Die Amstettener sehen sich als erster Herausforderer der selbsternannten Titelaspiranten aus Wien (Knights) und Gü-Gü Stegersbach (ASVÖ Gladiators)

Außerdem wird niemand mehr 15 Sekunden benötigen um den Namen des Teams auszusprechen. Schade, denn gerade als wir uns ihn nach monatelangem Üben antrainiert hatten, wird der wieder abgestrafft. Downgrade for Upgrade in vielen Bereichen. Herr Reitbauer spricht leise, ist dabei aber laut.

Amstetten erteilt also dem rekordverdächtigen 38 (inkl. Leerzeichen) Buchstaben langen Vereinsnamen eine Absage. Wie hat es mich gequält, dieses Unding von Namen! Amstetten Schnitzlplatzl‘ Thunderbolts. Jedes Mal (so oft war es nun ja nicht) als ich es ausschreiben mußte war es eine typographische Pein. Die Werningerode Mountain Tigers bringen es nur auf 28 und die (seligen) Klosterneuburg Mercenaries begnügten sich mit gar mit 26 Anschlägen, bevor sie auf das humane 14-stellige Danube Dragons kamen.

Zudem erinnere ich mich leidvoll an jene Sonnenuntergänge an denen meine Freundin sich nach dem abendlichen Bade ‚im Wohnbereich‘ ihre Haare kämmte und dabei ein ‚Schnitzlplatzl‘ Thunderbolts òle òle òle‘ intoniert (sie hat nie ein Match des Teams gesehen, schätzt sie aber wegen ihres Namens!), als wäre es das wichtigste im Lande die panierte Kalbs- bzw. Schweinlende samt ihrer schwitzenden Männer zu besingen. Bitte nicht! Mit Inbrunst sang sie die Melodie (stellen sie es sich einfach vor) und spätestens nach der dritten Wiederholung ging es mir nicht mehr aus dem Ohr, oder nervte derart, daß ich mich freiwillig breitschlagen ließ, lieber den Gesangskünsten eines Daniel Kübelböcks auf RTL zu lauschen, bevor ich mich weiterhin mit der Ode an die Fritteuse malträtierten lasse. Das Leben ist kein Hit sondern ein öliger Kompromiss.

Allen ernstes haben die Grenzländer nun beschlossen sich auf Amstetten Thunder (17 Fingerbewegungen, immerhin 20 weniger als zuvor!) zu reduzieren und das war für uns Anlass genug um mit dem Präsidenten der ehemals Langnamigen, Roland Reitbauer, ein kurzweiliges Gespräch über alles Neue im Westen des Ostens zu führen.

F.A.com: Herr Reitbauer, wie stehen die Dinge bei den Thunder?
Roland Reitbauer: Wir hatten bisher eine sehr gute Vorbereitung. Das Training läuft ordentlich. Durch die Aufrüstungen der Vienna Knights und den Gü…, pardon (lacht) ASVÖ Gladiators mit Bernhard Kamber sehen wir uns besonders herausgefordert. Wir treffen im Grunddurchgang auch auf die Gladiators, die wir zuletzt zwei Mal besiegen konnten. Einmal glatt, ein weiteres Mal mit Bauchweh. Ich denke die Rams können wir locker packen, schwer einzuschätzen sind die Gunners für uns. Wir selbst werden vier bis fünf Rookies plus sechs oder sieben Spieler die ihre zweite Saison spielen ins Team eingliedern. Wir konnten mit 8 Matches im Vorjahr die Anzahl der Spiele sehr hoch halten. Unser Quarterback Gernot Haas hat sich gut entwickelt, die Arbeit von Headcoach Andreas Illich trägt Früchte. Ich denke wir sind gewappnet für 2006.

Ihre Ziele für 2006 definieren Sie wie?
Definitiv das Erreichen des Finales. Anscheinend sind sich die beiden Teams aus Wien und dem Burgenland ja schon einig, daß sie sich den Titel untereinander ausmachen werden. Ich geh davon aus, daß wir da noch ein Wörtchen mitreden können. Gewinnen wir die Liga wäre das sensationell, erreichen wir das Finale sind wir zufrieden. Da spielen viele Faktoren, wie z. B. Verletzungen im Laufe der Saison mit, die man jetzt noch nicht einschätzen kann. Bleiben alle gesund, dann schätze ich unsere Chancen ganz gut ein. Fallen wichtige Spieler aus, dann wird es schwierig.

Mit wie vielen Spielern werden die Amstettener antreten?
Am Roster werden wir ca. 30 Spieler haben. Aktive Spielzeit werden nach Plan 24-25 Leute bekommen. Das ist unser Stamm.

