Es gibt Spiele, die muss man gesehen haben, um die Multifunktionskraft eines einzelnen Spielers wirklich erleben zu können. Eines davon fand Samstagnachmittag in Graz Eggenberg statt, bei dem die Turek Graz Giants als hohe Favoriten gegen die Carinthian Black Lions gehandelt wurden. Die Frage nach dem ‚Warum?‘ (Favorit?) lässt sich nach dem Spiel nicht mehr so leicht beantworten, denn eine multipel gespaltene Sportpersönlichkeit am Feld im Dress der Lions, war gleichzeitig auch (fast) der beste Mann für die Steiermark.
DJ Hernandez sein Name, er zeigte Schwächen der Giants Defense schonungslos auf. Als direct snap Runningback lief er (und nur er) 38 Mal für 178 yards und besuchte dabei einmal die Grazer Endzone. Die Giants Defense konnte sich über das gesamte Spiel nicht der Läufe des Amerikaners erwehren, der häufig über die Seite ging, angesichts eines Gleichgewichts an der Line öfter auch offtackle lief, dabei aber stets viel Raum gewann, gegen eine behäbig wirkende Grazer Defense, die er elaboriert austanzte. Staunende Zuschauer waren sie, die Grazer Riesen, als spiele der große ‚College Dude‘ ein wenig mit ihrer ambitionierten High School Truppe Football, in die sich ein NFL-Falke aus Atlanta zufällig verflogen hat.
Da Herr Hernandez auch Quarterback ist, passte er auch. 22 Mal – davon wurden 15 Bälle auch gefangen. Pico Rabitsch, Robert Trasolini und Andreas Stossier erzielten so die restlichen drei der insgesamt vier Löwen-Touchdowns, die zum Sieg reichen sollten.
Denn so indisponiert die Giants Defense wirkte, war sie noch immer besser als die Offense. Mit Ausnahmen. Dazu später mehr – denn wir sind mit Hernandez noch lange nicht fertig.
Als Coach (heimlich: Head Coach) ist er ein Hasardeur, neigt bisweilen auch zur Hybris. Vierte Versuche – die lässt Coach Hernandez gerne mal ausspielen. Von Quarterback Hernandez, oder von seinem Kollegen Runningback Hernandez. Je nachdem – der Situation stets angepasst. Bei einem 4th down & 9 an der eigenen 5 yards Linie einen Lauf anzusagen – das würde Coach Hernandez aber nun doch nicht machen. Doch der Spielmacher Hernandez stellte den Spielzug dann am Feld um, widersprach seinem Trainer damit, übergab den Ball an seinen Runningback Hernandez und der lief 12 yards weit zu einem 1st down Team Hernandez, eines von vielen 1st downs welches – für Kärnten erfreulich – immer auch für die Black Lions in die Wertung genommen wurde.
Als sich bei einem solchen vierten Versuch RB Hernandez einmal verzettelte – nahe der eigenen Endzone in eine Fugazi Situation geriet – keinen Ausweg mehr sah, aktivierte er nach anaeroben Ablaufen der eigenen Redzone Freund Punter Hernandez von seinem Schizo-Roster, kickte den Ball kurz in die Hände von Manuel Schneeweis, welcher zwar im Prinzip ein befreundeter Sportskamerad aus Kärnten wäre, aber leider für die Giants spielt. So lehrte Hernandez den Giants nicht nur etwas, er verhalf ihnen auch zu einem ihrer insgesamt drei Touchdowns, denn Schneeweis überwand den Tackler der Black Lions (DJ Hernandez) auf dem Weg in die Endzone.
Dann war die Zeit der Geschenke auch vorbei, als WR DJ Hernandez bei 3rd & 13 für ein enziges Mal überraschend das Feld betrat und Mario Wankmüller als Quarterback Hernandez mit einem Pass bediente, welchen er 54 yards weit bis zur Giants 3 trug. Padautz! Damit hatte Graz gar nicht gerechnet. Mit nichts von all dem.
Nur was machte die Giants Offense?
Am Anfang nur Gutes. Es begann mit einem Onside Kick, der die Black Lions überraschte. Und nach 32 Sekunden besuchte Giants Runningback Michael Andrew bereits die Kärntner Endzone. Es sah so aus, als werde alles nach Plan laufen, es liefen danach aber fast nur mehr die Turntables des Kärntner US-DJs. Dabei hätten (waritätten) es die Grazer Receiver in den Händen gehabt.
Aber wirklich!
