Start Eurobowl Napoleons späte Rache

Napoleons späte Rache

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Rund 2500 Zuschauer fanden sich im Tivoli Stadion ein. Headcoach & Quarterback Geoff Buffum war enttäuscht, kannte die Niederlage aber als verdient an. RB Florian Grein (im Bild mit ORF Kommentator Michael Guttmann). Ein Fumble mit Folgen für den Tiroler Star. Selbst zwei Touchdowns von Chris Rosier konnten diese nicht abwenden. Flash de la Courneuve war eine Nummer zu groß für die Raiders.

 Wo der Blitz letztendlich einschlug und was Andreas Hofer und Napoleon damit zu tun haben, darüber berichtet Martin Pfanner für Football-Austria.com aus Innsbruck.
Die französische Mannschaft ‚Flash de la Courneuve Paris‚ war die große Unbekannte im Spiel, das gestern Abend in der Tiroler Landeshauptstadt vor ca. 2500 (inoffizielle Schätzung) enthusiastischen Fans stattfand. Was weiß man von der Mannschaft, die sich mit dem klingenden Namen ‚Flash de la Courneuve‘ schmückt? Einige Anhaltspunkte sind sicherlich, dass sie mehrfacher französischer Meister sind, 1998 den Einzug in die Eurobowl schafften (Niederlage gegen die Hamburg Blue Devils), über eine starke Offensive Line verfügen, ein dementsprechend starkes Laufspiel stellen und ihre Heimat Courneuve, am Rande von Paris, durch die Krawalle in den Pariser Vororten ungewollt für Schlagzeilen sorgte. Dennoch stellte der geneigte Footballfan am Samstag Abend fest, dass es sich bei ‚Flash‘ nicht nur um eine zusammengewürfelte Schlägertruppe handelt, sondern dass die Franzosen auch ganz vernünftig Football spielen können. Die Raiders wiederum zollten ihrem Kontrahenten vor dem Spiel brav den gebührenden Respekt und suchten ihre Motivation für das Spiel in einer historischen Begebenheit. So wie sich Andreas Hofer vor 200 Jahren der schier übermächtigen Armee Napoleons entgegengestellt hatte, wollte man eben in sportlicher Hinsicht ein weiteres Kapitel Geschichte schreiben, denn noch nie hatte eine Tiroler Mannschaft den Einzug in ein europäisches Cupfinale geschafft.
Das Duell Tirol gegen Frankreich ging mit knapp 200 jähriger Verspätung in die zweite Runde.

Headcoach und Spielmacher Geoff Buffum konnte dabei erstmals seit dem Spiel gegen die Braunschweig Lions wieder auf seinen Starrunningback Florian Grein zurückgreifen und bis auf den nach wie vor rekonvaleszenten James Ellingson auch personell aus dem vollen Schöpfen.

Die Raiders starteten auch fulminant in die Partie. Nachdem man ein 3 & out der Franzosen erzwungen hatte schloss Buffum einen langen Drive mit einem 11 Yard Touchdown Pass auf Chris Rosier erfolgreich ab. 7:0 nach erfolgreichem PAT.
Es dauerte bis zum Anfang des zweiten Viertels bis man den so stark eingeschätzten Laufangriff der Pariser zu Gesicht bekam. Der hatte es dann aber auch in sich. Running Back Patrice Kancel, der bereits für Berlin Thunder in der NFL Europe gespielt hatte, glich mit einem kurzen Lauf aus. Das Spiel plätscherte in weiterer Folge dahin, ohne nennenswerte Vorteile für ein Team, ehe die Tiroler aus einem langen Drive kurz vor Ende der ersten Halbzeit Kapital in Form eines Fieldgoals von Josef Schnellrieder schlagen konnten. Mit 10:7 ging man in die Kabinen und Andreas Hofer wäre mit der Leistung seiner Nachfahren bis dato mit Sicherheit zufrieden gewesen.

