Gab es im letzten Jahr nur in Form der Cincinnati Bengals ernstzunehmende Konkurrenz, so muss man 2006 sowohl die Baltimore Ravens als auch die Cleveland Browns im Auge behalten. Beide versuchten via Free Agency und Draft ein schlagkräftiges Team aufzubauen, das nach Möglichkeit die Steelers entthronen soll. Football-USA liefert den Stand der Dinge im Norden der AFC.
Baltimore Ravens

Die Zahl 71,75 gibt bereits an, wo in Baltimore der Hund begraben liegt. 71,75 beziffert das durchschnittliche Quarterback Rating eines Ravens Starting QB in der Saison 2005. Wird dabei bedacht, dass das rein rechnerisch höchste zu erreichende Rating 153,8 beträgt, schmälert das die Leistung von den beiden QBs Kyle Boller und Anthony Wright weiter beträchtlich. Head Coach Brian ‚the brain‘ Billick bekam in der Offseason mit Ex-Titan Steve McNair endlich einen Spieler, der bereits bewiesen hat, dass er einen sehr guten Quarterback abgibt.

Womöglich bekam Billick damit vom Management auch gleich die letzte Chance endlich zu beweisen, dass es in Baltimore nicht immer nur eine gute Defensivabteilung geben muss. Dazu benötigt Billick aber auch denselben Jamal Lewis, der vor zwei Jahren noch 2066 Rushing Yards erzielen konnte. Da er vor der letzten Saison eine viermonatige Haftstrafe verbüßen musste kam er bereits mit großem Rückstand ins Training Camp und fand auch während der Saison nie zu seiner alten Form. 906 Rushing Yards, ein durchschnittlicher Raumgewinn von 3,4 Yards pro Lauf und magere drei TDs bedeuteten allesamt ‚career lows‘. Ex-Bronco Mike Anderson, der jetzt im Backfield der Ravens mitmischt, soll Lewis wieder zu Top-Leistungen motivieren.

Jedoch könnte die oben angesprochene Defensive in der kommenden Saison ebenfalls sehr leicht zum Problem werden. Die Defensive der Raben war vor wenigen Jahren noch das Aushängeschild der gesamten Liga. Ein langsam älter werdender Anführer mit LB Ray Lewis (31), der Verlust von zwei Defensive Coordinators in drei Jahren (Marvin Lewis als Head Coach zu Cincinnati, Mike Nolan als Head Coach zu San Francisco), sowie die damit verbundene oftmalige Umstellung des Defensivschemas zollen langsam aber sich ihren Tribut. Mit den vorhandenen Spielern liegt eine Top 5 Defense immer noch im Bereich des Möglichen, zumal Defensive Coordinator Rex Ryan schon im zweiten Jahr in Folge S Ed Reed und seine Teamkameraden coachen wird.

Dennoch konnte die Defense früher Spiele im Alleingang gewinnen, mittlerweile ist die auf Unterstützung der Offense angewiesen.
Zwei Spielzeiten ohne Playoffs sind auf jedenfalls genug. In Maryland will man endlich wieder Erfolge verbuchen können. Den Schlüssel dazu hat Steve McNair in der Hand. Sollte er es schaffen einem der schlechtesten Passangriffe neues Leben einzuhauchen, könnte die Saison der lila Raben unerwartet positiv ausfallen.

Wichtigster Neuzugang: QB Steve McNair (von Tennessee)
So wie in den letzten Monaten über Steve McNair geschrieben wurde, könnte man meinen, dass er keine große Verbesserung gegenüber den letztjährigen Quarterbacks darstellt. Fakt ist, dass Baltimore in der letzten Dekade exakt 14 Starting Quarterbacks eingesetzt hat. Mit 33 Jahren wird Steve McNair mir Sicherheit keine Dauerlösung sein, aber ein bis zwei gute Jahre dürfte der Co-MVP des Jahres 2003 (gemeinsam mit QB Peyton Manning, Anm.) sicher noch zusammenbringen. Mit seinem ehemaligen Teamkameraden WR Derrick Mason versteht er sich nach wie vor blendend und mit TE Todd Heap steht McNair einer der besten der Liga zur Verfügung. WR Mark Clayton dürfte mit seiner enormen Schnelligkeit in seinem zweiten Jahr dazu im Stande sein die gegnerischen Defensive Backs auseinander zu ziehen und für seine Teamkameraden so Räume zu öffnen.

