Die Rettung der Burgenländer stand in Form der Steelsharks in Salzburg am Platz, die ihnen mit dem ersten Sieg über die Bulls in der Geschichte des österreichischen Footballs überhaupt den Weg in die Zweitliga-Playoffs ebneten.

Das Auftreten der Ungarn beeindruckte schon vor dem Spiel. Das Aufwärmen der rot-schwarzen Armada zeigt ihre professionelle Einstellung zum Sport. Ein Ameisenvolk, ein Zug, ein Wille, ein Team. Geschlossenheit, physische Stärke und Konzentration sicher die Pluspunkte der Wölfe, aber auch technisch reifen sie immer mehr zu einem Klasseteam heran.

Herber Ausfall
Bitter für die Gladiatos, dass sich der Kanadier Chris Hladich bereits im ersten Spielzug an der Wade verletzte und das ganze Spiel über pausieren musste. Der 22-Jährige spielt im Team, wie auch sein Kollege Mike Dougherty eine immer wichtigere Rolle. Als Spieler, wie auch als Coach. Hladich glaubt, dass er in zwei Wochen gegen die Vikings wieder spielen kann.

Im Mittelpunkt der Wolves-Offensive stand Quarterback Vasyl Jordan, seine geschlossene O-Line und sein flinker und fangsicherer Receiver-Chorps. Seine Lieblingsanspielstationen: Krisztian Piros und Csanad Kiraly. Was die Gäste dann in einer Halbzeit mit ihrem Passspiel am Rudersdorfer Sportplatz exerzierten, war mehr als gut genug für die Gladiators. Stellungsfehler in der Glads-Abwehr erleichterten Jordan den Job zusätzlich, aber auch wenn ein Receiver gedeckt wurde – er war immer einen Schritt schneller, eine Hand länger, einen Tick schlauer als der DB in Blau. 

So fing Csanad Kiraly zwei Pässe von Jordan zum 0:13, die Gladiators Secondary dabei bestenfalls Zuschauer, schlimmstenfalls völlig Unbeteiligter. Aber auch zur ebene Erde klappte es hervorragend. Peter Cseperkalo erlief das 0:20. Es wurde früh klar, dass die Gladiators au eigener Kraft nicht mehr die Playoffs erreichen werden können. Dazwischen sah man nämlich reichlich wenig von den Gastgebern. Ein First Down durch Runnigback Martin Bauer – ansonsten hatten sie mal Sendepause. Bis Bernhard Kamber dann Rene Muhr mit einem Pass fand, der 81-Yards in die Wolves-Endzone zurücklegte. Ein Hoffnungsschimmer am Horizont? Mitnichten, denn umgehend war Csanad Kiraly mit seinem dritten Catch zum 7:27 zur Stelle. Gleichzeitig auch der Pausenstand.

Good news aus Eugendorf
In die Pause platzte die Meldung, dass die Steelsharks ihr Rückspiel gegen die Bulls gewonnen haben. Ungläubige Gesichter, danach Erleichterung und verhaltene Freude. Noch waren zwei Viertel zu spielen, es galt eine Klatsche vor dem Heimpublikum zu vermeiden.

Danach sah es nach Wiederbeginn aber gar nicht aus, denn die Wolves stiegen weiterhin mächtig aufs Gas. Krisztian Piros retournierte einen Punt in die Gladiators-Endzone zum 7:34. Es folgte eine kuriose Szene. Martin Bauer und ein um einen Kopf größerer und gerne 30 Kilo schwerer Spieler der Wolves gerieten aneinander. Bauer gab ihm einen Klaps auf die Schulter, woraufhin dieser theatralisch umfiel und sich vor "Schmerzen" am Boden krümmte und windete, was Bauer nur kurz zu einem Lachanfall veranlasste, denn er wurde dafür ausgeschlossen. Die Verletzungen des Ungarn erwiesen sich dann nicht als so schwer, er konnte ohne Hilfe das Spielfeld verlassen. Von Bauer wussten wir schon vorher, dass er vom Fußball kommt, von einem der Wolves-Spieler wissen wir es jetzt auch. 



