Ein Footballteam aus Europa, noch dazu aus dem Herkunftsland des Gouverneurs von Kalifornien und im Namen ein "Saint" drinnen, zeigt Wirkung bei den Langhörnern. Beim gestrigen Training passierte allerdings etwas was niemand für möglich gehalten hätte. Ohne Übertreibung muß man hier ein Superlativ bemühen: Eine mediale Sternstunde für den österreichischen Football!
Auf ihren Erkundungsausflügen, vor allem den nächtlichen, haben die Spieler bisher viel Werbung für das Match am Samstag gemacht. 500 Plakate wurden in Sportsbars, Hotels und Einkaufszentren zusätzlich ausgehangen, mittlerweile weiß jeder in der Gegend wer die Saint Polten Invaders sind und was sie hier machen. Regelmäßig werden die Spieler in Lokalen und sogar auf der Straße angesprochen und als Football-Exoten begutachtet. Beim Donnerstag Training folgte dann ein Überraschungsbesuch.
Tim Melton, Sportreporter von abc, kreuzte samt Kamerateam am Highschool Gelände der "War Eagles" auf, filmte das Invaders Training mit und führte Interviews mit Spielern und Coaches. So recht wollte niemand glauben, daß sich der große Sender abc für die kleinen Niederösterreicher interessiert, doch Melton sagte nach dem Shooting, daß der Beitrag in der Abendsendung sicher gebracht wird.
America is not Texas…So saß die komplette Mannschaft sofort nach dem Training in der Hotel Lobby und starrte beinahe ungläubig in die Kiste als um 18:38h Houston Zeit der österreichische Football zwei bemerkenswerte Minuten im amerikanischen TV bekam. Einer Einleitung über den kürzlich verstorbenen Toni Fritsch, folgten Interviews mit Eldon Cunningham, Harry Schmidt, Daniel Gloimüller und Rene Grohs. Der Linebacker sorgte auch für den Sager des Beitrags, als er, gefragt nach seinen Eindrücken über Houston meinte: "America is not Texas, Texas is America!" Zum Abschluß kündigte abc noch das Match selbst an, während in der Lobby bereits Jubel ausbrach. Hotelpersonal und Gäste gratulierten den Niederösterreichern, und um ehrlich zu sein war dies ein erhebender Moment für mich als österreichischen Footballfan, der mich wahrlich sprachlos zurück ließ. Der Beitrag war nämlich keineswegs ironisch aufbereitet, sondern setzte sich ernsthaft mit Football auseinander. Millionen Amerikanern wurde quasi zur Prime Time mitgeteilt, daß die Invaders aus Österreich da sind um Football zu spielen. Wer immer vor der Reise der Meinung war sie würde es nicht bringen, darf sich spätestens jetzt geirrt haben. Der Werbewert der Invaders, die seit Montag ihren neuen Sponsor Anheuser-Busch auf den Helmen tragen, stieg damit um ein Vielfaches und kein Wunder wäre es, würden sich beim Match am Wochenende mehr Zuschauer als ursprünglich angenommen einfinden.
Die Angst am Mississippi
Währenddessen, so berichten es Vorboten aus dem Nachbarbundesstaat, geht in Clinton die Angst vor dem Verlieren um. Die Choctaws haben eine katastrophale Saison gespielt (1-7) und verlieren sie in Houston jetzt auch gegen ein Team aus Österreich, können sie sich die Heimreise wahrscheinlich schenken. Das Team kommt heute an, am Abend nach dem Abschlußtraining gibt es ein gemeinsames BBQ. Invaders Head Coach Eldon Cunningham ist sich daher auch sicher, daß der Gegner in stärkster Besetzung auflaufen wird. "Wir haben trotzdem eine recht gute Chance dieses Match zu gewinnen.", so Cunningham voller Selbstbewusstsein.
Training & Videoanalyse
Diese Siegessicherheit kommt nicht von ungefähr. Nach einem zähen und mühsamen ersten Training am Mittwoch, welches die Spieler scheinbar wachgerüttelt hat, folgte ein brauchbares am besagten Donnerstag, wo eben abc dabei war. Am späteren Abend ging es für die Defense zur Videoanalyse und ohne jetzt nach den Sternen greifen zu wollen, ist die Aufgabe Choctaws zwar immer noch eine sehr schwere, aber durchaus machbare. Die Primärwaffe in der Choctaws Offense ist der tiefe Paß, meistens auf ein- und denselben Receiver. Stoppt die Invaders Secondary das Spiel in die Tiefe, bleibt den Choctaws noch der Screen Paß, welchen sie bei manchen Spielen bis zu 25 Mal hinter der LOS angewandt haben. Ihr Laufspiel ist leidlich, da die RBs weder besonders flott auf ihren Beinen noch aufregend durchschlagskräftig sind, bzw. auf Video einen solchen Eindruck machten. In wie weit diese Impressionen vom VHS Band auch am Feld ihre Bestätigung finden werden, wird man spätestens am Samstag Nachmittag wissen. Man darf aber zumindest davon ausgehen, daß die Choctaws nicht in der Lage sein werden über die Österreicher einfach nur so drüber zu fahren. Dazu waren sie nämlich bereits schon zu oft im Fernsehen, die Footballstars aus Saint Polten.

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