In selbiger zogen sie dann dem Gegner ihr Nachthemd aus. Nordtirol besiegte Bozen in Südtirol.

Wenn Michael Holub erzählt, dann sind alle ruhig und hören ihm zu. Die Szenerie hatte fast etwas vom Urania-Puppentheater. Habakuk kündigt das böse Krokodil an, die Kinder lauschen mit offenen Mündern, kein Ton kommt aus ihren Kehlen. Holub präsentierte sich heute Nachmittag in Weltklasseform als Entertainer der leisen Töne. Er führte die rund 1000 Zuschauer durch die beinahe Geräuschlosigkeit des elfen Hiebs, ließ sie flüstern auf: Wo geht’s hin? Pscht Pscht zu: Da geht’s es hin – Pscht Pscht.

It’s oh so quiet, it’s oh so still
Die Stille hatte seinen Grund. Die Betreiber des Footballzentrums Simmering haben ein Problem mit den Anrainern, die sich über zu viel Lärm beschweren. Vermutlich sind die Vikings manchen Nachbarn nicht nur deshalb ein Dorn in Auge. Die Parkplatzsituation ‚unter der Kirche‘ rund um die ‚Ravelin‘ ist zu Trainings- und Spielzeiten gar schlecht. Die Suche mit einem Smart Sport Edition (Danke an Lauda-Motion!) dauerte eine Stunde vor Kickoff schon eine längere Zeit. Selbst mit einem halben Auto suchte man lange nach einer Lücke.

But soon again, starts another big riot
Es wurde zur zweiten Halbzeit dann lauter, als der Fanclub Vikingsfire das ‚Außer Betrieb‘ Transparent zur Pause wieder abnahm und gemeinsam dann doch seine Stimme erhob. Da war der Holub’sche Kas aber schon gebissen.

Clinton Graham (2), Pasha Asiladab (Pass Luke Atwood), Alexander Taheri (Fumble-Return, starke Performance) und Ralph Pointner (Pass Atwood) sorgten mit fünf Touchdowns in den ersten beiden Vierteln für klare Verhältnisse. Peter Kramberger versenkte alle Extrapunktversuche, ein Fieldgoals ging zudem noch an die Querstange. Die Gäste waren also nicht nur numerisch unterlegen und wussten der ersten Formation der Wikinger überhaupt nichts entgegen zu setzten. Ein spektakuläres Face Mask an Josiah Cravalho bei einem Return war das einzig ‚Sehenswerte‘ von völlig hilflosen Italienern. Die geigten ausschließlich in der eigenen Team-Area auf, als sie sich bei jedem Spielzug der Vikings der kein First Down oder Touchdown war, gegenseitig klar machen wollten, dass sie es jetzt dem Euro Bowl Sieger aber gezeigt hatten. A small victory.

Nach Widerbeginn änderte sich zwar die Vikings-Formation, es kamen immer mehr Spieler des Team II zum Zug, aber nichts an der Überlegenheit der Hausherren. Ralph Pointner erzielte seinen zweiten Score, Daniel Auböck holte sich den Ball nach einem geblockten Punt und lief mit ihm in die Endzone. Für die spektakulärsten sechs Punkte sorgte Daniel Kovacs, als er einen langen Pass von Quarterback Christoph Gross in die Endzone der US-Italiener trug.

Und es wird kalt und immer kälter
Als die Temperaturen runter gingen, sackte damit auch das Spiel der Wiener mit ab. Sie begingen im letzten Viertel drei kapitale Fehler, die von Grifoni in drei Touchdowns verwandelt werden konnten. In Sachen Chancenauswertung waren die Italiener also nicht schlecht, nur bekamen sie deren nicht viele. Ein Interception-return Touchdown (#21) und zwei Fumbles beim Snap (#51 & #27) brachten sie auf 56:18 heran. Die drei Versuche eine Conversion zu erzielen schlugen allesamt fehl.

Der kommenden US-Schnitzelwirt und ehemalige Vikings Ladies Coach Thomas Ölsböck schrie: ‚Spielen wir jetzt wieder ein bissi Football, oder?‘ Was meinte er damit konkret? ‚Die ganzen Pfeifen, die jetzt drinnen stehen, wollen heuer Team 2 spielen. Was soll das? Sie sollen ganz normal Football spielen!‘

Die Pfeifen taten wie ihnen das ‚Coach‘ Ölsböck auftrug. Florian Paar pfiff zum Endstand von 63:18, wonach der Co-Owner des Austrian Schnitzel HQs wieder sanftere Töne anschlug. ‚Geht doch!‘

Fazit
Das zahlreich erschiene Publikum kam auf seine Kosten. Nicht nur wegen der Stille und dem Entertainer Michael Holub, sondern weil drei Formationen der Violetten phasenweise sehr ansprechenden Football zeigten. Rückschlüsse in sportlicher Hinsicht lassen sich trotzdem nicht ziehen, da der Gegner einfach viel zu schwach war. Die Wikinger rotierten was das Zeug hielt und standen teilweise mit den Backups der zweiten Mannschaft am Feld. Das war auch ihr Plan – allen Spielern Spielzeit zu geben. Zudem fehlt noch ein Import. Wide Receiver Stephone Robinson (Colorada Buffaloes) wird demnächst zum Team stoßen.

Die Turek Graz Giants in zwei Wochen werden der erste echte Gradmesser für den Meister sein. Erst da wird man sehen, wo die Vikings heuer stehen. Und auch hören wird man es, denn auf der Hohen Warte wird es laut sein. Sehr laut sogar.

Video: Stimmungslage auf der Ravelin


Interview mit Vikings-Headcoach Chris Calaycay


Pre-Season-Game

Raiffeisen Vikigs vs. Grifoni Belluno 63:18
(21:0/14:0/21:0/6:18)
15. März 08 | 15:00
Ravelinstraße, Wien

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