Wir kennen die Bilder von tausenden Fans in den Stadien bei Spielen der ELF und der ACSL. Hinter der beeindruckende Fassade stecken meist Geschäftsmodelle, die auf Sponsoren und Investoren angewiesen sind. Vom Verkauf von Tickets, Merchandising und den Umsätzen bei den Gamedays alleine lässt sich ein Betrieb nicht gewinnbringend aufrecht erhalten.
ACSL Geschäftsführer Lawrence Gimeno kann davon ein Lied singen. Rund 800 Pitches hat er in seiner Laufbahn hinter sich gebracht, dabei an die hundert Sponsoren an Land gezogen in den zehn Jahren seit Gründung der Liga. Neben Football wird auch Basketball gespielt und auch hier ist das Zuschauerinteresse groß. Die Einnahmen durch Sponsorengelder sind aber rückläufig.
„An unserem Produkt liegt es sicher nicht“, erklärt Gimeno. „Unsere Pitches sind auch Shows, denn wir haben viel her zu zeigen. Eine aktive Community, Medienpartner, ein interessante Zielgruppe und die Leute rennen uns bei den Gamedays die Türen ein.“
Bei der Summer Bowl 2025 brachte man an die 7.000 Studis auf die Hohe Warte, da sich das Publikum hier auf zwei Spiele aufteilt. Beim Season Opener am vergangenen Wochenende waren zuletzt an die 5000 dabei. „Das sieht alles sehr gut aus, aber wir sind mit dem Eintritt schon am oberen Limit angelangt. 18 Euro für ein Ticket sind während des Studiums echtes Geld. Wir können nicht einfach 40 Euro verlangen, da würden wir vor leeren Rängen spielen. Unser Publikum sind Entscheidungsträger der Zukunft, aktuell sind sie noch Studierende.“
Schwieriges Spiel Sponsorensuche

„Sponsoring ist alles andere als ein leichtes Spiel. Die einzigen Firmen die gern unterstützen wollen sind Sportwetten, Tabak Firmen und Multilevel Marketing Konstrukte, die alle nicht im Sinne der ACSL sind und durch unsere Universitätspartnerschaften ohnehin nicht gedulded sind.“, erklärt Gimeno eine durchaus verzwickte Lage.
Eine Lösung wäre eine Unterstützung der Ministerien, der Stadt Wien und dem Bund.
„Wir bewegen über 40.000 Studierende im Jahr in die Stadien zu zwei Sportarten. Das muss einen Wert darstellen, auch für die Stadt Wien, die Universitäten und Österreich als Studierendenstandort.“
Vikings mit 2,1 Millionen Bilanzverlust aber ohne Schulden
Ganz ähnlich ergeht es den Vienna Vikings. Der Verein AFC Vienna Vikings ist gerade noch mit 2 Prozent an das ELF Franchise beteiligt. 30,47 Prozent gehören Robin Lumsden als Privatperson, 67,53 Prozent der Investment Firma Venture Equity, an der Lumsden ebenfalls mehrheitlich beteiligt ist. Auch sie müssen ohne Förderungen seitens der öffentlichen Hand auskommen. Wie die ACSL kommt das Gros der Einnahmen von privaten Investoren und Sponsoren – hauptsächlich vom Unternehmer und Wirtschaftsanwalt Lumsden selbst – und auch hier ist die Lage nicht einfach. 2026 will man mit am Ende 11 weiteren Franchises in einer neuen eigenen EFA Liga spielen, Investoren dafür sind bereits gefunden, der Wechsel erfolgt aufgrund der mangelnden Transparenz der alten ELF.
„Wir führen eine Trennung unter Erwachsenen Unternehmern durch.“ — Robin Lumsden
Ob das alleine ausreicht, um finanziell auf einen ökonomisch besseren Kurs zu kommen, ist offen. Die Ausgaben sind bzw. waren hoch und haben ein ordentliches Loch in die Kassa hinterlassen. Mit etwas mehr als einer Million Bilanzverlust ging man in die Saison 2024, in der noch Mal eine weitere dazu kam. Die Saison 2025 ging man mit einem Bilanzverlust von rund 2,1 Millionen Euro an.
„Wir haben Anfangsverluste in den ersten Jahren antizipiert, das ist bei jedem Start-Up so.“, so Lumsden. „Wir haben keinen Euro Schulden und ich investiere Geld welches ich in den USA, wo wirtschaften leichter ist, verdiene, gerne in Österreich versteuere und in die Vikings und damit in Österreich in sehr viele Arbeitsplätze investiere.“
Tourismusturbo Football
„Schade ist, dass wir zwar Rekordbesucherzahlen verbuchen, die Einnahmensseite steigt, aber die öffentliche Hand kein Partner ist die mitverdienen will.“ so Lumsden weiter.

„In Deutschland und den USA wird hier Hand in Hand gearbeitet. Düsseldorf oder Frankfurt, ähnlich wie bei den Raiders in Tirol am Tivoli, wird das Stadium gratis zur Verfügung gestellt oder quersubventioniert. Es werden von deren Städten eigens Marketingmitarbeiter angestellt um den „Sommer“ in den Städten zu belegen. Der Wien Tourismus hat bereits erkannt, dass wir Vikings im Sommer tausende Touristen, primär aus Deutschland und Frankreich, nach Wien bei unseren Spielen anlocken und an diesen Wochenenden die Ringstraßenhotels ausgebucht sind, denn unsere Fans haben Geld, ähnlich wie Golffans. Ich habe auch Ökonomie studiert und kann die erhöhten Steuereinnahmen locker gegenüber etwas Sportförderung und Hilfe bei Stadionkosten gegenüberstellen.“
Sport Events für positive Stimmung
„Ich bin der Ansicht dass sich Profisport großteils selbst finanzieren soll, auch wenn das im Fussball und Skisport nicht so ist, aber etwas Hilfe von Entscheidungsträgern in der Stadt Wien wäre charmant und würde sich für die Stadt drei Mal rechnen. Aktuell laufen wir gegen Windmühlen. Wir brauchen die Stadt als starken Partner. Politisch – so glaube ich – kann man über Sport auch eine dringend notwendige positive Stimmung in der Wirtschaft erzeugen. Ich habe mir nicht einmal überlegt, ob ich mein Geld nicht einfach in ein deutsches Team investiere. Meine Liebe zu Wien und Österreich ist aber zu groß und ich fühle eine gewisse Verantwortung für unsere Mitarbeiter“.
Raiders bilanzieren ausgeglichen
Anders sieht es bei den Raiders Tirol aus. Das Franchise, das zu 100 Prozent den Swarco Raiders Tirol und damit dem Verein gehört, schreibt keine großen Gewinne, allerdings sind die Verluste im überschaubaren Rahmen. Die Bilanz von 2024 weist einen Plus von rund 17.000 Euro aus. Mit einem Verlustvortrag von rund 99.000 Euro bilanzierte man bei einem Minus von rund 82.000 Euro seit dem Einstieg in die Liga.

Foto: Raiders
„Wir haben zum Glück sehr treue und langjährige Partner. Das hilft uns enorm.“, erklärt Raiders Tirol Klubmanager Markus Wieser den Unterschied. „Die Franchise Gesellschaft ist zur Gänze im Besitz des Vereins. Wir wirtschaften sehr sorgfältig und bewegen uns innerhalb unserer Möglichkeiten. Zudem muss man ehrlicher Weise sagen, dass wir mit rund 1000 Aktiven, neben Footballer gibt es ja auch Cheerleader und Basketballer, ein sehr großer Verein in Tirol sind und dementsprechend auch von Land und Stadt unterstützt werden.“
Ein Punkt sind dabei auch die Kosten für die Spielstätte, was Wieser auch zugibt. „Vergleicht man Stadionmieten anderer Franchises mit unserer Situation in Innsbruck, dann dürfen wir uns nicht beschweren. Wir sind wie gesagt ein großer Verein in Tirol und man kommt uns hier entgegen. Das ist natürlich von Vorteil“.
Abwarten bei der EFA
Die Raiders würden 2026 gerne wieder europäisch spielen, wo ist für sie aber noch offen. „Wir haben noch einen aufrechten Vertrag mit der ELF für eine Saison und an den sehen wir uns auch gebunden“, erklärt Wieser. „Die Interessen des Vereins stehen bei uns immer im Vordergrund und wir agieren hier dementsprechend umsichtig.“
Die aktuellen Geschehnisse rund um die ELF will Wieser nicht kommentiert. Sollte sich an der Gesamtsituation etwas ändern, dann wird man diese neu evaluieren. In so einem Fall wäre dann auch ein Einstieg in die angekündigte Liga der EFA möglich. Aktuell sieht man sich aber an die European League of Football vertraglich gebunden.
Über die Gesamtsituation macht er sich, trotz des Willens auch 2026 wieder eine internationale Bühne zu betreten, keine Illusionen. Auch wenn die Zahlen der Raiders „ok“ sind, seien sie nicht „rosig“.
„Es ist meiner Ansicht nach aktuell nicht möglich mit Football in Europa Geld zu verdienen. Auch wenn leichter Rückenwind zu spüren und die Begeisterung groß ist – das wird noch einige Zeit dauern.“ — Markus Wieser
Das sieht Robin Lumsden, wenig überraschend, anders.
„Wenn wir die angesprochene Stadionsituation hätten, wären wir heuer schon profitabel gewesen und hätten jeden Euro in Jugendtraining re-investiert. Alleine die Umverteilung der Ligaeinnahmen in 2026 wird uns massiv helfen. Dennoch ist meine Sorge, für alle Footballunternehmen in Österreich gemeinsam, dass die Politik einfach noch nicht wahrgenommen hat, dass Football nicht nur die schnellst wachsende Sportart Europas ist, sondern wir – im Vergleich zu anderen Sportarten – mehr Touristen anlocken und Steuereinnahmen generieren und es finanziell für den Steuerzahler ein Gewinn ist in Football – ACSL, Raiders und Vikings – mit Infrastruktur zu investieren.“





















