Zwei Jahre haben sie das Leid geduldig ertragen – so würde es auf einer Parte stehen. Nur verstorben sind sie zum Glück nicht, die Salzburg Bulls. Nach den sieglosen Saisonen in der Bundesliga, sind die Mozartstädter zurück in der Division 1, wo sie sich mit einem neuen Team erst wieder finden müssen. Neu ist auch das Stadion (Bulls Field in Salzburg-Gnigl) und der Headcoach Stefan Schubert. Football-Austria sprach mit dem 33-jährigen Salzburger, der auch schon in Graz (Giants) und Hohenems (Blue Devils) tätig war.
Wie betrachtet man rückblickend die zwei Jahre AFL in Salzburg?
Es war eine lehrreiche Erfahrung. Es war keine lustige Zeit, aber eine aus der man was mitnehmen kann und muss. Im zweiten Jahr war das Team sportlich völlig am Boden, hat sich aber nicht aufgegeben und Charakter bewiesen. Das stimmt mich positiv für die Zukunft. Es gibt also durchaus auch positive Erkenntnisse daraus.
Wie sieht das Division 1-Team der Bulls 2012 aus?
Es ist eine total junge Mannschaft und diese jungen Leute werden auch Spielzeit bekommen. Es sind Teile des alten Grundgerüsts noch da, aber wir haben viele ehemalige Leistungsträger verloren, wie das komplette Defensive Backfield bis auf David Kreuzhuber, die aufgehört haben, bei den Raiders bzw. den Vikings nun sind. Sportlich tut das weh, aber so kommen die jungen Spieler jetzt in den Genuss von mehr Spielzeit. Man muss mit den Leuten arbeiten die man hat. Wir haben das Team 2 aufgelöst und die beiden Kader zusammengeführt.
Welche Zielsetzung wurde für die kommende Saison ausgegeben?
Es wäre vermessen, wenn wir von sportlichen Zielen im Sinne von Titel sprechen. Wir lassen das bewusst offen, denn wir müssen uns erst mal finden. Es ist auch sehr schwer unsere Gegner einzuschätzen. Wo ordnen sich die Carinthian Lions ein? Wie stark werden die zweiten Teams der Raiders und Vikings heuer sein? Das wird man alles erst sehen. Wir müssen von Spiel zu Spiel denken und anstreben, uns da gut zu schlagen.
Für manche ist Salzburg als Absteiger durchaus ein Mitfavorit
Das mag schon sein, aber wir haben eine beinahe neue Mannschaft. Es sind einfach zu viele Variablen in der Liga, so man ehrlicher Weise nicht sagen kann, wer wie abschneiden wird.
Beim Trainerstab hat sich einiges verändert…
Der Coaching Staff ist nicht komplett neu. Jürgen Roßmanith und Thomas Simmeit coachen jetzt wieder in Deutschland bei Burghausen und sind nicht mehr bei uns. Wir haben einige Spielercoaches inthronisiert. In erweiterter Rolle wird Francesco Lanzani die Specials Teams betreuen, Alexander Narobe ist Offense Coordinator, die Defense teilt sich Brendan Faubion mit mir. Das System baut auf diese Spielertrainer auf. Wir haben gemerkt, das die Coaches für die Spieler erreichbar sein und unsere Philosophie leben müssen, was für manche vielleicht merkwürdig klingen mag.
Welche Philosophie ist das?
Wir haben drei Grundsätze definiert, die wir etablieren wollen und auf der alles andere fußt: Leidenschaft, Loyalität und Respekt. 
Das hört sich jetzt sehr philosophisch an…
Das ist die Natur einer Philosophie.
Wären Sie 2009 schon Headcoach der Bulls gewesen, wären sie in die AFL aufgestiegen?
Das ist mit dem heutigen Wissen natürlich eine schwierige zu beantwortende Frage. Die beiden Jahre waren hart und nicht erfolgreich. Aber man stelle sich vor, wir hätten es nicht getan. Dann würden heute im Team viele der Chance nachweinen und es wäre eine ewige „Was wäre wenn – Diskussion“ entstanden. Und man hätte uns obendrauf noch von Außen vorgeworfen, es gar nicht versucht zu haben. Ich stehe dazu, dass wir es eben probiert haben. Das Projekt ist gescheitert. Wir sind zwei Jahre gescheiter.
Die AFL ist also kein Ziel mehr?
