Unter Ausschluss der Öffentlichkeit, auf einem ca. 80 Yards Militäracker zwischen Gewächshäusern und einem Touristenbusparkplatz, fand dieses Playoff leider einen mehr als unwürdigen Rahmen und der Rittertraum ein jähes Ende. Einem die ganze Saison hindurch bereits enorm starken zweiten Raiders Team, vollgespickt mit Jugend- und Juniorenspielern, standen zwar stets ambitionierte, aber gegen diesen Gegner machtlose Knights gegenüber. Ein Klassenunterschied!?
Von Beginn weg machten die Raiders das Spiel. Bis kurz vor Halbzeit ließen sie nicht mal ein 1st down der Knights zu, stellten mit Scores von Manuel Eisenführer und Christian Winkler schnell klar, dass sie nicht die Knechte der Ritter sein werden. 13:0 zur Halbzeit.
Ein schöner, langer Drive der Knights zu Beginn der zweiten Halbzeit brachte sie in eine vielversprechende Fieldgoal Position. Der Versuch wurde aber vom Special Team der Tiroler geblockt. Die größte Möglichkeit der Wiener im gesamten Spiel sich auf das Scoreboard zu bringen. Danach konnten die Knights zwar den Raiders Angriff im dritten Viertel stoppen, ein Fumble tief in der Hälfte der Innsbrucker brachte aber wieder keine Punkte für die Wiener, sondern den Gegner in Ballbesitz. In dieser Phase des Spiels waren die Ritter selbst ihr größter Gegner, denn die Raiders ließen kurz die Zügel etwas locker. War die Partie nach ¾ mit 13:0 noch relativ offen, machten die Innsbrucker in Folge jegliche Hoffnung der Weitgereisten zu Nichte. Der letzte Spielabschnitt geriet zu einer Demonstration Tiroler Überlegenheit. Die Knights waren nur mehr Passagier als der Raiders Express über den Bundesheeracker zischte. Christian Winkler, Daniel Schuster und Günther Kranebitter fegten über die Wiese, welche sie Spielfeld nannten und wurden dabei mehr beobachtet als gestört von einem Gegner der ebenso erschöpft wie erstaunt darüber war, dass die anderen noch so frisch sind. Von einem Angriffspiel der Knights war im letzten Viertel nichts mehr zu sehen. Endstand daher: 33:0.
Der sportliche Unterschied zwischen den Knights und den Raiders II ist unübersehbar.
Die Tiroler sind nicht nur schneller auf den Beinen, sondern haben gegenüber den Wienern auch in Sachen Technik und Spielverständnis die Nase vorne. Die gute Arbeit des Coaching Teams unter HC Daniel Dieplinger macht sich bezahlt. Beide Begegnungen hat man zu Null gewonnen. Von einem Score waren die Knights nicht so weit weg, aber ein Sieg über dieses Raiders Team ist im Moment für den Halbfinalteilnehmer nicht drinnen. Die Knights arbeiten engagiert, nach ihren Möglichkeiten im Coaching und Organisationsbereich durchaus professionell. Die Spieler fühlen sich im Team trotz, oder wahrscheinlich genau wegen strenger Hierarchien gut aufgehoben. Man legt großen Wert auf Disziplin, das Training wird Lehrbuchmäßig durchgezogen, womit man den Spielern ein gutes Rüstzeug mit auf den Weg geben will.
