Die zweite Garnitur der Vikings, aus dessen Mitgliedern heuer auch eines Teils des Ausgehmantels in der AFL & EFL geschneidert ist, ging als Favorit in das Finale. Das besagten nicht nur die Wettquoten. Die Wiener spielten, im Vergleich zu den Niederösterreichern, die konstantere Saison, mussten sich im Verlauf dieser nur ein einziges Mal geschlagen geben. Den Invaders durften sich als Aussenseiter deshalb Chancen ausrechnen, da sie gegen die Vikings II stets gute Leistungen zeigten, wie auch ihr Sieg im Halbfinale in Budapest der Mannschaft viel Selbstvertrauen gab.

Es sollten, wie schon bei den Spielen der beiden davor, am Ende nur eine Handvoll Schlüsselszenen sein, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Die Vikings, man kann es vorwegnehmen, zeigten an dem Tag eine formidable Leistung, hatten jedoch auch Fortuna auf ihrer Seite. Glück, das es beim nicht Football gibt, wie der spätere MVP und Vikings Quarterback Philipp Jobtsmann meint. Daher fallen geblockte Punts nur stets dem tüchtigen Punter wieder in die Hände, der daraus noch ein First Down und viel mehr machen kann, wie Florian Schwendinger im hart umkämpften ersten Viertel (0:0) das tat. Denn umgekehrt wäre der Gegner mit dem Ball in der eigenen Redzone gestanden. 

Der Versuch aufs Scoreboard zu kommen klappte bei den Vikings² auch im zweiten Anlauf nicht – ein Turnover on Downs an der Invaders 33. Man sah in den ersten zwölf Minuten bereits, worin die beiden Teams meinen den Weg zum Erfolg finden zu können. Die Wikinger setzten auf variantenreiches Passspiel, die Invasoren auf die Durchschlagskraft von Runningback Markus Seitz

Keine Extrapunkte für St. Pölten
Nach dem punktelosen ersten Quarter, schlug es zu Beginn des zweiten erstmals ein. Daniel Kovacs, nach kurzem Pass von Philipp Jobstmann, erzielte den ersten Touchdown in diesem Spiel – 0:7 (PAT good) stand des deshalb, da die Vikings offiziell das Gastteam waren. Es dauerte aber nicht lange, genauer gesagt einen Invaders-Drive lang, bis auch das Heimteam sich auf das Scoreboard bringen konnte. Markus Seitz machte das quasi im Alleingang. Zwei First Downs und am Ende auch der Touchdown gingen auf sein Konto. Touchdown #19 in der Saison für den St. Pöltener übrigens. Es sollte sein letzter bleiben. Danach eine erste Mini-Vorentscheidung. Die Invaders, bekannt dafür, dass sie das Kicken beim PAT lieber sein lassen, vergaben die Conversion. Statt der so erhofften Führung, blieb man mit 6:7 im Rückstand.

Turnover an der Vikings 1
Ein weiterer Daniel in den Reihen der Wikinger, Daniel Stanzel, baute die Vikings-Führung, wieder Pass von Philipp Jobstmann, auf 6:14 (PAT good) aus. Die Defense der Invaders sah dabei nicht gerade gut aus, denn kein Verteidiger im Invaders Backfield konnte dem Mann auf seinem Lauf in die Endzone folgen. Nach Kanada, wohin der Reiceiver im August auf die Uni geht, wird er dann aber von seinem Kollegen Bernd Dittrich begleitet. Es ist fix – Dittrich & Stanzel gehen mit Coach Shawn Olson nach Vancouever.

Der Versuch der Invaders wieder heranzukommen, ließ sich zunächst gut an. Wieder sorgte Markus Seitz für Raungewinn und First Downs, dazwischen fand Quarterback Markus Sandler in Roman Pable und Daniel Gloimüller freie Anspielstationen. Doch die Vikings II stoppten kurz vor dem Pausenpfiff den Angriff der Invaders Zentimeter vor ihrer Goalline. Das war dann schon mehr als eine kleine Vorentscheidung. Zu allem Überdruss verletzte sich Markus Seitz beim letzten Spielzug noch an der Rippe und konnte in der zweiten Hälfte nicht mehr spielen. Neben Seitz, der schärfsten Waffe im Arsenal der Invaders, fehlte auch Liner Eduard Schindele (Ellen & Speichenbruch) und Receiver Markus Schindele (nicht verwandt mit Eduard) konnte, ebenfalls nach einem Armbruch, nur mehr als Punter eingesetzt werden. Da die Vikings in der zweiten Hälfte auch noch den Ball bekamen, waren das denkbar schlechte Vorraussetzungen um dieses Spiel noch einmal drehen zu können.

Kampf bis zur letzten Sekunde
Die Invaders bewiesen aber Moral. Sie stoppten den ersten Angriff der Vikings II. Ein Quarterback Sack und das Fumble danach recovered – da geht doch noch was!? Anstelle von Seitz trat David Karner in Erscheinung und der bereitete den Seinen schnell Freude. Ein 5-Yards-Lauf in die Wikinger-Endzone zum 12:14. Wieder versuchte man eine 2-Point-Conversion, doch erneut vereitelten die Vikings II diese. Der Vikings-Konter erfolgte sofort. Ein big-play von Jobtsmann auf Kovacs an die Invaders 20, kurz danach schlug die Kombination ein zweites Mal zu. 12:21 (PAT good). Die Vikings II gingen erstmals mit zwei Scores in Führung.

