Nachdem die Wikinger den Raiders, Devils & Giants jeweils eine geklebt haben, dachte sich die Firma Henkel scheinbar ihr Klebriges (Pattex) gehört auf deren Jerseys
Und wo kauft man das Uhu des Bildungsbürgers? Natürlich beim Büroklammer & Post It Retailer Pagro Diskont. In Zeiten wie diesen will schließlich jeder ein kleines Stück Erfolg in seiner Auslage präsentieren können. Schließlich sind ‚WIR‘ Europameister und mit uns auch ein bißchen die Vikings. Ansonsten gäbe es aber auch allerhand zu kleben.

Die Zuschauer rennen den Wikingern die Türen der Hohen Warte ein. 4.100 wollten vergangenen Sonntag die Zurechtschrumpfung der Grazer Riesen sehen, das Management feiert sportliche und wirtschaftliche Erfolge. Daß sich zwei Sponsoren dieser Größenordnung mitten in der Saison dazu entschließen bei den Vikings einzusteigen, kann als Indiz dafür gesehen werden, daß man sich noch weit mehr erwartet. Am 21. Mai kommt es im Rahmen der Eurobowl zum Duell gegen die Hamburg Blue Devils. Vikings Manager Alfred Neugeubauer beschwört in Woodstock Manier den Himmel. ‚Kein Regen! Wenn wir an dem Tag gutes Wetter haben, dann rechnen wir mit 7000 Zusehern. Ich bete bis dahin zum Himmel.‘ So viel Gottesfürchtigkeit ist man von den Wienern gar nicht gewohnt, Neugeubauer geht statt ins Fitnessstudio nun jeden Morgen in die kleine Kapelle in der Kaiserstraße und zündet eine Kerze an. Das Team bastelt (jetzt mit neuem Kleber) auch dieses Jahr wieder höchst effektiv an seinen Erfolgen. In drei Partien ließ ihre Defense gerade sieben Punkte zu, ihre im Vorfeld gescholtene Offense (nicht mehr so gut?) erzielte dafür gleich 96. Die freiwillige Umstellung auf sechs Importspieler am Roster hat das Gap zwischen ihnen und ‚den anderen‘ um keinen Millimeter verkleinert. Im Gegenteil, weiß man zur Zeit zwar noch nicht wer Zweiter in der Meisterschaft werden wird, aber daran, dass sich nach dem bisher Dargebotenen am Kräfteverhältnis zwischen dem 1. & dem 2. viel verändern wird, glauben nur mehr eingefleischte Optimisten.

Insofern können die Vikings in ihre Gebete auch gleich noch die Bitte an den lieben Footballgott herantragen, ihnen doch auch für 2007 noch heimische Gegner zu bescheren, denn die Regenwahrscheinlichkeit Ende Mai ist weitaus geringer, als die Gefahr, daß es dann ein, zwei weniger sein werden. Ein Aufsteiger in die AFL ist in Wirklichkeit nicht in Sicht. Dass die Salzburg Bulls gerne möchten, ist zwar lieb gemeint, aber ob sie, vorausgesetzt sie erreichen das Ziel mal sportlich, es dann auch können, im höchsten Maße unwahrscheinlich. Die Danube Dragons haben an sich nach dem Abstieg den direkten Wiederaufstieg als Ziel angepeilt, aber das nach dem Spiel gegen die Invaders wieder verworfen. Ziel sei nun der Neuaufbau, man stehe nicht unter Siegzwang und ob man die Saison mit 3:3 beende oder sonst irgendwie, sei eigentlich nebensächlich. Wichtig sei, daß man nach der Saison sagen kann, man habe statt 25 jetzt 35 gute Footballspieler. So zu unserer Überraschung ihr sportlicher Leiter Robert Katzmayer nach der Niederlage gegen St. Pölten. Die Dragons wird man also auf Jahre nimmer mehr ganz oben sehen, denn bekannter Weise stehen ihre Gegner allesamt unter Siegdruck, definieren Erfolg als oberstes Ziel. Dass Erfolge und mehr gute Spieler in einem kausalen Zusammenhang stehen könnten ist auch keine neue Weisheit. Die Knights wird diese Einstellung ganz sicher freuen, die zumindest einen langfristigen AFL Kandidaten darstellen mit den gegeben Möglichkeiten und der Infrastruktur. Also fallen auch die Klosterneuburger weg, die Invaders haben schon Nein gesagt, so wird es an den Bruins, Rangers oder Steelsharks liegen die Meisterschaft zu gewinnen und aufzusteigen? Oder gar an Budapest? Sieben Mal Nein.

