Um die 50 pick six werden jedes Jahr in der NFL geworfen. Das ergibt im Durschnitt brav verteilt über 17 Wochen in etwa drei pro Woche. In den Spielen letzte Woche sahen wir eine unglaubliche Konzentration von ganzen acht Stück auf einmal. Eine Interception selbst ist schon eine der wichtigsten Momentum-Waffen, die eine Defense aufbringen kann, aber einen TD draufzusetzen ist üblicherweise ein Jawdropper für den Gegner. Nicht selten ist ein pick six ein Schwenk von 14 Punkten, da die Offense oft drauf und dran ist zu scoren. Somit ist es wenig erstaunlich, dass von den 21 pick six der bisherigen Saison nur zwei von Verlieren zurückgetragen wurden: Ray McDonalds für die 49ers und D.J. Moore für die Bears. Letztes Jahren waren Teams, die mittels pick six gescored haben, 40-8 in den betroffenen Spielen. Dies hat natürlich auch mit der Passlastigkeit von Teams im Rückstand zu tun, die größeres Risiko eingehen müssen, um aufzuholen, und so mancher pick six kam aus einer Führung heraus und wurde zum Sargnagel. Die letztjährige Superbowl ist das beste Beispiel dafür.

Dass in Woche 7 die NFL ihr pick six total fast verdoppelt hat, ist unter anderem David Bowens zu verdanken. Seine zwei TDs gegen die Saints waren die Stütze für einen sensationellen 30-17 Upset, den die Browns dem amtierenden Champ zufügten. So selten Interception-TDs sind, noch seltener sind sie zwei Mal in einem Spiel, vom selben Spieler. Derrick Johnson vollbrachte das Kunststück letztes Jahr, als Kansas City in Denver drüberfuhr. Antrel Rolle hatte das vielleicht bestes Spiel seiner Karriere 2007 gegen die Bengals, als er drei Carson Palmer-INTs zurücktrug, von denen aber dank einer Flag ’nur‘ zwei gegeben wurden. 2006 bezwang Ronde Barber mit zwei TDs fast im Alleingang den bis dorthin famos spielenden Donovan McNabb (‚fast‘ deswegen, weil die Bucs sonst keine TDs an dem Tag erzielten, aber ein unwahrscheinliches 62-Yard-FG von Matt Bryant der spielentscheidende Play war). In der Liste solch seltener Spitzenperformances darf sich Bowens nun miteintragen, ein front seven-Backup eines Teams, das seit 2008 11-28 ist.

Die andere sensationelle Leistung letzte Woche war jene von DeAngelo Hall, der beinahe Jay Cutlers Lieblingsreceiver wurde: 4 INTs, darunter eine, die für 92 Yards zurückgetragen wurde. Das war Halls zweiter TD diese Saison, nachdem er in Woche 1 einen Fumble zurücktrug, um Washington den Sieg gegen Dallas zu ermöglichen. Der pick six von Hall war außerdem einer der wenigen, der einen Führungswechsel erzeugte, was besonders dramatische Auswirkungen auf die Psyche des Gegners hat. Cutler war danach mental aus dem Spiel, was – zugegeben – in letzter Zeit häufiger passiert, aber bisher immer mit Sacks zu tun hatte. Hall war der wahr gewordene Albtraum eines QBs, der sich zumindest darauf einstellen konnte, dass seine Bälle ankamen, sollte er mal genug Zeit zum werfen haben. Jetzt kann er sich nicht mal dessen sicher sein. Trotzdem sagte Cutler nach dem Spiel, er würde wieder in Halls Richtung werfen, wenn sie morgen nochmal aufeinandertreffen würden. Vielleicht hat er ja wirklich großes Interesse daran, Hall in die Hall of Fame zu werfen.

Aber keiner der dieswöchigen Interception-TDs soll unerwähnt bleiben. Titans CB Cortland Finnegan fing einen gefühlte 15 Yards unterworfenen Kevin Kolb-Pass ab, um das Spiel in Philly zu beenden. Oaklands Chris Johnson (der ‚andere‘ CJ) fing Kyle Orton ab zum 14-0, was die Schleusen für das kommende 59-14-Debakel der Broncos öffnete. 49ers DT Ray McDonald reihte sich mit Kroy Biermann und Brett Keisel in die Liste der D-Liner einer, die einen pick six heuer vollbringen konnten. Green Bays Desmond Bishop schenkte seinem Team eine 11-Punkte Führung als er Brett Favre in einer seiner üblichen ‚making a play‘-Kurzschlussreaktionen abfing, und die Packers gaben die Führung nie wieder her. Chicagos D.J. Moore fing (Bishop nicht unähnlich) einen Ball, der nie geworfen werden hätte sollen, ab, als Donovan McNabb unter massivem Druck noch zaubern wollte.

In einer Zeit, in der Defenses sich der Frage stellen müssen, wie sie mit Regeländerungen umgehen sollen, die ihnen tief antrainierte Spielweisen abgewöhnen müssen, ist eine solche Woche wie Balsam auf der Seele: Defense wins ball games. Sometimes even by scoring, not hitting. Der pick six als andere Art des Big Plays könnte in Mode kommen, aufmerksame Ballhawks könnte die Langzeitantwort für Defensive Coordinators sein, die versuchen jenseits von Physikalität einen Vorteil im Duell gegen die immer passlastigeren Offenses zu finden. Die Art wie Drew Brees, Brett Favre und Jay Cutler psychologisch demontiert wurden diese Woche könnte ein erstes Anzeichen auf eine neue Balance sein. Ein Über-QB allein reicht vielleicht bald nicht mehr aus.

Random Thoughts

  • Miami ist ungeschlagen auswärts und sieglos daheim. Die Niederlage gegen die Steelers aufgrund einer relativ fragwürdigen Schiedsrichterentscheidung ist ihre dritte Niederlage gegen ein 5-1 Team. Unterschätztestes Team der Liga?
  • Raheem Morris, ich mag sehr, was du in Tampa Bay machst, und ja, Josh Freeman ist wie erwartet ein Franchise-Träger, der mit jedem Spiel einen Schritt nach vorne macht. Aber bestes Team der NFC? Bist du dir sicher, ihr seid überhaupt das beste Team der Division?
  • Officially worried about San Diego now.
  • Der Bengals-Falcons Shootout war die Kingda Ka unter den Achterbahnfahrten.
  • Most Random Randomness of the Week: Drew Brees warf seine zwei INT-TDs zu Bowens fünf Tage nachdem sein zweiter Sohn, Bowen, geboren wurde.
NFL Week 7 Ergebnisse

Tampa Bay Buccaneers St. Louis Rams 18 : 17
Miami Dolphins Pittsburgh Steelers 22 : 23
Baltimore Ravens Buffalo Bills 37 : 34
New Orleans Saints Cleveland Browns 17 : 30
Chicago Bears Washington Redskins 14 : 17
Atlanta Falcons Cincinnati Bengals 39 : 32
Kansas City Chiefs Jacksonville Jaguars 42 : 20
Carolina Panthers San Francisco 49ers 23 : 20
Tennessee Titans Philadelphia Eagles 37 : 19
San Diego Chargers New England Patriots 20 : 23
Seattle Seahawks Arizona Cardinals 22 : 10
Denver Broncos Oakland Raiders 14 : 59
Green Bay Packers Minnesota Vikings 28 : 24
Dallas Cowboys New York Giants 35 : 4

Spielfrei: Detroit Lions Houston Texans Indianapolis Colts New York Jets

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