Natürlich ist das noch ein langfristiges Ziel. Momentan ist das Thema aber komplett vom Tisch. Wir wollen nicht ewig in der zweiten Liga bleiben, aber jetzt orientieren wir uns sportlich und wirtschaftlich in und an der Division 1. Da müssen wir mal mithalten, da ist dieses Team jetzt mal zu Hause. Klar ist ja auch, dass 2010 und 2011 in der AFL gescheitert sind und in der Form brauchen wir es nicht noch einmal probieren. Auch einer der wenigen Vorteile der zwei Jahre: Versuch und Irrtum liegen bereits hinter uns. Wir wissen wenigstens, wie es nicht geht. Das ist nicht viel an Wissen, aber es ist auch nicht gar nichts.
Es gibt eine neue Spielstätte in Gnigl, das Bulls Field.
Und das war ganz wichtig. Das Herumwandern von einem Platz um anderen war ein fürchterliches Handicap und ein permanenter Stressfaktor für uns. Wir waren meist damit schon viel beschäftigt, einen Platz zu organisieren. Ein unhaltbarer Zustand. Die Sache hat nun ein gutes Ende gefunden. Mit dem nicht vorhanden Heimfeld hast du viele andere Dinge auch nicht. Du hast weniger Zeit für dein Team, du kannst dir keine Fanbasis aufbauen, du kannst keinen guten Gameday organisieren – wir hatten ja nicht mal eine Tribüne mehr im Vorjahr. Schlussendlich hast du auch gar keinen Heimvorteil mehr. Worauf soll man dann auch noch stolz sein als Salzburg Bulls-Spieler und Fan? Jetzt haben wir bei der Infrastruktur doch einiges bewegen können. Wir haben eine Heimstätte, wir haben eine Tribüne und wir werden wieder richtige Gamedays abhalten können. Da blicke ich mal sehr optimistisch in die Zukunft. 
Die Verpflichtung eines kalifornische Linebackers (Anm.: Brandon Faubion) kam doch ein wenig überraschend. Der letzte kalifornische Linebacker (Anm.: Nick Garratt) kritisierte Organisation und Trainerstab harsch und wurde dann gekündigt. Gilt hier Versuch und Irrtum nicht?
Ich will nicht auf ehemalige Spieler eingehen. Brandon weiß genau worum es in Salzburg geht und er ist sportlich und menschlich ein Top-Mann. Wir haben gemeinsam einen guten Start hingelegt und es gibt keinen Grund zur Klage. Er ist immer die perfekte Anlaufstation, verhält sich so, wie wir uns das gewünscht haben und bringt sich ins Team ein, wie wir es erhofft haben. Wir haben uns Brandon gut angeschaut, bevor wir ihn geholt haben.
Trotzdem gab es in Vergangenheit oft solche Probleme mit US-Spielern. Woran lag das?
Solche Auseinandersetzungen sind nie die Schuld von einer einzelnen Person. Es ist eben die Vergangenheit und die interessiert mich weniger. Mich interessiert die Gegenwart und die Zukunft. Wir haben diesen Spieler geholt, er erfüllt unsere Erwartungen zur Gänze und wir kommen mit ihm sehr gut zurecht. Wenn das in einigen Fällen vorher nicht geklappt hat, heißt es nicht gleichzeitig, dass es nie klappt. Brandon ist nicht der erste US-Spieler und Coach mit dem ich zusammenarbeite.
Wird Brandon Faubion auf beiden Seiten des Balls spielen?
Geplant ist, dass er auf seiner Position spielt und die ist in der Defense. Ich will nicht ausschließen, dass wir ihn mal in der Offense bringen, aber momentan sieht es nicht danach aus.
Wer wird als Quarterback in die Saison gehen?
Benjamin Ast wird starten. Der war letztes Jahr schon Backup in der Kampfmannschaft und Quarterback der zweiten Mannschaft. Er ist kein Verlegenheitskandidat, sonder wir haben uns bewusst dafür entschieden einen jungen Österreicher als Spielmacher aufzubauen. 
Die aktuellen Stärken der Bulls?
Unser Stärke ist der Hunger eines neu formierten junges Team und die Chemie im Team stimmt.
Gibt es einen Tipp für die Rangers, die ja quasi die Nachfolge antreten?
Anschnallen, festhalten, durchbeißen. Das wird sicher hart, aber wenn sie sich nicht unterkriegen lassen und fest an ihre Chance glauben, dann ist viel möglich. Es gibt genug Beispiele aus der Vergangenheit, wie man die Großen ärgern kann. Klar muss ihnen sein, dass es ein massiver Sprung auf allen Ebenen sein wird. Die AFL hat mit der Division 1 nichts gemein.
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments