Mit diesem erneuten Triumph steht man im höchsten europäischen Bewerb zum dritten Mal in Folge im Finale und trifft dort auf alte Bekannte. Die Bergamo Lions, Vorjahresgegner im Kampf um die Eurobowl, hatten mit den Stockholm Mean Machines ebenso geringe Probleme wie die Wikinger mit ihren Erzrivalen vom Inn. Alles beim Alten also? Fast, denn mit Michael Werosta und Daniel Fettner werden den Wikingern zwei Stammspieler fehlen, wenn es um den Europameistertitel gehen wird. Beide wurden in diesem rein österreichischen Halbfinale ausgeschlossen.
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Trotzdem sahen die ca. 2500 Zuschauer kein unsportliches Halbfinale, aber ein sehr hartes und von beiden Seiten umkämpftes Spiel. Die Vikings mit ihrem mittlerweile üblichen Blitzstart brachte die Tiroler Defense von Beginn an in schwerste Not. Zwei Pässe von Shawn Olson auf Charley Enos und ein weiterer auf Johannes Widner stellten rasch klare Verhältnisse her. 0:21 noch bevor das zweite Viertel begann, da Peter Kramberger alles traf was eiförmig und aufgelegt war. Ein Schock von dem sich die Raiders nicht mehr so Recht erholen sollten.
Mittendrin dann ein Gerangel zwischen Vikings LB Michael Werosta und Raiders WR Chris Rosier. Ein völliges Blackout beim Wiener, der nach einem Spielzug versucht war Rosier den Helm vom Kopf zu reißen, hatte nicht nur seinen Ausschluss zu Folge, sondern (eher überraschend) auch den vom Tiroler Receiver. Sein (Rosiers) Ausfall reduzierte Qualität und Quantität des Passspiel der Raiders nachhaltig. Doppeltes Pech, denn auch das Laufspiel sollte eine erhebliche personelle Schwächung erleiden, als kurz vor Ende der ersten Halbzeit RB Frank Secretain einen gehirnerschütternden Hit von Vikings DB Mario Floredo abbekam und für die verbleibenden beiden Viertel nur mehr zuschauen konnte.
Zuvor bereits offenbarte Daniel Fettner seine unübersehbare Aversion auf gelbe Flaggen, hob eine solche vom Referee geworfene auf um sie sogleich wieder "fallen zu lassen" und durfte sich für dieses Späßchen umgehend mit den Kollegen Werosta und Rosier gemeinsam duschen gehen. Viel Wasser floss also in den Kabinen, noch bevor das Match so richtig begonnen hatte.
Zurück zum zweiten Viertel. Die Raiders kamen in diesem zwar auf, aber nicht wirklich an die Vikings ran. Nick Eyde erzielte gleich zwei TDs für sein Team, allerdings hielt Olson mit einem Sneak dagegen. Das prestigeträchtige Viertel und Duell der beiden QBs endete daher 14:7 für den Tiroler Spielmacher, der Halbzeitstand von 14:28 sagte da schon ein wenig mehr über die Kräfteverhältnisse aus.
Nach Wiederbeginn setzten zuerst wieder die Vikings die Akzente im Spiel. Lance Gustafson lief in die Endzone der Raiders und hatte dabei den Ball in der Hand. Völlig Regelkonform ergab das weitere 6 Punkte für die Wiener, den siebenten holte Kramberger zum 14:35. Aaron David, seines Zeichens israelischer Kurzurlauber in Tirol und in Diensten der Raiders für genau dieses eine Spiel, zeigte daß er nicht nur zum Bergwandern gekommen ist.
Ein wunderschöner 60 yard Pass von Eyde genau in seine Hände ließ kurz noch Hoffnung auf Seiten der Innsbrucker aufkeimen. Ein Olson Paß auf Enos war die Antwort darauf und reduzierte diese Hoffnungen gleich wieder auf ein Minimum, sprich auf 21:42 vor dem letzten Viertel, in dem es, wie übrigens im ganzen Spiel, zwar manchmal danach gerochen hat, daß das Spiel noch kippen könnte, aber alle Offensivbemühungen der Raiders waren vergeblich. So gelang Neil Maki noch eine seiner üblichen Raiders Interceptions (langer return inklusive), QB Shawn Olson ging danach selbst in die Endzone zum Endstand von 21:49.
Fazit: Die Vikings spielten groß auf, die Raiders brav mit. Mehr war nicht drinnen für die Schwarzen. Konnte man die letzte Begegnung am Tivoli (12:62) noch in die Kategorie "Trial & Error" auf Seiten der Raiders einordnen, spricht dieses Ergebnis wohl Bände. Vikings Präsident Karl Wurm nervöselte zwar bis zum dritten Viertel einsam auf der für das Publikum gesperrten Nordtribüne herum (nicht ansprechen, nicht füttern, nichts fragen!), hatte dazu aber eigentlich keinen wirklichen Grund. Sein Team gab das Heft nie aus der Hand und fuhr einen überlegenen und in der Höhe auch gerechtfertigten Sieg ein. Das Finale der EFL, die Eurobowl wird am 9. oder 10.7. am Sportklubplatz in Dornbach gespielt. Gegner, wie im vergangenen Jahr werden die Bergamo Lions sein.
In der AFL stehen die Playoff Begegnungen fest. Die Raiders treffen zu Hause auf die Blue Devils, die Vikings empfangen die Graz Giants. Auf Seiten der Tiroler mystifiziert man bereits die AB XXI als "Payback" Tag, wo man dann im vierten Duell den ersten Sieg feiern will. Angesichts der Leistungen etwas gewagt, aber vor allem verfrüht. Neben den Dauerprügel von den Vikings, hat man zwar sonst alles gewonnen, aber die Frage nach dem "wie" sollte man sich schon stellen. Der Heimsieg gegen die Falcons war kein Glanzstück, ja sogar ein Glücksfall, der Saisonstart gegen ungecoachte Blue Devils eher mäßig. Alles in allem eine nicht komplett überzeugende Darbietung der Tiroler in diesem Jahr. Sie sind gegen die Hohenemser sicher zu favorisieren, vor allem zu Hause am Tivoli haben sie gute Aussichten in die Austrian Bowl einzuziehen. Als Stolperstein sind die Vorarlberger aber heuer eine nicht zu unterschätzende Gefahr. So gesehen ist eine AB XXI zwischen Vikings und Raiders wahrscheinlich, aber keine ausgemachte Sache. Wenn es dazu kommen sollte wird es mit dem Heimzahlen nicht unbedingt einfacher, betrachtet man den Gesamtscore der drei bisherigen Partien von sage und schreibe 160:68 für die Vikings. Es sind nur Zahlen, allerdings ist eine davon eine verdammt Hohe. Bei dieser Rechnung gibt es für die Raiders also tatsächlich viel zurückzuzahlen und der Wirt, mit dem man diese bekanntlich machen muss, ist niemand der über den Preis verhandeln wird.
EFL Halbfinale
Papa Joe’s Tyrolean Raiders vs Chrysler Vikings 21:49
(0:21/14:7/7:14/0:7)
18.06.2005, Kickoff: 19.30h, Tivoli Neu, Innsbruck, 2500
Referees: Hofbauer / König T. / König M. / Savicevic / Ulicny / Lair / Kuntschik
Football-Austria.com Spielbewertung (max. 10 Balls)
Spielniveau:
Ambiente:
Unterhaltungswert:
Tequilla Test (Harleys):
Football-Austria.com MVPs:
Daniel Fettner (Vikings)
Chris Rosier (Raiders)

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