Der 35-Jährige sprach mit FA-Chefredaketur Walter Reiterer über die Beweggründe und seine Zukunft.
Völlig überraschend war Michael Werosta beim Auswärtsspiel der Giants in Prag nicht dabei und das obwohl er in der Offseason noch mit den Steirern trainierte. Die Giants bestätigten, dass Werosta beim Verein abgemeldet ist, heute (Montag) Abend meldete sich der Ex-Viking und nun auch Ex-Giant im FA Office.
WAR: Die Giants teilten mir heute mit, dass du dich beim Verein abgemeldet hast.
MW: Ja, das ist richtig, ich bin kein Spieler der Graz Giants mehr.
WAR: Das kommt sehr überraschend. Was ist passiert?
MW: Es gibt keinen aktuellen Anlass. Bei mir ist es so, dass ich beruflich zur Zeit sehr unter Druck stehe und mir bereits nach der letzten Saison in Graz schon überlegt habe, ob ich aus Zeitgründen den Verein wechseln soll. Ich habe mich dann noch einmal für die Giants entschieden. Das war aus heutiger Sicht wohl ein Fehler. Auch der Zeitpunkt ist natürlich sehr blöd. Aber es ging nicht mehr anders.
WAR: Warum?
MW: Weil ich es derzeit nicht mehr schaffe wöchentlich 1200 bis 1600 Kilometer zu drei oder gar vier Trainings zu fahren. Abgesehen davon, dass ich kein Auto mehr sehen kann, habe ich dadurch Stress im Beruf. Ich bin keine 18 mehr, wo mir das alles egal sein kann, ich muss meiner berufliche Karriere Vorrang geben.
WAR: Wie war der Abschied?
MW: Ich habe ein langes Gespräch mit Coach Rhoades geführt, in dem ich ihm meine aktuelle Situation geschildert habe. Er war natürlich alles andere als erfreut darüber, aber ich denke er hat mich verstanden. Mir fällt das selber sehr schwer. Ich würde gerne für die Giants spielen, habe viele Freunde in Graz, das Team und die Coaches sind mir in den drei Jahren sehr ans Herz gewachsen und das tut mir alles dadurch sehr leid, aber ich packe die Fahrerei zeitlich nicht mehr. Jedes Training 400 Kilometer, ich schlafe oft nur vier bis fünf Stunden und muss anschließend Leistung im Beruf bringen.
WAR: Das war aber schon vorher klar und die letzten drei Jahre genau so…
MW: Ja, nur kam jetzt etwas in meinem Job dazu, was es noch stressiger macht. Wie gesagt, ist der Zeitpunkt der Entscheidung sehr ungünstig gefallen, aber ich kann es nicht ändern.
WAR: Du willst weiter spielen?
MW: Ich halte mir das offen. Ich habe in der Offseason gute Gespräche mit den Dragons geführt. Die Wechselfrist ist um, da müssten schon die Dragons das jetzt noch wollen und alle anderen Teams extra zustimmen. Wie man sieht, habe ich das selbst so nicht geplant. Ich ging davon aus, dass ich die Saison in Graz zeitlich packen werde. Ich bin derzeit für alles offen, aber ich kann nicht mehr drei Mal pro Woche durch die Gegend tingeln.
WAR: Kannst du eine Rückkehr zu den Vikings ausschließen?
MW: Ich schließe gar nichts aus, aber das wäre schon eher ungewöhnlich.
WAR: Wenn du heuer nicht mehr spielst, dann wird es wohl auch nichts mit einer EM-Teilnahme.
MW: Ich weiß natürlich, dass solche Entscheidungen Konsequenzen nach sich ziehen, aber das stand nicht im Vordergrund. Im Vordergrund stand mein Beruf. Ich weiß auch nicht wie Coach Rhoades das sieht. Ob er mich haben will, wenn ich in keinem Team spiele? Ob das überhaupt ausgeschlossen ist dann? Wir haben darüber noch gar nicht gesprochen, sondern da ging es alleine um die Giants.
WAR: Waren die EM 2010 und die WM 2011 nicht Ziele zum Ende der Karriere hin?
MW: Natürlich sind das Puzzlesteine die mir fehlen, aber ich nehme mir nicht das Leben, wenn ich nicht spielen kann. Vielleicht finde ich es auch total gut, wenn ich heuer im Sommer keine blaue Flecken habe, keine Autschis auskurieren, nicht jedes Wochenende wo hinfahren muss. Wer weiß das schon? Wie gesagt, bin ich für alles offen.
WAR: Auch für eine Karriereende?
MW: Auch dafür. Ich bin 35, würde noch gerne hier in Wien wo spielen, aber wenn es nicht geht, dann geht es eben nicht mehr.
WAR: Hört sich nicht überzeugend an…
MW: Natürlich steckt das in mir, noch zwei Saisonen bis zur WM anzuhängen, aber das liegt ja nicht nur an mir. Das müssen auch andere wollen.
WAR: Dann wünsche ich dir alles Gute dafür.
MW: Dankeschön. Ich möchte noch sagen, dass ich die letzten drei Jahre in Graz sehr genossen habe und das es eine Zeit war, die ich nicht missen möchte. Ich möchte mich beim Verein und besonders bei Coach Rhoades für ihr oftmaliges Entgegenkommen und ihr Verständnis bedanken. Es tut mir leid, dass ich heuer nicht dabei sein kann.