Abschluss und Gnade
Den Schlusspunkt aus Budapester Sicht setzte Peter Csperkalo mit seinem zweiten Rushing-Touchdown. 7:41, einen Punkt unter der Mercy-Rule. Die Gnade kam aber dann nicht in Form der Regel, welche die Uhr durchlaufen läßt, sondern von den Magyaren selbst. Ihre Backups kamen auf das Feld und das Leistungsgefälle zwischen den Startern und ihrer zweiten Linie ist augenscheinlich ein großes. Die Gladiators übernahmen dadurch Mitte des dritten Viertels die Kontrolle in diesem Spiel und konnten das Heimpublikum mit schönen Szene versöhnen. Zwei Passing Touchdowns von Bernhard Kamber, einen auf Manuel Houtz und einen auf seinen Bruder Hannes Kamber waren nicht nur schön anzuschauen, sondern korrigierten das bis dahin eher böse aussehende Ergebnis auf ein erträgliches 21:41. Womit die Gladiators am Ende gut bedient waren.

Fazit
Zwischen den beiden Teams, die sich ja schon drei Jahre lang recht gut kennen, klafft seit Beginn eine Leistungslücke. Sie haben sich ähnlich entwickelt was ihre Spielstärke betrifft, heißt: die Ungarn sind nach wie vor eine halbe Klasse stärker als die Burgenländer. Daran wird sich aller Voraussicht nach so schnell nichts ändern, im Gegenteil: während die Wolves nämlich weitere Möglichkeiten haben sich spielerisch zu entwickeln, sind die Gladiators, bleibt es bei dem Personalstand, mit dem Status Quo bereits an den Grenzen ihrer Möglichkeiten angelangt. Wunder wird es keine geben – man wird mehr Spieler brauchen und vor allem: Coaches. Der lustig aus dem Bauch herausspielende Haufen von Football-Anarchos wird auch unter der weiteren Führung von Bernhard Kamber nicht mehr leisten können, als das was man voriges Jahr und heuer gesehen hat. Mit den Vikings II trifft man in den Playoffs auf den Wunschgegner, die Chancen die Jung-Wikinger zu schlagen sind aber eher als gering einzuschätzen. Auch wenn Shawn Olson schon böses schwant – er meint das in Wirklichkeit gar nicht so.

Stimmen nach dem Spiel

Chris Hladich, FB/LB und Coach der Gladiators
"Leider hab ich mich gleich zu Beginn verletzt. Ich kenne diese Verletzung, hatte sie früher schon mal. Zwei Wochen sollten reichen um wieder fit zu sein. Es war vielleicht gar nicht so schlecht, dass ich nicht spielen konnte, so hatte ich mehr Zeit und Überblick für das Coaching und die Spieler mussten ohne mich am Feld zurecht kommen. Es steckt in dem Team einiges drinnen. Es gibt eine vernünftige Anzahl von Talenten. Unser Problem ist erstens die Anzahl der Spieler gesamt, zweitens die Ausbildung und drittens die Geschwindigkeit. Football ist ein Sport der mit Hirn und Speed gespielt wird. Seit ich hier bin, ich meine das gar nicht abwertend, aber es ist so, spiele ich mich mit sehr vielen Gegnern, weil wir am College viel mehr Geschwindigkeit in dieses Spiel reinbringen. Das werde ich versuchen den Kids hier beizubringen. Es muss alles viel schneller passieren. Dann kommt neben dem Spielverständnis, den Gegner zu lesen und der Fähigkeit Spielzüge rasch zu exekutieren auch die Athletik dazu. Ich gelte hier als super Athlet, in Übersee bin ich aber bloß einer von sehr vielen. Wenn wir gegen ein Division II-College gespielt haben, dann wurde ich regelmäßig schlimm verhauen. Damit wir wissen worüber wir hier reden. Ich bin in Übersee ein netter Junge der gerne Football spielt, dafür trainiert, aber ganz weit von der Spitze entfernt ist. Die da oben lachen über mich und hauen mich her, wie sie wollen. Das ist so, wie wenn ein mittelmäßiger europäischer Fußballspieler in die zweite Klasse Kanada geht. Er wird sich dort persönlich sehr leicht tun und er sollte dann helfen den Sport auf ein höheres Level zu bringen. Das positive an dem Team hier für mich ist, daher habe ich auch viel Spaß und Freude, die Geschlossenheit und der Wille sich zu verbessern. Das sind mal gute Vorraussetzungen. Man muss hier in Österreich, auch in der zweiten Liga, damit aufhören, daran zu glauben, dass man einen Sport, konzipiert für mindestens 40 Spielern mit 20 spielen kann. Ihr spielt ja auch nicht Fußball zu fünft! Das geht eine zeitlang vielleicht gut, aber es mach null Sinn. Verletzte sind im Football normal, ein Team ist ein Haigebiss. Fällt einer aus, dann steht der nächste am Feld. Das müsste das Ziel sein. Mehr Spieler, höhere Geschwindigkeit, bessere Ausbildung, stärkere Athleten."

