Der im zweiwöchigen Rhythmus erscheinende ‚Grazer im Bild‘ zieht in seiner aktuellen Ausgabe eine sportliche Bilanz und diese sieht für die meisten Sportler und Vereine in der grünen Mark denkbar schlecht aus.
Unter den aussagekräftigen Titel ‚Der Absturz‘ wird den steirischen Sportfans eine bestürzende Nachricht überbracht. ‚Das Sportland Nummer 1‘ sei ‚leider Geschichte.‘ Mittendrin in einer ‚Tabelle der Mittelmäßigkeit‘ auch die ‚Football Bundesligisten Giants Graz‘. Mit dem GAK, Sturm Graz und den 99ers befinden sie sich dort in prominenter Gesellschaft.
165.000 Stück der Gratis Postille werden an steirische Haushalte und Gastronomiebetriebe verteilt. Sich selbst beschreibt man als ‚Mutig, Unabhängig!‘ sowie ‚Gratis und rotzfrech!‘ aber (horch, horch!) ‚Von Profis gemacht!‘ Vor allem hatte man einen ‚Sensationellen Start!‘, was nur an der häufigen Verwendung des Ausrufezeichens! liegen kann. Alleine auf der Startseite im Web findet man ganze Neun! davon. Das ist toll! Eines ist daher klar ‚Die Steiermark ist umgestiegen!‘ Tatsächlich?
‚Die Profis‘ gehen jedenfalls vielen heißen Themen auf den Grund. So ’schockt ein ‚Schul-Porno!‘ nicht nur eine, sondern gleich zwei (!) Grazer HTLs! Das Plural s in HTLs steht hier für Lehranstaltens? Eine harte Sache jedenfalls. Auch nicht minder brisant der ‚Asylanten Babyboom‘. Hier erzählt eine Frau, deren Name geändert und der Grund des Aufenthalts im Caritas-Flüchtlingsheim nicht verraten wird, dass sie das ‚Baby- und Kindergeschrei…nicht mehr hören kann!‘ Die Damen würden glauben ihre ‚Butzerln‘ wären automatisch Österreicher, aber bei uns herrschen eben ‚keine amerikanischen Verhältnisse.‘ Wie wahr. Dieser ‚Staatsbürgerschaftstraum‘ bleibt hier unerfüllt und wird via Abschiebung ‚ganz schnell zum Alptraum.‘ Warum eigentlich? Weil die Alpen verdächtig nahe sind? Man hat es nicht so mit der neuen deutschen Rechtschreibung, kopuliert mit ihr aber heftig, wenn es passend erscheint. Dass ein Medium dieser Größe sich einen Lektor hält, der für das Blatt eine komplett neue deutsche Sprache erfindet ist nicht nur ‚Mutig!‘, sondern stellt echte Pionierarbeit dar. Preisverdächtig das.
Wirklich skurril wird es, wenn uns verraten wird wer für ‚Prügelväter!‘ zu zahlen hat, nämlich ‚WIR!‘ Aber bereits auf der nächsten Seite bietet die Raika Steiermark Abhilfe. Schon ab € 320,- kommen Sie zu ihrem Traumhaus. Darunter noch ein Hinweis auf das Frauenhaus, falls man als geprügelte Frau derzeit nicht so bei Kassa ist. Schrilles product placement – à la bonne heure!
Derart ‚Rotzfrech!‘ geht es auf insgesamt 77 verdammt ‚mutigen!‘ Seiten zu. Auf der Doppelseite 68/69 kommt man zu der Sache, welche uns interessiert, weil ‚…leider stirbt in Graz und in der Steiermark der Spitzensport!‘ Man beweint den nicht mehr stattfindenden Formel 1 GP und die zu lange zurückliegenden Meistertitel der Fußballklubs GAK und Sturm Graz, welche auch an oberster Stelle der Absturzverursacher stehen. Ihnen folgen die Sportarten Handball, Basketball, Volleyball und Eishockey, bevor man auch in der ‚Football Bundesliga‘ die ‚Giants Graz‘ als mitverantwortlich befindet. Das ist doch zumindest ein wenig überraschend.
Nun haben die Giants für ihre Verhältnisse in den vergangenen Jahren nicht gerade zu sportlichen Höhenflügen angesetzt, jedoch für zwei Teilnahmen an der Austrian Bowl (2002/2003) und dem Erreichen der Playoffs (2004/2005) reichte es noch allemal. Zudem verwundert es, dass gerade einem Amateurverein hier so viel Aufmerksamkeit beigemessen wird. Waren die Giants denn in den Schlagzeilen, quasi in dem Fall auch mitverdächtig, als Sturm in der Champions League überraschte? Wohl kaum. Die ‚Götschl‘ und die ‚Görgls‘ seinen die wenigen Lichtblicke. Dieser Kasteiung beinahe germanischen Ausmaßes wird auch noch ein Zeuge der ersten Klasse hinzugezogen. Sporthilfe Chef Karl Schweitzer bohrt in den offenen Wunden und wird mit ‚Die Steirer sind weit weg vom Sportland Nummer 1.‘ zitiert, bevor der Staatssekretär zum (sicher unbewussten) Football Tiefstschlag ansetzt. ‚Selbst das kleine Bundesland Vorarlberg hat fast so viele Spitzenleute wie die Steirer.‘ Autsch! Spätestens hier verzichtet der Grazer Footballfan auf die Unabhängigkeit und bringt das von Profis gemachte Papier an jenen Ort wo es in 165.000 Hauhalten am Nötigsten gebraucht wird.