Super Bowl XLIII, das größte Eintages-Sportevent 2009, kann ein Thriller werden. Das Aufeinandertreffen der Arizona Cardinals mit den Pittsburgh Steelers in Tampa (Florida) ist das klassische Duell Underdog gegen Favorit – und die beliebte Konfrontation einer mächtigen Offense mit der stärksten Defense der NFL.

Während die Steelers in ihrem siebenten Finale den sechsten Triumph und somit den alleinigen Rekord anpeilen, stehen die Cardinals erstmals in der Klubgeschichte in der Super Bowl. In einer Klubgeschichte, die bisher ebenso wechselhaft wie erfolglos war.

Die Steelers hatten seit 1969 genau drei Head Coaches (Chuck Noll, Bill Cowher und seit 2007 Mike Tomlin) – die Cardinals waren seit 1960 in drei Städten daheim! 1898 in Chicago "geboren" (und somit das älteste noch existierende Footballteam der Welt), waren die Chicago Cardinals eines der elf Gründungsteams der NFL. Aber gegen die Bears hatten sie in der späteren Heimatstadt des 44. US-Präsidenten keinen Auftrag – und auch kein eigenes Stadion. Also übersiedelten die Cardinals 1960 nach St. Louis (wo sie Untermieter des gleichnamigen Baseballteams in dessen Stadion wurden!) und 1988 nach Arizona. Auch dort hatten die Phoenix (seit 1994: Arizona) Cardinals zuerst keine eigene Heimstätte – die haben sie seit 2006 (endlich) im University of Phoenix Stadium, Schauplatz von Super Bowl XLII.

Und seit 2007 haben sie mit Ken Whisenhunt einen Head Coach, der binnen kürzester Zeit die gesamte Philosophie des Klubs umgekrempelt hat. Vielleicht auch deshalb, weil er davor sechs Jahre in einer vorbildlichen Organisation gearbeitet hat: bei den Pittsburgh Steelers, als deren Offensive Coordinator er vor drei Jahren einen Super Bowl Ring gewann. Aber 2007 wurde nicht er, sondern Mike Tomlin zum Nachfolger von Bill Cowher ernannt – und Whisenhunt heuerte in Arizona an.

Der amerikanische Traum
Schon zwei Jahre vor dem Coach landete Quarterback Kurt Warner in Arizona. Kein anderer Footballspieler hat eine derart unfassbare Story zu bieten – er personifiziert den "American Dream". 1994 nicht gedraftet, überstand er das Trainingscamp mit den Green Bay Packers nicht, musste sich als Nachtarbeiter in einem Supermarkt in Iowa verdingen. Über den Umweg Arena League (Hallenliga) mit den "Iowa Barnstormers" (was für ein Name!) und NFL Europe (Amsterdam Admirals) wurde er 1998 in St. Louis als Ersatz-Quarterback verpflichtet. Nach Verletzung von Starter Trent Green führte er die Rams 1999 sensationell in die Super Bowl, wurde als Spielmacher der "Greatest Show on Turf" zum wertvollsten Spieler (MVP) der Liga und der Super Bowl gewählt – die er mit einem Rekord an Passing Yards gewann. Zwei Jahre später wurde er wieder zum NFL-MVP gewählt, erreichte wieder die Super Bowl, scheiterte aber an Außenseiter New England.

Mehrere Verletzungen und zwei Entlassungen (Rams, New York Giants) später das Comeback in der Wüste. Aber auch in Arizona war er weitgehend Bankldrücker, ehe er im Sommer 2008 von Coach Whisenhunt statt des hoch gedrafteten Matt Leinart zum Starter ernannt wurde. Das Ergebnis: wieder führte er einen ewigen Loser in die Super Bowl. Mit zwei Teams in die Super Bowl – das schaffte vor ihm ein einziger Quarterback. (Und der verlor beide Endspiele!) Und da gibt’s allen Ernstes "Experten", die bezweifeln, ob Kurt Warner in die Hall of Fame gehört?!

Wie in St. Louis hat Warner auch in Arizona kongeniale Offensivpartner – allen voran Wide Receiver Larry Fitzgerald, der in drei Playoffpartien fünf Touchdowns erzielt und mit 419 Receiving Yards dem legendären Jerry Rice einen seiner Playoff-Rekorde entrissen hat.

