Eigentlich galt er als Fixstarter für die EM, am heute veröffentlichten 51-Mann Roster des Nationalteams ist er aber nicht mehr zu finden. Football-Austria fragte nach und bekam überraschend ehrliche Antworten.
Breymann hat einen neuen Job (Red Bull) und konnte daher nicht wie geplant am 14. Juli ins Camp einrücken. Das wusste er schon länger und bat die Nationalteamcoaches um eine Besprechung, die laut ihm von ihnen angekündigt aber nie stattgefunden hätte. Er wollte später ins Camp nachrücken, was bei anderen Spieler genehmigt wurde, bei ihm aber ein Problem darstellen würde. Er bekam statt einem Gespräche einen Brief, indem er auf Abruf am 75-Mann-Roster stünde.
‚Ich musste danach eine Entscheidung treffen‘, erklärt Breymann im Gespräch mit FA. ‚Nehme ich mir in meinem neuen Job Urlaub auf Verdacht, dass ich doch noch einberufen werden könnte, oder lass ich es sein? Ich entschied mich dafür das Thema Nationalteam zu den Akten zu legen.‘
Lack of communication
Breymann bemängelte in seinem Fall vor allem die Kommunikation zwischen ihm und den Trainern. Die hätte nämlich gar nicht stattgefunden.
‚Ich habe kein Problem damit, wenn mir jemand sagt, dass ich nicht gut genug bin, oder ich nicht spielen kann, weil ich nicht pünktlich einrücke. Wobei man sich dann schon auch fragen muss, warum das bei anderen Spielern sehr wohl möglich ist. Womit ich aber ein Problem habe, das sind leere Versprechungen. Wenn mir jemand sagt, dass wir ein Gespräch darüber führen werden, dieses dann aber nie stattfindet, dann kann ich demjenigen nicht mehr trauen. Und ich persönlich traue keinem der US-Coaches in dem Team mehr. Ich hab das Thema neuer Beruf & Camp Einrückung bei der Charity Bowl angesprochen, ich tat es ein weiteres Mal bei der Euro Bowl und beide Male sagte man mir, dass man mit mir darüber sprechen wird. Ich wartete ab, schickte Mails, bekam keine Antwort. Kann ich die Woche danach einrücken? Brauche ich gar nicht mehr einrücken? Was muss ich tun, um doch noch dabei sein zu können? Als Spieler will man ja wissen, woran man ist. Es kam nichts und es passierte danach auch nichts, außer ein Brief kam an, in dem man mir mitteilte, dass ich ab nun am 75er-Roster auf Abruf stehe. Und so geht das für mich nicht. So können die Amerikaner mit uns nicht umspringen und ich bin sicher nicht der Einzige in dem Team, der damit hadert. Das sind gestandene Trainer aus den USA, allesamt Profis und ich finde ein solches Verhalten einfach unprofessionell‘, macht Breymann seinem Ärger Luft, der zugibt sehr gerne in Deutschland dabei gewesen zu sein, aber eigentlich hatte er schon bei der Charity Bowl erste Bedenken.
‚Da holten sie Liner von den Knights und Invaders nach und ließen die Jungs kein einziges play spielen!? Der St. Pöltner bekam nicht mal einen Helm für das Match gegen Augustana! Brauchte er eh nicht, weil er spielte ja auch nicht. Da fragte ich mich schon: welche Ziele werden hier eigentlich verfolgt?‘
Breymann will das Thema Nationalteam für sich nun schließen (‚rede mit denen sicher nicht mehr‘), das Thema Salzburg Bulls dafür weit öffnen. Mit den Bullen will der 36-Jährige noch einmal hoch hinaus.
‚Ich werde mich bei den Bulls auch organisatorisch einbringen‘, verrät Breymann. ‚Wo stehen wir nach der Saison? Die großen Teams konnten wir nicht ärgern, gegen Kärnten und St. Pölten haben wir knapp verloren. Ich möchte, dass sich das 2011 ändert, ein 3-3 record mit einer Playoffchance halte ich für realistisch‘.
Breymann verrät auch, wie die Bulls das anstellen müssen. Neben dem Vorantreiben der Nachwuchsarbeit (Salzburg droht zu überaltern), will er seine US-Connections spielen lassen und Spielern die Möglichkeit bieten, in der Offseason in den USA Erfahrung zu sammeln. Sein Kernthema ist dabei auch das Recruiting.
‚Wir brauchen auch Top-Legionäre auf den skill positions, um einen qualitativen Schritt Richtung oben zu machen. Ich werde das in die Hand nehmen und möchte für 2011 nur Amerikaner engagieren, die echte Ausnahmespieler sind.‘
Diwald nicht mehr Quarterback?
In einem Interview mit den Salzburger Nachrichten sagte Bulls Pressesprecher Peter Marazeck, dass Quarterback Andreas Diwald in Zukunft wieder eine andere Position spielen wird. Das wollte Breymann weder bestätigen noch dementieren. ‚Ich möchte im kommenden Jahr echte playmaker aus den USA im Team haben. Auf welcher Position, das ist noch offen.‘
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Gerald Breymann kann auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. In den 90er-Jahren wurde der Defensive End mit den Turek Graz Giants vierfacher österreichischer Staatsmeister. 1996 wurde er für seine Leistungen zum besten Lineman der Liga gekürt und gewann vier mal die Wertung für die meisten Sacks.
Danach verschlug es den damals noch jungen Salzburger in die Vereinigten Staaten, wo er mehrere Jahre College- und Indoor-Football spielte. Auch hier konnte er sich mehrere Auszeichnungen sichern. Zwei Mal wurde er in das All American Team gewählt.
2007 spielte er dann in der GFL bei den Düsseldorf Panthers, seit 2009 lebt und arbeitet er wieder in Salzburg, wo er bei den Bulls eine tragende Rolle spielte und auch ins Nationalteam einberufen wurde.