Stellen Sie sich vor die werden 30 Jahre und keiner bemerkt es so richtig. 
Mitte Juni 1981 lag der Nichtuntersagungsbescheid der Vereinsbehörde vor und der „1. Grazer American-Football-Club“ war gegründet. Der heute älteste noch aktive Footballverein Österreichs hört auf den Namen JCL Giants Graz und feiert demnächst in der UPC Arena sein Jubiläum. Dort, wo er im kommenden Jahr auch wieder Spiele bestreiten wird. Ich freue mich jetzt schon auf die die Foda-Querschläger gegen die Rasenkaputtmacher, sollte er dann noch im Amt sein. Der Meister hat ja jetzt auch ganz ohne Football-WM ein wenig die Krise.
Zwischen 1981 und 2011 liegen zehn österreichische Meistertitel und drei EFAF-Cup-Erfolge. Seit 2008 wartet man aber bereits auf einen Titel mit den Herren, heuer gewann man, bei Abwesenheit der Vikings und Raiders, erstmals seit einem Jahrzehnt wieder den Junioren-Titel. Vor allem in der EFL scheiterte man in den vergangenen Jahren fast schon verlässlich im Semifinale. 2012 wird man nicht nur erstmals mit Christoph Schreiner einen Vollzeit-Manager haben, auch Headcoach Rick Rhoades wird für ein weiteres Jahr an die Mur kommen und Quarterback Chris Gunn trat von seinem Rücktritt zurück. Man hat dann wieder einmal einen Fixplatz im EFL-Viertelfinale. Rhoades & Co. könnten es mit den Calanda Broncos zu tun bekommen und damit auch mit Österreichern.
Blue Devils erleiden ironisches Schicksal
Die von den Hohenemsern jahrelang praktizierte aggressive Rekrutierungspolitik, die trifft sie nun selbst. Konnten sie vor einiger Zeit noch von der Rückkehr abgewanderter Österreicher berichten, werden die schon wieder flügge. Christian Steffani und David Lamprecht wandern nach Calanda ab, wo der ehemalige Raiders-Meistermacher Geoff Buffum die „Schweizer“ an die Spitze Europas führen möchte. Freilich spielen Schweizer als Spieler in der Agenda da nur eine Nebenrolle. Neben den zwei Devils werden eine ganze Reihe von Österreichern mit den Churern in Verbindung gebracht. Mit einem Sack Franken und einer langen Liste an Wunschkandidaten wildert man in Europa und sucht vor auch erneut nach Top-College Spielern mit europäischen Wurzeln (Dual Passport-Players). Buffum (dessen Spezi Dave Likins von den Berlin Adlern ihm zur Seite stehen wird) ist zuzutrauen aus dem zusammengewürfelten Haufen dann auch eine richtige Mannschaft zu formen, was den nach der Pleite von Wien abgelösten Coaches überhaupt nicht gelang. Die größte Gefahr liegt für die Broncos darin, sich nach dem großen Kaufrausch zur europäischen Lachnummer zu machen (siehe im Großformat: Philadelphia Eagles). Denn – schaut man sich den Kader von 2011 an – hätten sie die Euro Bowl mit dem Personal längst schon gewinnen müssen, weil europäisch war an dem Team in vielen Fällen nur mehr der Zweitpass der Akteure. Merke: Wo das Gold ist, da ist auch der Druck. Siegen oder fliegen.
Wenn wir schon bei Rückkehren sind: den gibt es auch in Amstetten. Zwar bieten die Thunder auf ihrer Webseite dem Besucher Mike Brennan als Neuzugang im Coaching Staff an, der Kanadier Gavin Lake wird aber für ein weiteres Jahr nach Niederösterreich kommen. Im Vorjahr strebte man den Gewinn der Iron Bowl an. Ein Plan, der bis zum Halbfinale gegen Schwaz auch aufging. 2012 würde man gerne ausgeglichen bilanzieren. Die Nivellierung der Ziele hängt hier wohl mit den neuen Gegner zusammen, vor allem mit der Abstufung der Invaders in die dritte Liga.
Die bessere Optik
Gut gemeint, ist oft das Gegenteil von gut. Nach der Niederlage der Kornmesser Rangers gegen die Generali Invaders bei der freundschaftlichen Autumn Bowl, bat uns die sehr umtriebige Presseabteilung des Klubs, dass man nachträglich eine zwei hinter Rangers anfügt (was sie taten), denn eigentlich hätte ja das B-Team dort verloren. Das mussten wir rein aus hygienischen Gründen schon ablehnen, da eben Spieler der ersten Mannschaft auch im Einsatz waren und das Etikett insofern ein, wenn auch nur kleiner, Schwindel gewesen wäre. Auch ist es ja nicht besonders nett, St. Pölten, nachdem man ihnen vorher die gefährliche „keinen Geschenke zum Geburtstag“-Geschichte erzählte, nach dem Spiel dann zu erklären, sie hätten ja nur gewonnen, weil sie eben doch beschenkt wurden. Das ist doch langweilig. Es sah jeder, dass nicht die beste Rangers Mannschaft am Feld stand, aber ebenso war zu erkennen, dass es nicht die reine zweite Mannschaft war. Und auf anderthalb einigen wir uns, wenn, dann bitte vor dem Spiel und nicht danach.
