Trotz starker Konkurrenz glaubt man im Südburgenland an die Magie des Feuerwerks und die Kraft des Freibiers.
Sechs Endspiele in zwei Wochen, davon zwei auf europäischer Ebene, gibt es nur in Football-Austria. Ladiesbowl, Silverbowl, Austrian Bowl, EFAF Cup Finale, Eurobowl & eben die Challenge Bowl der Division 2. Gelaufen sind bereits die Finalspiele der Ladies, der Division I & des EFAF Cups. Die Latten der Trauner und Grazer Events liegen hoch. Beide Veranstalter haben es geschafft Football von seiner besten Seite zu präsentieren, neues mediales Interesse hervorzurufen und enormer Zuschauerzuwachs zu generieren. Auf sportliche Glanzlichter hat man als Ausrichter keinen Einfluß, jedoch waren auch die Matches auf hohem bis allerhöchstem Niveau, jeweils der Liga angemessen.

Eine Vorlage für die noch ausstehenden Events?
Die Austrian Bowl, heuer erstmals von der Firma NG-Events organisiert, wird die Zuschauer wahrscheinlich eher positiv überraschen. Das Bashing im Vorfeld, betreffend die relativ hohen Eintrittspreise, ist insofern überraschend, da sich an den Eintrittspreisen seit 2004 nichts geändert hat. Auch das es kein, oder nur ein schlechtes Programm geben würde ist nicht nachvollziehbar. Es wird mehr oder weniger ein Vikings Gameday geboten. Was hat man sich erwartet? Nicht mit dabei ist der Vikings Platzsprecher Michael Holub – allerdings auf vielfachem Wunsch. Man wollte auch seitens des Verbandes keinen Moderator der einem der beiden Teams nahesteht. So fiel die Wahl auf den Amstetten Thunder Sprecher Rudi Halbartschlager, eine ausgewiesene Kapazität auf seinem Gebiet. Auf manche typischen Vikings Einlagen wird mit Absicht verzichtet werden, alleine ist es ja auch kein Vikings Heimmatch. Das ist gut so.
Ein Fehler der den Veranstaltern unterlaufen sein könnte: Die Bewerbung im Vorfeld ist gemessen an den letzten Jahren schwächer. Vorverkaufsstellen & Termine gibt es nur sporadisch (der VVK in Traun wurde abgesagt) die Plakate sind dezent und auf den ersten Blick nicht als Football affin erkennbar, hängen auch nur an ausgesuchten Stellen und wurden in Wien an einigen Plätzen sogar überklebt. In einem Fall (Westeinfahrt) mit einem Eurobowl Plakat… Wer die ‚Plakatier Mafia‘ in Wien kennt, kann sich darauf seinen eigenen Reim machen, der gar nichts mit dem Sport oder den Veranstaltern zu tun hat. Der Austrian Bowl Selbstläuferqualitäten zuzuschreiben könnte sich als Irrtum erweisen. Die Stones spielen im Happel Stadion, das Match ist live und als nächtliche Aufzeichnung im TV zu sehen, es ist Freitag Abend/Nacht, dahingehend sich einige Zuschauer es zwei Mal überlegen könnten zu erscheinen. Organisatorisch dürfte aber wenig schief gelaufen sein. Die Austrian Bowl wird, so sieht es heute aus, ein sehr schöner Football Abend, zudem es die Veranstalter nach eigenen Angaben geschafft haben dem noblem Bezirk Döbling eine Party bis 2:00 Morgens abzuringen. Hut ab!

Auch die Eurobowl am 22. Juli wird wohl ein Event der Extraklasse werden. Seit der überraschenden Vergabe der EFAF an die Vikings sind NG-Events & die Wikinger Konkurrenten. Auch wenn man das offen nicht ausspricht, ist den Vikings die Eurobowl ein Stück näher am Säckel dran als die Austrian Bowl. Man wird mit alle bekannten Geschützen auffahren, darunter auch mit der Dodge Vikings Executive Lounge.

