Wie schon bei den Minis besiegten die Raiders die Vikings in der regulären Saison klar. Wie schon bei den Minis half das aber alles gar nichts, denn ein Footballspiel in Österreich dauert 4 mal X Minuten und am Ende gewinnen die Vikings wenn es um was geht. So holte ein hervorragend eingestelltes Wikingerteam erneut den Titel in der Schülerklasse und schickte die am Boden zerstörten Gäste ohne Titel zurück ins heilige Land, wo man weiter üben und hoffen darf. Auf das nächste Jahr, auf graues Haar, auf den Sommer oder darauf das jemand ihr Herz repariert.
Man darf sich schon fragen wie das sein kann. Eine ganze lange liebe Saison lang dominieren die Minis und Schüler der Raiders ihre beide Ligen und in den Endspielen kommt ihnen das Glück abhanden? Nur das Glück ist kein Vogerl, sondern will erzwungen werden. Im Zwingen, egal ob Zugzwang, der Verwertung zwingender eigener Chancen oder in der höchsten Zwangsform – dem Vereiteln zwingender Chancen des Gegners sind die Vikings unbezwingbar. Das mussten die Raiders schmerzhaft, aber gezwungener Maßen zur Kenntnis nehmen und verließen die Schmelz zum wiederholten Male mit dem Gefühl gut, aber doch nicht gut genug zu sein.
Dabei sah alles bereits so gut aus für die Herren in Schwarz. Das Match startete nämlich programmgemäß. Niemand – ich betone NIEMAND – hat damit gerechnet, daß sich bei den Schülern die Raiders noch die Marmelade vom Butterbrot nehmen lassen. Selbst auf Seiten der Vikings Offiziellen zeigte man sich nach dem etwas überraschenden Sieg zuvor bei den Minis sehr zufrieden über den "kleinsten" Titel, aber sah gerade bei den Schülern eigentlich kaum eine Chance den Titel vom Vorjahr zu verteidigen angesichts der Ergebnisse während der Saison. Doch alle – wir uns, sowie die Vikings sich selbst, wurden eines Besseren belehrt. Sie konnten. Zwar knapp, aber am Ende doch verdient. Ein Hohelied auf den Wikinger Nachwuchs, der es wie die Großen versteht im rechten Moment die beste Leistung abzurufen.
Doch bleiben wir kurz noch bei der Anfangsphase der Partie, wo alles wie business as usual aussah. Mario Waidacher glitt durch die Vikings Defense wie ein heißes Messer durch die Butter. First down in Serie des Runningbacks brachte sein Team zuerst in eine gute Position, danach reichte es auch zu Punkten. TD Dominik Thaler, Conversion Stefan Steirer – 0-7. Zwar konnten die Vikings zu einem guten Gegendrive ansetzen (Dominik Maschek mit einem Mörder Catch trotz guter Passverteidigung), aber zu Punkten reichte es (noch) nicht. Die Wikinger Offense wurde gestoppt. Die der Raiders nicht, denn kurz danach lief Stefan Steirer kurz vor die Endzone der Vikings und Mario Waidacher in selbige. 0-13 (PAT no good). Ab diesem Moment dachte man sich eigentlich schon es liefe alles nach Plan in dieser Partie, aber langsam. Postwendend eine kuriose Aktion. Die Vikings Offense mit einem Shift, der QB geht selbst bis kurz vor die LOS, setzt zu einem Pass an der zuerst in die Hände eines Raiders Verteidigers gerät, der diesen aber durch die Luft weiterfumbled zu Yannic Stribrny der mit dem unverhofft gefangenen Ball das einzig richtige macht – nämlich ihn in die bereits nahegelegene Endzone trägt. 6-13 aus heiterem Wiener Himmel. Vor dem Viertelwechsel geben zuerst die Raiders, danach die Vikings via Fumble das Angriffsrecht ab.