Christian Kranz, Armando Ponce de Leon, Max Herdey, Wolfrum Hofbauer und Klaus Geier fingen nur neun der 24 meist exakten Passversuche von Quarterback Chris Gunn (zwei fischte noch Andrew aus der Luft), fast so oft glänzte der Receiver Chorps vor 2.735 Besuchern (Rekord für einen Saisonauftakt in Eggenberg) aber mit drops. Drei potentielle Touchdowns wurden auf eindrucksvolle Art auch fallen gelassen, was Head Coach Rick Rhoades aus der Haut fahren ließ. Zur Halbzeit hörte man den Giants Coach von der Kabine bis in die VIP Area hinauf brüllen – dazu empfahl sich ein Prosecco zur Beruhigung. Um es vorweg zu nehmen: Rhoades war nach dem Spiel noch viel schlechter aufgelegt. Wer kann es ihm schon verübeln?
Chancen satt
Signifikant für den gesamten Spielverlauf dann die Szenen zum Ende des Spiels. Nachdem die Giants Offense bis acht Minuten vor Ende keine Punkte mehr auf das Scoreboard brachte, verkürzte Michael Andrew (insgesamt 10 Läufe für 58 yards und 2 TDs) dann auf 23:28. Die Giants kamen bei diesem Spielstand vier Minuten vor Ende wieder in Ballbesitz, steckten einen Drive zusammen der sie aus der eigenen Redzone 84 Sekunden vor Ende an die Black Lions 4 brachte. Dort ließ dann Klaus Geier den vierten und letzten Versuch zu einem Touchdown fallen, davor bereits wurde ein dritter Touchdown von Michael Andrew aus 23 yards Entfernung wegen eines vorangegangenen Holdings nicht gegeben.
Es kam also alles zusammen. Eigenes Unvermögen, fremdes Können, Pech, Penalties und vor allem die Vierlinge Hernandez auf Seiten des Gegners am Feld und in der Coaching Zone.
In zwei Wochen empfängt Graz die Danube Dragons. Und das könnte durchaus heiter werden.
AFL
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1.QT
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2.QT
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3.QT
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4.QT
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TOTAL
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GIA vs. LIO
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7:7
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7:7
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3:6
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6:8
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23:28
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11. April 10 | 14:00 | |||||
Stadion Eggenberg | Graz Spielstatistiken |
Pressmeldung Turek Graz Giants
GRAZ GIANTS verlieren gegen die CARINTHIAN BLACK LIONS
QB DJ Hernandez ist der Matchwinner für die Löwen
Nach 2007 sorgen die Kärntner erneut für eine Überraschung, indem sie die GRAZ GIANTS 28:23 schlagen. Dabei begann das Spiel für die Blau-Gelben nach Maß: Nachdem die Kärntner den Eröffnungs-Kickoff nicht sichern konnten, scorten die Blau-Gelben bereits nach 32 Sekunden: RB Michael Andrew lief aus 13 yards in die Endzone, K Christoph Kipperer erhöhte mittels PAT auf 07:00. Die Kärntner konterten mit einer langen Angriffserie: Zuletzt warf QB DJ Hernandez aus 22 yards auf RB Andreas Stoisser, K Philipp Schubert glich mit dem PAT aus.
Im 2. Viertel gingen die Löwen in Führung: QB DJ Hernandez lief aus 5 yards n die Endzone, K Philipp Schubert erhöhte per PAT auf 07:14; Mitte des 2. Viertels retournierte SS Manuel Scheeweis einen Punt der Kärntner, K Christoph Kipperer verwertete den PAT zum 14:14.
Im 3. Viertel gingen die Grazer zunächst in Führung: K Christoph Kipperer verwertete ein Field Goal aus 37 yards zum 17:14. Doch QB DJ Hernandez führte die Löwen erneut über das ganze Feld und fand WR Robert Trasolini aus 3 yards zur 17:20 Führung – der PAT wurde geblockt.
Unmittelbar nach Anfang des 4. Viertels fing WR Pico Rabitsch einen Pass aus 7 yards; QB Hernandez erhöhte mittels Lauf auf 17:28. Doch die Blau-Gelben steckten nicht auf: Zunächst verkürzte RB Michael Andrew mit einem Lauf aus 1 yard auf 23:28; die Conversion scheiterte. Nachdem die Offense erneut in Ballbesitz kam, führte QB Chris Gunn die Giants über das gesamte Feld bis auf die 4 yards Linie der Kärntner: Doch letztlich hielt die Kärntner Verteidigung; der letzte Passversuch in die Endzone wurde abgewehrt.
Die CARINTHIAN BLACK LIIONS gewannen diese Partie verdient: Die Defense der GRAZ GIANTS konnte QB DJ Hernandez nicht wirklich stoppen, die Offense nutzte ihre Chancen nicht – drei Pässe für Touchdowns wurden fallen gelassen.
In zwei Wochen warten mit den DANUBE DRAGONS der nächste schwere Gegner, zugleich aber bereits die nächste Möglichkeit, auf die Siegerstraße zurückzukehren.