Nach der Gründung des ungarischen Footballverbandes (MAFS) hat dieser einen Antrag zur Aufnahme als Mitgliedsland der EFAF gestellt, über welchen bei der kommenden Generalversammlung im März nächsten Jahres abgestimmt wird. Sollten die Magyaren den angestrebten Mitgliedsstatus zugesprochen bekommen, wird unser östlicher Nachbarn nicht nur künftig im EFAF-Cup, sondern auch bei der C-Gruppen EM 2007 teilnehmen, bei jener auch Österreich an den Start gehen wird. Während man sich also bereits auf das k.u.k. Duell freuen darf, schicken die Wolves Liebesgrüße aus Budapest in Form eines eindrucksvollen Shortcuts über ihre kurze Geschichte.
In der Kürze liegt die Würze
Die Ungarn wollen alles im Football erreichen und das am besten in Rekordzeit. Was man jahrelang verschlafen hat, wird nun im Eiltempo nachgeholt. Ihr Aushängeschild und Initiator, die Budapest Wolves, existierten bei ihrem Ligaeinstieg in der Division II gerade mal ein Jahr. Seither ist einiges passiert, Siege in Serie, Vizemeister und kürzlich die Gründung eines Verbandes. Eine erste Meisterschaft wurde ausgetragen, welche natürlich die Wolves klar für sich entscheiden konnten. Neue Vereine, die es zum Teil als Kollektiv schon einige Zeit gab, wurden gegründet, darunter die Debrecen Gladiators, Györ Sharks, Nagykanizsa Demons (die allesamt auch in der MAFL, der ersten Liga der MAFS spielen), sowie noch nicht ligataugliche Vereine, wie die Zala Predators und zwei weitere Teams aus Budapest, die St. Lawrence Giants, North Pest Vipers und Budapest Black Knights. Der Zulauf zu den Vereinen ist enorm. Die Wolves wußten schon im Sommer 2005 nicht mehr wohin mit den vielen Neuzugängen, fuhren mit Doppelstockbussen zu Auswärtsmatches, wo sie nicht selten 40 Mann an der Sideline und 11 am Spielfeld hatten.
Wolves out for summer
Bei der letzten ungarischen Ligasitzung haben 10 Vereine bei der MAFS gemeldet und werden 2007 in der MAFL spielen. Nicht dabei wird das erste Team der Budapest Wolves sein, welche für die ungarische Meisterschaft nur mehr ihr zweites Team genannt haben. Dazu Attila Àrpa, Manager der Wolves: "Wir haben nun einiges an Erfahrung sammeln können und wissen wo die einzelnen Teams ca. stehen. Es macht keinen Sinn mit einem Team bei dieser Meisterschaft anzutreten, welches in allen Belangen über den anderen steht. Wir möchten Entwicklungshilfe leisten und nicht eine Liga dominieren. Damit frustriert man nur die anderen Teams und auch die Zuschauer sind wohl kaum an einseitigen Partien interessiert. Daher haben wir beschlossen unser zweites Team in Ungarn ins Rennen zu schicken, die Wolves I konzentrieren sich dafür ganz und gar auf die Division I in Österreich. Was uns dort erwarten wird wissen wir im Detail noch nicht, aber wir gehen davon aus, daß es für uns enorm schwer werden wird. Es ist aber von Vorteil von den Besten zu lernen, als zu Hause über noch nicht konkurrenzfähige Mannschaften zu obsiegen. Wir wollen den Footballsport in Ungarn zum einen populär und zum anderen mittelfristig in Europa wettbewerbsfähig machen. Es ist unserer Ansicht nach dahingehend ein richtiger Schritt zu sagen: Hier sammeln wir Erfahrung – und da setzten wir diese Schritt für Schritt um."
