Der AFBÖ signalisierte eine prinzipielle Bereitschaft diesen Wunsch im Detail zu besprechen. Nun wollen die Kroaten beweisen, dass sie das auch können. 
Die Budapest Wolves (Division 1) und Prague Panthers (AFL) haben es vorgemacht. Beide spielten bzw. spielen in Österreich Football aus ähnlichen Motiven. Im eigenen Land sind die Gegner rar oder zu schwach. Nun wollen die Zagreb Patriots diesen Weg einschlagen und das Alpenland ‚tackeln‘.
Christoph Wagner sprach mit dem Generalsekretär der Zagreb Patriots, Dario Bilušić.
CW: Wie sind die Zagreb Patriots entstanden?
Dario Bilušić: Football in Kroatien besteht ja erst seit 2005 und bis letztes Jahr gab es in ganz Kroatien nur einen Verein, die Zagreb Thunder. Bis 2008 hat man nur Freundschaftsspiele bestritten und sich dann entschlossen der CEFL beizutreten. Spielerisch waren wir damals sicherlich nicht in der Lage weitaus bekannteren Teams wie gegen die CNC Gladiators und den Belgrad Vukovi zu reüssieren, aber vor allem organisatorisch haben wir es verabsäumt einen Schritt nach vorne zu machen. Nach zwei sieglosen Saisons in der CEFL haben wir uns zusammengesetzt und uns entschieden es alleine zu versuchen und ein Team nach dem Motto ‚von Spielern, für Spieler‘ zu gründen.
Unsere Prioritätenliste sah damals so aus: 1. Practice Field, 2. ein Coach der Ahnung hat und 3. Equipment. Es macht keinen Sinn herum zu sitzen und darauf zu warten, dass dir jemand hilft. Also haben wir Eigeninitiative gezeigt und mittlerweile auch Hilfe von der Stadt bekommen. Die Arbeiten an unserem Patriots Field sind so gut wie abgeschlossen und ab dem 1. September werden wir auf unserem eigenen Platz trainieren und spielen. Die Trainerfrage ist zwar offen, aber wir sind in Kontakt mit einem ehemaligen NFL Spieler der Interesse gezeigt hat uns zu helfen. Die Sache mit dem Equipment ist jetzt noch das größte Problem, da es sehr schwer ist für die Kids 300 Euro für dafür aufzutreiben, wenn man weiß, dass der Durchschnittslohn hier 600 bis 700 Euro beträgt. Wir hoffen darauf, gebrauchtes Equipment aus den Staaten auftreiben zu können damit auch jeder ohne finanziellen Druck Football trainieren kann, denn zu viele unsere Mitspieler haben Football in den letzten Jahren aus finanziellen Gründen aufgeben müssen.
Ihre Position im Verein heute?
Ich bin Vorstandsmitglied der Patriots und Generalsekretär. Da ich ja noch im besten Footballalter (33) bin, habe ich auch noch vor ein paar Jahre aktiv D-Line zu spielen.
Sie sprechen akzentfrei Deutsch. Wie kommt das?
Irgendwie kann in Kroatien ja jeder Deutsch, aber ich bin in Köln geboren und aufgewachsen und dann nach dem Abitur nach Kroatien gezogen.
Wie ist die Beziehung zum Stadtrivalen Thunder im Moment?
Jeder der hier Football gespielt hat weiß wie eng die Verbindungen zwischen Mitspielern in diesem Sport sind und von daher haben wir auch andauernd Kontakt zu unseren ehemaligen Mitspielern. Aber um ehrlich zu sein gehe ich davon aus, dass wir bald wieder vereint sein werden. Und zwar bei den Patriots.
Warum eigentlich gerade Patriots? Wegen Tom Brady?
Ach was! Für den Brady haben wir hier keinen Platz, der ist reserviert für Luka Alaupović, der zur Zeit in den Staaten auf der High School ist und in der ersten Thunder Saison in der CEFL als 15-jähriger gespielt hat, nachdem sich unser Starting Quarterback beim ersten Spiel schwer verletzt hat. Die Idee ist mehr mit dem Coach der New England Patriots verbunden, Bill Belichick. Der ist nämlich kroatischer Abstammung und da haben wir uns gedacht ihm so eine Careerending Option zu geben und da bietet es sich doch an die kroatischen Pats zu trainieren (lacht). Spaß beiseite: Wir haben uns spontan dazu entschlossen. Wir lieben unser Land und unsere Stadt und mit dem Namen wollten wir das ausdrücken.