Schwerwiegendster Abgang: DT Maake Kemoeatu (zu Carolina)
Dem lukrativen Vertragsangebot Carolinas über 5 Jahre und 23 Millionen Dollar konnte der Run Stuffer nicht widerstehen. Mit seiner physischen Präsenz (158kg, 1,94m) hinterlässt er eine riesige Lücke in der Defensive Line der Ravens. Im Draft wurde jedoch postwendend für Ersatz gesorgt.

Gedrafteter Spieler, der sofort einschlägt: DT Haloti Ngata (Oregon)
Mit einem Gewicht von 154kg sowie seinen 1,92m besitzt der dreizehnte Pick, Haloti Ngata (für Freunde der korrekten Intonation: gesprochen: Nahta), nicht nur Kemoeatus Maße, sondern auch das Potential ihn bereits in der ersten Spielzeit vergessen zu machen. Der 22-Jährige hielt während seiner Zeit bei den Oregon Ducks zahlreiche Offensive Linemen der Pac-10 zum Narren, zeichnete sich dabei aber auch durch sein perfektes Spiel gegen den Lauf aus. Als Defensive Tackle, der auch zwei Offensive Linemen gleichzeitig in Anspruch nehmen kann, wird er immer wieder Räume für Ray Lewis und Konsorten eröffnen.

Die Saison ist ein Erfolg, wenn …
Brian Billick das Vertrauen, das von den Vorgesetzten in ihn gesetzt wird, rechtfertigen kann. Wie hoch die Messlatte liegt, die hierbei angesetzt wird, lässt sich als Außenstehender schwer sagen. Die Playoffs will man sicherlich erreichen. Ob intern auch der Superbowl-Sieg gefordert wird liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Ob die Saison erfolgreich war, wird man spätestens dann wissen, wenn 2007 an der Ravens Sideline immer noch ein gestresster Brian Billick auf- und abläuft.
Furchtlose Vorhersage
Jahrelang wurde es in Baltimore verabsäumt einen hochklassigen Quarterback zu holen, da man die Hoffnung, die man in QB Kyle Boller gesetzt hatte, nicht so einfach begraben wollte. Weder Boller, noch Wright, noch all die Anderen, die es als QBs verzweifelt versuchten, konnten den Ravens die benötigte Sicherheit im Angriff geben. Ob es diese Saison nun mit Steve McNair klappen wird, darf bezweifelt werden. Die Tennessee Titans hatten sicher ihre Gründe mit Texas QB Vince Young seinen Nachfolger zu draften und ihn aufs Abstellgleis zu stellen. Seine letzte Spielzeit, in der er 16 Spiele bestritt liegt schon drei Jahre zurück. In diesem Zusammenhang natürlich blöd, dass die Offensive Line rund um OT Jonathan ‚I make the Pro Bowl based on reputation‘ Ogden schon 2005 furcheinflößend spielte, furchteinflößend für den eigenen QB. Furcht dürfte Billick dann auch spüren, wenn er dem Management erklären muss, warum es 2006 wiederum nicht gereicht hat. > 3. Platz AFC North (7-9)

Mehr Info
Offizielle Webseite: Baltimore Ravens
Blog: Ravens Roost
Lokale Tageszeitung: Baltimore Sun

Cincinnati Bengals

Marvin Lewis hat Angst. Der Head Coach der Cincinnati Bengals, jahrelang eine der schlechtesten Franchises der ganzen NFL, könnte vielleicht bald einem seiner Spielern zum Opfer fallen. Solche Mutmaßungen sind nicht nur leeres Geschwätz, sondern durchaus ernst zu nehmen.
Mit Regeln, Vorgaben und Gesetzen nehmen es seine Spieler nämlich nicht so genau. Wenn sechs seiner Tiger in nur einer Offseason mit der Exekutive in Konflikt kommen ist es nur logisch sich zu überlegen, wie weit diese Übergriffe theoretisch gehen könnten.