In der Regular Season hatten die Cardinals allerdings das schwächste Laufspiel der Liga und eine untermittelprächtige Defense. Aber ab Beginn der Postseason hat Arizona auch die Schwachpunkte im Griff – Folge: erstmals in der Klubgeschichte wurde mehr als ein Playoffspiel gewonnen (30:24 gegen Atlanta, sensationell 33:13 in Carolina, 32:25 im emotionalen Conference Finalthriller gegen Philadelphia).

1925 und 1947 gewannen die (Chicago!) Cardinals ihre einzigen NFL-Titel – lang vor der Super Bowl-Ära. Kein Wunder, dass Fans und langgediente Spieler wie Safety Adrian Wilson nach dem Sieg im NFC Championship Game den Tränen freien Lauf ließen.

Tolle Story – aber der Favorit ist nicht Arizona, sondern Pittsburgh
Die Steelers haben die beste Defense der Liga – und sie haben mehr als 20 Spieler, die vor drei Jahren die Super Bowl gewonnen haben. "Big Ben" Roethlisberger, der Quarterback mit Emmentaler Wurzeln, hat auch seinen Ring – obwohl er beim 21:10 gegen Seattle in Super Bowl XL eine unterirdische Leistung bot. Erst zum vierten Mal in der Finalgeschichte treffen zwei Quarterbacks aufeinander, die schon einen Super-Bowl-Titel geholt haben.

Auch Defensivhelden wie Safety Troy Polamalu und Linebacker James Harrison (damals als Backup, diesmal als Defensiv-Spieler des Jahres!) kehren zurück. Receiver Hines Ward, Super Bowl XL MVP, hat sich im Conference Finals gegen Baltimore (23:14) eine Knieverletzung zugezogen, wird wohl nicht zu 100 Prozent fit, aber einsatzbereit sein.

Mike Tomlin, ein leidenschaftlicher Motivator, ist nach dem siegreichen Tony Dungy und Lovie Smith vor zwei Jahren der dritte afroamerikanische Head Coach, der die Super Bowl erreicht hat – und (wen wundert’s?) ein Fan von Präsident Barack Obama. So wie sein Boss, Steelers-Eigentümer Dan Rooney, der Obama vor der Inauguration einen Football schenkte.

Dank der begeisterungs- und reisefreudigen Fans und ihrer "Terrible Towels" werden die Steelers wie vor drei Jahren in Detroit auch in Tampa (quasi) Heimvorteil genießen. Die Buchmacher erwarten den Pittsburgh-Rekordsieg (bisher fünf Triumphe wie Dallas und San Francisco) mit sieben Punkten Differenz. Football-Fans in mehr als 200 Ländern hoffen auf eine ähnlich dramatische Partie wie im Vorjahr, als die New York Giants nach drei Führungswechseln im Schlussviertel die "perfect season" der New England Patriots zerstörten. Die Super Bowl glänzt trotz Wirtschaftskrise wie eh und je: US-Host Broadcaster NBC kassiert pro 30-Sekunden-Werbespot den Rekordpreis von drei Millionen US-Dollar.

Auf ORF in HD
ORF1 überträgt am Sonntag ab 23.50 Uhr live und erstmals in High Definition. Christopher Ryan und Michael Eschlböck kommentieren zum zwölften bzw. zum elften Mal eine Live-Super Bowl – zum Vergleich: die NBC-Stars Al Michaels und John Madden sind zum siebenten bzw 11. Mal dabei … allerdings hat der 1976 die Super Bowl als Head Coach bestritten – und gewonnen!

Schon am Freitag/Samstag gibt’s in ORF1 und ORF Sport Plus "NFL Blast" mit exklusiven Interviews vom Media Day.

ORF-SENDEZEITEN (OSP = ORF Sport Plus):
 FR 30.01., 00.25, ORF1: NFL Blast Folge 21 (einstündige Super Bowl Vorschau)
SA 31.01., 14.00, OSP: Conference Finals WH
SA 31.01., 21.30, OSP: NFL Blast Folge 21 (WH)
SO 01.02., 14.00, OSP: Super Bowl XLII NYG-NE (WH)
SO 01.02., 23.50, ORF1: Super Bowl XLIII live aus Tampa
(Halftime Show: Bruce Springsteen) (HD)
MO 02.02., 20.15, OSP: Super Bowl XLIII (WH)
DI 03.02., 20.15, OSP: Super Bowl XXXII DNV-GB (WH)
FR 06.02., 22.00, OSP: NFL Blast Folge 22 (Super Bowl Highlights)
FR 06.02., 00.25, ORF1: NFL Blast Folge 22 (WH)

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