Start EFAF Des Teufels zwei Gesichter

Des Teufels zwei Gesichter

0
What's on, Ron? Ron Anzevino und sein angeschlagener QB Gary Brashears.

In einer, vor allem in den letzten beiden Spielvierteln, guten Partie blieb der tapfere Kampf der Hausherren mit einer 12:21 Niederlage gegen die Stuttgart Scorpions jedoch unbelohnt. Martin Pfanner für Football-Austria.com aus Hohenems.

Vor dem Spiel
Teufel gegen Skorpione. Österreich gegen Deutschland. Unter diesen Vorzeichen kam es zum ersten Kräftemessen einer deutschen Spitzenmannschaft (5. in der GFL) mit einer österreichischen Mannschaft auf europäischer Ebene. Blue Devils Head Coach Ron Anzevino zollte dem Gegner vor dem Spiel deshalb auch brav Respekt, versprach aber ein offenes Spiel, da man unter der Woche ja hart gearbeitet hatte und einen Gameplan erstellt hatte, der den Stuttgartern Probleme bereiten sollte. Das Ziel musste also lauten den enorm starken Stuttgarter Laufangriff unter Kontrolle zu bekommen und im Angriff die Big Plays machen, die man bei den Blue Devils vorige Woche gegen die Vikings schmerzlich vermisst hatte.

Eben jene versprach Jeff Carpenter, Strong Safety und Leader der gegnerischen Defense, im Gespräch mit Football-Austria.com nicht zulassen zu wollen. Die Reviere waren somit (zumindest verbal) abgesteckt und die trotz des miserablen Wetters angereisten Fans stellten sich, angeheizt von der wie immer ausgezeichnet aufspielenden Gugga-Band der Teufel, schon einmal den widrigen äußeren Bedingungen und in weiterer Folge auf das Spiel ein.

Das Spiel
– 13, -2, -5. Was wie eine alternative Lottoziehung anmutet, war in Wirklichkeit der erzielte Raumgewinn bei den ersten 3 Offensiv-Spielzügen der Hausherren. Sack, Lauf für Raumverlust, Sack anders ausgedrückt. Im Nu sah man sich einer 4 & 30 Situation gegenüber und gab den Ball an die deutschen Gäste ab. So holprig wie die Blue Devils in die Partie gestartet waren, so reibungslos funktionierte die Angriffsmaschinerie der deutschen EFAF-Cup Teilnehmer. Man arbeitete sich von der eigenen 44 Yard Linie aus mit kurzen Schritten Richtung Devils Endzone, ganz nach dem Motto ‚Kleinvieh macht auch Mist‘. Nach 8 Läufen, die die Scorpions an die 19 Yard Linie der Emser geführt hatten, war es für QB Patrick Fajfr ein leichtes den Play Action Fake durchzuziehen und den Ball in den Händen des ungedeckten Frank Hofmann zu platzieren. Die Devils schauten dumm aus der Wäsche, die Scorpions lachten sich ins Fäustchen, denn so einfach kann Football sein. Ein Drive, acht Läufe, ein Pass, sieben Punkte, was in ungefähr dem entsprach was man sich von den Stuttgartern erwarten konnte.

Nach dem anschließenden Kick-off brachte Devil Joe Okrah die Vorarlberger mit einem 45 Yard Kickoff Return in eine gute Ausgangsposition, um eine schnelle Antwort auf den raschen 0:7 Rückstand geben zu können. Neues Spiel, neues Glück aber altes Bild. Hinter einer wiederum schwachen Teufel Offensive Line lief RB Richmond Appiah zuerst für einen dann für zwei Yards ehe es Kollege Eric Moore beim dritten Versuch mit null Yards Raumgewinn auch nicht viel besser anstellte. Eine False Start Strafe gegen die Devils und ein weit über Christian Steffanis Haupt hinweg segelndes Ei beim vierten Versuch zauberten aus einer viel versprechenden Ausgangssituation eine neue Angriffsserie für die Stuttgarter.

Das Stuttgarter Running Back Triumvirat bestehend aus Patrick Geiger, Christopher Jackson und Tony Avella zermürbte dann wiederum die Devils Defense bis die Stuttgarter versuchten, die Hohenemser aufs Neue mittels Play Action Passes die Defensivreihe zu übertölpeln. Doch DB Lionell Pieh hatte toll aufgepasst und verhinderte (vorerst) einen größeren Rückstand.

Devils Verteidiger Marc Falger sorgte vor dem Seitenwechsel mit seinem Tackle für fünf Yards Raumverlust für das nächste defensive Highlight der Vorarlberger, als dann mit dem ersten Spielzug des zweiten Quarters die Ernüchterung in Form von weiteren sieben Punkten für die Stuttgarter folgte. QB Fajfr hatte einen Pass in die Hohenemser Double Coverage, die Allrounder Christopher Jackson nicht vom TD Catch abhalten konnte, hineingeworfen.