Während Starting Guard Eric Steinbach betrunken am Steuer seines Bootes erwischt wurde, beließ es WR Chris Henry nicht bei solchen Lappalien. In seiner Polizeiakte finden sich mittlerweile Geschwindigkeitsübertretungen, Trunkenheit am Steuer, der illegale Besitz einer Schusswaffe und der (ebenfalls illegale) Besitz von Marihuana. Zudem wird er sich noch im September, wegen illegalen Alkoholausschanks an Minderjährige, vor Gericht verantworten müssen.

Sehr zum Leidwesen von HC Lewis macht man diese Offseason nur mit negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam, obwohl man den gebeutelten Fans nach 15 Jahren endlich wieder einen Divisionstitel vorzeigen konnte. Die Euphorie in Cincinnati nahm ungeahnte Ausmaße an, nur um dann rasch im Keim zu ersticken. Angefangen hatte alles mit dem ersten Playoffspiel im Paul-Brown-Stadium, welches mit einem 31:17-Sieg der Pittsburgh Steelers und einer schweren Verletzung von QB Carson Palmer endete.

Seitdem reiht sich eine schlechte Meldung an die andere. Thema Nummer 1 im Süden Ohios ist jedoch nach wie vor, ob QB Palmer rechtzeitig zum Saisonauftakt gegen Kansas City fit sein wird. Bislang steht dies noch immer in den Sternen und dürfte sich auch erst sehr kurzfristig entscheiden. Riskieren wollen die Bengalen dabei so wenig wie möglich, gab man dem ehemaligen Southern California Star letzte Saison doch eine Vertragsverlängerung bis 2014, durch die der 26-Jährige bis zu 119 Millionen Dollar verdienen kann. Leider werden die Bänder in Palmers kaputtem Knie wohl oder übel auch über den Erfolg in der kommenden Saison entscheiden. Die marode Defense und die Bad Boy Abteilung der Bengals spielen in diesem Zusammenhang nur eine untergeordnete Rolle.

Wichtigster Neuzugang: SS Dexter Jackson (von Tampa Bay)
Der ehemalige Superbowl-MVP versucht sich nun schon beim dritten Team in vier Jahren. Da die Bengals letzte Saison nicht durch ihre Defense, sondern eine überragende Offensive die Spiele für sich entschieden, muss es in der kommenden Saison ein Lebenszeichen der Verteidigung geben. Jackson ist in der Lauf- als auch in der Passverteidigung eine Bereicherung für die Bengals, die 2005 in beiden Bereichen in der unteren Hälfte der NFL lagen (19. Laufverteidigung, 26. Passverteidigung).

Schwerwiegendster Abgang: QB Jon Kitna (zu Detroit)
Mit 34 Jahren wollte es Jon Kitna noch einmal wissen. Vor zwei Jahren mit 3500 Yards und 26 TDs noch ‚Comeback Player of the Year‘ schmorte er 2004 und 2005 auf der Bank, um Carson Palmer Platz zu machen. Obwohl man ihn in Cincinnati gerne weiter (als soliden Backup) gehabt hätte, entschied Kitna sich für Detroit, wo er sich berechtigte Chancen auf den Starterposten ausrechnen darf. Ex-Raven Anthony Wright soll nun versuchen Kitna zu ersetzen. Insgeheim hoffen Bengals Fans wohl, dass es nie zu einem Einsatz Wrights kommen wird.

