Österreichs Football-Nationalteam wartete Donnerstagabend vergeblich auf finnische Schützenhilfe. Der EM-Gastgeber Deutschland setzte sich vor rund 3.000 Zuschauer in der Wiesbadener BRITA-Arena im abschließenden Gruppenspiel gegen Finnland 23:4 durch und qualifizierte sich damit für das Finale. Dort warten die Franzosen, die sich bereits am vergangenen Dienstag für das Endspiel mit einem 50:0-Kantersieg über Großbritannien qualifiziert hatten.
Kurios sicher der Spielverlauf zwischen Finnland und Deutschland, denn alle 27 Punkte des Spiels erzielte defacto Deutschland. Der Gastgeber (als Auswärtsmannschaft in dem Spiel) begann mit seiner Offense extrem nervös und verursachte durch zwei schlechte snaps, jeweils bei Wildcat Formationen in der eigenen Redzone, zwei Safeties, zum ungewöhnlichen Spielstand von 4:0 für Finnland.
Danach fing sich das deutsche Team langsam, erzielte im zweiten Quarter einen Touchdown durch Niklas Römer nach einem Pass von QB Dennis Zimmermann zur 6:4 Pausenführung aus Sicht der Deutschen.
Wie schon gegen Österreich ging den Finnen in der zweiten Hälfte defensiv dann langsam die Luft aus, ihre Offensive, angeführt vom 19-jährigen Spielmacher Miro Kadmiry konnte nie im Spiel echte Akzente setzen, die deutsche Defensive sorgte zudem für turnovers.
So zog Deutschland im dritten Viertel mit Touchdowns von Dominic Hanselmann und Niklas Römer, jeweils nach Pässen des späteren deutschen MVPs Zimmermann, mit 20:4 davon. Im vierten Quarter stellte dann ein Jan Hilgernfeldt mit einem Fieldgoal den Endstand von 23:4 her, nachdem Danny Washington zuvor schon mit einem perfekten Punt Fake zum first down Deutschland den Finnen den verblieben Rest Kampfeswillen raubte.
Headsets & Bälle verwirren Deutschland
Interessant war dann noch die Erklärung des deutschen Coaches Walter Rohlfing zu den beiden Safeties bei der anschließenden Pressekonferenz. Wäre gegen Österreich noch ein fehlendes Headset schuld an der deutschen Misskommunikation gewesen (Deutschland stand mehrmals mit 12 bis sogar 14 Mann am Feld), seien es gegen die Finnen die Bälle gewesen, die für die vier Punkte verantwortlich gewesen wären. Ansonsten sei das Team Deutschland nämlich völlig synchron und gut abgestimmt aufeinander, so Rohlfing, der während des Spiels vergeblich versuchte ein Timeout zu nehmen, als er von den Referees erst erfahren musste, dass er das gar nicht darf, weil er vom Team dafür nicht bestimmt wurde.
American Football EM 2010
Finnland vs. Deutschland 4:23
(4:0/0:6/0:14/0:3)
29. Juli 10 | 19:30
Brita Arena | Wiesbaden
»Spielstatistiken«
Im Spiel zuvor setzten sich die Schweden 14:2 gegen Großbritannien durch, womit die Skandinavier im Spiel um Bronze auf Österreich treffen.
Die Partie stand auf keinem sonderlich hohem Niveau, stand für beide Mannschen viel am Spiel. Auch hier war der erste Score ein Safety nach einem snap – Ola Kimrin wurde bei einem Puntversuch aus der eigenen Endzone schlichtweg überworfen – die zwei Punkte sollten aber die einzigen für eine offensiv ganz schwach agierende britische Mannschaft bleiben.
Der entthronte Europameister brauchte nahezu die gesamte erste Halbzeit, um seinen Rhythmus zu finden. Erst kurz vor dem Pausentee war es ein Big Play, dass Schweden auf die Siegesstraße brachte. QB Sebastian Thuné warf einen 82 Yards Pass auf WR Fredrik Eklund. Zwei Spielzüge später lief der Spielmacher von der Ein-Yard-Linie zum Touchdown und sorgte so für die Führung, die sein Team nicht mehr abgeben sollte. Ein erneutes Big Play brachte dann die endgültige Entscheidung. Dieses Mal lief QB Anders Hermodsson über 48 Yards und einige Spielzüge später dann über 13 Yards, um den zweiten Touchdwon des Tages zu erzielen.
American Football EM 2010
Schweden vs. Großbritannien 14:2
(0:0/7:2/0:0/7:0)
29. Juli 10 | 16:00
Brita Arena | Wiesbaden
»Spielstatistiken«
Österreich mit guten Medaillenchancen
So gut wie alle Beobachter vor Ort sahen bei den bisherigen Spielen einen zum Teil eklatanten Leistungsunterschied zwischen den beiden Gruppen. Der bereits enthronte Titelverteidiger Schweden konnte weder gegen Frankreich, noch gegen die Briten glänzen, jene Briten, die in zwei Spielen 23 rushing yards zustande brachten und das mit den Runningbacks Jermaine Allen (Kiel Baltic Hurricanes) und Michael Andrew (Graz Giants). Einzig Frankreich als Finalteilnehmer ragte da ein wenig heraus, vor allem beim 50:0 gegen Großbritannien zeigten die French Fighting Frogs, wie sie sich hier nennen, für ein Offensivspektakel. Ob das gegen Deutschland reicht, wird man am Samstag im Finale in der Frankfurter Commerzbank Arena (Kickoff 19:30) sehen.
Davor (Kickoff 16:00) steht das Spiel um Platz 3 auf dem Programm. Obwohl es Österreich der Papierform nach mit einem starken Gegner zu tun bekommt, sollten sich die Mannen von Headcoach Rick Rhoades gegen die Schweden, gemessen daran, was sie bisher gezeigt haben, klar durchsetzen können und mit Bronze im Gepäck die Heimreise antreten.
Um 10:00 bereits spielen am Trainingsgelände (ohne Tribüne) die Finnen und Briten gegen den Abstieg in die B-Gruppe. Sollte kein Wunder passieren, dann müssen die Insulaner runter, denn Finnland war bisher die klar stärkere Mannschaft.