So stand es geschrieben (pardon steht, wie eben gesehen), nur wer weiß das schon so genau? Der Veranstalter weiß es nicht. Ist er denn überhaupt noch Veranstalter?
Der Verband schreibt Innsbruck und sagt vielleicht Wien. Innsbruck reserviert das Stadion auf Verdacht. Hohenems sicherheitshalber auch. Wien will nicht veranstalten, verweist auf Innsbruck. Der designierte Veranstalter nimmt die Webseite aus dem Netz und am Wochenende wird alles wieder gut. Ein Brettspiel für Fortgeschrittene.

Die 22. Auflage des Endspiels um die österreichische Staatsmeisterschaft ist derzeit Gegenstand eines illustren Verwirrspiels. Der Veranstalter hat sich offensichtlich zurückgezogen, seine Option, die Austrian Bowl auch 2006 zu veranstalten, nicht wahrgenommen. In Innsbruck hat man alle Vorbereitungen bereits getroffen um am Tivoli zu spielen. Die Blue Devils wurden zwar nicht gefragt, reservieren das Herrenried Stadion ebenfalls für diesen Tag. Immerhin ist reservieren nichts Verbotenes. In Wien wurde nichts reserviert, weil ‚der Westen‘ am Zug sei.

Nägel mit Köpfe

Bei den letzten beiden Endspielen ist die Firma Opus Marketing als Veranstalter aufgetreten und diese hat, oder besser gesagt hatte, auch noch eine Option für das Finale 2006. Sie wurde bis zur ersten Frist nicht gezogen und danach vom Verband verlängert. Mittlerweile ist schon die ein- oder andere Fristverlängerung ins Land gezogen, der Kaufpreis gesunken, doch Opus hat sich immer noch nicht entschieden. Abhängig machten sie das Ganze von einem Hauptsponsor, welcher nicht gefunden wurde. Seit kurzem wird nun die Seite der Austrian Bowl direkt auf die Corporate Site der Firma Opus umgeleitet (It’s a kind of magic?). Verbandspräsident Michael Eschlböck geht davon aus, daß das Finale im Raum Wien stattfinden und eventuell der Verband selbst als Veranstalter auftreten wird. Es sei aber noch alles offen. Definitiv entschieden soll das am kommenden Wochenende werden. Einen externen Veranstalter wird man so kurzfristig wahrscheinlich nicht mehr finden. Eine weiter Verlängerung der Optionsfrist an Opus schließt Eschlböck aus. Wir können uns nicht von Woche zu Woche vertrösten lassen, so der Präsident. Jetzt werden Nägel mit Köpfe gemacht.

Einstimmig unstimmig

Im Verband hat man es zwar nicht beschlossen, aber sich darauf verständigt, daß die Austrian Bowl ein Mal ‚im Westen‘ und ein Mal ‚im Osten‘ stattfinden soll. So sieht das Raiders Vizepräsident Gerwin Wichmann und auch Vikings Präsident Karl Wurm. So weit so fair. Im Vorjahr fand sie in der Südstadt statt – also eher ‚im Osten‘. Dem folgend wäre 2006 der Westen am Zug. Daß der Präsident diese nun heuer im Raum Wien vermutet, kann nicht auf geographische Unkenntnisse zurückgeführt werden, sondern hat, tritt der Verband selbst als Veranstalter auf, ganz sicher andere Gründe.

Verwirrungen entwirren

Vor einigen Wochen fand man auf der offiziellen Verbandsseite ein Dokument (Cheerleader Jahresplan 2006) zum Download. Auf jenem stand damals noch der Termin 14. Juli 2006 – Austrian Bowl Halbzeitshow, Tivoli Stadion in Innsbruck. Also doch Innsbruck?

Wir kontaktieren zuerst den Veranstalter um ihn zu befragen. Michael Tenhalter (Opus Marketing) wußte zu diesem Zeitpunkt weder etwas vom ‚West-Ost-West-Ost‘ Wechselspiel Agreement, noch von einem Veranstaltungsort Innsbruck für 2006. Ganz im Gegenteil, sagte er damals, daß er sich nur sehr schwer vorstellen könne, auf Grund der Erfahrungen die man gemacht habe, daß Finale nicht in Wien anzusetzen. Da müsse schon etwa Gravierendes passieren, wie ein Ankauf eines Kartenkontingents seitens eine Sponsors oder der Stadt, um es, nur z. B., in Innsbruck zu machen. Das finanzielle Risiko sei sonst zu hoch.

Wir fragten danach Michael Eschlböck. Der Austragungsort im Dokument sei ein Irrtum. Dieser sei vielmehr noch offen, bedankte sich für den Hinweis und einen Tag danach war der Austragungsort auf dem PDF ausgebessert auf ‚Ort noch offen‘ und ‚!‘, damit es auch ausgerufen offen ist.