Gedrafteter Spieler, der sofort einschlägt: CB Jonathan Joseph (South Carolina)
Nach schnellen und hohen Führungen waren viele Gegner der Bengals im letzten Jahr zum Passen gezwungen. Neben unheimlich vielen zugelassenen Passing Yards wurden so zwar auch 31 Interceptions erzielt (allein 15 in drei Spielen), allerdings sah der 33-Jährige Starting Cornerback Tory James dabei immer öfter (im wahrsten Sinne des Wortes) alt aus. Somit der perfekte Zeitpunkt seinen Nachfolger zu draften. Der flinke Joseph soll bereits in seiner ersten Saison eine wichtige Rolle in Chuck Bresnahans Defensive spielen.

Die Saison ist ein Erfolg, wenn …
… Palmer zu seiner letztjährigen Form zurückkehren kann. Mit dem Talent, das sich in den letzten Jahren um ihn angesammelt hat, dürften sich die Dinge dann ganz von allein entwickeln. Schlecht wäre es allerdings, wenn Palmer erst im Oktober spielen könnte und die Bengals dann schon eine negative Siegesbilanz zu buche stehen hätten. Mit Spielen gegen New England, Carolina, San Diego, Indianapolis, Denver und zwei gegen Pittsburgh darf man sich nicht allzu viele Fehltritte erlauben. Und dabei würde man die Bengals doch wieder so gerne ihr ‚Who Dey‘ (zu Deutsch etwa: ‚Wer sind diese Bengals?‘) schreien hören.

Furchtlose Vorhersage
Der ‚Crime Franchise‘ könnten schwere Zeiten bevorstehen, sofern Carson Palmer nicht fit wird. Da wir aber an das gute im Knie glauben, wird er die Bengals zwar nicht zum Divisiontitel, dafür aber in die Playoffs führen. Die Offense um Palmer, RB Rudi Johnson und WR Chad Johnson dürfte dieses Jahr nur noch besser sein. Wenn die Defense dem Vorbild der Offense nur ein wenig folgen kann, dürften auch die oben angeführten (Hammer-) Spiele zu bewältigen sein. > 2. Platz AFC North (10-6), Wildcard Team

Mehr Info
Offizielle Webseite: Cincinnati Bengals
Blogs: Cincy Jungle,
Bengals Zone
Lokale Tageszeitung: Cincinnati Enquirer

Cleveland Browns

Der Norden der AFC beherbergt seit Jahren zwei gebeutelte Franchises. Nachdem die Bengals letzte Saison mit dem Divisionstitel aber endlich den Niederungen der Division entfliehen konnten, wäre es auch für die Browns aus Cleveland an der Zeit es den Tigern gleichzutun. Sicherlich mit ein Grund warum General Manager Phil Savage und Head Coach Romeo Crennel in der Free Agency so aktiv waren.

Mit Center LeCharles Bentley und WR Joe Jurevicious konnte man dabei nicht nur zwei wertvolle Verstärkungen, sondern auch noch zwei Spieler, die in der direkten Umgebung aufgewachsen waren, an Land ziehen. DE Willie McGinest (von New England), OT Kevin Shaffer (von Atlanta) und DT Ted Washington (von Oakland) komplettieren das namhafte Aufgebot.

Doch manchmal hat man das Gefühl, dass sich die dunklen Wolken über Cleveland einfach nicht verziehen wollten. Vor der letzten Saison verletzte sich TE Kellen Winslow jr. beim Motorradfahren und konnte auch seine zweite Saison nur vor dem heimischen Fernseher miterleben. Zu allem Überfluss verletzte sich dann auch der letztjährige Firstrounder WR Braylon Edwards schwer am Knie. Angesichts dieses Pechs möchte man die Knieverletzung, die sich C LeCharles Bentley beim ersten Drill im Training Camp zuzog, am liebsten verschweigen. Das Pech, welches die loyalen Fans der Browns in den letzten Jahren erdulden mussten, geht auf keine Kuhhaut.

