Zwei DBs aus Übersee und Schlüsselspieler der Carinthian Black Lions sollen den Weg in die CEFL-Bowl ebnen.

Die Burgenländer begingen in der Saison 2007 einen fatalen Fehler. Sie unterschätzten die massive Belastung durch die hohe Anzahl der Spiele (Doppelbelastung CEFL/Division 1) und kamen nach einem durchaus gelungenen Saisonstart in immer gröbere personelle Probleme. Daraus zog man seine Lehren.

Heuer ließen es die Herren wesentlich lockerer angehen, wichtige Spieler sah man öfters pausieren, man setzte mehrmals Junioren ein und kam damit mehr als nur gut über die Runden. Zwar steht ihnen immer noch eine bemerkenswerte Niederlage gegen das drittklassige Rotlicht aus Amstetten zu Buche, die den Verein und auch die Spieler nicht weiter zu tangieren scheint, denn die Meisterschaft in der Division 2 hat man geholt und sich dabei weitgehend geschont.

Noch beeindruckender der Auftritt in der CEFL, in der man bisher alle Spiele gewinnen konnte. Das verschobene Spiel gegen Vukovi wird in Mangels eines Ersatztermins (beide Teams spielen ab jetzt durch) wohl nicht nachgetragen und am grünen Tisch gegen sie gewertet werden, was das Kraut für die Konkurrenz wohl aber nicht mehr allzu fett machen wird angesichts der eingetroffenen Verstärkungen.

Drei Kanadier im Huddle
Bereits zu Saisonstart kündigten die Burgenländer ihre Strategie an. Man wird versuchen, sich im Herbst (auch mit Imports) zu verstärken, nachdem man das Frühjahr (hoffentlich) weitgehend verletzungsfrei überstanden hat. Damit soll die Formkurve von 2007 umgedreht werden. Zum Finale hin will man immer stärker werden.

Neben Manager Mike Dougherty (DL) stießen beim Camp am vergangenen Wochenende mit Bob Reist (University of Manitoba ) und Peter De Gouw (University of Guelph) zwei Defensive Backs aus Übersee zum Team. Damit will man die auffällig offene Flanke im Backfield schließen.

Leitsoni spielt, Dreyer coacht
Ein weitere Schwachstelle war die Offensive-Line. Hier stopft man die Löcher mit einem Hochkarat. Bernd Leitsoni wird die Herbstsaison für die Gladiators bestreiten, dazu gesellt sich CBL-Center Mathias Schicher. Komplettiert wird die Mannschaft mit Peter Petek, Ramon Abdel Azim Mohamed und Junioren-Runningback Andreas Stossier. Im Camp war auch der ehemalige Head Coach Vienna Knights, Christoph Dreyer, der seine Karriere als Trainer zwar beendet hat, den Gladiators allem Anschein nach aber für den Herbst als ‚Berater‘ zur Verfügung steht.

Das einzige Fragezeichen in der Mannschaft ist Quaterback Bernhard Kamber, der nach wie vor ein Problem mit sein Wurfarm (Schulter) mit sich herumschleppt. Das wurde zwar über den Sommer kleiner, ist aber nach wie vor vorhanden.

Flip-Flopper lachen zuletzt
Die oftmals wegen ihrer Strategie belächelte ‚Flip-Flop-Truppe‘ schnallt nun also die Stiefel an und will das Finale der CEFL erreichen. Nicht ohne davor noch in Fettnäpfchen zu treten.

Organisatorisch eher einer geschützten Werkstätte ähnlich, schnitzt dort jeder an seinem Stück Holz, die Kommunikation intern und auch nach außen geht über stille Post, man verlässt sich aufeinander und ist damit oftmals verlassen. Anders ist es nicht zu erklären, dass man Tage vor dem ersten Jugendspiel gerade mal zehn Spieler beim Verband angemeldet hat, obwohl man mehr hätte. Die Jungs brachten Unterlagen nicht zum Verein, keiner hat sich darum gekümmert, ergo sind sie nicht spielberechtigt. Der Obmann verweist auf den Nachwuchsbeauftragten, der verweist auf den Manager, der will als Kanadier nichts mit deutschsprachigen Papierkram zu tun haben. Das erste Spiel fiel damit ins Wasser, soll aber als Freundschaftsmatch im Oktober nachgeholt werden, die restlichen Spiele will man absolvieren. Dass man dem Verband noch einiges an Geld schuldet, war bekannt, der Obmann leitet es an den Kassier weiter, dort versickerte die Rechnung im pannonischen Sand. Nun ist sie beglichen, kurz bevor es donnerte. Bis vor kurzem glaubten einige im Verein, dass die Nachwuchsspiele in Oberwart stattfinden (auch dem AFBÖ wurde das gesagt), obwohl seit Wochen bekannt ist, dass das Stadion nicht zur Verfügung steht. Hier versagte die stille Post ebenfalls.