Der Name des Teams wurde auf Thunder gekürzt. Hier gab es dem Vernehmen nach einige Probleme? Amstetten als Name ist ja schon lang genug. Daher haben wir uns gedacht, wir kürzen das Thundebolts auf Thunder. Noch bevor wir damit an die Öffentlichkeit gehen konnten, kamen Gerüchte bezüglich dieser Umbenennung auf. Der NFLE Verein Berlin Thunder trat mit uns in Kontakt und teilte uns mit, daß dieser Name urheberrechtlich geschützt sei. Ich habe keine Ahnung wie das bis dorthin hochgedrungen ist. Ich weiß auch bis heute nicht ob das nicht ein ‚Schmäh‘ war. Jedenfalls haben wir nun das Einverständnis und ziehen das auch durch. Wir heißen kurz ‚Amstetten Thunder‘ und offiziell ‚Amstetten Schnitz’l Land Thunder‘.

Warum ist gerade Amstetten so auf Schnitzel fixiert?
Das ist relativ einfach zu erklären (lacht). Schnitzl’platzl, unser alter Namenssponsor, ist ein Franchisingunternehmen. Der Betreiber hier in Amstetten hat sich zuletzt selbstständig gemacht und heißt nun ‚Schnitzl‘ Land‘ Er ist aber weiterhin unser Sponsor. So bleiben wir bei der Panier, statt dem Platz wird halt ein ganzes Land. Wobei – Schnitzel und Football ist doch beides gut!

Es gibt einen Spieler der Amstetten verläßt – Thomas Eßletzbichler.
Ja, leider. Thomas ist als Athlet nicht gerade unbedarft, obwohl er im Football ein Newbie ist. Er ist sportlich sehr gut drauf und technisch versiert. Dadurch wurde er bei uns nach kurzer Zeit zum Stammspieler und war eine echte Bereicherung. Er ist so groß – jeder Quarterback kann ihn sehen (lacht). Wir werden ihn vermissen, aber ich gönne es dem Thomas bei den Giants zu spielen. Das hat er sich verdient und ich hege keinen Groll. Er ist Magister, will seinen Doktor in Graz fertig machen und wird in einem sehr guten Team sich beweisen müssen. Tolle Sache für ihn. Alles Gute! Vielleicht sehen wir ihn ja wieder, ob als Spieler oder sonstwo. Er ist ja aus unserer Gegend.

Die Heimmatches werden im kommenden Jahr aufgemotzt?
In dem Riesen Umdasch Stadion schaut es leider sehr seltsam aus wenn nur 150 Leute kommen. Als ob du vor 15 spielst – weil es eben so groß ist. Was werden wir machen um mehr Zuschauer ins Stadion zu holen? Wir hatten im Laufe unserer 16-jährigen Geschichte 150 Spieler als Aktive im Verein. Diese werden wir nun alle kontaktieren und reaktivieren. Wir wollen sie zu den Matches bringen. Wir verstärken zudem die Werbung mit einer Plakataktion. Nach dem Spiel wird es eine After Game Party mit Grill und Musik geben. Wir verhandeln derzeit mit den Kinderfreunden wegen Kinderbetreuung. Unsere Zielgruppe ist die Familie. Hier schwebt uns ein betreuter VIP Raum für Kinder mit Sicht aufs Feld vor. Die Eltern können natürlich auch gerne dabei sein.

Ähnlich wie bei den Giants sind uns viele ehemalige Spieler verloren gegangen und wir haben es verabsäumt sie an den Verein andocken zu lassen nach ihrer aktiven Karriere, wie das z.B. die Vikings machen, sie eventuell im Verein auch mit Aufgaben zu betreuen. Jetzt passiert das. Das erste Feedback war sehr gut – endlich hören wir was vom Verein, war der einhellige Chor. Wir werden hoffentlich viele ehemalige Spieler wieder ‚zurückbekommen.‘ Auch mit SMS Reminder vor den Matches. Das Hauptproblem aus Marketingsicht für uns ist: Wie verkaufe ich drei Heimspiele? Nicht nur den Sponsoren, auch dem Publikum. Im zweiten Fall muß die Werbung so gut rüberkommen, daß wir auf Anhieb mehr Zuschauer bekommen und wir uns danach kontinuierlich steigern. Da spielen viele Komponenten mit. Auch welche, die du nicht beeinflussen kannst, wie z. B. das Wetter. Das hört sich vielleicht komisch an, aber für einen kleinen Verein ist gutes Wetter der beste Freund des Kassiers.

Was war der Auslöser dafür das nach 16 Jahren anzugehen?
Für mich war ausschlaggebend, daß ich nun dafür wirklich mal Zeit habe. Ich habe Jahre lang enorm viel Zeit und Energie für das Budget aufgewendet. Das ist nun in Ordnung. Wir haben ein gutes Budget und einen bezahlten Trainer. Das läuft also, denn die Finanzen sind im Lot. Das war nicht immer so. Wir haben keine Schulden, können heute eher Geld auf die Seite legen. Daher konzentrieren wir uns jetzt auf diese Dinge. Ausschlaggebend war die Konsolidierungsphase ohne dem Wahnsinn mit amerikanischen Spielern. Alexander Narobe (Salzburg Bulls) und ich waren die ersten, die der Richtung, in der sich die oberste Liga bewegt hat eine Absage erteilt haben. Wir haben für uns die Konsequenzen daraus gezogen.