Ein wenig Balsam auf die geschundene Seele war dann doch die frühzeitige Genesung von Braylon Edwards, der sich Anfang August, zwei Monate früher als erwartet, zurückmeldete. Mit TE Winslow und dem erfahrenen WR Jurevicius verschafft er dem jungen QB Charlie Frye wichtige Anspieloptionen. Ex-Bronco RB Reuben Droughns, mit seiner ersten 1000 Yard Saison als Brown im Rücken, soll weiteren Druck von Frye wegnehmen. Denn die, mit lediglich 232 erzielten Punkten, schlechteste Offense der Vorsaison soll mit den Rückkehrern und Neuzugängen endlich in Tritt kommen.
Auch Crennels durch den Draft aufgestockte 3-4 Defense soll mit jungen, hungrigen Spielern endlich in Tritt kommen, um irgendwann der Patriots Defense der Superbowl-Triumphe zu ähneln.

In einer Division mit dem amtierenden Champion, einem starken Offensivteam, sowie einem starken Defensivteam sind 2006 somit alle Mannschaftsteile der Browns gefordert um aus der Saison das Optimum herauszuholen.

Wichtigster Neuzugang: WR Joe Jurevicius (von Seattle)
55 Catches für 694 Yards sind zwar sehr solide, aber spätestens bei 10 TD weiß man, dass es sich um einen (vor allem in der Red Zone) sehr fangsicheren Receiver handeln muss. Genau solche Receiver braucht Browns QB Charlie Frye und genau so ein Receiver wurde ihm mit Joe Jurevicius zur Verfügung gestellt. Oben angeführte Zahlen stammen übrigens aus Jurevicius letzter Saison als dritter Receiver in Seattle. Mit seiner imposanten Größe von 1,94m will er nun auch in Cleveland für ähnliche Furore in der Endzone sorgen.

Schwerwiegendster Abgang: WR Antonio Bryant (zu San Francisco)
Mit nur einer Partie, in der Bryant die 100 Yard Receiving Marke übertreffen konnte (im bedeutungslosen letzten Spiel gegen Baltimore) ist er vielleicht nicht unbedingt der schwerwiegendste, aber zumindest ein nennenswerter Abgang. Dennoch waren seine 1009 Receiving Yards, gemessen an der Quarterbacksituation bei den Browns, doch recht ordentlich. Warum er in der Offseason dann gerade zu den 49ers wechselte wird Bryant wohl nur selber wissen.

Gedrafteter Spieler, der sofort einschlägt: DE Kamerion Wimbley (Florida State)
Als einer von vier Florida State Verteidigern, die in der ersten Runde gedraftet wurde, besticht Wimbley durch seine enorme Athletik und sein Gespür für das Big Play. Allerdings wird dem ehemaligen Seminole nachgesagt, dass er nicht bei jedem Spielzug bereit sei 100% zu geben und seine Leistungen dementsprechend unkonstant seinen. Crennel wird mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits beim Draft davon gewusst haben und dementsprechend auch wie er mit Wimbley umzugehen hat. Denn bislang hat noch jeder Spieler unter Crennel Fittichen gespurt. Wimbley wird dann in der 3-4 Verteidigung als Outside Linbacker auf Quarterback-Jagd gehen.

Die Saison ist ein Erfolg, wenn …
… die dunkle Wolke, die über Cleveland hängt, endlich zu einem anderen Team weiterzieht. Das enorme Pech, welches die Browns seit ihrer Rückkehr in die Liga mit ihren Drafts, Spielern und Offiziellen hatten, muss endlich ein Ende nehmen. Der Weg, den HC Crennel und GM Savage eingeschlagen haben, ist mit Sicherheit der Richtige, doch wie lange es noch dauern wird bis man wieder an der Spitze der Liga mitmischen kann lässt sich noch nicht abschätzen. Wichtig wäre, wenn die Offensive um QB Frye einen Aufwärtstrend zeigen würde. Sollten Free Agency und Draft im kommenden Jahr dann als Erfolge verbucht werden können, könnte die AFC North in 12 Monaten dann plötzlich ganz anders aussehen.