Im zweiten Viertel waren vorerst wieder die Raiders das tonangebende Team. Mario Waidacher mit einem feinen first down, Dominik Thaler mit einem formidablen Lauf kurz vor die Endzone der Wikinger. Er oder sein Kollege Waidacher (#50 od. #55) konnten dann auch in diese gehen (Sneak). Wer auch immer es war stand es nach einem geglückten PAT 6-20 für die Raiders. Die Vikings Offense shifted was das Zeug hält, Paßspielzüge auf Yannic Stribrny werden zumeist abgewehrt, bis ein dritter Versuch ankam und prompt zum Tourchdown führte. Als Dominik Maschek noch eine 2 Point Conversion fing stand es nur mehr 14-20 für die Gäste. Diese machten in Folge, wie schon die Minis zuvor, in Führung liegend großzügige Geschenke. Einer Interception durch Fabian Nagler, folgte ein 1st downs durch den wieder genesenen Marc Binstorfer und Dominik Maschek was QB Dominik Bundschuh nicht nur dazu animierte ein weiteres Mal in die Raiders Endzone zu laufen, sondern auch noch den PAT zur Halbzeitführung zu erzielen. 21-20. Schockschwerenot bei den Raiders, die kurz vor dem Pausenpfiff sogar noch eine Interception warfen (VIK #31 Daniel Vreugdenhil). Diese brachte den Wikinger zwar nichts mehr ein, aber ein Zeichen war gesetzt.
Zur Pause angeregte Diskussionen auf der Schmelz Terrasse. Ja kann man vielleicht sogar den Schüler Titel erneut holen? Die Antwort kennen wir und sie lautete ja. Wie, sagen wir Ihnen hier. Das dritte Viertel wurde von den Vikings perfekt eingeschläfert. Die Defense Formationen auf beiden Seiten bestimmten das Spiel. Just in dem Moment wo man sich dachte es passiert gar nichts mehr passierte doch etwas. Yannic Stribrny zum 27-20 für die Vikings – ganz Tirol (zumindest die Einwohner des Landes welche in Wien waren) stand unter Schock. Das Team welches man vermeintlich im Griff hatte führte plötzlich mit einem TD Unterschied.
Im letzten Quarter wollten die Tiroler das ändern und konnten das vorerst auch. Die Raiders Defense blitzte und hatte damit auch Erfolg. Der Drive der Vikings wurde gestoppt und der Ausgleich erzielt. Mario Waidacher zum 27-27 (PAT good) – kann man das Spiel noch drehen?
Jein, denn auch wenn der Vikings Drive in dramatischer Weise gestoppt wurde (4 Versuche an der eigenen 3 yard Line wurden vereitelt) konnte man im Gegenzug nicht scoren. Wir wollen es mal "Schiedsrichterpech" nennen als Dominik Thaler einen vierten Versuch zum 1st down zwar fing, aber laut Referee Martina König nicht komplett (keine Kontrolle über den Ball). König blieb bis zum Ende die einzige auf der Schmelz die das so sah, war aber auch als einzige direkt neben dem Receiver postiert. Bemerkenswert: obwohl das ganze Stadion den Paß als komplett sah, beschwerten sich die Raiders nicht ein einziges Mal über diese Entscheidung. "Das überlassen wir anderen – wir spielen Spiele und kommentieren keine Schiedsrichterentscheidungen", so Daniel Dieplinger. Eine Ansage, welche einem in dem Moment Respekt abrang, denn im Gegenzug (der aus dieser Entscheidung resultierte), erhöhte Dominik Bundschuh auf 33-27. Die Raiders konnten in ihrem letzten Drive nicht mehr scoren – es war bereits der Endstand. Die Wikinger Schüler brachen in Jubel aus – ihr Kollegen aus Tirol in Tränen. Verständlich, denn war man nicht nur Favorit, hatte man das Spiel die meiste Zeit selbst in der Hand.
Fazit
Hochklassiger Thriller – wie bei den Minis waren die zwei besten Teams ihrer Altersklasse zu beobachten. Zuschauen = Spaß am Football haben, auch das Publikum war von beiden Teams begeistert und feierte Gewinner wie Verlierer gleichermaßen. Unser Glückwunsch gilt den Vikings, hier vor allem ihren Coaches (well done) die hier einen zweiten unerwarteten Titel eingefahren haben unser Beileid den Raiders die trotz zweier tollen Leistungen ausnahmslos mit Silbernen ihre Heimreise antreten mußten.
Was bedeutet das für die Matches am Sonntag?
Prinzipiell gar nichts. Die Vikings haben heute aber so viel Sauerstoff aus der Oberluft geschnuppert, so ihnen alles zuzutrauen ist. Auch die Verteidigung aller vier Titel. Wir wissen, dass die Wikinger bloß mit einem Titel (Big Boys) gerechnet haben, insofern unsere Prognose mit jener der Vikings sogar d’accord ging, aber jetzt ist alles anders. Wenn Haie mal Blut gewittert haben rauscht es in deren Gehirnen. Viel Zeit zum Nachdenken hat niemand – die Dragons müssen darauf gefasst sein, daß die Wiikinger am Sonntag alles haben wollen. Football-Austria.com wird natürlich auch am zweiten Tag vor Ort dabei sein.
Gameday
Die Autogrammstunde mit Shawn Olson (NOKIA Aktion) war ein voller Erfolg. Kids aus Wien und Tirol stellten sich reihen- und scharenweise an um gemeinsam mit dem ehemaligen QB der Vikings verewigt zu werden. Mit dem 6680er wurde fotografiert, danach direkt ausgedruckt, von Olson unterschreiben und an die Fans weitergegeben. Very, very Vikings Style diese Aktion und ein absoluter Bringer. Shawn Olson ist ein Stern der noch lange glänzen wird. Sympathieträger, eloquent, dazu hübsch und erfolgreich. Mehr sakrosankt geht gar nicht mehr und das ist dem Kanadier auch zu gönnen. Er hat Großes geleistet und ist grad dabei das als Coach zu prolongieren. Egal von welchen Verein man Fan ist – Shawn Olson ist eine Persönlichkeit die über die Vereinsgrenzen hinaus Hochachtung genießt. Zu Recht, wie wir meinen.
Der Rest auf der Schmelz war dann allerdings wieder einmal weniger berauschend. Die After Game Party beginnt damit, daß das Licht auf der Schmelz 5 Minuten nach Spielende abgedreht wird. Schleichts euch ham! Ein Rauswurf, wie wir ihn schon öfter erlebt haben. Selbstbedienung ist sowieso usus, wenn man etwas zu trinken oder essen haben will. VIP/Pressebereich? – wozu? Ist eh keiner da außer uns! Lobend hervorzuheben sind die Fans beider Teams und das Duo DJ Frozen Fritz und Moderator Andy Ubell. Genialster Versprecher des Tages: "Das war der vierte Versuch … (Pause) … den wir jetzt sehen werden!" Ubell ist in seiner Spontaneität kaum zu übertreffen, er korrigiert sich selbst binnen Minuten! Im Ernst ist es bewundernswert wie der Platzsprecher es schafft über 5 ½ Stunden das Publikum bei Laune zu halten, wo er dauernd mitten in diesem steht, welches ihm auch zuflüstert was er grade falsch durchgesagt hat. Ubell ist einfach sehr cool, auch wenn er im Fantasy Football ein Schwachmat ist.
So einzigartig die Erfolge der Vikings sind, so einzigartig ist auch ihre Situation auf der Schmelz. Wir kennen kein anderes Team. welches in seinem eigenen Heimstadion untersagt wurde Merchandising zu verkaufen. Die Vikings dürfen das nicht! Der ASKÖ hat ihnen verboten T-Shirts, Sweater, Kalender usw. zu verkaufen. Warum wissen weder sie noch wir, aber wir werden den ASKÖ schon bald dazu befragen.
Schüler Bowl
Chrysler Vikings vs Papa Joe’s Tyroelan Raiders 33-27
(6-13/15-7/6-0/6-7)
Schmelz, Wien, 29.10.2005, Kickoff 16:00h, 300
Referees: Müller / Berger / König / Savicevic / Praher
Football-Austria.com Spielbewertung (max. 10 Balls)
Spielniveau:
Ambiente:
Unterhaltungswert:
Football-Austria.com MVP:
Yannic Stribrny (Vikings)
School’s Out
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