Mittelfristig, so stellte Giants-Manager Angelo Barsuglia in einem Gespräch mit Football-Austria.com fest, wird auch der österreichische Rekordmeister sich zu einem rein österreichischen Team formen. Insofern gebe er dem Vikings-Präsidenten Karl Wurm Recht. Der propagiert diesen Weg, seit seinem Klub die Erfolgsmotive nach zahlreichen Titeln abhanden kamen. Ein Problem, welches die Steirer so gar nicht kennen. Denn der Erfolg jetzt, der ist für viele Spieler ja noch ganz frisch. Zehn Jahre spielte man die zweite, bisweilen sogar nur dritte Geige im kleinen Orchester der Bundesliga.

Es sei allerdings auch eine Frage des Könnens, nicht nur des Wollens, ohne dem Erzrivalen aus Wien dabei fehlende Kompetenz zu unterstellen. ‚Ich weiß nicht, ob wir vier Martin Grasseggers und drei Christian Kranz‘ aus eigener Kraft hervorbringen können, aber es muss unser Ziel sein, in absehbarer Zeit ohne US-Amerikaner über die Runden kommen zu können‘, gibt sich Barsuglia vorsichtig zuversichtlich.

Damit gemeint sind auch die Positionen im Coaching. ‚Wir schicken heute Spieler in die USA und wir wollen auch unsere Trainer zum Lernen über den Ozean schicken.‘ Head Coach Rick Rhoades, der nach dem Gewinn der Austrian Bowl freilich fest im Sattel sitzt, soll hier eine tragende Vermittlerrolle zukommen.

Tu felix Styria

Die vier Amerikaner, die man heuer wieder zu engagieren denkt, die will man, ebenfalls nicht ganz unähnlich der ‚Agenda Vienna‘, hier wurzeln lassen. Nach dem Habsburgerschen Prinzip: Kriege mögen andere führen, du glückliches Österreich heirate. Defensive Liner James Canetti und Quarterback Chris Gunn hätten ja jeweils schon Freundinnen in Graz, also warum nicht heuer vor den Altar mit den beiden Burschen?

Ob das so einfach funktionieren wird, wie Barsuglia sich das vorstellt, bleibt natürlich abzuwarten, aber hoffen darf er schließlich. Es soll ja bei US-Legionären auch schon mal passiert sein, dass sich bei der Bezeichnung ‚Freundin‘ mehr als nur eine Dame angesprochen fühlte – ohne die Treue der beiden oben Angesprochenen dabei infrage stellen zu wollen, natürlich. Ganz allgemein gültig. Männer. Frauen. Graz. Sie wissen schon. Eine Universitätsstadt.

Die Dummen

‚Wir geben eine unglaublich hohe Summe für Import-Spieler aus, die sich mit Erfolgen kaum mehr rechtfertigen lässt. Auch im Hinblick auf unser Budget wäre es also wichtig, wenn wir hier einsparen könnten‘, sagt Barsuglia unverblümt offen.

Dabei kann er sich einen Seitenhieb auf die ‚Dummheit‘ seines Vereins nicht verkneifen. ‚Wir sind ja so ‚blöd‘, dass wir alle unsere Spieler voll anmelden‘.

Barsuglia sagt nicht explizit, dass andere Vereine in Österreich das unterlassen würden, es liegt als Unterstellung aber zumindest sehr nahe. Denn schon mehrmals kam aus Richtung Graz die Beschwerde, dass man anderswo bei Anmeldungen zur Versicherung und Steuer ein zumindest rechtlich graues Einsparungspotential entdeckt hätte. Prinzipiell darf in Österreich ein US-Amerikaner für eine Tätigkeit nur dann eine Gegenleistung annehmen, wenn er vorher ganz bestimmte Kriterien dafür erfüllt. Schlüsselkraft ist das Schlüsselwort. Der heimische Verband (AFBÖ) sieht sich hier in keiner Verpflichtung zur Kontrolle. Die hat er de facto (rechtlich) auch nicht. Ob er sie moralisch inne hätte? Die Frage stellt zur Zeit noch niemand. Jeder Verein müsse selbst wissen, was er tun darf, so die Haltung, die natürlich einigermaßen breiten Raum für individuelle Interpretationen ließ und auch weiterhin lässt (bei uns in XY ist das ja alles ganz anders…).

Abseits der Hoffnung auf prosperierende Liaisons und dem Ärger über Abgaben, können die Giants auf die höchste Dichte an Auswahlspielern im Nationalteam hinweisen. 17 der 55 Mann stehen im nationalen Aufgebot. Das ist, allen Unkenrufen zum Trotz, ganz schön viel für eine so genannte ‚Altherrentruppe‘.

Vier Favoriten

Für die Austrian Bowl hat Barsuglia einen klaren Tipp: Dragons, Giants, Raiders oder Vikings. Die Reihenfolge ist alphabetisch. ‚Es wird eine Saison, in der jeder jeden schlagen kann. Der Staatsmeister wird aber aus diesem Quartett kommen.‘ Den beiden Teams in der Twilight Zone, deren Form und Funktion er inhaltlich unterstützt, rechnet er jedoch nur geringe Chancen auf einen Titelgewinn zu.

Kein Doping

Erfreut zeigte sich Barsuglia auch über die Ergebnisse jüngster Doping-Tests bei den Giants. Die vier getesteten Spieler erwiesen sich als sauber. ‚Alles andere wäre ein Katastrophe für den Verein gewesen.‚ In der Tat wäre das so. So ist Austria aber wieder und dann hoffentlich auch fernerhin voll felix.

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