Dieser Artikel erschien zuerst auf ALPENFEUILLETON.
Da waren es nur noch vier. Genauso viele Spiele fanden am Wochenende statt. Und was soll man sagen? Es war wirklich alles dabei. Das Highlight fand logischerweise wieder spät in der Nacht – oder besser gesagt in der Früh – statt. Wie schon letzte Woche geschrieben: einschlafen ist verboten, die Dramaturgie will einfach, dass das späte Spiel, das spannendste wird. So kam es zur Partie der Green Bay Packers gegen die Arizona Cardinals.
Der Ball fliegt, wie ein Pfeil durch die Luft. Ein sehr harter Pfeil, der nicht den Gegner treffen, sondern den Mitspieler im besten Fall in die Arme fallen soll. Gelingt das, herrscht bedingungsloser Jubel, eine Stimmung, die ihresgleichen sucht. Gelingt das in den letzten Sekunden des Spiels, dann Halleluja.
Für die Cardinals war es die erste Partie in den diesjährigen Playoffs, mit Green Bay kam ein Gradmesser, wenn es denn so etwas in dieser Saisonphase überhaupt noch gibt. Die Packers schienen nach ihrem Sieg gegen die Washington Redskins vergangene Woche wieder erstarkt zu sein, Quarterback Aaron Rodgers fand wieder in die Spur und zusätzlich noch seine Receiver. Diese konnten auch durchatmen, bei den Cardinals fällt Star-Defensiveback Tyran Mathieu wegen einer Knieverletzung für den Rest der Saison aus. Keine schlechten Vorzeichen für die Packers. Doch es kam natürlich wieder anders, Rodgers vermutlich wichtigster Receiver Randall Cobb verletzte sich an der Brust und musste das Spiel verlassen.
Die Cardinals begannen derweil stürmisch, Michael Floyd fing einen Pass von Quarterback Carson Palmer zur 7:0 Führung. Die Packers konnten zunächst nur mit zwei Field Goals nachlegen, wobei gerade hier das Glück oder besser gesagt die Dummheit Arizonas eine höhere Führung verhinderte: Rodgers wurde stark unter Druck gesetzt, warf den Ball, vermeintlich auf Jones, ehe Cardinals Cornerback Patrick Peterson den Ball abfing und für 100 Yards retournierte. Der Touchdown wurde aber wegen einer “Hands-to-the-face”-Strafe gegen einen Cardinals Defensivspieler nicht gegeben.
Mit 7:6 für die Cardinals ging es in die Pause. Nach der Pause sollten Interceptions auf beiden Seiten folgen, ehe der Stern von einem “neuen” Receiver aufgehen sollte: Jeff Janis. Janis wurde 2014 in der siebten Runde gedraftet und spielt seitdem vor allem in den Special Teams, meist als Returner. Mangels weiterer Alternativen durfte Janis auch am Offensivspiel der Packers teilnehmen und fing just einen Pass zum Touchdown und zur Führung Green Bays. Das Momentum schien kurz auf Seiten der Packers, Arizona konnte zunächst nur mit einem Field Goal antworten. Defensiv ist Green Bay in diesem Spiel phasenweise überraschend stark, zu Beginn des Viertels konnte man Palmer ein weiteres mal intercepten. Nur konnte Rodgers und seine Offensive nichts gegen die Defensive der Vögel unternehmen. Palmer kam wieder, warf, fand abermals Floyd holte sich die Führung zurück. Kicker Catanzaro baute diese mit einem weiteren Field Goal zur 20:13 Führung aus. Es sind jetzt noch genau 115 Sekunden zu spielen, Green Bay braucht einen Touchdown um sich in die Overtime zu retten.
Rodgers beginnt an der eigenen 14, muss nach einem Sack aber an der eigenen 4 starten. 3&20, jetzt muss etwas gelingen. Rodgers macht was Rodgers macht und wirft eine absolute Kanone, einen richtigen Strahl, direkt auf Janis. Janis fängt den Ball an der 40 Yard Linie, das Spielt lebt noch. Fünf Sekunden hat er noch, um noch einmal das zu zeigen, was gegen die Detroit Lions in der Regular Season schon gelingen sollte: eine Hail Mary. Zum Zunge schnalzen und wer fängt den Ball? Richtig, Janis.