Umleitung

Heute vormittag bemerkten wir die Umleitung der Austrian Bowl Webseite. Das machte uns natürlich stutzig. Michael Tenhalter war für uns bis zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht erreichbar. Michael Eschlböck sagte, wie schon erwähnt, alles offen, eher Raum Wien, Veranstalter AFBÖ möglich.

Historisch betrachtet hat die am besten organisierten Endspiele der vergangenen Jahre die Firma wurmundwurm (Vikings) durchgezogen. Diese will das heuer (als Notlösung) aber nicht machen. Zum einen weil eben der Westen dran käme, zum anderen will man sich nicht nachsagen lassen alle Events an sich zu ziehen.

Raiders & AFBÖ Vizepräsident Gerwin Wichmann kann sich eine Austrian Bowl am Tivoli sehr gut vorstellen. Wir haben alle Vorbereitung dafür getroffen und das Stadion für diesen Tag fix reserviert. Ich kann jetzt nicht sagen ob wir auch den Zuschlag erhalten und natürlich muß man da auch einen möglichen Veranstalter miteinbeziehen. Der muß sich das Stadion und den Ort selbst aussuchen dürfen. Daß wir das Finale heuer gerne in Innsbruck haben würden steht aber außer Zweifel. Das Endspiel wechselweise ein Jahr im Osten und im nächsten im Westen Österreichs auszutragen halte ich für einen vernünftigen und fairen Ansatz, so Wichmann.

Risken

Das finanzielle Risiko für einen Veranstalter ist mehrfach gegeben. Wie Salzburg gezeigt hat. Das Finale in der Mitte Österreichs, in dem zwei Teams aus den Ecken Österreichs antraten, zog kaum ein Publikum an. In Innsbruck verfolgt man dazu eine völlig andere Marketingstrategie als in Wien. Während die Raiders gesponserte Tickets, sogar für internationale Matches, zum Teil gratis verteilen können, zahlt man in Wien ausnahmslos Eintritt. Sogar für Nachwuchsmatches. D. h.: Das Publikum im Osten ist daran gewöhnt die Geldbörse zu zücken, während man im Westen oftmals die Tickets an öffentlichen Orten aufgelegt, oder in Zeitungen publiziert, zur freien Entnahme findet. Manchmal gibt’s sogar noch einen Sack Popcorn gratis drauf. Diesen Zuschauern dann ‚zuzumuten‘ 20 Euro Eintritt für ein Match zu zahlen, sah auch der bisherige Veranstalter als problematisch an.

Und noch ein Risiko ist gegeben

Legt man sich auf einen Ort und ein Stadion mal fest, egal ob im Westen oder im Osten, kann es einem passieren, daß das zugehörige Team nicht im Finale steht. Eine Austrian Bowl auf der Hohen Warte – Raiders vs Blue Devils – hört sich nicht nach einem Riesenerfolg an, Giants vs Vikings am Tivoli wäre wahrscheinlich auch kein sonderlicher Reißer. Der Veranstalter ist also vom sportlichen Erfolg des Teams des Austragungsorts abhängig. Tivoli nur mit Raiders, Hohe Warte / Südstadt nur mit Vikings, sonst kann man den Posten ‚Ticketeinnahmen‘ im Businessplan gleich mal halbieren.

So ist es auch nicht weiter verwunderlich, daß man sich auch ‚ganz im Westen‘ noch als ‚im Westen‘ definiert und ebenfalls ein wenig mitreservieren will. Auch in Vorarlberg kann man sich vorstellen die Austrian Bowl zu veranstalten. Ob in Herrenried oder auch im Bregenzer Bodenseestadion. Im letzten Jahr verzeichnete man dort einen enormen Zuschauerzuwachs, heuer hat man bereits einige hundert Saisonkarten unter die Leute gebracht. Bei den Heimmatches rechnet man mit bis zu 2000 Zusehern.

Am Ende doch Innsbruck?

Während uns Michael Eschlböck heute Mittag mitteilte, daß noch alles offen sei, der Raum Wien schon ein guter wäre und danach dieser Artikel entstand, haben wir auch den internen Spielplan 2006 überarbeitet (es gibt bereits erste Wetterbedingte Spielverschiebungen). Dabei haben wir auch den Spielplan des AFBÖ zu Rate gezogen. Sagen Sie bitte nicht, daß dort beim Spiel ‚6121‘ geschrieben steht ’07-14 19:30 AUSTRIAN BOWL XXII Innsbruck‘. Weil das ist, wie wir wissen, ein Irrtum der ausgebessert wurde.

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