Kamber als Brandlöscher
Oftmals als Zündler tätig, tritt der Kärntner Bernhard Kamber bei den Gladiators auch als als Brandlöscher für Feuerherde in Erscheinung, die man allgemein gerne mal übersieht. Er holte heute den Kassier aus seinem Koma, den Nachwuchs aus dem Dornöschenschlaf und verlängerte nebenbei den Sponsorenvertrag mit CNC. ‚Die Burgenländer sind halt sehr relaxt. Da passieren Dinge manchmal sehr langsam bis gar nie. Ich finde das ja an und für sich sehr erstrebenswert, sich bedenkenlos zurück lehnen zu können. In solchen Fällen zieht es mir aber den letzten Nerv. Wir schauen manchmal aus wie die Traummännleins, die nicht wissen was los ist. Ich hoffe die Dinge sind nun alle geklärt, sonst spielt es mal Granada.‘

Kamber merkte an, dass in allen Fällen ausschließlich der Verein eine Bringschuld gegenüber dem Verband habe. Obmann Paul Edelsbrunner wirkt nicht selten ratlos und überfordert. Er steht beruflich im Dauereinsatz, hat Frau und Familie und soll einen Verein führen, mit drei Sektionen und einer Spielgemeinschaft, die im Jahr zusammengerechnet an die 30 Wettspiele absolvieren – oder absolvieren sollen. Das wird zusehends unmöglich, wenn der Klub nicht bald Strukturen und Hierarchien schafft, die den Chef entlasten und ein solches Programm auch in die Gänge bringt.

Es gibt allerdings auch Dinge, die funktionieren. Abgesehen von den sportlichen Erfolgen, dem recruiting in Österreich und Übersee und der doch erstaunlichen wirtschaftlichen Standhaftigkeit, hat man sich, trotzt der Absage des erstens Spiels, im Nachwuchs deutlich verstärken können. Das sollten die kommenden Spiele, vor allem jene der Junioren, auch belegen. Kamber dazu: ‚Im Vorjahr haben wir darüber gejammert, dass wir nur zwei von vier Spielen der Junioren gespielt haben, heuer müssen wir darüber jammern, dass das erste Spiel der Jugend nicht stattfand. Sollte ich 2009 darüber jammern müssen, dass wir ein Problem bei den Schülern haben, dann ist mir die Entwicklung trotzdem recht.‘

Ungarn & Serben zeigen Schwächen
Die potentiellen Widersacher schwächeln indessen ebenfalls. Die Budapest Wolves sind heuer ein Schatten ihrer selbst. Auch hier gibt es organisatorische troubles. Die Ungarn verloren ihr erstes Spiel gegen damals noch kleine Glads deutlich und müssen nun auf einen (noch deutlicheren) Heimerfolg hoffen, um die Österreicher noch theoretisch abfangen zu können. Titelfavorit Vukovi Beograd schickte Schlüsselspieler in die USA, bekam danach ein Coaching-Problem und verlor die serbische Meisterschaft gegen die im Vorjahr noch aus der CEFL geflogenen Kragujevac Wild Boars. Das zweite serbische Team, Novi Sad Dukes, verlor Quarterback Čaba Juhas und schaut seither offensiv sehr müde aus.

Halbfinale im Inform-Stadion möglich
Nachdem man die Heimspiele im Frühjahr nicht im Oberwarter Inform-Stadion spielen konnte (EURO 08 Trainingsstätte der Kroaten), will man spätestens im Halbfinale dort einlaufen. Gespräche mit der Stadtverwaltung gestalteten sich zwischenzeitlich schwierig, es ist nun aber ein Licht am Ende des Polit-Tunnels zu sehen. Mittlerweile reagierte auch Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl auf den Stadion-Notstand der Euro-Gladiatoren. Für die Saison 2009 wurde den CNC-Blauen die Nutzung für Heimspiele und Camps des dann neu errichteten VIVA Sportzentrums in der Nähe von Mattersburg zugesagt. Sollten die Südländer das auch wollen. Die Vereinsführung will aber unbedingt nach Oberwart übersiedeln, da man sich dort wesentlich größere Chancen auf mehr Zuschauer und ein breites Einzugsgebiet zur Rekrutierung des Nachwuchses erhofft. Man will zudem ’südlich‘ bleiben, zieht aber in Erwägung, ‚Heimspiele‘ in Folge auch in Hartberg, Graz oder gar Wien zu absolvieren.

Erster Gegner Bratislava
Am kommenden Wochenende beginnt die Herbstsaison für die Kampfmannschaft der Gladiators mit einem Auswärtsspiel gegen die Bratislava Monarchs. Gegen die Slowaken hatte man im Heimspiel erhebliche Probleme. Der Endstand von 43:26 täuscht darüber hinweg, dass die Pressburger über ein physisch enorm starkes Team verfügen, welches sich durch die Teilnahme an der tschechischen Meisterschaft auch technisch permanent verbessert. Daher will man am kommenden Samstag auch nichts dem Zufall überlassen und in voller Stärke in der Hauptstadt einen Sieg einfahren. Wobei Obmann und Linebacker Paul Edelsbrunner beruflich verhindert ist. Ein Omen?

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