Die Styrian Studs richteten diesen finalen Event aus – der AFBÖ Präsident will den Sport in eine eigene Sektion hieven.

Die Styrian Studs sind ein ungewöhnlicher Football-Verein. Generell, weil heißen sie ja auch Financial Planning und haben damit als einziges Flag-Team einen Sponsor im Namen. Der hat sich über die Austragung der Flag Bowl in Graz ganz besonders gefreut, die wiederum exakt Bäckerei Sorger Flag Bowl VII hieß.

Das zeigt, dass hier Leute am Werk sind, welche sich Gedanken darüber machen, wie man die weiland eher vor sich hin dösende Flag-Szene beleben kann. Wobei dösen sicher nicht den sportlichen Aspekt betrifft, denn Österreich ist auch in Sachen Flag international eher der Elite als den Mitläufern zuzuordnen – querbeet durch Altersklassen und Geschlechtern. Nur so recht wahrgenommen wurde man bislang nicht – ist Flag nicht mehr als ein Hobbysport?

Monday Morning Quarterbacks
Die Antwort von Studs-Mann Heinz D’Alessandro dazu ist Nein, bzw. ein deutliches Jein. Man sieht sich gänzlich als Freizeitaktivist, ohne professioneller Ausrichtung, will aber sowohl sportlich, wie auch in Sachen Marketing von der grünen Wiese ein Stück weiter weg. ‚Wir haben gesehen wie Flag-Spiele anderswo in Europa organisiert werden und dabei einiges gelernt. Wir wollen mehr Aufmerksamkeit generieren, den Matches einen Veranstaltungsrahmen geben und damit mittelfristig Zuschauer gewinnen.‘ Über die Überlebensgröße des Vorhabens ist sich der Steirer im Klaren. ‚Die Studs sind nichts anderes als eine Gruppe von Footballfans, die einen Verein gegründet haben um selbst spielen zu können. Da wir nicht die Zeit haben drei Mal in der Woche zu trainieren und dann noch in die Kraftkammer zu gehen, haben wir uns bewusst für Flag-Football entschieden. Bei uns hat kein Spieler eine erwähnenswerte Tackle-Vergangenheit. Wir sind alle miteinander Monday Morning Quarterbacks.‘

Mit dieser ‚Strategie‘ sind die Studs soeben österreichischer Flag-Meister geworden. Geht es nach AFBÖ-Präsident Michael Eschlböck, war das der letzte ’normale‘ Meistertitel der vergeben wurde. ‚Ich möchte ab dem kommenden Jahr ein ‚Staats‘ vor dem Meister haben. Wir haben bei der Bundessportorganisation um Anerkennung von Flag-Football als Sektion angesucht und ich glaube, dass wir diese auch bekommen werden.‘

Eschlböck zählte bei der Flag-Bowl-Pressekonferenz (!) die Erfolge österreichischer Nationalmannschaften auf, darunter WM- und EM-Titel bei den Erwachsenen wie auch beim Nachwuchs. Zuletzt gab es auch für die Damen bei ihrem ersten Antreten bei einer Europameisterschaft Bronze. ‚Flag garantiert uns die Breite‘, so Eschlböck weiter. ‚Zum einen ist es ein Mittel um Kinder zum Football zu bringen, zum anderen ein eigener Sport für sich.‘

Mit einer BSO-Anerkennung einher ginge nicht nur die Vergabe eines Staatsmeister-Titels einer, sondern auch Fördergelder, welche man natürlich gebrauchen könnte.

Klasse, aber noch keine Masse
Flag-Referent Wolfgang Geyer kennt die sportlichen Erfolge seines Referats, wünscht sich aber mehr Teams. ‚Wir sind international im Spitzenfeld vertreten, haben aber nicht die Breite mancher anderer Nationen, wie Italien, Deutschland oder Holland. Ich wünsche mir dahingehend natürlich mehr Flag-Mannschaften in Österreich und eine wachsende Szene.‘

Dementsprechend glücklich ist Geyer mit Initiativen, wie sie die Studs setzen. ‚Ich kann den Studs als Veranstalter nur gratulieren und danken. Sie haben hervorragend gearbeitet und etwas Tolles auf die Beine gestellt. Mit Staunen und Freude zugleich stelle ich fest, dass am Plakat ein Eintrittspreis steht. Ich stelle generell mal ein Plakat fest!‘ war Geyer mit der Veranstaltung organisatorisch zufrieden. Sportlich hatte er bereits vor dem Finale gewonnen. ‚Ich bekomme entweder einen neuen Rekordmeister, oder einen neuen Meister – mir ist beides recht.‘ Er bekam den neuen Meister.

Eschlböck hob die "zwei Welten" hervor, welche für ihn die beiden Finalkontrahenten darstellen. "Auf der einen Seite hat man mit den Klosterneuburg Indians erfahrene Tackle-Footballer – mit einigen habe ich ja noch selbst gespielt, auf der anderen Seite die "jungen Wilden" Financial Planning Styrian Studs, die keine Wurzeln im Tackle-Football haben. Das finde ich persönlich sehr spannend, weil es zwei unterscheidliche Zugänge zum selben Sport sind."

‚Für uns was es sehr wichtig, dass wir sportlich reüssieren und zumindest das Finale erreichen‘, so D’Alessandro noch vor dem Endspiel. ‚Wir versuchen mit Nachdruck Medien anzusprechen und man tut sich damit viel leichter, hat man auch Erfolge.‘

Viele Zuschauer – noch mehr Medien
Über mangelndes Medieninteresse konnten sich die Studs dann auch nicht beklagen. Selbst der ORF war mit einem Kamerateam am Universitätssportgelände Rosenhain vertreten. Die erhofften 300 Fans waren nicht ganz am Platz, aber viel hat nicht gefehlt. Die Richtung stimmt in jedem Fall.

Das Endspiel selbst war dann ebenso dramatisch wie hochklassig und spannend und wurde von ORF-Co Michael Eschlböck kommentiert. Ein nicht unwesentlicher Mehrwert für Footballspiele allgemein, gibt es einen Platzsprecher. Eschlböck brachte nicht nur Spiel- und Spielstand rüber, sondern auch die Stimmung. Ein schönes erstes und auch letztes Mal, vor dem ersten Staatsmeisterschaftskampf?

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