0:14 und man wurde unweigerlich an die Vorwoche gegen die Vikings erinnert. Da wurde die Defensive der Teufel ebenfalls von einem guten Laufspiel (in diesem Fall von einem guten Läufer in Form von Clinton Graham) malträtiert, gepaart mit der Ineffizienz der eigenen Offense ergab das ein relativ deutliche und ziemlich schmerzhafte Niederlage. Nun lag es abermals an der Offensive den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Doch wenn die zu überwindenden Distanzen bei einem Drive 2&20, 3&24 sowie 4&19 lauten, verblassen diese Hoffnungen jedoch relativ schnell. Eine sehr aufmerksame Stuttgarter Defensive, angeführt von einem starken Jeff Carpenter, erstickte jede Angriffsbemühung von QB Gary Brashears und Co. im Keim.

Im anschließenden Drive der Stuttgarter gab es beim zweiten Versuch und 9 ein besonderes Kuriosum. Snap, Handoff zu RB Christopher Jackson, der schnurstracks auf die Seitenlinie zulief und den dort postierten ORF-Kameramann samt Kamera in den Boden rammte. Dieser bewies jedoch Nehmerqualitäten und war nach wenigen Momenten, trotz überdurchschnittlich harten Hits, wieder auf den Beinen. Vielleicht setzt man ab jetzt auch in Vorarlberg das um, was der ORF bereits in der Vorwoche in Wien vorbildlichst praktizierte, nämlich Kameramänner, die an kein stationäres Stativ gebunden sind, sondern sich frei bewegen und im Notfall auch 100 Kilogramm schweren Muskelprotzen ausweichen können. Der Drive endete schließlich, als ein Fumble von Scorpions RB Geiger beim vierten Versuch von Lionell Pieh erobert wurde. An der Harmlosigkeit des Devils Angriffs und der Lauffreude der Gäste änderte sich bis zur Halbzeit wenig, am Spielstand gar nichts. So gingen die Devils, mit einem 0:14 Rückstand noch gang gut bedient, in die Kabinen.

Drittes Viertel
Zweite Halbzeit, die Stuttgarter Skorpione bekamen den Ball und das Spiel (bezogen auf die Stuttgarter Lauffreude) ging wieder von vorne Los. Man lief munter weiter, doch eine Holding Strafe gegen die Deutschen verhinderte neue vier Versuche, der Punt somit die logische Konsequenz. Währenddessen schloss der Emser Jojoangriff nahtlos an die Performance der ersten Hälfte an. Auf ein Yard Raumgewinn folgten vier Yards Raumverlust nur um sich dann wieder vier Yards nach vorne zu arbeiten. Für die letzten vier Yards des Drives sorgte der mit Vorschusslorbeeren überhäufte Devils QB Gary Brashears, mit einem improvisierten Lauf, höchstpersönlich. Nur dumm, dass er sich dabei im Getümmel offensichtlich weh tat und den Rest der Serie aussetzen musste. Das grausame Stückwerk der Teufel wurde Gottlob durch einen Punt von Alleskönner und Back-Up QB Lionell Pieh beendet.

Die Stuttgarter nahmen den Ball dankend an und ließen sich dieses mal nicht allzu lange bitten. Von der 36 der Devils ging es mit vier Geiger und einem Avella Lauf Richtung Blue Devils Endzone ehe Patrick Fajfr mittels QB Sneak den dritten TD der Partie besorgte. Nach dem ebensovielten, verwerteten Extrapunkt stands 0:21 und das Spiel war gelaufen. Konnte man zu diesem Zeitpunkt auch meinen.

Doch so sang- und klanglos wollte man sich in Hohenems dann doch nicht geschlagen geben und den trotz des miserablen Wetters gekommenen Fans doch noch ein versöhnliches Ergebnis bieten. Bühne Frei für die BrashearsSteffani – Show. Nach einem 32 Yard Kickoff Return von Richmond Appiah gab es dann bei 3&9 das erste spielerische Offensiv Highlight der Gastgeber zu sehen. Der mittlerweile wieder aus Spielfeld zurückgekehrte Brashears warf über 57 Yards auf Steffani und nach vergebenem Extrapunkt sah die Anzeigetafel mit 6:21 doch etwas freundlicher aus. Zum ersten Mal kam dann auch im Stadion so etwas wie Stimmung unter den Fans der Blue Devils auf.