Über die Playoffs sagt Hladich
"Es ist leider typisch, dass sich das Team jetzt darüber freut gegen die Vikings zu spielen. Warum? Die Vikings, hey, das sind gute Kids. aber halt Kids. Meine Mannschaft hat subjektiv das Gefühl, im Gegensatz zu den Wolves, vor denen sie sich – sind wir uns da ehrlich – fürchten, weil so habe ich es empfunden, dass die Wiener ihnen nicht so sehr weh tun können. Dieser Schein trügt. In Wahrheit haben die Vikings die weitaus besser ausgebildeten Spieler als die Wolves. Nur weil sie nicht alle die Gardemasse von Monstern haben, heißt das nicht, dass sie nicht gut sind. Wir haben uns leichter getan, weil sich das alles im Kopf abspielt. Natürlich wiegen 120 Kilo mehr als 80 wenn sie auf dir liegen, aber mehr ist da nicht. Ich sehe daher nur eine Chance: sollten die Vikings im Semifinale erneut Turnovers produzieren, oder können wir sie dazu zwingen, dann werden wir dran bleiben können. Spielen sie ihr Spiel fehlerfrei runter, dann haben wir da keine Chance. Es ist alles möglich. Eine hohe Niederlage, aber auch ein Finaleinzug. Ganz ehrlich: es gibt wichtigeres für die Gladiators zu tun. Das ist nur das jetzt – man muss an das morgen denken."

Bernhard Kamber, QB Gladiators
"Wir können uns nur vielmals bei den Steelsharks bedanken für die unerwartete Unterstützung. Die Freude über den Playoff-Einzug hält sich bei mir sehr in Grenzen, denn wir haben es einfach nicht aus eigener Kraft geschafft. Darauf müssen wir uns nichts einbilden, denn unsere Leistung gegen die Wolves war einfach schwach. Ich hab daran geglaubt, nach der Vorstellung gegen die Vikings II, dass wir die Wolves packen können. Da waren wir aber Lichtjahre davon entfernt. Ds ist enttäuschend, dass wir so die Hosen voll haben vor denen. Allerdings muss man auch sagen, dass die Wolves sehr gut gespielt haben. Sie haben heuer auch ein Passing-Game, sehr schnelle Receiver und eine gute Line. Wir haben jedenfalls nicht gegen Bloßfüßige verloren, aber wir haben verloren. Und zwar deutlich. Das gilt es mal zu analysieren, bevor wir unsere Lieblinge aus Wien wiedersehen."

Division 1 / SELAF
ASVÖ Gladiators vs. Budapest Wolves 21:41
(0:7/7:20/7:14/7:0)
Rudersdorf, Sportplatz
10. Juni | 16:00
Officials: Ulicny / Berger / Hölbling / Korntheuer / Kupka

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments