Die verschlafene Gemeinde Rudersdorf soll am Samstag beim Spiel Gladiators vs. Vukovi zum Epizentrum eines Football-Erdbebens werden.

Ersatz für Dwayne Hoffman

Heute um 17:20 landete der neue Defensive End der Gladiators. Christopher Hladich, wie Mike Dougherty von der University of Guelph, ist 22 Jahre alt, 1,88m groß, 114 kg schwer und war vor seiner College-Zeit auf der Holy Cross Secondary School. Er könnte auch als Linebacker zum Einsatz kommen. Er sieht ein wenig dem Bears-Spieler Brian Urlacher ähnlich, was aber nicht der Grund war, warum man sich für den Kanadier entschieden hat.

Obmann Paul Edelsbrunner: ‚Wir haben hier voll und ganz Mike Dougherty vertraut, der uns Christopher empfohlen hat. Wir mussten ja schnell handeln, daher war es wichtig einen Spieler zu finden der gewillt ist zu uns zu kommen und gleichzeitig auch die Ausbildung und Spielstärke hat um uns weiterzuhelfen.‘

Hladich selbst wurde bereits am Flughafen ‚gladiatorisiert‘: ‚Mike hat mir grade gesagt, dass wir bei 4 und 0 stehen, dabei beim letzten Spiel gar nicht gut gespielt haben. Das erste werden wir bei 0 halten und das zweite werden wir beim nächsten Spiel schon ändern‘, so Hladich im Übereifer. Was definitiv erst beim übernächsten Spiel der Fall sein wird, da Hladich für die SELAF Partie gegen Belgrad auf Grund der Meldefrist noch steht. ‚Auch gut, aber ich darf mittrainieren und an der Sideline stehen. Dann werden Mike und ich erst übernächste Woche das machen was wir zusammen gelernt haben: Hitting People!‘

Goldregen & Lollipops

Eine Medienkooperation ist mit der Gratiszeitung HEUTE gelungen. In der morgigen Ausgabe werden in dem Wiener U-Bahn-Blatt insgesamt 100 Tickets ‚verlost‘, wobei die ersten 50 Besucher ein VIP-Ticket (Normalpreis 15,- inkl. Drinks & Food und reservierter Sitzplatz an der 50-Yard-Line) zum halben Preis und die nächsten 50 Gäste Freikarten bekommen, wenn sie die Ausgabe von HEUTE zur Veranstaltung mitbringen. Alle Wiener die vorhaben sich die Show also am Samstag zu geben: Morgen die Heute genau lesen!

Zusätzlich sponsert die Zeitung Golddukaten für das Publikum. Es werden Lollis von den Cheerleadern nach jedem Vukovi-Touchdown ins Publikum geworfen. In einigen ist statt Zucker jedoch echtes Gold drinnen. Die Gladiators reagierten darauf mit einer Golddukaten-Gegenaktion. ‚Wenn die Cheerleader nur bei jedem Vukovi-Touchdown das machen, dann könnte es ihnen auch passieren, dass sie auf den Dukaten sitzen bleiben‘, so Gladiators Manager Andreas Mayer. ‚Daher haben wir uns auch mit Golddukaten eingedeckt, somit es bei jedem Touchdown den Dukaten-Catch geben wird. Viel Spaß und Glück beim Fangen!‘

Verneigung vor Wien

Auffällig waren die Plakate zum Match, die seit einiger Zeit in Wien, vor allem am Gürtel, reihenweise zu sehen waren. Wer hat diese aufhängen lassen und warum? ‚Das waren wir‘, gibt der österreichische SELAF-Delegierte und Geschäftsführer der Vermarktungsagentur Designed Impact Gabriel Dielacher gerne zu. ‚Die Kooperation mit HEUTE und die Plakate sind als Verneigung vor den Fans der Footballhauptstadt Europas zu verstehen. Wien ist einfach das Zentrum des Sports in Europa, dort gibt es die meisten Fans und das beste wie erfolgreichste Football-Programm des Kontinents. Meine Jungs in Serbien eifern dem nach, viele waren ja schon auf Heimmatches der Vikings und das ist einfach auch ein Vorbild für Belgrad. Da wollen wir auch mal hin. Das wird nicht von heute auf morgen gehen, aber wir wollen den Wiener Fans damit das Angebot machen nach Rudersdorf zu kommen. Vukovi ist ein physisch enorm starkes Team, unsere Cheerleader sind die attraktivsten Athletinnen überhaupt und schmeißen noch dazu mit Gold um sich. Wir werden aber neben einer guten Show auch noch etwas anderes machen: nämlich dieses Spiel gewinnen. Vukovi wird den bisher ungeschlagenen Division I-Contender besiegen, auch wenn dass meine Freunde im Burgenland heute noch nicht glauben wollen. Wir haben den Event gemeinsam geplant und organisiert. Die Zusammenarbeit war mehr als bloß erfreulich. Alles was ich mir von den Glads erhofft hatte, haben sie auch erfüllt. Ihre kleine Organisation holt das Maximum des Möglichen heraus und wir verstehen uns daher auch blendend. Diese tolle Verhältnis werden wir am kommenden Samstag aber für 4×12 Minuten unterbrechen müssen. Da bekommen sie nämlich die Kraft der Wölfe zu spüren.‘

Holt mir den Kopf von Bernhard Kamber

Gladiators-Quarterback Bernhard Kamber, ein bekannter Hohlkreuzträger, schenkte den Serben vorab schwer verdaulichen Wein ein. Er würde ihnen Filme auf DVD kaufen, damit ihnen auf der Heimfahrt, bei der es wenig zu feiern geben würde, nicht zu langweilig wird. Diese Ansage löste heftige Reaktionen bei der stolzen serbischen Community aus. Manche riefen in Foren sogar nach ‚Headhuntern‘ und setzten ein virtuelles ‚Kopfgeld‘ auf das Enfant terrible des heimischen Footballs aus.

Kamber reagiert darauf lakonisch: ‚Wer auf meinen Kopf Geld aussetzt, der muss echt viel davon haben. Ich bezweifele, dass Vukovi sich meinen Schädel überhaupt leisten kann! Und falls doch: wer sollte ihn bitteschön holen? Ich respektiere ganz ehrlich was die Serben machen, ich finde deren Entwicklung sogar absolut geil, aber ich muss ihnen leider mitteilen, dass sie sich mit dem falschen Team angelegt haben. Wir Gladiators werden über Vukovi hinwegrauschen wie ein Schnellzug über einen Wolf. Es wird zwar kurz knirschen, dann sind wir aber fertig. Die werden gar nicht wissen wie ihnen geschieht, da steht es schon Hoch zu Wenig für uns. Die D-Liner werden mich erst bei der After Game Party persönlich kennen lernen. Da werde ich sie freundlich begrüßen und vielleicht einen Drink spendieren, aber beim Match selber werden wir uns leider nur von der Ferne sehen.‘

Wag the dog

Dass hier der Schwanz mit dem Hund wedelt und es sich nur um einen Marketing-Gag handeln könnte um dieses Match zu bewerben, streiten die Protagonisten nur zum Teil ab.

Dielacher: ‚Belgrad muss sich vor Kamber in acht nehmen. Dieser Fuchs agiert einfach geschickt und weiß wie man Leute heiß macht. Die Vukovi dürfen darauf nicht reinfallen und sich provozieren lassen. Von Kopfgeldern usw. weiß ich nichts – halte das auch für Blödsinn. Da kommen nur Fouls und Strafen dabei raus. Das kann Kamber einfach sehr gut – wir haben ihn beobachtet und werden nicht in diese Fallen stolpern, sondern fair spielen und gewinnen. Andererseits finde ich es sehr gut, dass es jemanden gibt der sich hier auf Konfrontationskurs befindet. Persönlich verstehe ich mich sehr gut mit Kamber und wie gesagt auch mit seinem Team. Es ist ja fast schade, dass wir sie am Wochenende zurechtweisen müssen.‘

Kamber: ‚Ich hatte ein sehr langes und gutes Gespräch mit Gabriel Dielacher. Der Mann weiß als ehemaliger Spieler ganz genau worum es geht. Daher auch meine Hochachtung vor dem was er hier in die Wege leitet. Sportlich sind wir aber Kontrahenten und da muss ich als Leithirsch schon vor dem Spiel in der Lage sein Dinge klar darzustellen. Serbien ist nicht so gut wie Österreich. Punkt. Daher werden die Gladiators dieses Spiel gewinnen und die Belgrader es verlieren. Die Spieler, die sich im Laufe einer Begegnung aneinander messen, haben damit in Wahrheit gar kein Problem. Wir verstehen uns vorher, wir respektieren uns nachher, aber währenddessen gibt es halt eins aufs Mützchen. Spiele, welche vorher als Härteschlacht angekündigt werden, sind dann meistens sowieso die fairsten und besten Partien. Ich denke, dass wird auch in dem Fall so sein. Jetzt muss ich aber Filme für meine serbischen Freunde einkaufen gehen…‘

Don’t make the bill without Moore

Gladiators-Headcoach Bill Moore sieht die Sache viel ernster: ‚Diese 14-Tage Regelung, dieser aufgesetzte Schwachsinn, dass Profis 14 Tage zu stehen haben, bevor man sie einsetzten darf, kann nur unterschrieben worden sein in einer Zeit in der ich nicht da war. Ansonsten hätte ich dazu sicher nicht meine Zustimmung gegeben. So etwas habe ich ja noch nie gehört. Gut, es ist jetzt so. Wir werden dann halt mit einer kleinen Defense spielen, Hannes Kamber in die Defensive Line stellen, was natürlich völliger Wahnsinn ist, aber wir haben mit Paul Edelsbrunner und Dwayne Hoffman dort zwei wichtige Abgänge und werden sie ersetzen müssen, dazu fehlt uns der Center in der Offense, welchen wir mit dem 47-jährigen Peter Truber ersetzen müssen, aber ich sage den Footballfans Österreichs eines: Völlig egal mit was für einem Team wir gegen Belgrad spielen – wir werden das Spiel gewinnen.‘

Are you happy now?

Völlig egal ob ja oder nein – am kommenden Samstag gibt es für den österreichischen und serbischen Footballfan nur einen Platz wo er zu sein hat – am Sportplatz Rudersdorf. Denn dort wird die Post abgehen und die Musik spielen. Eine Angelegenheit von nationaler und internationaler Wichtigkeit mit abschließender bilateraler After Game Party. Be there or miss the match of the matches!

SELAF
ASVÖ Gladiators vs. Belgrade Vukovi
28. April 07 | Kickoff 15:00
Rudersdorf, Sportplatz
Referees: Müllner / Fritz / Tadic Z. / Riegler / Steiner / Czogalla / Kreimel

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