Wie viele Spiele haben die Patriots bisher bestritten?
Anfang des Jahres haben wir uns gesagt, dass wir erst ein gesundes Fundament aufbauen wollen, ohne Zeitdruck. Zudem haben sieben unserer Linemen die letzte Saison in Serbien für die Novi Sad Dukes gespielt und da war es schwer ohne diese Jungs etwas Vernünftiges auf die Beine zu stellen. Ab dem 1. September fangen wir erst richtig an da alles bis dahin pure Improvisation gewesen wäre und davon hatten wir in den letzten Jahren genug. Wir bereiten uns auf die Saison 2011 vor. Im Herbst wollen wir die ersten Freundschaftsspiele bestreiten und vielleicht die kroatische Liga spielen. Falls diese zustande kommt, das ist noch sehr fraglich.
Mit wie vielen Spielern und Coaches kann man bei den Zagreb Patriots rechnen?
Das größte Problem in Footballkroatien ist neben den Finanzen ist das Defizit an Coaches. Wir sind auf Leute angewiesen die kroatischer Abstammung sind, aber in den Staaten oder Kanada gespielt oder gecoacht haben. Wir sind mit einigen dieser Leute in Kontakt und sobald wir für nächste Saison planen können, werden wir mehr wissen was das Coaching angeht. Es besteht zudem wie gesagt Kontakt mit einem ehemaligen NFL Spieler, der mit einer Kroatin verheiratet ist und schon vorher Interesse bekundet hat in Zagreb zu helfen. Zu Thunder Zeiten hatte man leider nicht das Gefühl das solche Leute willkommen sind, aber wir hingegen sind der Meinung, dass man Football in Kroatien nur um solche Leute herum aufbauen kann. Was das Spielerpersonal angeht, so haben wir zurzeit etwa 20 Leute mit mehrjähriger Spielerfahrung und zudem knapp zehn Mann die ganz neu dabei sind.

Rechnet man mit Zugängen von anderen Teams, wenn man in Österreich antritt?
Wenn alles klappt wie geplant und unsere ehemaligen Mitspieler sehen, dass wir was Gutes tun für Football-Kroatien, dann werden sie uns sich ganz schnell anschließen. Für die nächste Saison rechnen wir fest mit einem 40-50 Mann Kader.
Wie sieht es mit Nachwuchsarbeit bei den Patriots aus?
Nachwuchsarbeit wird bei uns ganz groß geschrieben und wir haben schon gute Gespräche mit knapp zehn Schulen geführt, bei denen wir mit unserem Programm Interesse geweckt haben. Mitglieder der Patriots werden jede Schule in Zagreb besuchen und eine Präsentation abhalten. Zudem steht es deshalb auch außer Frage, dass wir auch eine Jugendabteilung haben werden, da die Stadt uns das auch vorgeschrieben hat – als Bedingung für das Trainingsgelände.
Wie lassen sich die Trainingsbedingungen beschreiben?
Zurzeit sind die Arbeiten an unserem Patriots Field in vollem Gange und alles sollte bis zum Trainingsauftakt am 1. September fertig sein. Zu betonen ist, dass es sich dabei um die einzigen Football Facilities in ganz Kroatien handelt. Wir teilen dieses Field mit keinem Fußballverein. Für den Anfang werden wir uns auf das Nötigste beschränken müssen, aber wenn man davon ausgeht, dass wir in der ersten CEFL Saison in einem öffentlichen Park trainiert haben, na dann ist dies schon ein immenser Schritt voran.
Warum wollen die Patriots 2011 in Österreich einsteigen?
Die geographische Nähe zu Österreich und das Vorbild der Zagreber Eishockeymannschaft Medveščak hat uns auf diese Idee gebracht. Bis Graz haben wir knapp 180km, Klagenfurt 200km usw. Wenn es beim Eishockey klappt, warum dann nicht auch im Football? Die Prague Panthers zeigen uns auch, dass Teams aus kleineren Footballändern gut mithalten können. Zudem haben wir zu Thunder Zeiten einige Freundschaftsspiele gegen Division 2 Mannschaften bestritten (Graz Giants II, Styrian Stallions) und dabei sehr gut ausgesehen. Qualitativ ist das unser Niveau und wir sind uns sicher wir würden den Wettbewerb in den unteren Austrialigen auffrischen.
Ist der Kontakt mit dem österreichischen Verband bereits hergestellt?
Ja, wir haben uns beim Verband schon vorgestellt und Interesse bekundet. Mir scheint das beidseitiges Interesse besteht. An uns ist es jetzt zu beweisen, dass wir es ernst meinen. Ich hoffe, dass wir in den nächsten Jahren Zeugen des Patriots Derbys werden: Telfs Pats vs. Zagreb Pats. Das wär‘ doch was!
Abschließend ihre Nachricht an die Fans in Football-Österreich…
Ich hoffe, dass ihr Europameister werdet. Ich drück euch jedenfalls ganz fest die Daumen, dass ihr im Finale, nach einem eroberten Fumble Return Touchdown eine Minute vor Schluss, gegen Schweden gewinnt. Hoffentlich sehen wir uns nächstes Jahr auf den Footballfields von Graz bis Hohenems – und Zagreb.

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