Bruce Molock bekam kalte Füße. Kurz vor seinem geplanten Abflug nach Graz entschied sich der designierte Giants Runningback daheim zu bleiben, um ein Angebot aus der CFL zu wahren und wird daher nicht in Österreich spielen.
Sicher gelandet ist dafür Linebacker Darvin Lewis (CMU), der sich vor längerer Zeit bereits auch im Practice Squad der Philadelphia Eagles tummelte. Die wirkliche Überraschung in Graz stellt aber die Verpflichtung des kanadischen Trios aus Hohenems dar, für jenes die Vorarlberger keine weitere Verwendung mehr hatten.
Die offizielle Meinung der Emser dazu ist dabei verräterisch, gerade weil in- und auch zwischen den Zeilen ausnahmslos Lob für Dwayne Hoffman, Eric de Wolf und Steven Carter zu lesen ist. So viele gestreute Rosen für Spieler die man nicht mehr haben will? Tolle Burschen waren sie, super Spieler und man wünscht ihnen nur alles Gute. Leider konnte man auf Grund der allgemeinen Reduktion der Legionäre ihre Verträge nicht mehr verlängern.
Andere Verträge hat man bei den Blue Devils dann aber schon verlängert, wie z.B. jenen von Eric Moore und weiß man heute, dass es auch Ersatz für den ein- oder anderen der Herren geben wird (John Petty), fällt dieses Argument zu einem Gutteil weg. Hier steht offensichtlich ein einfaches Prinzip vor. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Tröpfchen. Man wird natürlich den Teufel tun den Geschassten Schlechtes nachzusagen, schon gar nicht wenn sie bei einem direkten Konkurrenten landen. Ist doch eigentlich ganz praktisch. Die Emser selbst haben am allerwenigsten damit gerechnet, dass diese Spieler ihre Gegner sein könnten und so gar unrecht scheint ihnen das nun nicht zu sein.
Werfen wir zur Beweisführung einen kurzen Blick zurück in das Jahr 2005. Am 2. Juli verloren die Blue Devils in den Playoffs gegen die Raiders klar mit 46:12. Präsident Christoph Piringer war ob der gezeigten Leistung dazumal fuchsteufelswild und sah, als erste Reaktion nach dem Spiel, den Grund für das Nicht Erreichen der Austrian Bowl in der mangelnden Leistung und Einstellung mancher Legionäre. Ohne Namen zu nennen, fühlte sich Keath Bartynski damit angesprochen, der auch nimmer wiederkehren wird, so wie auch Quarterback Jon Abner sein letztes Spiel an dem Tag gemacht hat. Abners Nachfolger heißt Gary Brashears, ein Mann den man zweifelsohne eine spielerische Klasse über seinen Vorgänger einordnen darf. Wortwörtlich sagte Piringer damals: „Es geht nicht an, dass wir Legionäre verpflichten, die in den entscheidenden Momenten die gleiche Leistung erbringen wie Österreicher. Wir holen sie als difference maker, nicht als Mitläufer. Ich bin echt sauer und das wird Konsequenzen haben.“
Konsequenzen die dann die Herren Abner, Bartynski, De Wolf, Carter, Hoffman & Co zu tragen hatten. Alle diese Spieler wollten zurück nach Hohenems, allen wurde mitgeteilt, dass man auf ihre Dienste 2006 verzichten wird. Die Entscheidung wurde nicht vom Präsidenten Piringer alleine gefasst, denn Head Coach Ron Anzevino hatte hier das letzte Wort, welches dann auch ein Klares war. Weniger Quantität, dafür mehr Qualität. Die verstärkte Nachwuchsarbeit (ebenfalls angetrieben durch den Anzevino Motor) war danach nur die logische Konsequenz dieser Einstellung.
Einen klaren Vorteil hat das Trio allerdings – sie sind zwar gebürtige Kanadier, besitzen aber einen europäischen Zweipass, sind also so genannte Dual Passports und nehmen US-Amerikanern keinen Spot weg.
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Christoph Piringer widersprach im Gespräch mit Football-Austria.com weitgehend der These, dass es sich dabei um Ausschussware handelt.
F.A. com: Waren Hoffman, De Wolf und Carter nicht einfach zu schwach für die Devils?
Christoph Piringer: „So würde ich das nicht sagen. Wir haben uns dazu entschlossen Legionäre abzubauen. Daher mussten wir uns auch von einigen trennen. Das heißt nicht, dass es sich dabei um schlechte Spieler handelt. Ich persönlich freue mich für die drei Jungs sehr, dass sie einen Platz bei einem guten Team gefunden haben. Sind ja wirklich nette Burschen.“
Nett ist jetzt eine Qualifikation für die AFL?
„Natürlich nicht, aber ich finde, dass sie sich das verdient haben. Die waren nicht schlecht.“
Nicht schlecht und nett kann aber auch nicht wirklich gut, dafür sehr sympathisch heißen?
„Ihr könnt das interpretieren wie ihr wollt.“
Wir interpretieren es so.
„Ist mir recht, so lange ich nicht so zitiert werde. Das einzige was mir dabei ein wenig komisch vorkommt ist, dass die Wahl gerade auf die drei Spieler gefallen ist. Die Giants verfügen meiner Meinung nach über eine der stärksten Lines in der Liga. Wenn es nicht gar die Stärkste ist. Jetzt holen sie sich drei Jungs für die Box. Das überrascht mich ein wenig, aber sie werden schon wissen wofür sie die Spieler brauchen.“
Es handelt sich um Dual Passports – das sind ja keine Legionäre im klassischen Sinn, wenn man sagt man will weniger Legionäre haben.
„Wie auch immer. Dann sagen wir halt wir wollen mehr Österreicher im Team haben.“
Mehr Österreicher ist ein gutes Stichwort. Die werden also alle durch Österreicher ersetzt?
„Zum Teil ja. Wir werden übrigens auf der Runningback Position voraussichtlich keinen Legionär oder Dual Passport mehr einsetzten.“
Eric Moore ist also Waterboy?
„(lacht) Nein, aber wir werden mit drei Runningbacks spielen, die Österreicher oder Schweizer Staatsbürger sind. Ich bitte mich nicht darauf festlegen zu müssen, dass Moore nicht mit dem Ball laufen wird. Wahrscheinlich wird er das mal tun.“
Warum wurde der Vertrag mit Eric Moore verlängert und jener der anderen Spieler nicht?
„Weil Moore besser in unser spielerisches Konzept heuer passt.“
Ist Moore der bessere Footballspieler?
„Das war nicht ausschlaggebend. Es geht ums Gesamtkonzept.“

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