet. Man weiß nun wie das geendet hat – nämlich in einer Trennung der Kräfte. Die Spieler hätten sich an sich ja relativ schnell wieder untereinander vertragen, es lag an dem Vorstand der Cowboys und den Gerichtsgeschichten, dass die Wiedervereinigung so lange gebraucht hat.

Wer wird der Head Coach der Black Lions 2006 sein?

„Ich weiß es ehrlich nicht. Ohne da viele Gerüchte streuen zu wollen, oder das falsch rüberkommt, glaube ich aber nicht, dass es Jeff King machen wird. Ich lasse mich dahingehend überraschen. Levio Ferracuti, der zuletzt 2 Jahre bei den Steelsharks als Coach tätig war und mit dem ich lange gearbeitet habe und deshalb sehr schätze, wird es wohl nicht sein, denn der wird voraussichtlich in Italien arbeiten. Es ist nicht meine Entscheidung und mir soll es recht sein, so lange es jemand ist der uns weiterbringt.“

Joe, come back?
Silverbowl 2001 – damals war ein gewisser Bernhard Kamber Quarterback der Falcons. Wie ist dein Verhältnis zu ihm?

„Ausgezeichnet – wir sind Freunde. Wir verstehen uns sehr gut, verstehen aber auch die momentane Situation in Kärnten. Es macht derzeit keinen Sinn einen unnötigen Streitpunkt ins Team zu holen. Ich hoffe aber, dass sich in den nächsten Monaten, also in der übernächsten Saison etwas ergibt, dass der Bernhard wieder bei uns mitmischen kann. Die Idee, bzw. das ganze Konzept, welches Manfred Mocher anstrebt, ist im Endeffekt darauf ausgerichtet diese Spieler, nicht nur Bernhard Kamber, wieder nach Kärnten zurückzuholen. Wir müssen schauen, dass wir die „Ur-Kärntner“ wieder nach Hause bekommen. Siehe auch: Joe Widner, mit dem wir 99 die Silver Bowl gewonnen haben.“

Die Möglichkeit das Johannes Widner (Vikings) nach Kärnten zurück kommt ist zur Zeit aber eher etwas illusorisch, oder nicht?

„In unmittelbarer Nähe bestimmt – da gebe ich dir vollkommen recht. Aber langfristig ist es ein Ziel jene Spieler, welche aus verschiedensten Gründen Kärnten verlassen haben, sei es ein Studium, seien es neue sportliche Perspektiven, wieder zurück nach Kärnten zu holen. Auch einen Joe Widner! Es gibt da noch mehrere Beispiele nicht nur Wien betreffend.“

Thema Nationalteam. Keine Ahnung ob du das weißt, aber es gab eine Abstimmung auf Football-Austria.com über die Aufstellung des Nationalteams und nach Meinung der Leser hättest u. A. du es in das Roster des Teams geschafft. Was sagst du dazu?

„Ich war zur Weihnachtszeit im beruflichen Stress und hab es daher selbst noch nicht gelesen. Mich hat aber ein Freund angerufen und mir aufgeregt mitgeteilt, dass ich hier genannt wurde. Das finde ich natürlich ganz toll, dass sich die Fans auch eines D-Liners annehmen, denn normaler Weise stehen wir Liner ja nicht so im Mittelpunkt des Interesses. Es ehrt mich ungemein und ich möchte mich bei den Leuten dafür auch herzlich bedanken.“

Höre ich da ein aber raus?

Ja, denn ich finde es nicht besonders klug von Karl Wurm und Bernhard Binstorfer, dass sie mit der Einberufung der „All Time High“ für vollendete Tatsachen in Teilbereichen gesorgt haben. Es freut mich natürlich, dass Leute, also eure Leser, an mich denken, ich demnach ein guter Spieler wäre für dieses Nationalteam für sie, aber ich weiß nicht was es für einen Zweck haben soll jetzt schon 20 Spieler zu nennen, welche unbestritten sind? Selbstverständlich soll man daran arbeiten, dass man ein gutes Team bei der EM 2007 präsentieren kann, aber besonders in Österreich, wo wir ja alle wissen wie solche Sachen in diversen Foren besprochen werden, bringt das mehr Unruhe in die ganze Sache hinein als es ihr nützt. Unabhängig davon, ob ich nominiert werde oder nicht, halte ich von der Vorgehensweise, eben 20 vorab zu nominieren, reichlich wenig. Es war auch nicht notwendig. Ich hege starke Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Aktion, ohne mich als Person selbst ins Spiel bringen zu wollen. Ich meine das ganz generell.“

Letzte Frage. Du hast die vergangenen 4 Jahre für die Dragons gespielt. Wie schwer oder wie leicht fällt dir der Abschied? Zusatzfrage: Du bist nicht der einzige der gegangen ist, sondern auch andere Schlüsselspieler, wie z.B. Herbert Klackl (Blue Devils) haben das Team verlassen. Wie wird es denen ohne euch ergehen?

„Problemtisch bei den Dragons ist, oder war, dass es nicht wirklich ein Ziel gab wo hin gearbeitet wird. Es gab weder einen offensichtlichen Auftrag an die Spieler, noch einen solchen an die Vereinsleitung. Das Problem war also, dass man sich immer von einer zur nächsten Entscheidung gehantelt hat. Was das für Auswirkungen hatte, hat man in den letzten Jahren – manchmal mehr, manchmal weniger – ja gesehen. Ich glaube aber nicht, dass es momentan so schlimm um die Dragons steht, wie es zuletzt publiziert wurde. Es sind ja einige Abgänge zurückgekommen. Joe Yun und Christian Wagner sind wieder dabei. Herbert Klackl ist in Hohenems, das ist richtig, aber sie haben einige junge Spieler aus dem Nachwuchs dazubekommen, die einen sehr guten Eindruck auf mich gemacht haben. Ich hoffe, daß die Dragons ihre Ziele, welche sie sich auch immer gesteckt haben für die nächste Zeit, damit auch erreichen werden.“

Sportlicher Lebenslauf Hans Seppele:

Hans Sepppele Dragons
Hans Seppele
Foto: Danube Dragons
1991-1994: Klagenfurt Jets
1994: Junioren Nationalteam EM 1994 (Berlin)
1995: Rangers
1996: Carinthian Cowboys
1997: Game MVP Italian Bowl (vs Muli Trieste)
1998: Best Lineman Award Cowboys
1999: Best Lineman Award Cowboys
1999: Gewinn Silverbowl Cowboys
2000: Gründungsmitglied Carinthian Falcons
2001: Gewinn Silverbowl Falcons
2001: Studienaufenthalt University of Alabama, Tuscalosa
2002-2005: Danube Dragons
Nationalteamspieler (gegen Ukraine, Finnland und 2 Mal Deutschland)
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