Irritierend für den Zuschauer begann dann der Drive der Scorpions, war man es bislang doch gewohnt worden vor dem ersten Pass des Drives mindestens fünf Laufspielzüge gesehen zu haben. Diesmal war dies schon beim zweiten Spielzug der Fall, mit neun Yards Raumgewinn auch gar nicht schlecht, aber mit einer Pass Interference Strafe gegen die Offense im Schlepptau dann doch schon wieder schwerer zu verdauen. Doch da Übermut nur selten gut tun soll und die Scorpions auch beim vierten Spielzug des Drives den Drang zu passen verspürten, fing Teufel Eric Moore den schlecht platzierten Ball ab und trug ihn 17 Yards zurück.

Brashears warf im Anschluss incomplete, sorgte bei 2&15 aber mit einem sehenswerten 17-Yard Lauf eigenhändig für ein neues 1st Down. Nachdem sich in der zweiten Hälfte auch die O-Line der Teufel gefangen hatte und nicht mehr so frappierend einem Emmentaler glich, traute sich Brashears nun auch mehr zu und warf ein weiteres Mal lang auf Steffani, der den Ball prompt wieder festhielt und zum zweiten Mal innert weniger Minuten der Empfänger eines langen TD-Passes war, diesmal für 56 Yards. Das Publikum war jetzt voll dabei und man hatte das Gefühl ‚da geht ja noch was‘ oder auf gut vorarlbergerisch ‚do goht jo no was‘. Auch ein hörbar emotionaler Stadionsprecher (Christoph Piringer) konnte nun seine Affektion nicht mehr verbergen und brüllte laut frohlockend diverse Jubelarien ins Mikro. Das Viertel endete allerdings mit einem faden Beigeschmack, konnte die anstehende 2-Point-Conversion nicht verwertet werden.

Viertes Viertel
Im letzten Spielabschnitt wich man dann wieder vom Offensivfeuerwerk, das im dritten Viertel abgebrannt worden war, ab und beschränkte sich wieder auf Rasenschach, das man bereits in den ersten beiden Vierteln beobachten konnte. Für die Scorpions hieß dies den Ball lange zu halten und durch viel Laufspiel zu bewegen, für die Devils bedeutete dies den Ballbesitz durch kaum funktionierendes Laufspiel und überhastete Pässe schnell wieder abzugeben. So wurde auch aus der im dritten Viertel initiierten Aufholjagd nichts mehr, da die Devils einfach zu harmlos agierten und von der ausgezeichneten Scorpions Defense gut in Schach gehalten wurden. Der überragende Jeff Carpenter sorgte dann auch mit einer Interception für den Schlusspunkt der Partie.

Fazit:
Die Blue Devils sind 0-2 in die Saison gestartet und man ist immer noch nicht viel schlauer. Fakt ist, dass es sich bei Stuttgart um eine gute Mannschaft handelte, die mit dem Lauf auch das Spiel dominierte. 50 (!!!) Laufversuche standen dann am Ende lediglich 7 Passversuchen gegenüber, aber spätestens jetzt sollten die Devils wissen, dass steter Tropfen doch irgendwann den Stein höhlt. Die Devils kamen in der zweiten Hälfte im Vergleich zur ersten Hälfte völlig verändert aus der Kabine und fanden über zwei sehenswerte Offensivspielzüge ins Spiel zurück, ehe die Stuttgarter Defensive wieder ihr Anfangsform fand und bei den Teufeln sich mit dem Fehlerteufel ein guter Bekannter des namensgebenden blauen Teufels einschlich. Dennoch kann man sehen, dass die Mannschaft Potential hat und man möglicherweise nur noch 1-2 gut O-Liner von einem Team wie Stuttgart entfernt ist. Coach Anzevino prophezeite bereits nach dem Spiel, dass man in den nächsten Wochen und Monaten wesentlich mehr von der Mannschaft sehen wird, die im dritten Viertel fast das Spiel drehte. Und mit 2 Wochen Pause vor dem nächsten Bewerbsspiel (gegen die Carinthian Black Lions) könnte er seinen Worten bald auch Taten folgen lassen.

EFAF-Cup
Cineplexx Blue Devils vs Stuttgart Scorpions
12:21
(0:7/0:7/12:7/0:0)
09.04.2006, Kick Off 15:00h, Herrenried Stadion, Hohenems
Referees: Passalacqua / Pierattelli / König M. / Doboczky / Kuntschik / Sivocci / Ulicny

Football-Austria.com Spielbewertung

Spielniveau:
Ambiente:
Unterhaltungswert:
Chicken Steak Burger Test:
Burger Test:

Football-Austria.com MVPs:
Christian Steffani (Blue Devils) 3rec-118yds-2tds
Jeff Carpenter (Stuttgart Scorpions) 8 Tackles, 2 Tackles for Loss, 1 Interception
Honorable mention: ORF Kameramann

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments
wpDiscuz
0
0
Would love your thoughts, please comment.x
Die mobile Version verlassen