Das Gefälle in der AFL ist dabei aber zerklüftet. Innerhalb der „BIG 4“ gibt es nur dann eines, wenn ein Team ein veritables (Personal) Problem hat – siehe Raiders-Dragons, ansonsten ist das eine (Hoch)ebene. Die anderen Plätze sind derart fix vergeben, so – wäre die AFL eine Felswand – man bei einem Absturz durchfällt bis zum Vorsprung Prag (5), dann auf die Kante Kärnten (6) prallt, um schlussendlich in der Talsohle Salzburg (7) einzuschlagen.
Schmerzliche Wahrheit
Ich habe heute mit Alex Narobe gesprochen. Dem Obmann der Bulls. Nicht immer, aber oft, wenn ich mit ihm geredet habe, geht es mir eine halbe Stunde später schlecht. Also nicht körperlich, wobei es mir schon kalt über den Rücken läuft, sondern seelisch. Das meine ich nicht böse. Aber Herr Narobe hat die unangenehme, aber auch wichtige Eigenschaft, mir den Unterbau der AFL – die „other side“ des angeblichen Schmuckstücks des heimischen Footballs – so zu erklären und zu schildern, dass mir (nach 30 Minuten) wieder klar wird, warum manche Dinge so klein sind, wie sie eben sind. Weil er beschreibt die Katze und den Schwanz und warum sie sich in diesen beißt.
Meine Damen und Herren: Es wird unter den derzeitigen Umständen und Gegebenheiten – Österreichweit wie auch lokal – in Salzburg auf absehbar lange Zeit kein wettbewerbsfähiges AFL-Team geben. Ich glaubte vor zwei Jahren, dass das geht. Ist nicht. Wird auch nicht. Selbiges gilt für St. Pölten, Linz, Ems, das Burgenland und – womöglich, aber da bin ich mir noch unsicher – Kärnten. Und es liegt auch, aber nicht nur an den Personen. Manfred Mocher mag man von Wien aus betrachtet als streitbare Witzfigur wahr nehmen, leider – oder Gott sei Dank – ist er das natürlich nicht. Der redet manchmal für alle außerhalb Kärntens wirres Zeug, dass er in den Klub hinein viel bewirkt, das streiten ihm nicht mal seine schlimmsten Feinde ab. Also…
Der wachsende Graben
Die Kluft zwischen dem was Swarovski (Raiders) und Raiffeisen (Vikings), was eine urbane und devote Community (Dragons) und eine Universitätsstadt mit einer Basiskultur (Giants) bewirken können, zu den „Two and a half men“ Shows in Mozart Town und am Wörthersee ist angewachsen. Und das in einem Fall (Salzburg) deutlich. Lichte Momente (zwei TDs gegen Graz) sind die Ausnahmebestätigungen. Kärnten mag sich heuer bei den Imports vertan haben, aber Umfallen vor Lachen werden sie auch nicht nach 43 Tagen Saison. Das hört sich an wie eine Overtime in der Fastenzeit. Aber Hallo! Anderthalb Monate Football, dann ist was? Pause!
Salzburg wird, das glaube ich, 2012 wieder in die Division 1 absteigen. Und wenn man sich ansieht, was dort grad passiert ist zwischenzeitlich (ich bin so positiv – hey!), wie die Knights und Rangers im Coacing Bereich arbeiten, wie der Gamespeed durch die Anwesenheit der Vikings² und Raiders² angezogen wurde, da kann man den Bullen nur alles Gute wünschen. Ich glaube nicht, dass sie dann ad hoc in der Lage sein werden gleich wieder vorne mitzumischen. Kommt auch auf die Zusammensetzung an.
Vier Klassen, wie gehabt
Geht man noch weiter runter, dann erkennt jeder, der nicht auf beiden Augen samt seinen Hühneraugen blind ist, dass in Österreich vier Klassen einfach Realität sind. Auch wenn es nur drei sind, ist es evident. Da werden die Black Lions² auf die Hurricanes losgelassen, die Budapest Wolves Junioren, heute 22+, die die Raiders vor drei Jahren zerpflückt haben, spielen mit anderen Jerseys und Namen mit und werden der erste richtige Prüfstein für die Kamber & Co-Black Lions. Schaut man sich den Roster der Black Lions² an und pickt die Schlüsselspieler der Offense und Defense raus, dann kommt man auf interessante Querverbindungen. Diese Spieler haben in ihrem bisherigen Footballer Leben noch nie ein Spiel gegen die Red Lions Hall, Steelsharks Traun oder Vienna Knights verloren. Und jetzt spielen sie gegen eine Zwanzigschaft aus Stallhofen, die dort gerne wieder ein Footballteam haben möchten. Da hat es doch was, oder übersehe ich da etwas Wesentliches? Nächstes Jahr stellen sich die Pinzgau Devils und Styrian Eagles vermutlich um einen Ligaeinstieg an. Sind das dann gleich die nächsten Opfer? Sacrifice for fun. Bitte her mit den vier Klassen, denn wir haben sie so oder so!
Wird das Football-Europa zu Football-Austria?
Walter Reiterer