Die Styrian Stallions folgten gestern in Graz Eggenberg den Blue Devils², Raiders² und Gladiators nach. Große Gefühle bei Siegern und Verlierern.

Trotzdem, oder gerade weil beide Kontrahenten aus der Steiermark kamen, ist die Rivalität zwischen den Giants II und den Stallions groß. Man kennt sich zum Teil, es geht um Hierarchien – um die Hackordnung in der Steiermark. Ganz klar stehen hier die Giants an erster Stelle, dahinter wurde es heuer aber eng. Die Giants II schlugen die Stallions auswärts, verloren aber ihr Heimspiel. Wer ist die Nummer 2 in der Steiermark und wer die Nummer 1 in der dritten Liga? Die beiden Fragen stellten sich und das Finale brachte auch die Antworten.

Beide Teams gingen extrem nervös in das Spiel. Man spürte die Anspannung bei den Spielern. Nur keinen Fehler machen, nur nicht in Rückstand geraten. Das erste Viertel gestaltete sich demnach auch einigermaßen übervorsichtig – es wurde gelaufen, nicht selten in die falsche Richtung. Als es bereits nach einem 0:0 nach 12 Minuten roch, brachte Giants II-Quarterback Oscar Steinscherer einen langen Pass auf seinen Receiver Jürgen Waltensdorfer an, der den Ball in die Endzone der Hengste trug – 7:0 (PAT good).

Fatales zweites Viertel
Der dadurch in der Regel entstehen sollende psychologische Vorteil für die Gastgeber, erwies sich nur als solcher in der Theorie. In der Praxis sah man die Ausnahme. Eine Spielentscheidende Szene zu Beginn des ersten Viertels: Christof Promitzer retourniert ein Interception für 104 Yards (sic!) in die Endzone der Stallions. Eine Strafe gegen die Giants II (roughing the passer) machte diesen Fabel-Score aber zunichte. Kurz darauf glichen die Stallions durch einen kurzen lauf von QB Raimund Winkler aus. Ein doppelter Tiefschlag für die Zweier-Riesen. Statt 14:0 stand es 7:7.

Die Stallions nahmen das Heft in die Hand und gingen, nachdem sie die Giants II stoppten, mit einem Pass von Raimund Winkler auf Thomas Kienzer, der trotzt Doppeldeckung den Ball fing, mit 7:14 in Führung. Der erste und letzte Führungswechsel, denn die Lankowitzer hatten danach Oberwasser und vor allem: Martin Brunner. Die erste von vier Interceptions des Safetys brachte die Stallions noch vor der Halbzeit in Fieldgoal-Reichweite. Alexander Bernhart verwertete aus 35 Yards zum 7:17.

Das Brunner-Viertel
Ein wenig überraschend war dann der Umstand, dass die Teams nach der Pause noch nervöser aus den Kabinen kamen als zu Beginn des Spiels. In der Red-Zone der Stallions ging es zunächst rund. Martin Brunner verhinderte mit einer Interception an der eigenen 2-Yard-Linie den in der Luft liegenden Anschluss der Giants II, gleich danach produzierten aber die Gäste ein Turnover mit einem Fumble an der eigenen 12. Die dritte Interception von Brunner (wieder an der 2), bewahrte die Stallions erneut vor einem Endzonenbesuch der Giants II, dazu retournierte 21-jährige spätere MVP des Finales das Ei noch an die eigene 30. Jetzt mal Ruhe reinbringen – viel mehr war nicht angesagt.

Hilfe kam vom Gegner, der sich mit zwei Face Masks selbst großen Schaden (30 Yards zufügte). Dazwischen zwei First Downs (Raimund Winkler & Stefan Wernsperger) und schon stand man an der Giants II 5. Quarterback Winkler erledigte die Sache mit einem Lauf über links selbst – 7:24 (PAT good) – das Kernöl war geflossen.

Viertes Viertel – Brunner zum Vierten
Im letzten Spielabschnitt holte Martin Brunner den vierten Pass des Giants Quarterbacks aus der Luft. Ansonsten hielt man sich gegenseitig auf Distanz und die Stallions die Uhr am Laufen. Mit der Schlusssekunde machte Jürgen Waltensdorfer das, was er auch schon zu Beginn des Spiels tat: er fing einen Touchdown Pass. Der Score, wie auch die drauf folgende 2-Point-Conversion (ebenfalls Waltensdorfer) war aber nur mehr eine Ergebnis-Korrektur. Die Stallions waren bereits am Feiern, duschten ihren Headcoach Steve Zundl und nahmen das Ganze nur mehr im Siegestaumel wahr. Endstand: 15:24.

Fazit
Die Stallions übernahmen im zweiten Viertel des Finales das Ruder und gaben es nicht mehr aus der Hand. Eine herausragende Defensiv-Leistung, sowie die individuellen Leistungen von Florian Winkler (zwei TDs selbst erzielt, einen TD-Pass geworfen) und Martin Brunner (vier Interceptions), besiegelten einen ungefährdeten Sieg der Weststeirer.

Die Division II war heuer völlig unberechenbar. Kein Team blieb ohne Sieg, allerdings auch keines ohne Niederlage. Der Gewinner des Grunddurchgangs war im Finale gar nicht vertreten, da er gegen den Verlierer des Finales das Semifinale verlor. Das Märchen, dass Spieler der Kampfmannschaft im Giants II-Team den Sieg im Halbfinale herbeigeführt hätten, kann man angesichts des Ausgangs des Finales zu den Akten legen.

Stimmen zum Spiel

Steve Zundl, Headcoach Styrian Stallions
‚Es war Schicksal, dass wir dieses Spiel gewonnen haben. Der Ball rollte in unsere Richtung. Hätte es beim Stand von 7:0 für die Giants, beim Interception-Return-Touchdown, kein roughing the passer gegeben, wäre das ein völlig anderes Spiel geworden. Wir hatten Glück, auch beim Touchdown-Catch zum 7:14 nach einem hail-mary-Pass, aber wir haben auch weniger Fehler gemacht. Die Giants haben sich mit Strafen ihrer Defense selbst das Leben schwer gemacht. Ich möchte mich bei den Giants für den tollen Gameday und das gute Spiel bedanken. Zwischen Sieg und Niederlage lagen diese kleinen Dinge – Fortuna war auf unserer Seite, aber wir haben uns das auch verdient.‘

Christoph Kipperer, Headcoach Turek Graz Giants II
‚Ich bin natürlich enttäuscht über die Niederlage. Leider haben wir uns diese zum größten Teil selbst zuzuschreiben. Wir haben zu viele Fehler gemacht und viele dumme Strafen kassiert. Wir sind ein Team mit vielen Rookies, daher muss man das auch im ersten Jahr noch in kauf nehmen. Mit der Saison als Ganzes bin ich zufrieden – das war ein guter Anfang.‘

Challenge Bowl IV
Turek Graz Giants II vs. Styrian Stallions 15:24
(7:0/0:17/0:7/8:0)
30. Juni 07 | 16:00
Stadion Eggenberg, Graz
Officials: Albrecht / Koller F. / Koller E. / Bremser D. / Kreimel / Hölbling / Leue

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