Am Beginn steht ein Münzwurf
Es geht also in die Overtime. Der erste Touchdown entscheidet das Spiel, logischerweise will man den Münzwurf gewinnen und den Ball erhalten. Die Packers dürfen als Gastmannschaft die Münzseite wählen. So weit so normal. Allerdings warf der Schiedsrichter die Münze nur gerade nach oben, sodass sich die Münze nicht drehte. Aufruhr bei den Spielern, der Referee sah sein Versagen ein und warf die Münze noch einmal, diesmal richtig. Das Ergebnis änderte sich aber nicht, die Cardinals gewannen den Münzwurf und erhielten den Ball.
Larry Fitzgerald ist einer der größten seiner Zunft. Neun mal ProBowl, Nummer drei im Draft 2004, Receiving Leader, knapp 100 Touchdowns, der 32-Jährige hat eine sagenhafte Karriere. An diesem Tag sollte er erneut für den Unterschied sorgen. Gleich im ersten Spielzug der Overtime, lief er für 75 Yards, die Tür für die Cardinals stand jetzt meilenweit offen. Den anschließenden Touchdown, machte der Senior natürlich auch noch höchstselbst. Damit lebt der Traum für die Cardinals und Fitzgerald, endlich einen Super Bowl zu gewinnen. Die Packers und Rodgers haben alles versucht, am Ende hat es aber nicht gereicht. Die Saison ist beendet, vielleicht sogar über den eigenen Erwartungen (wenn man die Ausfälle der Receiver bedenkt).
In Charlotte geht’s rund
Bleiben wir gleich in der NFC und gehen auf das vermutlich heiß-ersehnteste Duell der Woche: Die Carolina Panthers empfingen die Seattle Seahawks. Die Panthers verloren in der Regular Season bekanntlich nur ein Spiel, die Seahawks sind so etwas wie das Team der Stunde, auch wenn sie gegen die Vikings im Wildcard-game eine gehörige Portion Glück auf ihrer Seite hatten. Das Duell ist deshalb so spannend, weil sich die Mannschaften sehr ähnlich sind: Cam Newton und Russell Wilson sind quasi Zwillinge (Cam ist größer), Norman und Sherman zählen zu den besten Cornerbacks der Liga und überhaupt leben beide Teams aus einer herausragenden Balance aus Defensivstärke und offensiver Raffinesse.
Cam Newton ist und bleibt ein Spitzbub, weshalb er nicht bei jedem unbedingt der beliebteste ist. Er beginnt das Spiel mit der Ballübergabe an seinen Running Back Jonathan Stewart, der gleich für 59 Yards tief in die Redzone lief. Natürlich ließ er sich es nicht nehmen diesen Drive auch mit einem Touchdwon zu beenden. Vier Spielzüge und schon steht es 7:0 für die Panthers. Seattle hat für dieses Spiel ihren Star Running Back Marshawn Lynch zu Verfügung. Und just in dem Moment als Wilson auf Lynch passen wollte, kam Linebacker Kuechly dazwischen und fing den Ball ab. Die paar Yards lief er in die Endzone, 14:0 nach nur wenigen Minuten. Bei den Seahawks ging gar nichts, Wilson hatte überhaupt keine Zeit in der Pocket, die O-Line kollabierte regelmäßig. Ganz im Gegensatz zu den Panthers, die nach belieben über das Feld marschierten und dann mit unglaublichen 31 Punkten in Führung und in die Pause gingen. Zuvor verschossen die Seahawks aber noch ein 55 Yard Field Goal. Nichts wollte funktionieren.
Das Spiel schien also schon entschieden. Wilson und seine Hawks gaben aber nicht auf, konnten gleich zu Beginn endlich die ersten Punkte aufs Board bringen. Jermaine Kearse schloss einen sehr schönen Drive ab. Kearse ist der Mann für die wichtigen Pässe, das hat sich in den letzten Jahren abgezeichnet. Die Panthers schienen nicht beeindruckt von den ersten Punkten Seattles, konnten aber nicht antworten. Wieder kam Wilson, wieder schien auf einmal alles aufzugehen. Tyler Lockett kann sich gegen Coleman durchsetzen, die Defensive der Panthers sieht in diesem Fall nicht wirklich gut aus (was den grandiosen Pass von Wilson nicht schmälern soll).