Im letzten Spielabschnitt erzielte auch Daniel Stanzel seinen zweiten Touchdown zum 12:28 (PAT good). Damit schien die Partie endgültig gelaufen zu sein, zudem die Invaders sichtlich müder wurden und einige penaltys kassierten. Doch noch war Zeit auf der Uhr und die Invaders setzten logischer Weise alles auf eine Karte. Die hieß zunächst Roman Pable. Drei First Downs in Folge, jeweils nach Pass von Markus Sandler, brachten die Gäste an die Vikings II 8. Wieder schien es, bei 4th & 8, dass die Vikings Red-Zone-Defense halten würde. Als Sandler Daniel Gloimüller mit einem Pass in die Endzone bediente, wurde der catch zunächst out of bounds gegeben. Der Head-Referee Kurt Bremser overruled die Entscheidung seines Kollegen jedoch und streckte beide Arme in die Höhe.Catch in bounds – Touchdown. Als Andreas Inzinger auch noch die 2-Point-Conversion gelang, war man bei 20:28 wieder Zuschauer eines ‚ball-games‘

Scramblen für den Sieg
Die Vikings II mussten in ihrem nächsten Drive punten, so hatten die Invaders tatsächlich noch die Chance auf den Ausgleich. Ein weiterer Touchdown plus Conversion musste her. Die Passversuche von Markus Sandler blieben aber allesamt erfolglos, die Secondary der Wikinger war hellwach und am Posten. Turnover on downs an der Invaders 30. Nach einem kurzen lauf von Florian Hiess nahmen die Invaders ein Timeout. Ein letztes First Down musste für die Vikings II her, dann wäre das Spiel abzuknien gewesen. Offense Coordinator Shawn Olson entschied sich aber jetzt schon dafür – Philipp Jobstmann ging zwei Mal auf die Knie. Vierter Versuch – aber immer noch fünf Sekunden auf der Uhr. Schlechtes Zeitmanagement des Kanadiers? Die Vikings II spielten den letzten Versuch aus. Philipp Jobstmann lief mit dem Ball Richtung eigene Endzone, um den Ball, nach verstrichener Zeit, einfach wegzuwerfen. Das tat er auch – allerdings blieb immer noch eine Sekunde auf der Uhr. Eine klare Fehlentscheidung von Olson, der sich hier verspekulierte und die dem Gegner noch eine weitere, dieses Mal allerletzte Chance gab. Doch auch die ließen die Invaders mit einem Trickspielzug ungenutzt. Ein First Down war in der Situation zu wenig – die Zeit war ausgelaufen und die Silverbowl zum vierten Mal in Folge in den Händen der Vikings². 

Fazit
Ein würdiger Abschluss einer tollen Division I-Saison. Beide Teams standen, das hat die Klasse des Spiels gezeigt, völlig zu Recht im Finale. Die Vikings II hatten zum wiederholten Male die Nase vorne. Mit acht Punkten sogar so klar, wie schon lange nicht mehr. Den Wienern ist der Titel zu gönnen, es war viel Können, allerdings auch ein wenig Glück dabei. Die Invaders hatten ihre Chancen, ließen sie aber aus.

Nach der Eurobowl (vorige Woche) und der Ladiesbowl (das Vorspiel), sammeln die Vikings mit der Silverbowl fleißig Titel weiter. Einen können sie am kommenden Samstag noch dazu packen. Auch in der Austrian Bowl sind sie klarer Favorit gegen die Turek Graz Giants.

Die Veranstaltung selbst war gut besucht, die Stimmung dementsprechend gut. Organisatorisch fehlten bei der Ladies Bowl vor der Siegerehrung die Pokale, ansonsten zogen die Burgenländer einen bemühten, aber sicher noch ausbaufähigen Gameday auf.

Stimmen nach dem Spiel

Günter Zanker, CEO der Invaders
‚Unser Ziel vor der Saison war, das Finale zu erreichen. Angesichts der Leistungen der Mannschaft zwischendurch, habe ich eigentlich nicht mehr damit gerechnet, dass es auch zu schaffen ist. Ich bin daher stolz auf dieses sehr junge Team, welches seinen Zenit noch lange nicht erreicht hat. Wir müssen danach trachten in Zukunft konstanter zu werden. Ich glaube, dass dieses Team noch mehr erreichen kann in Zukunft.‘

Philipp Jobstmann, MVP des Spiels
‚Es war eigentlich wie immer gegen die Invaders schwierig für uns. Dieses Team verlangt uns alles ab und heute hätten sich beide Mannschaften den Titel holen können. Umso mehr freut es mich, dass wir es geschafft haben. Meine Gratulation geht daher auch an die Invaders, die alles gegeben haben.‘

Silverbowl X
St. Pölten Invaders vs. Doge Vikings² 20:28
(0:0/6:14/6:7/8:7)
07. Juli 07 | 17:00
Rudersdorf, Sportplatz
Officials: Bremser K. / König T. / Wahl / Windsteig / Fritz / Tadic Z.

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