Wie sehen sie dann die Liga und die Legionäre?
Ich denke es wäre das tollste für den Football wenn es wieder einen österreichischen Meister gäbe. Wir hatten in den letzten Jahren amerikanische Meister mit österreichischer Beteiligung. Aus der AFL würde ich eine Show- oder Profi Liga machen, oder wie immer man sie nennen will, die sie ja in Wahrheit schon längst ist. Das hat ja seine Daseinsberechtigung, denn das Publikumsinteresse gibt ihnen recht. Sie wird leider noch immer als österreichischer Amateurbetrieb verkauft. Das ist sie aber bitte nicht. Da drinnen sollen dann so viele Legionäre spielen wie die Vereine lustig sind und Geld dafür ausgeben wollen – das andere ist dann eine, eben DIE österreichische Amateurliga. Ständig einen österreichischen Meister zu produzieren der Vikings oder Raiders heißt wird auf dem Level und unter diesen Vorraussetzungen niemanden von den anderen Vereinen mehr vom Hocker reißen. Das wirst du daher auch der Presse auf Dauer nicht als super verkaufen können im Zusammenhang mit den ‚anderen Amateuren‘ die ‚eh keine Chance haben‘. Alle anderen werden weiter absinken. Heuer sind es noch 5 Teams in der AFL. Wie viele werden es im nächsten Jahr sein? Man sollte das trennen, wenn man daran Interesse hat. Das sind zwei verschiedene Philosophien.

Das Presseinteresse an den Vikings ist aber enorm gemessen an Amstetten.
Natürlich und das haben sie sich ja auch hart erarbeitet. Nur da sind wir nicht und da sind auch viele andere Teams in dem Land nicht. Die meisten stehen wo ganz wo anders und finden das nicht mal schlecht. Wir betreiben den gleichen Sport, aber spielen nicht nur zwei Ligen unter diesen Vereinen sondern in einer völlig anderen Kategorie. Ich sagte es ja schon. Es wird immer mehrheitlich Vereine geben, die Football auf Amateur Niveau betreiben wollen und werden. Vereine die es gar nicht in ihrem langfristigen Plan haben in fünf Jahren mit sechs Amerikanern, vier Deutschen, fünf Schweizern und einem hochbezahlten Trainerstab um einen österreichischen Amateur Staatsmeistertitel zu spielen. Da stimmt doch was ganz generell nicht.

Sie haben viele Ideen. Warum bringen Sie sich nicht im Verband ein?
Erstens wurde ich nie gefragt, zweitens bin ich Präsident eines Vereins.

Das ist ein Grund, aber kein Hindernis.
Oh doch ist es das. Das halte ich bitteschön für gänzlich unvereinbar. Ich kann nicht Diener zweier Herren sein, wenn ich mich selbst ernst nehmen will, denn dann wäre ich stets versucht für meinen Verein beim Verband das Beste rauszuschlagen. Oder sind wir alle befreit von solchen Begehrlichkeiten? Wohl kaum. Sie kennen das Sprichwort mit dem Hemd und dem Rock? Mein Selbstverständnis sagt mir, das geht so nicht.

Der AFBÖ sieht das aber anders. Dort sitzen sehr viele Vereinsvertreter im Vorstand.
Das haben Sie hervorragend recherchiert (lacht).

Und was sagen sie denen?
Was ich seit 16 Jahren sage. Zum einen akzeptiere ich mal, daß der Verband hier nicht meiner Meinung ist, zum anderen werde ich sie aber weiterhin spazieren tragen. Ich stehe damit ja auch nicht gänzlich alleine da. Als Mitglied des Verbandes erlaube ich mir einfach diese Kritik. Der Verband richtet sich manche Dinge selbst. Das ist ja gerade Football-Austria.com immer wieder aufgefallen und konnte man des öfteren bei ihnen auch so lesen – als Beispiele der Befangenheit. Ihre Meinung kommt ja nicht von ungefähr. Werfen Sie mal einen Blick darauf wer die Vereine und die Leute im Vorstand sind. Es sind genau drei Teams und vielleicht sechs Personen die das Sagen haben. Meine Meinung ist, daß diese Leute allesamt ihre Funktionen bei den Vereinen zurücklegen müßten, in dem Moment wo sie für den Verband tätig werden. Und zwar komplett. Das ist keine Frage des Anstands, sondern der Vernunft. Gegen die Leute selbst habe ich keinerlei Einwände. Ihre Doppelfunktion ist aber zu hinterfragen.

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