Das Henne-Ei-Problem hat diesmal nichts mit den Dolphins zu tun, wohl aber mit ihrer Divisionskonkurrenten: Ja, die Pats sind besser als vermutet. Und Ja, die Jets sind schlechter als es Rex Ryan wahr haben will. Die 45-3-Abschlachtung, die Tom Brady und die Patriots in der Holzkopf Bowl orchestriert haben, war mehr als sensationell, und die Jets sind plötzlich nicht mehr eines von drei Teams mit dem besten record der NFL, sondern ein Team, das erst ein winning-record-Team geschlagen hat (ironischerweise die Patriots in Woche 2). Die Patriots sehen natürlich anders aus, als zu jener Zeit: Ihre Defense wuchs zusammen und reifte unterwegs, und Bill Belichick stellte via Randy Moss‚ Abgang die Offense geschickt auf ein ball control Kurzpasspiel um, das gravierende Dividenden zeigt. Defensiv sieht man wie immer Überraschungen und Tricks (CB Kyle Arrington als down lineman z.B.), aber so ganz bin ich noch nicht überzeugt, ob die Defense Spiele gewinnen kann. Etliche Siege kamen zustande, weil gegnerische Offenses sich selbst überrumpelten (Chargers, Colts, Jets), nicht weil die Defense aufzeigte.

A propos, Colts, die sich selbst überrumpeln: Wir sehen hier gerade der heuer zweiten Selbstdemontage eines QB-Meisters zu. Peyton Manning ist natürlich nicht ansatzweise auf dem Niveau des Favre-Kollaps, aber er muss die Probleme (11 INTs in den letzten drei Spielen, 4 pick six in den letzte zwei) bei sich suchen. Natürlich hat es einen Einfluss darauf, ob Receiver one-on-one-Matchups gewinnen oder nicht, aber Manning wirft in letzter Zeit auch oft nach ganz furchtbaren Reads, und erkennt hin und wieder nicht, wenn Defender ihre Assignments verlassen, um ihn durcheinanderzubringen. In stabilen Situationen ist Manning sicher noch immer einer der besten drei oder vier QBs der Liga, aber sobal es wackelig wird, zeigt er eine ungewohnte Unsicherheit. Und heuer sind die Colts wackeliger und die Gegner mutiger als offenbar je zuvor.

Brett Favre selber erledigte sein Tagessoll (eine Verletzung, eine INT) und überließ Tarvaris Jackson das Feld, der die Vikings hinter Adrian Petersons Meisterleistung zu einem Saisonrekord in Punkten führte. Leslie Frazier war zurecht zufrieden. (Interim Head Coaches sind übrigens heuer einen Roy Williams-Fumble von einer perfekten 6-0-Bilanz entfernt.) Frazier will Favre weiterspielen lassen, aber die Frage wird kommen, ob er stark genug ist, ihn auch benchen zu wollen.

Josh McDaniels erhielt diesmal – im Gegensatz zum ersten Spiel der Broncos gegen die Chiefs – einen Handschlag nach dem Spiel, und einen Klaps auf den Kopf noch dazu, als ob Todd Haley schon wusste, dass der Junge bald nicht viel zu lachen haben wird. McDaniels wurde Montag entlassen, und Tim Tebow, Leader, der er ist, hat noch immer nicht die Verantwortung für den 3-9 Record übernommen. McDaniels‘ 5-17 Bilanz nach dem tollen, Mike Nolan-induzierten 6-0 Start letzte Saison war neben seiner höchst absurden Personalpolitik sicher der Hauptgrund hinter dem Rauswurf, aber die große Frage wird natürlich sein, wie er es aushalten wird, Tebows Karriere mit verträumten Augen vor dem Fernseher statt an der Sideline zu verfolgen.

A propos, Broncos vs. Chiefs, das war ja ein richtiges Offensiv-Desaster. Letzte Woche gab es Spiele, wo dank fehlendem Laufspiel nichts zustandekam, ok, aber diese Woche war ja an einigen Orten gar nichts zu finden, und vor allem kein funktionierendes Passspiel. Und ich rede hier nicht von Baltimore gegen Pittsburgh, denn das war ein Freudenfest an Defensiv-Gustostückerln. Denver und Kansas City haben Defenses in unterschiedlichen Schattierungen von Tiefschlaf, und trotzdem sahen wir ein Spiel mit einem Touchdown und 16 Punkten insgesamt. Kyle Orton warf unter 33% completion percentage? Meine Güte.

Woanders sah’s nicht viel besser aus. Chad Henne 2.0 wurde zu seinem alten Selbst, als er die Dolphins gegen die Browns wegwarf. Auch ein höchst ansehnliches Spiel mit insgesamt 21% 3rd Down Conversion. Redskins gegen Giants bot wenigsten ein tolles Giants-Laufspiel, aber jenseits davon nur scheußliches Offensivgeplänkel. Atlanta gegen Tampa Bay, das Duell der beiden Comeback-Kids Matt Ryan und Josh Freeman, wurde zum Duell der beiden 50%-QBs. Und das Spiel wurde nochdazu unansehnlich, weil Schiedsrichter links und rechts Blödsinn pfiffen: Der vermutlich spielentscheidende Brent Grimes-Pick (ansonsten ein super Spiel von ihm) war höchst fragwürdig, und der dank des furchtbaren Bodens, der die Nacht davor noch bespielt wurde, und einem Roddy White-Ausrutscher erleichterte zweite Ryan-Pick war auch eine naja-Angelegenheit. Überhaupt sah Atlanta gar nicht wie das übliche Falcons-Team aus. Special Teams gewinnen das Spiel? Mit dem ersten Kickoffretrun seit 2002? Da kann was nicht stimmen. Aber es reichte, um sich an den eigentlich Sonntag bessern Bucs vorbeizuschlängeln.

Andere Schiedsrichter-Probleme gab’s bei Redskins vs. Giants, als eine Mike Shanahan-Challenge Denver (!) ein Timeout kostete. Und der Tackle von Ndamukong Suh gegen Jay Cutler? Geh bitte. Alles in allem wirkte die gesamte NFL in Woche 13 noch etwas Thanksgiving-gerädert. Mal sehen ob es in den kommenden, sicher spannenden Wochen besser wird.

Random Thoughts

  • Pat Sims, der Ball wird nicht gesnapt bei 4th and 2 in der Redzone, kur vor Schluss und bei einem FG Rückstand. Sicher nicht. Aber sowas von nicht.
  • 3 ganz große WR-Plays, die diese Woche Erwähnung verdienen: Megatrons Stiffarmee, Donald Drivers Versuch, jeden Verteidiger der 49ers Defense daneben laufen zu lassen, und Sidney Rice‘ "jeder darf mal ran"-Kommunismus beim TD-Fangen.
  • Ziemlich genau zu dem Zeitpunkt, als Michael Jenkins den Sieges-TD für die Falcons fing, tippte Mike Jenkins den Manning-Pass zum spielentscheidenden Pick für die Cowboys. Das Universum kicherte.
  • Leon Washington, man feiert nachdem man die Goalline überquert hat.
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