In der zweiten Hälfte ging es dann aber ganz schnell. Hatte Napoleon noch auf ausgeklügelte Taktiken gesetzt um seine Gegner zu besiegen, so setzte man in Reihen des ‚Flash‘ auf simpelste Mittel um die Tiroler aus dem Konzept zu bringen. Nachdem Geoff Buffum eine Interception geworfen hatte, die von Flash Defensive Back Cyrille Ferreira abgefangen wurde, kam der Angriff der Franzosen richtig ins Rollen. Der Laufangriff angeführt von Running Back Patrice Kancel ebnete Quarterback Braxton Shaver den Weg für einen 37 Yard Touchdown Pass auf Wide Receiver Marc-Angelo Soumah. Keine 40 Sekunden später klingelte es abermals in der Raiders Endzone. Diesmal hatte der bis dahin groß aufspielende Florian Grein den Ball weggefumbelt. Napoleons Schützlinge machten kurzen Prozess und gingen durch einen 5 Yard Touchdown Lauf von Patrice Kancel mit 21:10 in Führung.
Nachdem man auf Seiten der Tiroler bei zwei Drives in Folge den Ball verloren hatte und die Franzosen kaltschnäuzig ebenso oft den Ball in die Endzone gebracht hatten wollte man nun natürlich auf Nummer sicher gehen. Denkste! Mohammed Muheize bekam den Kick-Off nicht unter Kontrolle und Flash Defensive Back Foad Ajdir, der vorher bereits den Fumble von Grein erobert hatte, sicherte sich zum wiederholten Male den Ball.
Ihrem Stil entsprechend hämmerten die Franzosen den Ball weiterhin durch die Mitte, bis Quarterback Shaver ein weiteres Mal WR Marc-Angelo Soumah in der Endzone bediente. Obwohl der Blitz zum dritten Mal innert kurzer Zeit eingeschlagen hatte war der Kampfgeist der Raiders noch nicht gebrochen, doch die Aufholjagd kam letzlich leider viel zu spät. Chris Rosier sorgte nach Pass von Geoff Buffum fünf Minuten vor Schluss noch für ein wenig Ergebniskosmetik, es blieb dann allerdings beim enttäuschenden 17:27 aus Sicht der Raiders.

Fazit
17:27 dürfte ein Ergebnis sein an dem man in Innsbruck noch länger zu knabbern haben dürfte. Irgendwie hatte man doch insgeheim erwartet, dass die Raiders das Kind schon schaukeln werden und den Sieg auch einfahren. Insbesondere nach der überragenden Leistung gegen Braunschweig hätte dies doch nur ein Zwischenstopp auf dem Weg in die Eurobowl werden sollen. Aber hin und wieder schreibt der Sport dann doch seine eigenen Geschichten. Egal wie man es dreht und wendet – die Raiders haben verdient verloren. Konnte man in der ersten Hälfte noch ganz gut mithalten so war im zweiten Spielabschnitt von den Gastgebern rein gar nichts mehr zu sehen. Man stellte sich mit blöden Fehlern immer wieder selbst ein Bein und spielte sich so ins sportliche Abseits. Geoff Buffum gab auch nach dem Spiel im Huddle zum Besten, dass man diese Niederlage verdiene weil man die Franzosen ganz einfach unterschätzt habe. Andreas Hofer hatte vor 200 Jahren gegen die Franzosen genau das nicht gemacht hatte und deshalb möglicherweise auch den Sieg davongetragen. Napoleon wird sich in seinen himmlischen Exil-Gefilden mit Sicherheit genussvoll am Sieg seiner wackeren Nachfahren gelabt haben. Mal schauen ob seine Recken auch im Finale dazu im Stande sind die nächste europäische Hochburg zu knacken. (mp)

EFL Semifinale
Swarco Raiders Tirol vs. Flash de la Courneuve 17:27
(7:0/3:7/0:20/7:0)
10,. Juni 06, Kickoff 19:30
Tivoli Neu, Innsbruck
Referees: Introini / Hofbauer / Savicevic / Roger / Perona / Lair

Spielbewertung:
Spielniveau:
Ambiente:
Unterhaltungswert:
Burger Test:
MVP: RB Patrice Kancel (Flash de la Corneuve, 20 ru – 128 yds – 2 TDs)

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