Entwicklungshelfer AFBÖ
Der österreichische Verband steht den ungarischen Bestrebungen ausdrücklich wohlgesonnen gegenüber. Zwar ist und bleibt es dessen Kernaufgabe den österreichischen Football weiterzuentwickeln, aber gerade an den Wölfen dürfte man dort sehr viel Freude haben. Dazu AFBÖ Präsident Michael Eschlböck: "Football-Austria.com war ja einige Male selbst dort und hat gesehen was die Ungarn binnen kürzester Zeit aus den Boden gestampft haben. Die Zuschauermassen haben uns alle beeindruckt, die Veranstaltungen und am Ende auch die sportliche Leistung waren in Ordnung. Auf europäischer Ebene haben sie mit dem AFBÖ daher einen Fürsprecher für ihr Ansinnen Mitglied der EFAF zu werden. Wir sind natürlich auch daran interessiert wenn wir sehen hier entwickelt sich etwas Interessantes das entsprechend zu unterstützen. Was könnte es besseres geben als ein weiteres Nachbarland in Europa, welches guten Football zeigt?"
In der Tat haben die Wolves im letzten Jahr die Division w in lichte Event Höhen geführt. Bei ihrem ersten Heimmatch hatten sie mehr Zuschauer (3.500) als der komplette Rest der dritten Liga im Jahr zusammen. Danach schwand das Zuschauerinteresse zwar merkbar, was nur so viel heißt, daß am Ende immer noch 2000 Zuschauer ins Stadion fanden. Einen weiteren "Absturz" gab es während der MAFL. Das Finale der ungarischen Liga wollten dann "nur" mehr 1800 Menschen sehen. Trotzdem ein guter Indikator dafür, was sich dort abspielen wird, kommt der "Europameister" 2005, die Vikings (Team II) 2006 nach Budapest. Die Veranstalter rechnen mit einem Ansturm von über 5000 Leuten und denken bereits darüber nach das Stadion für dieses eine Match zu wechseln (Ferencvaros?). Ebenso dürfen sich die Vikings schon heute auf einen "ungarischen Überfall" auf der Schmelz freuen. Mißt man die Sache an Rudersdorfer Verhältnissen (bei den Gladiators waren rund 400 Gastfans am Platz) so können die Wikinger mit gut und gerne 1000-1500 Fans zusätzlich aus der Ferne rechnen.
Synergien mit der magyarischen Marketingmaschine?
So wie die Ungarn von der sportlichen Größe der heimischen Vereine profitieren, so könnten sich auch die Teams der Division I einiges davon abschauen, wie man Events inszeniert. In jedem Fall werden sie Spaß daran haben vor einer solchen Kulisse zu spielen und das sollte sie auch anspornen mehr als bisher zu machen. Erste Signale, daß es auch unterhalb der AFL stark in Richtung Event Marketing geht liefern z.B. die Steelsharks, welche zwar nach wie vor mit einer Krücke durchs Web humpeln, die ist dafür aber sehr hübsch. Der Folder mit dem sie zur Zeit die Marke Football, das (ihr) Image und die Anwendungsmöglichkeiten für Werber (Produkte) anpreisen ist als Marketinginstrument von höchster Professionalität. Mal sehen ob deshalb Firmen an- und aufspringen. Die Möglichkeiten haben sie dafür geschaffen, die Werkzeuge in der Hand und die Damen und Herren dahinter machen einen entschlossenen Eindruck. Ähnliche Tendenzen sind in der neuen Bierstadt St. Pölten rund um das Anheuser Busch Field auszumachen, wo der Trend klar hin zu einem Gameday Konzept führt und weg von der "Machen wir schon irgendwie" Ideologie der 80er und auch 90er Jahre. Es werden sich viele Teams vielleicht die Frage stellen müssen für wen sie eigentlich Football spielen. Lautet die Antwort man spielt mit Spielern auch für Spieler, also der Sport im Mittelpunkt als Körperkult steht, dann wird man sich mit leeren Rängen weiter zufrieden geben müssen. Wir brauchen einen Event Manager – und nicht umgekehrt lautet der Kernsatz, will man mehr Aufmerksamkeit, Medienpräsenz, Zuschauer und Sponsoren. Umgekehrt geht es natürlich auch – inhaltlich und damit verbunden auch sportlich aber nur mehr abwärts.
Was haben die Wolves damit zu tun?