Angesichts dieser mächtigen Konkurrenz könnte man die zwischen den beiden Terminen liegende Challenge Bowl glatt vergessen. Am Samstag nach der Austrian Bowl und vor der Eurobowl geht in Rudersdorf das Endspiel zwischen den ASVÖ Gladiators und den Vienna Knights über die Bühne. Die Gladiators sicherten sich mit dem Halbfinalsieg gegen die Tirol Gunners am vorletzten Samstag den Einzug ins Finale, die Knights folgten ihnen letzten Sonntag mit einem Sieg über die Amstetten Thunder. Mit elitären Loungen und einem Gameday der Marke Vikings kann man natürlich von der Klasse her nicht ganz konkurrieren, daher geht man es bodenständig, jedoch nicht naturbelassen an. Angespornt durch die enormen Zuschauerzahlen während der Saison strecken die Gladiators ihre Fühler in Richtung Mega Event im Kleinformat aus. Und der kann was, wenn alle Räder in sich greifen. Die Burgenländer versprechen ein spektakuläres Endspiel am Dorfsportplatz (!) Rudersdorf. Auszüge aus dem Programm gefällig? Show Dance Team, Live Musik, Feuerwerk, Top-Verpflegung bei Imbiß & Getränkeständen, Kicking Contest, V.I.P. Area, Einlauf mit Vorstellung aller Spieler, viel lokale und überregionale Prominenz aus Sport, Wirtschaft & Kultur. Obligat: Nationalhymne und Siegerehrung. Eher ungewöhnlich: Freibier nach dem Match für alle Besucher. Die Party danach wird aufgeteilt. Zum einen wird man am Sportplatz verweilen, danach taucht man ab ins Bermuda Dreieck von Fürstenfeld (einmal ums Eck) Richtung Mama Mia, Garfield & Maximilian. Wer eine Gladiators Feier dort schon mal erlebt hat, weiß was kommt. Schrille Bauerndiscoklänge und viele nette Menschen / Spieler. Das Klischee von Feuerwehrfesten kann man dabei getrost vergessen. Es kam zuletzt weder zu Peinlichkeiten, noch zu Schlägereien. Es bleibt Football – das Südburgenland ist eine sehr gastfreundliche Gegend, auch bei einer Niederlage der Heimmannschaft können sich alle Wiener in den Lokalen völlig sicher fühlen. Im Gegenteil: man zeigt sich gerade dort sehr tolerant und offen für alle Fangruppen. Wenn aber um Mitternacht die Lichter in der Diskothek Mama Mia ausgehen und ‚die Hymne‘ ertönt, dann sind aber auch alle Wiener aufgefordert sich zu erheben. STS sind dort Papstersatz.

Auch sportlich könnte dieses Endspiel der absolute Hammer werden. Die Gladiators geben sich (mit Absicht) siegessicher, selbstbewußt bis hin zur Überheblichkeit, verlieren dabei aber nicht den Respekt vorm Gegner. Sie sind die Favoriten, bekennen sich dazu, sehen aber in den Vienna Knights den verdienten Endspielgegner. Die seien nämlich von der ganz guten Sorte. dazu Gladiators Headcoach Bill Moore: ‚Natürlich wollen wir den Pokal. Natürlich wäre alles andere eine Enttäuschung. Wir standen aber schon in einem Finale und haben es verloren. Im Falle einer Niederlage stehe ich nicht an den Knights meine Glückwünsche zu überreichen vor deren Programm ich vollen Respekt habe. Was die gemacht haben in den letzten beiden Jahren ist einfach toll. Ich mag dieses Team, weil sie viel für den Football in Österreich getan haben. Das ist in Wahrheit das Wichtigste. Ich behaupte aber, daß unser Programm derzeit das etwas bessere ist. Erst seit kurzem verfolge ich die Schwarz/Weiß Diskussionen auf Football-Austria.com und finde es gut, daß es unter den Fans kein Grau gibt. Ich bin dort entweder ein Scharlatan oder ein Supermann. Bernie Kamber ist dort entweder der beste QB oder ein Taugenichts. Die Knights sind entweder die Braven oder die Chancenlosen. Das ist natürlich alles zusammen Unfug, aber das perfekte Gewürz zum Festbraten Challenge Bowl. Es geht um was und da werden im Vorfeld keine Gefangenen gemacht. Ist völlig in Ordnung. Für mich persönlich ist dieses Jahr das beste welches ich als Coach jemals in meiner Karriere, sei es in den USA oder in Österreich, erlebt habe. Ich will diesen Titel haben, die Jungs haben sich den auch verdient. Jetzt müssen sie auch noch zeigen, daß sie dazu auch befähigt sind. Fast ebenso wichtig für mich sind die Zuschauerzahlen. Wir spielen Football nicht nur zum Selbstzweck! Ich hoffe, daß viele Fans der Knights nach Rudersdorf kommen. Wir werden wohl einige Hundert anziehen, wenn die Wiener dann noch ihre vielen Anhänger motivieren können, dann steht einem wunderbaren Footballfest nicht im Wege. Mein Traum: Ein Sieg der Gladiators vor 600 Zuschauern! Wenn Football-Austria.com heute mutmaßt, es kämen 1000 Leute in unser hübsches, kleines Stadion, und das auch wahr werden würde, dann ist das DER definitive Erfolg für den Footballsport in Österreich. Wir sind am Weg von einer Randsportart zu einer Sportart der mittleren Wichtigkeitsklasse. Ich werde alles dazu beitragen, daß wir hier mehr Anerkennung bekommen.‘

Challenge Bowl
ASVÖ Gladiators vs. Vienna Knights
15. Juli 06 | Kickoff 16:30
Dorfsportplatz | Rudersdorf

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