Nun findet man erneut ein bemerkenswertes Rangers-Wording. Ich verstehe durchaus, dass man sich selbst im besten Lichte dastehen lassen will, nur die Lichtquelle muss dabei identisch bleiben. Den zweifelsfrei großartig spielenden Liner Robert Dragotinits auszuloben, ist insofern ebenso richtig wie wichtig. Wer ihn allerdings im „WM Finale gegen Australien im Wiener Stadion“ gesehen haben will, der war entweder nicht bei der WM, oder er versucht hier mit Absicht Unwissenden eine Hauskatze (Österreich) als Tiger (USA) zu verkaufen. Das WM Finale bestritten die USA und Kanada. Dragotinits war, wie alle seine Teamkollegen, am Finaltag der WM nur mehr Zuschauer.
Windschiefe Optik
Ein zweiter freundschaftlicher Event, der 1. Tiroler Football-Cup, hat bei einem der Teilnehmer offensichtlich zu einer heftigeren Verstimmung geführt. Die Red Lions Hall, nachdem sie 2011 keinen einzigen Punkt in der Division 1 erzielen konnten, heuer wieder abgestiegen in die Division 2, beschweren sich auf ihrer Homepage lautstark über sportliche Benachteiligungen bei diesem Blitzturnier mit Festcharakter. Vor allem auf ihre alten Erzfeinde, die Alpin Hammers Schwaz, gegen die sie 2012 dann auch wieder spielen werden, haben sie es abgesehen. Die hätten sich Vorteile verschafft, in dem sie sich nicht an Vereinbarungen gehalten und einen Importspieler getestet haben. Zwar gehen sie mit ihren eigenen Mankos (die Rede ist von versäumten Einreichfristen) recht offensiv und vermutlich auch ehrlich um, Schuld habe aber, so viel am Rande, natürlich „Wien“ (!), weil die Bundeshauptstadt schließlich keine Ausnahmegenehmigungen für Hall ausgestellt hätte. Alles klar. Roar!
Alles wird teurer, fast
Ich will sie ja nicht auf die Idee bringen, hoffe ich tue es damit auch nicht, aber im Zuge der Aufarbeitung von FA-Archivmaterial stößt man auf interessante Artikel und Reaktionen. Die Vikings erhöhten mal, nach drei Jahren, ihre Eintrittspreise. Um „skandalöse“ 20 Prozent von zehn auf zwölf Euro pro Ticket für Erwachsene. Da ging es dann rund. Das 2 Euro-Wasserglas stürmte, denn wie kommt der Herr Wurm darauf, dass die Inflationsrate der letzten drei Jahre bei 20 Prozent liegt? Abzocke! Elende! Boykott! Ich kauf mir ein Bier weniger! Ich komm zu einem Spiel weniger! Ihr werdet sehen, das machen sie jetzt jedes Jahr! Usw. usf. etc. pp. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich damals mehr Postings gelöscht als zugelassen. Zensur auch noch!
Das war „Heute vor 5 Jahren“. Wissen Sie was die Tickets dann im Sommer 2012, also sechs Jahre nach der letzten Preiserhöhung kosten werden? Zwölf Euro. Frechheit! Warum kosten sie nicht längst schon – Moment – sechs Jahre, das sind zwei Mal 20 Prozent, also seit 2009 14,40 und dann ab der nächsten Saison 17,20 Euro? Weil die Vikings einfach inkonsequent sind. Wenn die nicht den Preis erhöhen, wie es vorhergesagt wurde, dann kaufe ich mir ein Bier mehr und nehme noch zwei Freunde mit! Ihr werdet schon sehen, was ihr von dem Preis-Dumping haben werdet!
ORF-Programm fließend zu PULS 4
Sie haben es vielleicht ja mitbekommen. Das kleine Österreich hat die größte Football-TV-Coverage außerhalb der USA. Damit meine ich in erster Linie nicht das in den USA riesige, in Europa noch kleine ESPN bzw. seinen Ableger ESPNA, sondern den ORF und PULS 4. Nachdem man vor zwei Jahren die Football-Berichterstattung am Küniglberg stark reduzierte, die NFL abgab und das Magazin „AFL-Crush“ einstellte, ist der ORF seit der WM 2011 nun wieder voll da. Er zeigt das Magazin „NFL-Gameday“ und wird im kommenden Jahr AFL-Spiele und das Nationalteam live in Österreichs Wohnzimmer bringen. Eventuell kommen noch EFL-Spiele dazu. 
Das sei allen chronischen ORF-Bashern dann schon ins Stammbuch geschrieben, dass das sonst überhaupt keine relevante TV-Anstalt in Europa macht, schon gar nicht die größte eines Landes. Für den deutschen Verband ist es schon eine riesige Sache, dass man ihr Finale überhaupt wo im TV sehen kann. Normale GFL-Spiele im ZDF oder der ARD, davon träumt man dort nicht mal mehr. In allen anderen Ländern bleibt der Bildschirm in Sachen Football öffentlich-rechtlich überhaupt finster.
Was mir dabei aufgefallen ist, das ist der Sendeplan des ORF. Irgendwie harmoniert der verdächtig mit dem von PULS 4. Am kommenden Sonntag erneut. Von 20:15 bis 23:15 kann man dort eine dreistündige Zusammenfassung der WM 2011 sehen, im Anschluss beginnt das NFL-Spiel New York Giants vs. Green Bay Packers auf PULS 4. Das finde ich sehr okay und falls es Absicht ist, wovon ich jetzt mal ausgehe: Danke!
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