Furchtlose Vorhersage
Tut uns Leid Browns, aber diese Saison noch nicht, dafür sind die restlichen Teams noch zu stark. Trotzdem schön zu sehen, dass sich die – vor zwei Jahren noch klaffende – Lücke langsam schließt. Mit Crennel verfügt Cleveland über einen Coach, dessen Masterplan über kurz oder lang aufgehen wird. Diese Saison werden die ohnehin schon schwierigen divisionsinternen Spiele noch mit Partien gegen die unberechenbare AFC West (Denver, Kansas City, Oakland, San Diego) und der ausgeglichenen NFC South (Atlanta, Carolina, New Orleans, Tampa Bay) zusätzlich erschwert. Grund genug für die Browns noch ein (letztes) Mal auf den letzten Platz der Division zu landen. > 4. Platz AFC North (4-12)

Mehr Info
Offizielle Webseite: Cleveland Browns
Blog: Dawgs By Nature
Lokale Tageszeitung: Cleveland Plain Dealer

Pittsburgh Steelers

Vier Superbowlringe konnte die legendäre Mannschaft der Pittsburgh Steelers rund um QB Terry Bradshaw und WR Lynn Swann gewinnen. Nach 26 Jahren beendeten die Mannen um QB Ben Roethlisberger und WR Hines Ward endlich das Lechzen der Fans nach einem fünften Ring. ‚One for the thumb‘ (ein Ring für den Daumen) ist Geschichte, jetzt will man im Westen Pennsylvanias die zweite Hand in Angriff nehmen.

Die Mannschaft ist im Großen und Ganzen immer noch dieselbe, die als erstes Wildcard-Team der Playoff-Geschichte drei Auswärtsspiele und dann anschließend die Superbowl selbst gewann. RB Jerome ‚the bus‘ Bettis verabschiedete sich in en wohlverdienten Ruhestand, WR und Allrounder Antwaan Randle El zog es nach Washington und Saftey Chris Hope unterschrieb bei den Titans. Mit RB Willie Parker, Rookie WR Santonio Holmes und S Ryan Clark ist bereits Ersatz vorhanden. Für Aufsehen sorgten in der Offseason andere Dinge.

Star-Quarterback Ben Roethlisberger, der jüngste QB der jemals die Superbowl gewinnen konnte, verbrachte einige Tage in der Schweiz, um dort seinen helvetischen Wurzeln aufzuspüren. Walter H. Reiterer nahm dies dann prompt zum Anlass den Jungstar zum Interview zu bitten (Interview und Video). Von diesem Erlebnis gezeichnet und auch einen Monat später ganz offensichtlich noch desillusioniert, ließ es Roethlisberger dann richtig krachen – im negativen Sinne. Der leidenschaftliche Motorradfahrer kollidierte mit einem Geländewagen, ohne dabei einen Helm zu tragen (in Pennsylvania ist es erlaubt ohne Helm zu fahren, Anm.). Blöd, dass ‚Big Ben‘ ein Jahr zuvor, angesichts des Unfalls von Browns TE Kellen Winslow jr., noch erklärt hatte, dass ihm so etwas nicht zustoßen könne und er auch weiterhin ohne Helm fahren werde. Nach einer siebenstündigen Operation, zahlreichen verlorenen Zähnen, einem Kiefer- und einem Nasenbeinbruch später, zeigte er sich dann doch reumütig und gelobte Besserung. Durch Roethlisbergers rasche Heilung ist der Opener gegen Miami am 7. September also nicht in Gefahr.

Eine Gefahr ganz anderer Art deutet sich seit ein paar Wochen immer mehr an. Bill Cowher, der am längsten amtierende Head Coach der Liga, deutete in Interviews immer öfter an, dass er mehr Zeit mit seiner Familie verbringen wolle. Der Abbruch der Vertragsverhandlungen zwischen Cowher und der Vereinsführung lassen weiterhin auf nichts Gutes schließen. Für die Franchise, die Kontinuität großschreibt (2 Head Coaches in den letzten 37 Jahren), nicht unbedingt die beste Voraussetzung um die Titelverteidigung in Angriff zu nehmen.

