Bei Bears und Linebacker denkt man sofort an einen Namen. Nein, Brian Urlacher wird (noch) nicht nach Hohenems kommen, aber hinter dem NFL Star wurden die Herren aus Hohenems scheinbar fündig. Carl Diggs, 2003 noch Co-Kapitän und einer der Schlüsselspieler der Wolverines (University of Michigan), stand zuletzt in Diensten der Chicago Bears. 2006, so vernimmt man aus gewöhnlich gut informierten Kreisen in Vorarlberg, wird Diggs das Dress der Cineplexx Blue-Devils tragen.

Es war eigentlich damit zu rechnen. Die Blue-Devils werden im kommenden Jahr wohl mit weit weniger Imports als zuletzt ihr Auslangen finden, dafür aber die Qualitätsschraube ordentlich anziehen. Die obere Latte liegt hier ersichtlich auf NCAA Division I Niveau – NFL Erfahrung bitteschön bevorzugt. Diggs wurde im Dezember 2004 von den Wolverines zu den Bears als Rookie geholt, als sich Brian Urlacher im Trainingscamp eine Verletzung zuzog. Ersetzt wurde er (Urlacher) am Platz von Hunter Hillenmeyer, am Roster durch Diggs ehemaligen College Kollegen Alain Kashama. Diggs nahm Kashamas Platz im Practice Squad ein, sollte danach für ein Jahr in die NFL Europe wechseln. Was nun nicht mehr passieren wird.

Was ihr alles wisst!
Offiziell will man in Ems davon noch nichts wissen (wer ist das?), gibt aber zumindest zu, daß wir mit unserer Vermutung vom 10. Dezember, daß man John Petty – ebenfalls ein LB, bzw. D-Liner, von der Grambling University (NCAA Division Iaa) – nach Hohenems holen will, nicht ganz Unrecht hatten. ‚Gut möglich, daß ich den Namen mittlerweile schon mal gehört habe.‘, so Präsident Christoph Piringer, der sich stets schwer Namen merken kann. Zum Vergleich: Auch damals fragte er uns wer denn John Petty ist. Petty wird in Hohenems spielen. Diggs auch. Weitere werden folgen, oder stehen schon ante portas, wie z.B. Memphis Tigers DB Lionel Pieh, der bereits im Vorjahr ein Match (vs Vikings) für die Emser bestritten hat und in diesem überzeugen konnte. Da gäbe es dann auch noch die beiden ‚herumirrenden‘ ehemaligen Falcons Dual Paßports Leroy Brooks und Richmond Appiah. Dieser werden zwar des öfteren in einem Atemzug mit den Raiders genannt, doch dort werden sie vermutlich nie ankommen. Fragt man Christoph Piringer, ob er auch mit diesen in Kontakt steht, sagt jener was? Genau – Wer sind die zwei? Also auch da ist man dran.

Weitere hochkarätige Spieler?
Ganz sicher kann man damit rechnen, daß die Devils weitere Spieler dieser Klasse engagieren werden. Gespannt darf man sein, wer in der Offense das Spiel machen wird. Ob die Starting Jobs auf den Positionen QB und RB bereits vergeben sind, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Es ist aber durchaus möglich, daß das Team der Devils bereits fix steht, oder das demnächst passieren wird und mit dem kompletten Roster bereits jetzt oder spätestens ab Februar trainiert wird. Ein ‚Überraschungsbsüchli‘ wird von Nöten sein um das in Erfahrung zu bringen, denn so recht will man mit der ganzen Sache derzeit nicht rausrücken. Mit gutem Grund.

Die Angst des Favoriten
Eines will man nämlich in Hohenems ganz sicher nicht. Als Favorit für die Austrian Bowl ins Rennen gehen. Das Ziel wird offiziell lauten besser als im Vorjahr abzuschneiden. Das heißt, daß Saisonziel wird Platz 2 heißen. Ziemlich langweilig, denn womöglich auch ein Ziel, welches sich mehre Teams stecken werden. Die Vikings proben heute schon das Understatement (zahlreiche Abgänge) und die Giants werden sich ganz sicher nicht mit der Nummer 4 begnügen wollen. Bleiben die Black Lions, deren Ziel es sein wird mitzuhalten (wie auch immer das gemeint ist) und die Raiders, die als einzige sagen werden ‚müssen‘, daß sie Bowl zurück nach Innsbruck holen wollen. Oder will sie am Ende dann gar keiner haben?