Zwei Touchdowns in den ersten beiden Drives, wir haben ein Spiel. Die Panthers nehmen derweil Seahawks-Züge der ersten Halbzeit an. Nichts geht mehr, die Line hält auch nicht mehr wirklich, Seattle ist jetzt hellwach. Aber die Panthers sind ja noch deutlich in Führung. Es geht in das vierte Viertel, 15 Punkte müssen die Hawks noch machen, vorausgesetzt die Panthers schreiben nicht mehr an. Carolina spielt das logischerweise sehr klug, lässt Stewart viel laufen um mehr und mehr Zeit von der Uhr zu nehmen. Seattle bekommt zehn Minuten vor Schluss den Ball, abermals findet Wilson Kearse, sollte es noch einmal spannend werden? Carolina und Cam Newton haben weiterhin ihre Probleme, werden sofort wieder 3&Out geschickt. Allerdings schaffte man es, in drei Spielzügen insgesamt knapp dreieinhalb Minuten von der Uhr zu nehmen. Wilson legt an der eigenen 22 Yard Linie los, findet seine Receiver, kommt bis in die Redzone, schafft es dort aber nicht, den entscheidenden Pass anzubringen. Hauschka macht das Field Goal, es ist tatsächlich nur mehr ein One-Score-Game. Allerdings sind nur noch 1:15 zu spielen. Also muss ein Onside-Kick her, die letzte Chance für Seattle. Hauschka tritt, er tritt ihn auch sehr gut, allerdings können die Panthers den Ball erobern. Die Seahawks haben nur noch ein Timeout, Carolina kann niederknien und zieht ins NFC Conference Final gegen die Arizona Cardinals ein. Seattle scheidet nach zwei Super Bowl Teilnahmen in Folge schon im Divisional-Playoff aus. Für Lynch könnte es zudem das letzte Spiel für die Seahawks gewesen sein: Seattle hat mit Thomas Rawls einen passenden Nachfolger für den 29-Jährigen gefunden und könnte 6,5 Millionen Dollar sparen, wenn man Lynch heuer entlässt.
Die Zeit im Auge behalten
In der AFC trafen die Kansas City Chiefs auf die New England Patriots. Trotz elf Siegen in Folge, bleiben die Chiefs der klare Außenseiter gegen die Patriots, die in Sachen Playoff-Erfahrung den Chiefs um ein weites voraus sind. Den Patriots tat ihre Bye-Week sehr gut, die verletzten Vollmer, Edelman und Amendola konnten allesamt spielen. Gleich zu Beginn schloss Tight End Gronkowski den Eröffungsdrive mit einem Touchdown ab. Die Chiefs rund um Quarterback Alex Smith gingen die Sache sehr clever an und machten fast alles richtig: viel Zeit von der Uhr nehmen, lange und Drives produzieren, allerdings nur, um den abschließenden, wichtigen Pass nicht an den Mann zu bekommen. Zu oft musste Kicker Santos aufs Feld. Die Patriots erzielten Touchdowns, Kansas City konnte nur mit Field Goals antworten.
Nach der Pause abermals Gronkowski, Smith konnte aber endlich mit einem Touchdown antworten. Die Chiefs-Defensive schaffte es New England mehr und mehr unter Druck zu setzen, den unglaublichen release von Brady konnte man aber nur schwer stoppen. Egal wie schnell ein Defensivspieler bei Brady war, der Ball war schon in den Händen eines anderen Patriots-Spielers. Dennoch sollte es nur mehr für zwei Field Goals reichen. 27:13, sechseinhalb Minuten sind noch zu spielen. Die langlebigen Drives werden den Chiefs jetzt aber zum Problem. No Huddle-Spielzüge scheint man nicht zu kennen, die Uhr läuft immer weiter gegen null, nur um 73 Sekunden vor Schluss noch einen Touchdown zu erzielen. Auch in diesem Spiel muss der Onside-Kick funktionieren. Gronkowski hat was dagegen gehabt. Die Patriots ziehen zum fünften mal in Folge in das AFC Conference Finale ein.