Wozu diese Panik, kann man sich jetzt denken, es sind doch eh noch fünf Teams? Noch. Ende dieser Saison könnte es ein Trio sein. Bei den Cineplexx Blue Devils wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ihr Präsident Christoph Piringer sein Amt nach dieser Saison weitergeben. Dabei hat er auch schon einen Kandidaten ins Auge gefaßt. Trotzdem wird mit seinem Abgang der Verein in finanzielle Probleme in der AFL geraten, sind die Blue Devils zu einem nicht unerheblichen Teil auch das Hobby des Geschäftsmanns & Versicherungsmanagers. Ohne seine Zugabe winkt die Division I, eventuell auch die Schweizer Liga (blue-devils.ch). Piringer hat aufgehört damit zu drohen, daß er mit dieser Importregelung nicht mehr weiter machen wird. Das war nicht als Beruhigung zu verstehen, sondern daß er diese Ankündigung nun in die Tat umsetzen wird. Es kommen aber noch andere Gründe hinzu, zum Großteil private, die ihm dem Spaß an der Sache zuletzt genommen haben. Generell sieht er die Liga dadurch gespalten, daß man auf der einen Seite hochprofessionell arbeiten soll & auch muß, auf der anderen in den Strukturen Funktionäre am Werken sind, die genau das verhindern und dilettieren. Wenn jemand nicht gewinnen will, dann soll er sich nicht in einem Wettkampfsport engagieren, so sein Credo. Auch die Unfähigkeit des Verbandes einen Ligasponsor zu finden stößt dem Vorarlberger regelmäßig auf. Sein Ligakonzept wurde im Jahr 2005 nicht mal ignoriert, jetzt schreibt er zum Abschied noch ein neues. Vielleicht will sich sein Ideen dann doch noch jemand anschauen.

Zweiter Kandidat für einen Ausstieg aus der höchsten Liga 2007 sind die Carinthian Black Lions. Zwar hat man dort fusioniert, aber es fehlt hinten und vorne an helfenden Händen. Zumindest für die AFL. Wie groß der Wunsch der Kärntner in der höchsten Liga zu verbleiben tatsächlich ist, wird man nach der Saison sehen. Ihr Präsident Manfred Mocher hat sich viel Arbeit aufgehalst, die er sich mit dem Vorstand zwar teilen kann, aber die Strukturen sind nominell schwach, bräuchten einiges mehr an willigem Personal. Auch hier könnte die Importregelung mit helfen sie Richtung Division 1 zu Grabe zu tragen. Es geht dabei nicht mal um die Amerikaner, sondern um Deutsche, Schweizer, Schweden & andere Europäer. Reißt man diese den Devils & Lions als Legionäre vom Roster, stellt das für beide ein veritables Problem dar.

Fragile AFL
Hier hat man seitens des Verbandes ganz einfach eine völlig falsche Einschätzung wie stark diese Teams von Innen her sind. Oder man weiß es eh, nur hat man auch keine Lösung dafür. Wenn man allerdings in Wien Pläne schmiedet, wie ein Importregelung auszusehen hat, Dr. Gregor Murth bastelt an dieser herum, dann ist das am Ende immer eine, die den Vikings am besten passen wird, denn sie haben mit keiner Situation ein Problem. Das ist auch nicht das Problem, sondern der Stand der Dinge. Ist einfach so. Wie viele dürfen es sein? 6? 7? 12? Keiner? Wir machen alles mit und was ihr wollt. In Wahrheit muß man den Weg wählen, der allen Teams ein (Über)leben erlaubt. Die Wikinger sind so aufgestellt, daß sie mit jeder Regelung umgehen können – die muß man eigentlich gar nicht fragen, wobei sie sicher gefragt werden wollen. Man wird den Devils ihre Schweizer und Deutschen unangetastet lassen und wenn sich Manfred Mocher seine O-Line aus Skandinavien einfliegen läßt, wird man das auch zulassen. Man sollte es sogar unterstützen. Oder man wird sie gehen lassen. In welche Richtung auch immer. Sinn der Übung kann schließlich nicht sein, daß der Verbandspräsident in zwei Jahren verkünden kann, daß sich alle zusammen zurück in die Vergangenheit gebeamt haben, dafür ein 99,8%iger Österreicheranteil bei den Spielern erreicht wurde und die Austrian Bowl 2008 am Fußballplatz Loipersbach zwischen den nun wieder Klosterneuburg Mercenaries gegen die Pattex Vikings² lautet. Die Einser heißen weiterhin Dodge, spielen aber nur mehr gegen Deutsche und Franzosen. Die B-EM hätten wir auch fast gewonnen…

Die Devils sind für Piringer ein förderungswürdiges Sport Projekt im Bodenseeraum, die Black Lions ein Karren, den Mocher & Co grade aus dem Schlamm ziehen. Die Vikings werden ihr Pattex wohl teilen müssen, wenn sie weiterhin gegen diese Mannschaften spielen wollen, denn diese haben viel mehr zu kleben als man glauben mag. Besser zwei Teams als zwei Sponsoren? Die wunderbare Footballwelt existiert nur in Wien, im Groben auch in Innsbruck und wahrscheinlich gerade noch in Graz. Bei den 3 AFL Teams von 2007?

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