Sieht man sich die Agenda und jüngste Geschichte der Vorarlberger jedoch genauer an, werden sie, nachdem was derzeit alles Zug um Zug bekannt wird, zumindest der Rolle eines Mitfavoriten nicht entkommen können. Die Inthronisierung eines Ganzjahrestrainers (Ron Anzevino), die Rückholung in die Heimat von Mark Falger (Raiders), die Verpflichtung von Herbert Klackl (Dragons), so wie die Abschöpfung der Creme in der Schweizer Liga (Patrick Kunz, Tom Weiler, Michel Gmünder, Robin Haas), verbunden mit der Importpolitik ‚Weniger, dafür besser‘, zeichnet für uns jedenfalls klar das Bild eines Teams, welches ein wenig mehr vorhat als lediglich zweiter der österreichischen Meisterschaft zu werden. Austrian Bowl und EFAF-Cup Titel 2006. 2007 dann Austrian Bowl Titel verteidigen und Eurobowl gewinnen. Das sind, wenn sie uns fragen, die wahren Pläne (Wünsche) in Vorarlberg, welche Christoph Piringer unter Garantie nie offiziell bestätigen wird. Doch so unrealistisch sind diese nicht und so gut kennen wir den Mann, daß ein zweiter Platz für ihn jener des ersten Verlierers ist. Der oft unbeherrschten Ehrgeiz des gebürtigen Niederösterreichers, welcher unkanalisiert bisweilen nicht selten ins Leere lief, quasi wie ein nächtlicher Blitz in den Bodensee zweckfrei seine Volts abließ, dabei manchmal auch grausame Blüten trieb, ihn immerzu zu in Versuchung führte Verschwörungen zu thematisieren, sollte nun von einem Ron Anzevino in die Richtung gelenkt werden können, wo man dann auch direkt in der Hohen Warte oder am Tivoli einschlagen kann. Beide Gegner sind eigentlich des Abschusses reif. Man muß nur noch richtig zielen. Aufmunitioniert hat man jetzt schon, die Gefechtsstellungen sollten sich bis zum Saisonstart noch massieren.

Heissen alle Vorarlberger eigentlich Steffani? Der am häufigsten bekrittelte Punkt bei den Hohenemser, neben der latenten Konspirationsparanoia und ein paar eigenwilligen Interpretationen von seltsamen Vorgängen in der Liga, war stets die Ansage, daß es sich dabei um ein ‚künstliches‘ Team handelt. Tatsächlich haben die Emser im Vorjahr im Schnitt mit zehn Imports (US oder Dual Passports) ihre Matches bestritten. Von diesen zehn wird, wenn überhaupt, nur einer wieder nach Hohenems kommen. Der Rest ist so gut wie weg. Spieler wie Steve Carter und Keath Bartynski haben zwar ihr Interesse bekundet wieder mitmachen zu wollen (Geld?), wurden aber von Ron Anzevino nicht mehr ins Kalkül gezogen (Leistung?). Beide werden zur Zeit mit anderen AFL Teams in Verbindung gebracht. Gut möglich, obwohl zuletzt scheinbar fast ausgeschlossen, daß man Herrn Bartynski auch 2006 wieder in der AFL sehen wird.

Der österreichische Star der Devils ist WR Christian Steffani. Sieht man sich die ‚undisputed all time high‘ des ÖHNT an, dann ist Steffani da zwar fix dabei, aber hinter dem jungen Mann klafft eine große Lücke. Auch im Leserteam der ersten 45 österreichischen Spieler findet man nur zwei Vorarlberger. Steffani und Falger – danach ist mal Pause. Zu Unrecht, wie Piringer meint, denn hätten die Emser durchaus auch andere gute österreichische Spieler. Wer das sein soll, wird man vielleicht schon 2006 sehen. Die Devils werden in der kommenden Saison mit 5-7 Imports am Feld stehen. Moore, Diggs, Petty, Pieh, ein QB, ein RB, eventuell noch ein bis zwei Duals, dazu vier Schweizer und zwei Deutsche? Wir rechnen mit 8-10 österreichischen Startern.

Conclusio Christoph P.
Wer auch immer, wann auch immer, wozu auch immer und was auch immer über Christoph Piringer sagt, gesagt wird oder wurde – auch wir haben uns ja die Finger wund geschrieben über den ausgewanderten Neunkirchner – es ist meistens irgendwie fast wahr. Aus heutiger Sicht ist er jedoch einer der ganz wenigen die vermutlich (aber ganz sicher finanziell) in der Lage sind die Vorherrschaft der Vikings ernsthaft zu gefährden. Man muß kein Freund des Mannes sein, um ihm das zuzugestehen. Enthusiasmus, Wille zum Erfolg, Sponsorenakquirierung, unorthodoxes Denken und Handeln. Im Guten wie im Schlechten. Kein einfacher Knabe. Die Footballwelt Österreichs ohne CP wollen wir uns gar nicht mehr vorstellen. Wahrscheinlich wäre die AFL heuer ein einsamer Viererbob auf dem Weg ins Tal, zumindest schiene sie weit farbloser.

Bezeichnend für eine Facette seiner Einstellung ist vielleicht die Antwort auf die Frage warum er bereits zu Saisonende 2005, im belanglosen Match gegen die Vikings, noch zwei weitere Spieler einfliegen ließ. ‚Weil es mir einfach Spaß macht!‘. Ihn als (gar irren) Spaßvogel stehen zu lassen ist als Beschreibung jedoch reichlich dürftig und einfältig. Er meint es nämlich Ernst mit dem Spaß und alle Footballfans in Österreich, egal ob Befürworter oder strikte Gegner seines Credos, sollten daran Gefallen finden und hoffen, daß Herrn Piringer so schnell der Spaß am Ernst des Footballs nicht abhanden kommt. Herr Urlacher wird es uns womöglich eines Tages danken, dass wir Piringer nicht zum Teufel geschickt haben. 2009 dann, oder so.

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