Wichtigster Neuzugang: S Ryan Clark (von Washington)
Die Steelers sind traditionell ein sehr zurückhaltendes Team was die Free Agency betrifft. Bis auf die Vertragsverlängerungen von eigenen Spielern verpflichtete man lediglich zwei Spieler von anderen Teams. Der ehemaligen Rothaut Clark kommt daher eine besondere Bedeutung zu, da er den Abgang von Chris Hope wettmachen und Rookie Safety Anthony Smith (Syracuse) langsam aufbauen soll. Bereits letzte Saison in Washington untermauerte der 26-Jähige seinen Anspruch einer der besseren Spieler auf seiner Position werden zu können. Gepaart mit Strong Safety Troy Polamalu verschafft Clark den Steelers somit ein schlagkräftiges Safety-Tandem.

Schwerwiegendster Abgang: WR Antwaan Randle El (zu Washington)
Manchmal sind es nicht die erzielten Yards oder TDs, die über die Qualität eines Spielers auf einer ‚Skill Position‘ entscheiden. Manchmal lässt sich der Wert eines Spielers erst dann beschreiben, wenn er nicht mehr zu Verfügung steht. Als Randle El Mitte März einen 27 Millionen Dollar Vertrag bei den Redskins unterschrieb, verlor Pittsburgh mit dem 27-Jährigen nicht nur einen Wide Receiver, sondern auch einen gefährlichen Kickoff und Punt Returner, sowie einen Teilzeit-Quarterback. Das Playbook von Offensive Coordinator Ken Wisenhunt dürfte sich damit auch gleich um ein paar Spielzüge minimiert haben. Wie schwer der Abgang von Randle El schlussendlich wiegt, wird nicht nur von seinem potentiellen Nachfolger Santonio Holmes entschieden werden, sondern auch vom kreativen Playcalling Wisenhunts.

Gedrafteter Spieler, der sofort einschlägt: WR Santonio Holmes (Ohio State)
Wide Receiver haben es in ihrem ersten Jahr in der NFL bekanntlich schwer. Auch der ehemalige Ohio State Star, Santonio Holmes, wird sich daran gewöhnen müssen, dass Defensive Backs in der NFL ein wenig schwerer zu überlaufen sind als deren Pendants im College. Sofern er es schaffen sollte nicht ständig mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Die Saison wird er jedenfalls als dritter Receiver hinter Superbowl XL MVP Hines Ward und Cedric Wilson beginnen. Seine enorme Schnelligkeit macht ihn aber zu einer ernstzunehmenden Downfield Threat und könnte ihn schon früh die Depth Chart nach oben befördern.

Die Saison ist ein Erfolg, wenn …
… die Steelers ihren Titel verteidigen können. Das siegreiche Team von Superbowl XL wurde größtenteils zusammengehalten. Mit Ryan Clark und einem guten Draft, in dem Pittsburgh bereits die potentiellen Nachfolger für die Abgänge holte, stellt die Steeltown nach wie vor eines der besten Teams der NFL. Neben Indianapolis und Carolina müssen die Steelers zu den absoluten Topfavoriten gezählt werden. Verletzungen und Entwicklungen abseits des Spielfelds (mögliches Ende von Cowhers Karriere) werden im Januar dann das Zünglein an der Superbowl-Waage sein.

Furchtlose Vorhersage
Kurz und bündig. An den Steelers wird in dieser Saison zumindest divisionsintern kein Weg vorbeiführen. Die Defensive wird mit fast demselben Spielermaterial der Vorsaison noch stärker sein. Das gewohnt starke Laufspiel sowie Roethlisbergers kontrolliertes und sicheres Passspiel vervollkommnen die ausgeglichene Mannschaft. > 1. Platz AFC North (12-4), Divisionssieger

Mehr Info
Offizielle Webseite: Pittsburgh Steelers
Blogs: Behind The Steel Curtain,
Pittsburgh Steeler Gridiron
Lokale Tageszeitung: Pittsburgh Post-Gazette

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments