Es war eine der spannendsten Eurobowls der letzten Jahre, als die Adler 2010 auf der Hohen Warte mit einem 52-Yarder as time expired die Trophäe aus den Fängen der österreichischen Dominanz entwanden. Mit der deutlichen Niederlage der Raiders gestern gegen die Broncos und dem heutigem Reminder an den ersten Moment, wo die Ö-Alleinstellung im europäischen Football in Frage gestellt wurde, ist also genug Zündstoff rund um dieses Spiel vorzufinden. Die Sonne brennt, die Warte bebt, es ist wirklich ein Football-Spektakel, das auf uns zukommt.

1. QUARTER:
Die Adler eröffnen da Spiel lauflastig, müssen aber bei der Mittellinie punten. Tillman Stevens fumbelt aber schon beim ersten Catch den Ball und gibt den Adlern somit fantastische Feldposition an der Vikings 15. Alex Good erläuft aus der Shotgun ein First Down und findet daraufhin Conrad Meadows auf einer Slant zum 0:7. Die Vikings versuchen daraufhin mit Läufen über Dustin Thornhill und Screens einen Rhythmus in ihre Offense zu bringen und arbeiten sich in die Hälfte der Berliner vor. Die Berliner Defense wirkt dank mehreren Offsides in dem Drive noch etwas übermütig, schafft es aber bei 3rd Down Christoph Gross zu sacken (Pak Tarek Onur). Sebastian Daum vergibt daraufhin einen 38-Yarder. Ein Bad Snap der Berliner führt im Spielzug darauf dazu, dass Alex Good den Ball nicht unter Kontrolle bringen kann, und die Vikings erhalten den Ball wieder an der Berliner 18 Yard Line. Ein weiteres Offiside der Berliner macht einen Gross-Interception ungeschehen, ein Drop von Mario Schmitt eine weitere. Daum schafft es aber diesmal Punkte aufs Board zu bringen: 3:7 aus der Sicht der Wiener. Simon Blach sackt Good im folgenden Drive, und die Berliner müssen punten. Die Vikings arbeiten sich in die Hälfte der Berliner vor, bevor das von offensiver Unruhe geprägte erste Viertel zu Ende geht.
2. QUARTER:
Das zweite Viertel wird von einem weiteren Offside der Berliner eröffnet: Gross weiß, dass er einen free play hat und geht tief auf Laurinho Walch, der den Ball zum 33-Yard-TD fängt und den Vikings somit ihre erste Führung gibt – 10:7. Good versucht daraufhin auch tief zu gehen, findet aber keinen Rhythmus und muss immer wieder scrambeln. Ein gescheiterter Fake Punt der Adler gibt den Wienern den Ball in der Berliner Hälfte, und Thornhill tankt sich mit einem kräftigen First Down Run an die Berliner 35 vor. Eine weitere Strafe gegen die Adler Defense später sind die Vikings in der Redzone, und Thornhill beendet den Drive mit einem schönen 9-Yard-TD durch die Mitte. Adler LB Rick Baunacke wird daraufhin handgreiflich, und man wird trotz dem relativ ausgeglichenen Spielstand von 17:7 das Gefühl nicht los, die Berliner werfen langsam ihre Nerven weg. Die Offense kommt wieder nervös aufs Feld, Screens for negative Yardage, Flags und weitere Scrambles sind die Folge. Thornhill und Gross finden beide daraufhin Kyle Kaiser auf jeweils tiefen Pässen, und kurz vor Halbzeit stehen die Vikings an der Adler 10 Yard Line. Gross unterwirft daraufhin aber aus der Wildcat einen freien Max Kössler in der Endzone, was zum FG und zum Halbzeitstand von 20:7 führt.


HALFTIME:
Nach anfänglichen Schwierigkeiten fanden die Vikings einen deutlichen besseren Rhythmus als die Berliner. Ihre Offense nützte die Berliner Nervosität aus, und die Secondary gewann die meisten one-on-one-matchups gegen die Berliner WRs. Gross sah im zweiten Viertel deutlich besser als im ersten aus, seine beiden größten Plays waren aber beide into double coverage. Mental hier fit zu bleiben ist gefragt, denn die Berliner werden auf jeden kleinen Fehler warten, der ihnen die Chance geben könnte, hier wieder ins Spiel zu finden. Offensiv müssen sie einen Weg finden das Laufspiel in Gang zu bringen, sonst läuft Good das ganze restliche Spiel noch um sein Leben. Und psychisch darf der Kollaps vom zweiten Viertel auch nicht weitergehen, da ist eine deftige Halbzeitansprache von HC Wanja Müller wohl gefragt.
3. QUARTER:
Die Vikings eröffnen die zweite Hälfte sehr passlastig und suchen die schnelle Vorentscheidung, verlassen sich dann aber doch auf Kenneth Chinaemelus Laufspiel und einen Sneak von Gross um auf 27:7 zu erhöhen. Die Adler kommen daraufhin trotz eines Lebenszeichens ihres Laufspiels nicht aus ihrer eigenen Hälfte raus und müssen punten, was zu Ohrfeigen unter Adler Spielern führt. Die Halbzeit hat offenbar den Frust nur vergrößert. Einen Vikings Punt später kommen die Adler immer noch nicht in Fahrt, und das Spiel wirkt zu dem Zeitpunkt schon etwas eingeschlafen. Es spielt Resignation gegen Backups. Kaiser bringt den Ball mit einem sehenswerten catch and run in die Hälfte der Berliner, bevor das dritte Viertel zu Ende geht.
4. QUARTER:
Die Vikings eröffnen das letzte Viertel mit einem Fumble, und die Berliner arbeiten sich gegen eine stark blitzende Vikings D in die Hälfte der Wiener vor. Sacks von Paul Werner, Robert Meklau und Philip Stojaspal zwingen Good immer wieder zu Zauberscrambles und riskanten Würfen: Ein Turnover on downs sieben Minuten vor Schluss macht den Sack zu. Chinaemelu verlässt daraufhin das Feld mit einer Verletzung und sein Ersatz, Jungstar-LB Simon Blach, legt einen 38-Yards-TD-Lauf zum Endstand von 34:7 drauf.


SYNOPSIS:
Das war dann doch deutich einseitiger als erwartet. Die Vikings nutzten die anfängliche Nervosität aus und zwangen die Adler durch den baldigen Rückstand zu einer eindimensionalen Spielanlage. Ohne auch nur die Andeutung eines Laufspiels war es für die Berliner schwer, den pass rush der Wiener zu neutralisieren, und die Vikings wiederum konnten bedenkenlos blitzen, weil Benjamin Bubik und Daniel Auböck in man coverage keine Freiräuem zuließen. Die Adler warfen allerdings auch viel zu früh das Handtuch, hier ist es eine Frage des Coachings, wie man ein Team zurückbringt von solchen Rückständen. Die Adler von 2010 waren in genau diesem Stadion 11 Punkte hinten, bevor sie die Partie drehten, eine derartige Verbissenheit vermisste man heute. Die Vikings können das Spiel als richtungsweisendes Exempel abhaken, und müssen sich nun auf die Broncos vorbereiten. Die sahen gestern mental bei weitem nicht so unvorbereitet aus, wie die Berliner heute.
EFL Halbfinale
Raiffeisen Vikings vs. Berlin Adler 34:7

(3:7/17:0/7:0/7:0)
»Spielstatistiken«
Sonntag 17. Juni 2012, 15:00 Uhr, Hohe Warte Wien

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