Für die Vienna Knights ist es das neunte Spiel heuer, die acht davor verloren sie allesamt. Die Gladiators gehen in ihr bereits 14. Spiel in dem Jahr, sie gewannen dabei elf und verloren zwei. Es folgen für sie noch mindestens vier Partien (alle September-Wochenenden), möglich sind sogar sieben, wird das Spiel gegen Vukovi nachgetragen, erreichen sie Semifinale oder gar Finale der CEFL. Dann wären es 21 Spiele in einer Saison – nicht nur keine Kleinigkeit, sondern eine Tour de Force.

Die Burgenländer haben damit jetzt schon etwas bewiesen, was zuvor als nicht machbar galt: als Dorfklub die mit Abstand längste Saison aller Vereine in Österreich zu spielen. Denn es ist davon auszugehen, dass sie diese Saison überstehen – und das noch dazu sehr erfolgreich. Die Division 2 haben sie bereits gewonnen, in der Relegation haben sie eine gute Chance und die CEFL-North Confrerence ist fest in ihrer Hand. Sie werden wohl auch in der internationalen Liga die Finalphase erreichen. Wenn andere Teams darüber jammern, dass zehn Saisonspiele zu viel sind, kann man im Land der Gladiatoren darüber nur Schmunzeln. Bei zehn ist bei ihnen gerade Halbzeit. Eine Leistung, die kein anderes Team in dem Land vollbringt und damit ist auch klar, dass alles geht, wenn man es auch will.

Dem AFBÖ sollte daher auch aufgefallen sein, dass rund 30 Kader-Spieler aus einer ländlichen Gegend in der Lage sind 20 Spiele oder mehr in einem Jahr zu bestreiten. Dabei hatten sie kein großes Glück was Verletzungen betrifft (Kamber ist nach wie vor nicht 100 Prozent Kamber, es humpeln einige Spieler an der Sideline und auch am Feld, einige Spieler waren zudem auch noch in der AFL bei den Black Lions im Einsatz), trotzdem wird gespielt und vor allem: gewonnen. Zeit für etwas Respekt.

Ungewöhnliche Methoden
Allerdings gehen die Herren aus dem Burgenland die Dinge dabei anders an. Vorbereitung auf den Gegner findet in bekannter Form nicht statt. Videostudium? Nicht wirklich. Training? Wozu? Man spielt so oder so andauernd und verfügt über eine ganze Latte an arrivierten Spielern. Die Mannschaft verändert sich personell zudem von Spiel zu Spiel oft sehr stark. Ein walktrough einige Tage vorher reicht, danach versucht man dem Gegner sein Spiel aufzuzwingen, was nicht selten auch klappt. Abstürze wie jener in Amstetten sind einkalkuliert und werden hingenommen. Das Ziel in der Klasse (Meisterschaft) erreichte man trotzdem. Dafür steckt man auch mediale Prügel ein. Der Liebling der Massen wird man so oder so nicht, zieht man ein Programm durch, welches auch mit Missgunst und Neid bedacht wird. Foreneinträge  sprechen Bände. Ein Sieg gegen die Budapest Wolves wird beinahe kommentarlos hingenommen, eine am Ende wirkungslose Niederlage gegen die Titans erweckt tot geglaubte Finger wieder zu neuem Leben. Ihr Quarterback tippt gerne mit und spornt die Basher auch noch an. Das gibt Kraft.

Ritter riechen Lunte
Ganz anders aufgestellt sind da die Vienna Knights, die sich im Vergleich akribisch, im Konsens zur Division 1 ’normal‘ auf den Gegner einstellen. Offense-Coordinator Hany Razi sieht die Chance der Knights im Angriff, meint er auch, dass gegen die Burgenländer da etwas möglich wäre. Was genau will er nicht verraten, aber man darf gespannt sein was sich die Wiener gegen die starke Defense der Burgenländer einfallen haben lassen. Klar ist, dass ihnen etwas einfallen muss, denn litten sie über die gesamte Saison unter ihrer Abschlussschwäche. Eine Krankheit, die der Gegner gerade nicht kennt, kann er aus gar nichts oft sehr viel machen und ist jederzeit für ein big play zu haben.

In der Ruhe liegt nicht nur die Kraft
Die größte Chance der Wiener liegt allerdings im Gegner selbst. Der nimmt die Dinge oft zu locker und das ging in einem Fall heuer in die Hose. Allerdings steht diese Relegation sicher nicht auf der Liste der ’schauen wir mal‘-Spiele der Glads, sondern auf derer, wo man Siege einfahren will. Sportlich gehören die Burgenländer in die zweite Klasse, was sie 2007 bereits bewiesen haben. Der Zwangsabstieg war im Nachhinein betrachtet nichts anderes als ein lauwarmer Willkürakt seitens der Generalversammlung, die Wochen danach den Grund für die Abstufung (Nachwuchsarbeit) ebenso mehrheitlich abschaffen ließ. Nebenbei konnte man so einen höchst unangenehmen Gegner losewerden, der 2007 eine Barriere zwischen Playoff und Saisonende darstellte. So kann man die Nennung der Gladiators in den Klassen Jugend und Junioren bei den heurigen Nachwuchsmeisterschaften auch als eine Art Protest verstehen. Müssen tut man nämlich gar nichts mehr.

Wer wird gewinnen?
An einem normalen Tag des Jahres 2008 sind die Vienna Knights nach vier Vierteln ein Division 2-Team und die CNC Gladiators aufgestiegen. Das wissen beide vermutlich auch. Eine Relegation ist aber alles andere als normal. Es geht für ein Team um alles (Ligaerhalt), beim anderen um sehr viel (Aufstieg). Emotionen, Nervosität, Konzentration, eventuell auch Glück könnten eine Rolle spielen. Die Knights werden ihre Chancen bekommen.

In der Iron Bowl I sah man, dass für die LA Titans lange Zeit alles drinnen war. Am Ende scheiterten sie aber an sich selbst und an der Fähigkeit des Gegners in entscheidenden Momenten ein Scherflein nachlegen zu können. Ein weiteres Fumble in der eigenen Hälfte wird im vierten Viertel gegen dieses Team zum Genickbruch. Das ist deshalb schön, weil man muss nicht Fumblen, sondern könnte auch Scoren und in Führung gehen…

>>Videobeitrag zur Iron Bowl auf M4TV

Ob die Vienna Knights dazu in der Lage sind, kann man morgen ab 18:00 auf der Schmelz in Wien beobachten. Ein toller Football-Abend ist garantiert, den man keinesfalls versäumen sollten, befindet man sich nicht schon in Sevilla oder auf Urlaub.

Vikings I & II = Gladiators
Fans der Vikings werden vor Ort den Knights die Daumen drücken und ins Horn stoßen. Zuletzt klappte es mit der Ersatzbefriedigenden Unterstützung eines anderen Teams ja nicht wirklich, vielleicht funktioniert es ja im zweiten Anlauf. Bei aller Unterstützungsbereitschaft sollte man aber nicht vergessen, dass dieses kleine Team den Programm-Umfang von den Vikings absolviert. Der ersten und zweiten Mannschaft zusammen wohlgemerkt. Da lohnt es sich auch mal für diese Applaus zu spenden, selbst wenn bei ihnen der ‚Gott sei bei‘ uns BK höchstpersönlich under center steht, meint…

Walter H. Reiterer

Relegation
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KNI vs. GLA
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12. Juli 08 | 18:00
Schmelz | Wien
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