Dazu Hany Razi, Defense Coordinator der Knights: „Bei manchen Spielern die zu uns gekommen sind hat nur mehr eines geholfen: Festplatte formatieren und Betriebssystem neu aufsetzen. Es wird leider bei manchen Teams noch immer so trainiert wie vor 10 Jahren. Wir wollen unsere Spieler kompatibel machen. Das heißt: sollte uns ein Spieler mal in Richtung eines gut gecoachten Teams verlassen, dann wollen wir eigentlich hören, dass wir ihn gut ausgebildet haben. Das ist zu unserem Vorteil, zu dem des Spielers und auch der Ligen, denn auch wir wollen am Ende davon profitieren, dass Standards im Coaching Bereich eingehalten werden. Unser Saisonziel für heuer haben wir erreicht. Nächste Saison wollen wir ins Finale. Wir müssen weiter hart an uns arbeiten um uns zu verbessern, wollen wir dieses Ziel 2006 auch erreichen. Noch sind wir nicht so weit. Die Tiroler sind für uns sportliche Wegweiser wohin es gehen soll.“
Trotz der unübersehbaren Überlegenheit des zweiten Raiders Teams gegenüber der Konkurrenz sieht Daniel Dieplinger keinen Grund in die Division I aufzusteigen. Auch dann nicht, sollte man die Liga ohne je in die Gefahr einer Niederlage gekommen zu sein gewinnen. Für die Tiroler ist die zweite Mannschaft ein Farm Team, wo junge Talente an die erste Mannschaft herangeführt werden sollen. Die Division II ist laut Dieplinger dafür am besten geeignet. Die Konkurrenz ist nicht allzu stark und Hauptsache sei, dass die Spieler Spielpraxis bekommen.
Die Division 2 als Trainingslager für den überlegenen Nachwuchs des Meisters?
Die Tiroler können das natürlich sehen wie sie wollen, aber sollten auch erkennen, daß die anderen Teams (mit Ausnahme der ), diese Division nicht nur als Spielplatz, sondern auch als „ihre“ Liga begreifen, wo der Meister naturgemäß diese nach dem Titel verlassen sollte. Hier besteht unserer Auffassung nach Handlungsbedarf beim AFBÖ, der mit vorauseilendem Gehorsam das Finale der Challenge Bowl bereits am vergangenen Freitag, also noch vor diesem Spiel, den Tirolern zugesprochen hat, welches nun am Tivoli stattfinden soll. Angesichts dieser veritablen Katastrophe einer Veranstaltung – das Publikum in Tirol ist an Drittliga Football schlicht nicht interessiert – eine zu diesem Zeitpunkt mehr als merkwürdige Entscheidung. Wahrscheinlich will man beim AFBÖ der EFAF nach dem Maul reden, oder findet es irgendwie chic zu sagen in Tirol sei alles voll super. Dieser Gameday war allerdings alles andere als gut. Abgesehen von der sportlichen Leistung beider Teams, welche völlig in Ordnung war, war es das Schlechteste was wir dieses Jahr bislang zu Gesicht bekommen haben.
Zuschauer fanden sich als Zaungäste eher zufällig am Platz wieder.
Es gab weder etwas zu Essen noch zu Trinken. „Den Durst bitte im Supermarkt nebenan (800 Meter Entfernung) löschen.“ Der Platz – kein Platz, sondern ein holpriger Acker, teilweise mit Rasen belegt, mit Löcher und Kahlstellen verziert und viel zu kurz. Dadurch gab es auch eine Feldmarkierung wie anno 87 bei den Vikings im Prater. Irgendwie halt hingekürzt. Von den nicht vorhandenen Footballtoren wollen wir gar nicht reden, oder den benachbarten Glashäusern hinter einem der Fußballtore. „Bitte in diese Richtung nur 2 Point Conversions machen, denn wir sind nicht haushaltsversichert – Danke!“ Da darf man die Raiders schon fragen was das zu bedeuten hat? Man erhält den Zuschlag im Tivoli das EFL Halbfinale zu spielen, weil in Dornbach eine Baracke steht. Ein Halbfinalspiel der Division 2 findet dann aber auf einer Wiese statt, wo Kinder nur auf eigene Gefahr spielen dürfen?
Für diese Leistung bekommt man vom Verband auch gleich noch das Finale dazu gepackt. Riecht irgendwie seltsam und schmeckt auch nicht besonders gut. Daher werden wir uns diesem Thema in der kommenden Woche noch eingehender widmen müssen, um die wahren Hintergründe für den finalen Zuschlag nach Tirol unseren Lesern erläutern zu können. Diese sind nämlich durchaus interessant zu erfahren.
Division 2
Papa Joe’s Tyrolean Raiders 2 vs. Vienna Knights 33:0
(7:0/6:0/0:0/20:0)
28.05.2005, Kickoff: 15.00h, Fenner Kaserne, Innsbruck, 50
Referees: Introini / Kuntschik / Berger / Rebes / Landinig / Savicevic
Football-Austria.com MVP: Christian Winkler (Raiders)