Verbandspräsident Michael Eschlböck gab im Rahmen eines ausführlichen Sommer-Interviews das Strafausmaß und zusätzliche Konsequenzen bekannt.
Heute Nachmittag fand ein fast fünfstündiges Interview mit dem Präsidenten des American Football Bundes Österreich, Michael Eschlböck, statt. Das Gespräch, welches inhaltlich eine ganze Reihe von aktuellen Themen abhandelt, wird in den kommenden Tagen in einzelnen Teilen in Textform und auch als Video auf Football-Austria.com erscheinen. Ohne zu übertreiben: Sie dürfen jetzt schon gespannt sein, was der Präsident zum Thema Ligaeinteilung 2009, NFL-Scouting in Europa und der kommenden Nachwuchsmeisterschaft zu sagen hatte.
12 & 18 Monate
Brand aktuell ist die Entscheidung bezüglich der gedopten Spieler der Turek Graz Giants bei der Austrian Bowl. Die beiden Spieler werden bestraft, kommen aber jeweils mit einem blauen Auge davon.
Armando Ponce de Leon
Dem Wide Receiver wurde die Einnahme von THC nachgewiesen. Vox populi: Er hat Haschich konsumiert. In seiner Stellungnahme gab er das auch zu und erklärte sich freiwillig und von sich aus zu weiteren Doping-Tests seiner Person auf eigene Kosten (!) bereit. Der Verband nahm das Angebot an und sprach eine Sperre von 12 Monaten aus. Ponce de Leon darf, sollten alle weiteren Tests negativ verlaufen (und diese werden auch durchgeführt), ab dem 28. Juni 2009 wieder an Wettspielen in Österreich teilnehmen. Er darf bei Wettspielen der Giants davor auch anwesend sein, um so die 50-Prozent-Regel bei einer möglichen Playoff- oder Austrian Bowl-Teilnahme der Giants zu erfüllen. Er könnte also bereits wieder in der Endphase der kommenden Saison mit dabei sein. Das hängt allerdings auch von seinem Verein ab, der sich hier eine zusätzliche Bestrafung offen hielt.
Im Wiederholungsfall hat Ponce de Leon mit einer lebenslangen Sperre zu rechnen.
Begründung von Michael Eschlböck
‚Es muss ihm mitten im Sommer wohl sehr kalt gewesen sein, wenn er sich einen Ofen anzünden muss‘, so der Präsident, der die Sache selbst in Folge aber dann weniger unterhaltsam sieht. ‚Es kann jeder seine Meinung zum Thema Cannabis haben, auch ich habe dazu meine. Es muss aber klar sein, dass dafür im Sport kein Platz ist. Wir haben bei unserer Entscheidung in Betracht gezogen, dass er sich durch die Einnahme im speziellen Fall wohl keinen Vorteil verschafft haben kann, aber es steht auf der Liste der verbotenen Substanzen und ist dazu noch ein ganz schlechtes Signal für die Jugend. Wir sehen das ’naiv‘ als Dummheit an, schenken seinen Beteuerungen aber Glauben, dass das kein weiteres Mal vorkommen wird, werden das auch kontrollieren und sperren Armando Ponce de Leon daher ’nur‘ für 12 Monate.‘ Das Strafmaß läge, so Eschlböck, in einem von der NADA vorgesehenen üblichen Bereich bei Vergehen dieser Art.
Georg Purger
Dem D-Liner wurde die Einnahme von Ephedrin nachgewiesen. Auch Purger ist geständig und verzichtete, wie Ponce de Leon, auf die Öffnung einer B-Probe. Purger gab an, die nachweislich leistungssteigernde Substanz mit einem Nasenspray gegen Schnupfen zu sich genommen zu haben, was die detaillierten Laborergebnisse, so Eschlböck, auch untermauert hätten. Unter Berücksichtigung dieser Angaben und Labordaten wurden Purger sechs Monate von einer möglichen zweijährigen Strafe erlassen und eine Sperre von 18 Monaten ausgesprochen. Es sei möglich, bzw. sogar wahrscheinlich, dass Purger aus Unachtsamkeit diese Substanz zu sich genommen hat. Ein Restzweifel bleibe aber.
Im Wiederholungsfall hat Georg Purger mit einer lebenslangen Sperre zu rechnen. E
Seidene Schnur
Eschlböck, der noch mit Purger gemeinsam am Feld stand, rät dem Giants-Oldie zudem einen Schlussstrich in Erwägung zu ziehen, damit man eine ‚einzigartige Karriere nicht künstlich verlängern muss.‘ Purger sei ein Sportler, der immer sein Herz am Feld ließ, meint Eschlböck und nur so sollte man ihn als Aktiven auch in Erinnerung behalten. Es sei für ihn (Purger) an der Zeit sich zu überlegen, ob er sich nicht anderen Dingen widmen sollte.
Glück gehabt?
Eschlböck merkte auch an, dass der AFBÖ ‚zum letzten Mal‘ über eine Strafe gegen Dopingsünder entschieden hat, es sei der Termin für die beiden daher ‚vielleicht günstig gefallen‘. In Zukunft wird bei Doping Vergehen die NADA über Strafen entscheiden. Eschlböck glaubt aber trotzdem nicht, dass die Bestrafung in den Fällen wesentlich anders ausgesehen hätte, hätte die NADA entschieden. Man stand in Kontakt mit der NADA und dem OEADC und habe eine ‚übliche Strafe für solche Fälle‘ ausgesprochen. Das Verhalten der beiden Spieler nach dem Dopingnachweis bezeichnet Eschlböck als ‚vernünftig‘.
‚Im Gegensatz zu manch anderen Sportler sind sie wenigstens geständig gewesen, erfanden keine Verschwörungen oder Ausreden und sahen ein, dass sie etwas Unrechtes getan haben. Auch wenn es vielleicht unabsichtlich war, war es von Grund auf falsch.‘
Weitreichende Konsequenzen
Damit hat sich die Sache für den AFBÖ aber nicht erledigt und auch die Giants bekamen Auflagen. Eschlböck kündigt nicht nur eine Aufklärungskampagne an (‚Es müssen sich auch alle Amateursportler darüber im Klaren sein, dass Anti-Doping-Gesetze im vollen Umfang auch für sie gelten‘), sondern auch spontane Tests bei allen AFL-Teams in der Off-Season, um so mögliches Doping in der Vorbereitung zu verhindern. ‚Jeder Spieler muss davon ausgehen, dass er heuer oder im Frühjahr in der Vorbereitung getestet wird. Das ist ja in Wahrheit die heikle Phase, wo Doping wirklich Sinn machen würde‘, so der Präsident, der hier eine Rute ins Fenster aller Vereine stellt.
Zusätzlich wurden die Giants dazu verdonnert Testreihen an Kaderspielern ihres Teams auf ihre Kosten durchzuführen. Die Grazer gaben bereits vorher dazu ihre Bereitschaft bekannt.
Jeder Sportler muss sein Leben umstellen
Über die Diskrepanz zwischen den WADA/NADA-‚whereabouts‘ Regulativen und dem tagtäglichen Leben eines Amateursportlers, spricht Eschlböck ausführlich im Interview, welches in den kommenden Tagen in Teilen erscheinen wird. Klar sei aber, sollte das neue Anti-Doping-Gesetz Punkt für Beistrich exekutiert werden, jeder Amateursportler sein Leben nachhaltig umstellen muss. Vom Modellbauflieger bis zum Eisstockschützen.