Ersatzgeschwächt gegen den Altmeister
Er ist wieder da: Peyton Manning wurde schon in der Bye-Week von Denver Broncos Coach Gary Kubiak zum Starting-Quarterback gegen die Pittsburgh Steelers berufen. Diese wiederum sind nach dem Krimi gegen die Bengals letzte Woche stark angeschlagen: Star-Receiver Antonio Brown fiel mit Gehirnerschütterung aus, Quarterback Ben Roethlisberger laboriert an einer Schulterverletzung und ist deshalb nicht 100 Prozent fit. Die beiden Runningbacks Le’Veon Bell und DeAngelo Williams sind immer noch verletzt. Keine guten Vorraussetzungen also für die Steelers, denn die Broncos leben die gesamte Saison von ihrer starken Defensive.
Das Spiel plätschert so vor sich hin, mit Field Goals der Broncos beginnt das Spiel. Roethlisbergers wichtigster Spieler derzeit ist Receiver Martavis Bryant. Bryant kann sowohl den Ball fangen, als auch als Running Back eingesetzt werden, im konkreten Fall konnte er einen 40 Yard Pass fangen, nur um dann für 44 Yards selbst zu laufen. Toussaint macht den ersten Touchdown, 7:6 für die Steelers. Mit Field Goals auf beiden Seiten und einem Stand von 10:9 für die Steelers geht es in die Pause. Danach passiert auch nicht viel, die Receiver beider Teams lassen häufig Bälle fangen und am Ende eines Drives wird nicht selten gepuntet. Abermals Field Goals auf beiden Seiten, ehe im vierten Viertel die spielentscheidende Situation stattfindet: Toussaint fumblet den Ball, die Broncos können recovern und im anschließenden Drive den entscheidenden Touchdown erzielen. Die Steelers können nur mehr mit einem Field Goal antworten. 23:16 für Denver, Peyton trifft also wieder einmal auf Tom Brady.
Funfact: In der Wild Card-Runde gewannen nur die Auswärtsteams, in den Divisional Playoffs nur die Heimteams.
Wie geht es jetzt weiter?
In der AFC treffen also wieder einmal Tom Brady und Peyton Manning aufeinander. Es wird das insgesamt siebzehnte Duell der beiden Quarterbacks, eine der besten Rivalitäten in der Geschichte des Sports. In den Playoffs hat man sich schon vier mal getroffen, die Bilanz ist ausgeglichen, jedoch hat sich immer das Heimteam durchsetzen können. Gespielt wird diesmal in Denver. Man kann ein Spiel auf Augenhöhe erwarten, beiden Teams hat die Bye-Week gut getan, an Motivation sollte es ohnehin nicht scheitern. Die Defensive der Broncos ist wirklich herausragend, auf der anderen Seite muss sich die O-Line der Patriots sowie deren Receiver auf einiges gefasst machen. Tom Brady könnte zum siebten mal in einen Super Bowl einziehen, damit wäre er der alleinige Rekord-Super-Bowl-Mann.
Das NFC Conference Final könnte ein vorgezogener Super Bowl werden. Das wird richtig spannend, zwischen einem Offensivspektakel und einer Defensivschlacht ist alles möglich. Für Carson Palmer und eventuell auch Larry Fitzgerald könnte es die letzte Gelegenheit für das ganz große Ding sein. Cam Newton und seine Panthers spielen im eigenen Stadion und sind vermutlich auch noch nicht sehr schlau aus ihrem Sieg gegen die Seahawks geworden. Die erste Halbzeit war bestes Football, offensiv wie defensiv, warum sie dann in der zweiten Hälfte so einbrechen bleibt etwas rätselhaft. Man darf gespannt sein.
Ergebnisse/Ausblick:
Divisional-Round:
Kansas City Chiefs @ New England Patriots 20:27
Green Bay Packers @ Arizona Cardinals 20:26

Seattle Seahawks @ Carolina Panthers 24:31
Pittsburgh Steelers @ Denver Broncos 16:23

Conference Championships:
New England Patriots @ Denver Broncos
Arizona Cardinals @ Carolina Panthers
Martin Senfter
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