Auf insgesamt 16 Vereine will und wird auch wohl der deutsche Footballverband AFVD seine German Football League (GFL) 2012 ausweiten. Zwar feierte man eben einen neuen Mitgliederrekord (41.003), seine Mitgliedsvereine machen es ihm dabei aber trotzdem nicht gar so einfach.

Zuerst sagten Essen und Plattling unisono die Relegation ab. Es rückten Zweitligisten kampflos nach. Jetzt gibt offenbar mit Gladbach ein Halbfinalist auf. Plattling wird überhaupt in die Regionalliga durchgereicht, die Bayern können weder sportlich noch wirtschaftlich mit der zumindest quantitativen „NFL Europas“ Schritt halten. 2012 könnten es die drei auch in Europa engagierten GFL-Klubs (Braunschweig im EFAF-Cup, Schwäbisch Hall und Berlin in der EFL) auf weit über 20 Saisonspiele bringen. Untragbar für Amateure, meinen nicht wenige Akteure und Coaches der GFL, deren Klubs der Ausweitung aber mehrheitlich zustimmten.

Warum weitet der AFVD die Liga derart aus? Und warum machen, trotz dieser offensichtlich grenzwertigen Strapazen, die Vereine großteils mit?

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Die AFL, mit derzeit sechs Vereinen, würde in Deutschland als Ballsportliga medial nicht anerkannt sein. Sie wäre de facto öffentlich nicht existent. Alles unter zehn (nationalen) Heimspielen wird von Agenturen, wie z.B. dem relevanten Branchendienst Stadionwelt, nicht einmal als Liga gelistet, geschweige denn von Presseagenturen angenommen.

Die GFL muss also über das Niveau von 2011 gehen (7-9 Heimspiele), damit sie dort bleibt, denn sie ist überhaupt nur auf Schwellenbasis derzeit dabei, bzw. half hier stark das Engagement von Eurosport nach, um das Standing des Sports zu verbessern. Von breiter medialer Berichterstattungen in großen deutschen Medien, davon kann trotzdem nicht die Rede sein. Der Verband hilft sich selbst und hat mit GFL-TV & Radio einen zumindest inhaltlich passablen Dienst unterstützt. Man nimmt in Deutschland ansonsten zur Kenntnis, dass es American Football gibt. Mehr aber schon nicht. Da hat man es in Österreich, wo im Gegensatz zu Deutschland die Kollegen vom Handball, Basketball und Volleyball in der internationalen Bedeutungslosigkeit herumdümpeln, um einiges leichter.

Als die GFL auf zwölf Vereine aufstockte, hatte der AFVD 18.000 Mitglieder. Heute sind es mehr als doppelt so viele.

Zu guter Letzt geht es dann auch um Geld. Die Teams wollen mehr Heimspiele, was gleichbedeutend mit mehr Auswärtsspielen ist. In Österreich ist das übrigens nicht immer logisch, wünschen sich manche Teams ja seit Jahren mehr Heimspiele, dafür weniger Auswärtspartien (sic!). Im Vertrauen: Wird nicht für alle funktionieren. Bzw. funktioniert es nur europäisch, bedenkt man, dass die Raiders ihr letzte Auswärtsspiel in der European Football League im April 2007 bestritten haben.

So gesehen ist der deutsche Verband eigentlich dazu gezwungen seine Liga groß aufzustellen. Wahrscheinlich sogar deutlich größer als sie das ist, bzw. – siehe oben – verträgt. Die Alternative ist, dass die Liga in der medialen Versenkung bleibt und auf bessere Tage hofft.

Tendenz leicht steigend

Was die Zuschauerzahlen betrifft, geben diese dem ersten Erweiterungsschritt weitgehend recht. Insgesamt kamen 152.800 Zuschauer zu den 101 Spielen der GFL 2011. Ein Anstieg von über 30 Prozent gegenüber 2010. Auch der Zuschauerschnitt pro Spiel konnte damit leicht angehoben werden. Dank der Aufsteiger Düsseldorf und Gladbach, die viele Zuschauer hatten und trotz des massiven Einbruchs bei Kiel, die wetterbedingt mehrmals umdisponieren mussten und gegenüber der Vorsaison 40 Prozent ihrer Zuschauer verloren, die sie 2012 wohl wieder gewinnen können.

Doch die exzessive Expansion hat natürlich diese veritable Schattenseiten.

Bei der Versammlung der Bundesligisten am 10. Oktober dieses Jahres lobte man noch den Aufsteiger aus Mönchengladbach, zwei Monate danach ist der für den Verband nicht mehr erreichbar. Der AFVD musste den Beschluss der Lizenzkommission dem Klub öffentlich zustellen. Unter der zuletzt angegeben Adresse ist niemand mehr erreichbar.

Immerhin ein Team, welches als Aufsteiger die Playoffs erreichte, über 1000 Zuschauer im Schnitt bei Heimspielen hatte und Sponsoren für sich gewann. Allerdings vermutlich auch weit mehr Ausgaben als andere Klubs hatte, denn die Mavericks sind kein gewachsenes Team, sondern ein zusammengewürfeltes, ähnlich wie Braunschweig.

Momentan kann der AFVD zur Sache nicht mehr sagen (auch nicht, was im Lizenzbescheid steht) und wartet die Rechtsmittelfristen ab. Ende Dezember wird er dann wissen, ob es noch eine Chance gibt, dass Gladbach auch 2012 in der GFL spielt, oder eine weitere Alternativlösung her muss.

Mit Hamburg, Berlin Rebels, Rhein Neckar und den Franken Knights werden aber zumindest der Papierform nach vier vielversprechende Vereine aufsteigen.

Möglicher Weise wird es jetzt noch ein fünfter, der viele versprechen sollte.

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