Die Stärke der Kontrahenten ist europaweit mittlerweile überschaubar.

Die Vernunft hat in Barcelona gesiegt. Die Einteilung der Gruppen erfolgte hauptsächlich nach regionalen Gesichtspunkten. Für die AFL-Teams ist es vom sportlichen Wert her gesehen eigentlich völlig egal ob sie einen Spanier, Russen oder gleich besser einen Schweizer (Devils) oder Tschechen (Dragons) vorgesetzt bekommen, bis eben auf die Reisekosten, die dadurch für alle Mannschaften, auch die der Gegner, minimiert wurden. Für die "Austrian Big 6" gilt so oder so: Jeder muss geschlagen werden ohne wenn und aber. Österreich ist die Nummer 1 Europas. Das gibt mittlerweile auch die EFAF zu und genau so das sehen so auch deutsche Verbands- und Vereinsfunktionäre. Wir sind die Gejagten – Europa heißt der Jäger. Nur wir sind keine Hasen, sondern selbst Raubtier oder Krieger. Teufel, Löwe, Drache, Gigant, Wikinger und Pirat – wir fürchten weder polnische Crews noch Parma-Panther – jeder Schinken wird gegessen nächstes Jahr. Mahlzeit!

The easy way
Die einfachste Auslosung erwischten die Swarco Raiders Tirol (Eurobowl). Fix für das Halbfinale gesetzt, warten sie auf den Gewinner zwischen Oslo, Coventry und Valencia. Wie spannend ist das denn? Also: Auf ins Halbfinale, wo dann zum ersten Mal ein starker Gegner zu erwarten ist. Die "echten" Vikings, die Jets und die Firebats sind das für die Raiders bekanntlich nicht. Danach warten Paris, Graz oder Stuttgart.

Zum Kosten der Osten
Die Danube Dragons (EFAF-Cup) hat es nicht wirklich schlimmer erwischt. Sie müssen halt, wie alle Cup-Teams, durch den Grunddurchgang. Einem polnischen Footballteam, welches das zweite Jahr in Ausrüstung spielt, tatsächlich Hochklassigkeit zu unterstellen darf als frisches Futter für die Satire-Seite der NÖN betrachtet werden. Das ist tatsächlich natürlich nicht so. Das ist nicht SELAF/Division I-Niveau, sondern weit darunter anzusiedeln. Alleine die Tatsache, dass "The Crew" aus Breslau überhaupt am Start ist, ist eine Euro-Anekdote an sich. Die wussten gar nichts von diesem Meeting, wurden erst von den Spaniern gefragt ob sie nicht auch nach Barcelona kommen wollen. Kaum dort, waren sie auch schon eingeteilt. Die Dragons dürfen sich freuen. Der zweite Gegner ist stärker einzustufen. Der tschechische Meister Prag Panthers kann einiges, aber noch immer zu wenig für Dragons in der Form von 2007. Das wird nichts anderes als ein klarer Gruppensieg für Klosterneuburg. Zwei Aufwärmgegner. Diese braucht man in Klosterneuburg auch, denn danach wird man es wohl mit den Adlern aus Berlin zu tun bekommen. Da geht es dann ans Eingemachte – ein Einzug ins Finale ist für die Niederösterreicher aber durchaus drinnen.

Parma oder Bern, Hauptsache Schweiz!
Auch die Blue Devils (EFAF-Cup) können schon Vorbereitungen für das Halbfinale treffen. Grizzlies hört sich gefährlich an, mit einem Bern davor wird es aber schon wesentlich gemütlicher. Der Schweizer Meister ist kein Prüfstein für den letzten der heurigen AFL. Man kennt sich und weiß was gespielt wird. Generell kann man davon ausgehen, dass die Devils 2008 wieder eine Spur stärker als die 2007er-Version sein wird.

Die Black Lions bekommen es mit dem italienischen Vizemeister zu tun. Die Parma Panthers sind ein relativ unterschriebenes Blatt. Sollte Kärnten sich hier durchsetzen, dann treffen sie auf den Sieger aus Blue Devils – Grizzlies, sprich: auf Hohenems.

Warten auf den ewigen Gegner
Gemütlich gemacht hat man es sich auch in Simmering. Die Dodge Vikings (Eurobowl) warten nun ab wie sich ihr mehrmaliger Eurobowl-Finalgegner Bergamo Lions gegen Pioners l’Hospitalet und Thonon-Les-Bains Black Panthers schlagen wird. Man geht von einem Erfiolg der Italiener aus und daher von einem Viertelfinal-Klassiker Vikings vs. Lions, der früher auch schon mal spannender war. Die Vikings werden erneut das Eurobowl-Finale erreichen.

Das harte Los
Am härtesten traf es die Turek Graz Giants (heuer erstmals in der Eurobowl). Paris Flash wurde 2006 als das Wunder-Team gefeiert, bis sie im Finale der Eurobowl auf die Vikings trafen. Da hat es einem nur mehr gewundert, wie sie dahin gekommen sind. Hört sich also vielleicht schlimmer an als es ist. Bei einem Erfolg wartet mit Stuttgart der nächste dicke Brocken auf die Grazer. Ihre Erfahrung mit GFL-Teams könnte aber nicht besser sein. Berlin, Dresden, Marburg – hatten wir ja alles schon. Die Scorpions zeigten in der German-Bowl eine Leistung die man durchaus als sehr fragwürdig bezeichnen kann. An dem Tag wären die Invaders deutscher Meister geworden, hätte man sie nur spielen lassen. Aber deutsche Meister aus Österreich? Das brauchen wir wirklich nicht mehr. Das hatten wir schon.

In der Auslage
Manche werden sich jetzt denken: Warum so großkotzig, Football-Austria? Üben wir uns in typisch deutschen Tugenden? Nein, oder nicht ganz, denn: Es gibt keinen Ausweg mehr. Österreich hat sich nicht mit Worten (das haben die anderen getan), sondern mit Taten in die europäische Auslage gestellt. Wir sind an der Spitze – ganz alleine. Es gilt für alle europäischen Klubs 2008 uns zu stoppen und wir wissen mittlerweile wer wir sind in Sachen Football am Kontinent.

Das EFAF-Cup Finale 2007 war deshalb spannend, weil der AFL-Sechste auf den AFL-Zweiten traf. Die Eurobowl war deshalb nicht spannend, weil der AFL-Sieger auf den deutschen Vizemeister traf. Punkt. Was soll man dazu noch sagen? Es wird eh irgendwie spannend? Die Gegner sind schwerer als sie lauten? Polen beherbergt hochklassige Footballteams? Drei Mal Nein! Die AFL beherbergt hochklassige Footballteams, alle anderen sind nach Abstufung etwas, etwas mehr oder völlig unterlegen. Es könnte sogar zu rein österreichischen Halbfinalspielen kommen. Was machen wir dann? Lassen wir uns 2008 eines Besseren belehren.

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