Rein gar nichts bis sehr wenig. Sie können auch niemanden konkret helfen – man kann sie aber als Role Model hernehmen. Sie haben nämlich etwas vorgemacht, besser gesagt von vorne herein etwas nicht getan, was bei uns noch gang und gebe ist. Nämlich herumwursteln, klecksen und Ideen wegdenken, anstatt machbare Schritte zu setzen, damit zu klotzen und Ideen umsetzen. Dieses Credo zeichnet die Ungarn aus und hat sie u. A. zu dem gemacht was sie heute darstellen. Ein Sportverein mit mehreren tausend Zusehern, der in allen Medien präsent (zum Teil weit vorne) und denen das alles noch nicht genug ist. Dieses Verlangen vermißt man hier mancherorts schmerzlich.
A Wolf for life
Die Wolves haben zu Weihnachten einen 10-minütigen Kurzfilm über ihre bislang kurze Karriere ins Netz gestellt. Das 65MB große Video zeigt in Slow-Motion Aufnahmen die Höhen, aber auch die Tiefen eines Wolflebens und versteht sich als Liebesgruß an alle Footballfans.
Was die Ungarn von Österreich halten, weiß jeder der sich öfter in diesem Land aufhält. Man ist nicht bloß zu Gast bei Freunden, sondern fühlt sich binnen kürzester Zeit wie zu Hause. Ob beim sonntäglichen Sopron Shoppen, beim Zocken im Casino von Szombathely, am Golfplatz in Bük, beim Memoiren Verfassen am Balaton, oder beim Nightlubbing in der Metropole Budapest. Die Freundlichkeit mit der einem die Menschen begegnen ist ehrlich, was bei der gemeinsamen Vergangenheit alles andere als selbstverständlich ist. Diese Ungarn sind einfach coole Leute, da kann man sagen was man will. Schauen Sie sich z.B. nur den völlig enthusiasmierten jungen Kicker (Jahrgang 84) der Wolves an. Gabor Sviatko. welcher "bei uns" durch die Foren schwirrt und mit der Welt kommuniziert. Der Junge ist nicht nur ein außergewöhnlicher Footballspieler (wer ihn jemals kicken sah, weiß das), sondern auch ein tapferer und integerer Botschafter in Sachen Football (aus Ungarn).
Wie alle großen Städte hat auch Budapest seine schlechten Seiten und diese wollen wir allen Gegner der Wolves im kommenden Jahr auch nicht verheimlichen. Die Vorfreude auf die Reise zu den vielen Zuschauern und den spärlich bekleideten Cheers scheint bei manchen Spielern sehr groß. Wir wollen diese nicht trüben, aber ein paar Warnhinweise geben. Budapest ist zwar nicht Detroit, die Wahrscheinlichkeit, daß Sie als Opfer eines Raubmordes auf offener Straße enden daher auch verschwindend gering, aber so ganz und gar ungefährlich ist es dort nicht. Autos werden mit einer Regelmäßigkeit aufgebrochen und geleert, wie hierzulande die Aufsteller der Sonntagskrone. Auch bei Taxifahrten ist Vorsicht geboten. Die Herren verlangen oft Phantasiepreise für 5-Minuten Trips und eine ganz schlechte Idee wäre es alleine als Football Tourist durch die Budapester Nacht zu tänzeln. Das könnte relativ rasch mit einem bösen Erwachen enden. Es ist am Ende auch kein Trost, wenn man erfährt, daß man nicht von Einheimischen beklaut wurde, aber man kann sich davor schützen. Parken Sie ihr Auto nach Möglichkeit nicht auf unbewachten oder unverschlossenen Parkplätzen. Lassen Sie keinesfalls Wertgegenstände in der Karre! Machen Sie sich bei allem was Sie erwerben wollen vorher den Preis aus. Gehen Sie nicht alleine in Spelunken und rötlich beleuchtete Bars. Wenn Sie das alles berücksichtigen sollte einem fantastischen Kurzurlaub in Budapest nichts mehr im Wege stehen. Diese Stadt ist unglaublich schön, romantisch und hat allerhand zu bieten. Am Kultur- wie auch am Entertainment Sektor oberste Kategorie. Sportlich? – Da schauen wir mal genauer nach im kommenden Jahr.

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